Danke Jungs für die Rückmeldungen! Einen hab ich noch für diese Woche.
Start 2017 – alles sollte besser werden als im ersten Jahr! Wie vorgenommen setzte ich gleich eines meiner Vorhaben um und buchte 5 Tage zu Ostern in Italien. Misano, ich komme! Mein Fitnesslevel war schlechter als 2016 und das sollte ich auch bald zu spüren bekommen. Ich buchte bei 2 verschiedenen Veranstaltern die hintereinander in Misano waren.
Die Vorfreude war groß und ich setzte auch mein zweites Vorhaben um mich besser vorzubereiten. Das Motorrad wurde neu serviciert, sprich nach 30.000 km auf der Straße wurde die Gabel überarbeitet, die Bremscheiben getauscht und noch ein paar Kleinigkeiten gemacht. Gebraucht wurde ein zweiter Satz Felgen mit Regenreifen besorgt! Es konnte losgehen!
Die Fahrt gestaltete sich problemlos und ich rollte auf der topfebenen Autostrada richtung Bella Italia! Der Wetterbericht versprach gutes Wetter und bewahrheitete sich! Ich kam so um 23 Uhr am Marco Simoncelli Circuit und war von der Größe des Fahrerlagers ziemlich beindruckt. Es herrschte schon Nachtruhe und alle Boxen waren geschlossen, nirgends brannte mehr Licht. Ich wollte mich eigentlich vor Ort um einen Platz in einer Box kümmern, daraus wurde an diesem Anreisetag nichts mehr. Ich koppelte den Anhänger ab und fuhr ins Hotel Silvia ungefähr 5 min vom Kurs entfernt und freute mich auf den nächsten Morgen. Morgens beim Frühstück gleich ein paar gleichgesinnte erspäht, die sich auch auf dem Weg zur Strecke machten.
Los ging’s! Geiles Wetter, Box gecheckt mit internationalen Publikum. 2 Dänen, 1 Schweizer und 2 Deutsche – man konnte sicher verständigen prima! Alles schnell aufgebaut und auf zum ersten Turn in Gruppe Grün! Diesmal gab’s leider am ersten Vormittag keinen Instruktor der frei, also wurden die ersten 2 Turns zum Erkunden der Stecke genutzt. Raus aus der Boxenausfahrt dann die Doppelrechts, die Linkskurve und dann Gegengerade – Hahn auf GAAS!! Geile Strecke, hab mich sofort wohl gefühlt.
Die Links nach der Gegengerade stellte sich später als meine Lieblingskurve heraus. Die ersten Turns verliefen problemlos, auch der dritte war fein zu fahren. Die Ausgewogenheit der grünen Gruppe war gegeben. Es war kein kompletter Nasenbohrertrupp unterwegs. Am Nachmittag ergatterte ich einen Instruktor, einen Italiener der glaub ich Pepo oder Pepe hieß. Er sprach dieses herrliche „nasale“ Rossi-Englisch und er war mir gleich sympathisch.
Okay, der fährt die Kurven ganz anders als ich, versuch ich gleich mal nachzumachen. Er steigerte sich von Runde zu Runde und ich konnte ihm gut folgen, bzw. passte er sich natürlich an meinen „Killer-speed“ an.
Besprechung mit Pepo folgte. Er ließ mich verstehen, dass ich zu verkrampft am Bock bin und zu sehr in einer Linie mit dem Motorrad in den Kurven. Also wieder raus mit ihm zu Turn 5. Es wird besser.
Er sprach noch ein paar Dinge an, an denen ich alleine üben sollte und morgen sollte es wieder losgehen mit ihm als Instruktor.
Am nächsten Vormittag fuhr ich noch 2 mal mit ihm. Vor der sauschnellen doppel oder dreifach rechts hatte ich echt Respekt und traute mich nicht mit Vollgas durchfahren, aber Pepo ließ nicht locker und klopfte sich immer auf seinen Arsch, das ich dabei bleiben sollte bei dieser Passage. Und schließlich war der Knoten geplatzt und ich konnte drann bleiben und bekam den Daumen hoch von Pepo.
Geil wars! Der zweite Tag war vorbei und es sollte noch ein halber Tag bis Mittag folgen und dann wechselten die Veranstalter.
Die 5 anderen Jungs aus der Box reisten bereits nach dem zweiten Tag ab. Bei manchen aus technischen Problemen, einer hatte keinen Bock mehr und 2 wollten für den halben Tag keine Boxengebühr mehr zahlen. Na super! Alleine brenn ich die Box sicher nicht, dachte ich mir und begann auch zu packen.
Doch es kam anders. Ich bekam Besuch aus Holland. 2 Väter, deren Söhne im NEC Meisterschaft mit den 250er Hondas fuhren teilten sich mit mir die Box und noch jemand stieß hinzu. Es war unglaublich wie akribisch die sich vorbereiteten. Sie hatten jeweils einen Mechaniker dabei und jeden Tag wurde das Bike zerlegt und wieder zusammengesetzt, alle Flüssigkeiten getauscht etc.
Die Jungs waren denk ich 14 oder 15 Jahre alt und hatten es einfach drauf! Super jetzt kam ich mir wie ein Nasenbohrer vor. Von wegen DB Killer und Dezibellimit. Die Möhren waren derart laut, dass ich mir beim Starten mit der Startmachine die Ohren zuhalten musste in der Box.
Neuer Veranstalter – direkter Wechsel. Fahrerbesprechung und technische Abnahme. Es gab keine Gruppeneinteilung. Ich wurde skeptisch. Auf Nachfrage wurde mir gesagt, dass alle sehr lange Stammkunden sind und alle aufeinander aufpassen. Okay, mal schauen. Was soll ich sagen – es klappte wirklich. Entgegen dem Ungarn Ausflug waren auch gefühlt 1/3 der Leute zeitgleich auf der Strecke. Und nachdem ich schon 2 Tage Vorsprung auf die meisten anderen hatte, war ich gut dabei bei der Musik und hatte meine persönlichen Erfolgserlebnisse.
Ich lernte im Hotel neue Leute kennen mit denen es wirklich Spaß machte und mit denen es auch 2018 ein Wiedersehen gibt. Am Ende des vierten Tages, konnte man Streckenfotos ansehen und ich musste leider feststellen, dass ich immer noch zu sehr in einer Linie mit den Motorrad bin. Hinter mir sagte ein älterer Deutscher: „Jung, wenn du weiter so die Kurven fährst, liegste bald auf der Fress!“
Ich unterhielt mich mit ihm und das Ende vom Lied war, er bot mir 2 Turns an am nächsten Tag wo er vor mir fuhr und ich seine Körperbewegungen nachahmen sollte. Das ganze bei moderater Geschwindigkeit, um sich nur auf die Bewegung zu konzentrieren. Alter Falter, es funktionierte. Waren früher meine Knieschleifer nur am Boden mit komischen Verrenkungen, konnte ich plötzlich nach Lust und Laune knieschleifen. Egal ob rechts oder Linkskurven und egal bei welchem Speed. GEIL, GEIL, GEIL!
Ich bedankte mich mit einigen Bieren und hoffe das ich ihn 2018 wiedersehe!
Misano war ein voller Erfolg. Die Regenreifen blieben trocken und ich machte mich nach 5 Tagen auf den Heimweg. Schön langsam wird das, dachte ich mir und fuhr mit einem Dauergrinser bis nach Österreich zurück.

- Anbremsen nach der Gegengeraden mit "Rossi-Halsschlagader" und Puls 200+

- Zwar noch 3 Meter weg vom Curb, aber es wird besser :)