Einstellungssache
Der Morgen begann wie immer, man begrüßte und verständigte sich mit grunzenden Lauten, ließ sich die Netzhaut von den üblichen Verdächtigen peinigen und schlurfte nach der Anmeldung zum AlMoKaSchi (All-Morgendlicher-Kaffee-Schiss) in Richtung Schüssel.
Eins Fehlte:
Der Gestank von Antizünd und seinen pelzigen Schergen war nicht präsent.
Was uns nicht unangenehm war.
Hembi und ich quetschten uns in die Kombi, sattelten auf und machten uns auf den Weg zur Boxenausfahrt. Hembi fackelte wie immer nicht lange und ließ seinen lauwarmen Reifen wissen, er dürfe auch durchdrehen. Die ersten 3 Kurven waren malerisch verschönert, ich hechelte hinterher. „So kann man doch nicht in der ersten Runde im ersten Turn am Kabel ziehen...das tut irgendwann weh.“ erinnerte ich mich an meinen Faux-Pas vom 8h Rennen.
Ich schloss unvermittelt wieder auf, der Knoten schien geplatzt.
Dann bog Hembi zu meiner völligen Überraschung ohne Vorwarnung in letzter Sekunde ab in die Boxengasse.
Ich denke noch „Vielleicht will er die Cam holen, oder muss plötzlich kacken....irgend einen komischen Grund wird das Manöver schon haben.“ und fahre die 16min bis zur karierten Flagge fertig.
In der Box angekommen steht ein ziviler Hembi vor mir und schüttelt den Kopf.
Frech frage ich ihn „Was ist, in die Kombi geschissen?“
Er murmelte irgendwas von „Nope, Motorschaden“
Er wollte mich wohl verarschen.
„Ja klar, meine Oma hat mich auch grade aussenrum überholt.“
„Ne, das war jemand anderes. Hilft aber nix, mein Motor ist platt.“
Ich fiel vor dem Zelt auf dem Motorrad sitzend fast in Ohnmacht.
„Das ist jetzt nicht wahr“
„Du hast gemerkt, dass ich den Hügel rauf keinen Qualm mehr hatte?“
„Na ja, ich hab gedacht ich bin besser aus dem Eck und hab graaade angesetzt dich zu spalten“ hörte ich mich labern.
„Na ja, das war's mit dem Motor.“
Das saß.
Plötzlich sah ich eine gebückte gräßliche Gestalt, die seine aus krummen und verbeulten Auspuffrohren bestehenden Beine übereinandergeschlagen auf Hembis Kawa Platz genommen hatte. Es stank plötzlich nach verbranntem Gummi und altem Benzin.
Die Gestalt bestand ausschließlich aus kaputten und verbeulten Motorradteilen. Antizünd.
Er deutete mit einem Finger, der verdächtig nach meiner alten verbogenen Fußraste aussah, auf uns und kicherte.
Er hat sein Meisterstück von langer Hand vorbereitet und nun vollbracht.
In Brünn den Motor Ölfrei bekommen und den Grundstein für das verrecken am Slovakiaring gelegt,. Es war bei dem Probelauf zuhause nicht erkennbar, dass der Motor, der nur kurz ohne Öl war, einen Schaden genommen hatte. Er hatte uns nun endgültig und voll erwischt.
Zum meinem aufkeimenden Frust kam Ratlosigkeit.
„Was nu? Ersatzmotor hab ich heute ausnahmsweise keinen dabei...Sollen wir das Rennen nur mit meinem Eimer fahren? Wird halt viel Zeit kosten mit Tanken, den 2ten Platz in der Wertung können wir damit abschminken. Aber ohne den Versuch fahre ich nicht wieder nach Hause!“
„Eh klar. Hechi meinte aber, er hätte noch einen Motor bei sich in der Werkstatt stehen.“
„Dann holen wir den!“
„Na ja...da ist noch ein Problemchen...“
Er erzählte mir, dass zwar ein gebrauchter Motor bei Hechi läge, aber nicht sicher war, ob der überhaupt laufen würde. Gebraucht, gekauft wie gesehen, ohne Probelauf.
„Scheiß drauf, wir versuchen's. Nimm meinen BMW und lass fliegen. Strafzettel über 50 € schick ich dir aber nach

“
Hechi meinte, man könne die Strecke in 3,5h bewältigen, also in ca. 8h wäre Hembi nebst Aggregat wieder im Lager der Fahrer und wir könnten anfangen zu schrauben. Kurz überschlagen hätten wir abends um 19Uhr angefangen zu schrauben, wenn alles glatt lief und kein Stau auftauchte.
Wir organisierten eine Decke und dünne Spanngurte und Hembi nebst Copilotin starteten von Dannen.
Nach 5 Minuten fuhr er wieder durch's Fahrerlager.
Führerschein holen, den hatte er für den Transponder hinterlegt.
Dann starteten sie durch.
Ich ließ es den Rest des Tages ruhig angehen und fuhr ein wenig im Kreis, immer mit dem Hintergedanken: Wenn du deine jetzt auch noch eintütest, dann isses gelaufen.
Um 18Uhr schickte ich Hembi eine SMS, ich würde mich mal dran machen den Hobel zu zerlegen.
Er tat sein Einverständnis kund und ließ uns wissen, dass er zwar den Motor in der Werkstatt gefunden und auch eingeladen hatte, aber vor 21 Uhr nicht zu erwarten sei.
Scheiße.
Ich rollerte meinen Werkstattwagen in die Box und fing an zu schrauben....