Die absolut langsamste R6 der ganzem Veranstaltung besticht durch die einfache Ausstattung, erhöhtes Gewicht (das Motorrad!) und verringerte Leistung. Aber das ist mir egal. Von mir aus können gerne alle schneller sein als ich. Ich habe Spaß. Es geht endlich mal fluffig um die Ecken, sogar die Schikane merkt man kaum. Geiles Ding. Wir freuen uns auf zwei weitere Tage mit unendich viel Fahrzeit. Am ersten Tag gibt es keinerlei Probleme mit dem Zeitplan, alle Teilnehmer benehmen sich. Es ist für alle "nur ein Training" und kein Kampf um eine Ananas. Am Abend kommt noch eine Info, dass es morgen früh noch ein Update zu den lokalen Einschränkungen geben wird.
Der Reifenservice versucht am Abend noch, bis um kurz vor elf Partystimmung zu verbreiten, aber es ist niemand mehr da. Außer uns, dem Reifenmann und den paar Polen vom Teamtruck. Besinnliche Ruhe herrscht von weit vor Mitternacht.
Tag zwei bietet neben der Ausdehnung der Ausgangssperre (ab 16 Uhr) und dem dementsprechend angepassten Zeitplan eine weitere unangenehme Überraschung: Fahrzeit ist endlich. Kurz nachdem die RSV4 mit dem Henning drauf an mir vorüber ist und auf der Geraden zum Tiefflug ansetzt, verteilt sich ein blauer Nebel aus dem Auspuff. Spanien und italienische Mopeds, das geht einfach nicht gut. Während ich versetzt dahinter in Richtung Box rolle, denke ich zurück an unser Gespräch vor der Abfahrt. Da war er noch ganz zuversichtlich..."die hält, der Motor ist nicht gemacht", "ja", erwiderte ich,"aber der Luxgixxer hat gesagt, die halten nich (ich hab's immer noch im Ohr, Tränen kullerten mir dabei über die Wange, das war das Ende von Alcarras 2019 nach nicht einmal zwei Tagen)". Jetzt isses also passiert. Eigentlich nur eine Frage der Zeit.
Also mal wieder Bike-Sharing. Super. Endlich wieder nur die Hälfte der doppelten Fahrzeit.

Ich tingele zu Artur und melde uns beide für die R6 an. Na, gut, denke ich, dann eben wieder Wettkampf mit demselben Material. Kleines Opfer. Dem Henning ist heute neben einem Ventil auch sein Herz zerbröselt, und ich gebe das kleine Ding auch gerne für einen eventuellen Start im Endurance-Rennen her, bevor ich mich auf den Weg mache, in Tabernas diverse Trösterchen für's Grillieren einzukaufen (Wein, Steak, Fuet, ...). Ich blockiere den kleinen Laden für gefühlte zwei Stunden, bis ich endlich den Einkauf fertig habe. Hätte ich doch die Brille nicht im Auto gelassen. Schlaue Idee. Jetzt beschlägt zwar nix (ja, der Atem geht dran vorbei), aber dafür dauert das Lesen doppelt so lange. Brilliant.
Er gibt sich richtig Mühe. Zum Glück vermissen wir HEUTE keine Kabeltrommel, denke ich. Denn die "gute Laune" ist nur Makulatur. Ich denke an März 2019 und biete noch ein Stück Entrecote an. Heute ist ein trauriger Tag. Nach einer Dekade Aprilias ist die Zeit des Abschieds gekommen. Auch Henning hat keine Böcke mehr auf Überraschungen.
Leider kann der Henning dann doch schneller fahren als ich.

Fazit:
Artur hat in Almeria ein Endurance-Rennen und Sprint-Rennen für drei Klassen angeboten. Das waren die einzigen Gelegenheiten der Veranstaltung, wo wirklich Material verformt wurde.
Ansonsten
- eine absolut angenehme Teilnehmerschaft,
- prompter Service (geänderte Zeitpläne wurden sofort in den Boxen ausgeteilt, Sorgen und Nöte zügig addressiert,
- große Flexibilität mit dem Ziel der Maximierung von Fahrzeit für alle Teilnehmer. Es wurde Einiges je nach Situation entsprechend angepasst und dann auch gut kommuniziert. Dass im ersten Zeitplan die Pipipause für die Streckenposten fehlte und dann nachgeplant wurde, kann ja jedem mal passieren

Suboptimal war die Zeiterfassung über ontime.bike per RFID-Aufkleber (was im Sturzfall gut ist, aber nicht, wenn man gerne einen Transponder mit dem Fahrer wechseln möchte). Weitestgehend funktionierte die, aber auch mal nicht, und hat so auch zur Verfälschung der Rennergebnisse geführt. Jetzt ist Fräulein Fieldhouse als Rakete mit 1:38 gelistet. Dabei war ich doch 5 sec schneller.

Almeria. Wir könnten durchaus Freunde werden. Aber nicht in diesen drei Tagen. Und so weit fahren wir nicht noch einmal.