„Chi va piano va sano e va lontano"(„Wer es langsam und locker angeht, der bleibt gesund und kommt weit“.)
Bedeutung: Was gut werden soll, braucht seine Zeit
Der letzte Termin in Cremona war ein halber Erfolg, doch immer noch besser als der erste in Magny Cours. Somit haben ich und die Jungs beschlossen, spontan wieder nach Cremona zu gehen für zwei-Tages Events, mit Gully Racing und Speer Racing. Im Vorfeld kam die Tankerweiterung von Cruciata an, welche ich folierte und mit extra-starkem Doppelseitigem Klebeband befestig habe. Die erste Sitzprobe fühlte sich gut an!
Die Fahrt
Die Fahrt nach Cremona oder allgemein Italien ist unberechenbar. Man weiss zwar, dass man zum Feierabendverkehr nicht in Lugano sein möchte. Ebenfalls ist der Gotthard während den Urlaubstagen die Hölle. Somit fährt man von Zürich aus, zwischen 15.00-18.00 Uhr nicht los. Ich bin um 13.30 Uhr losgefahren, wie sonst auch, jedoch kam ich einen Stau nach dem anderen. Natürlich steckte ich somit im Berufsverkehr von Lugano fest und da umgebaut wird, direkt nach der Grenze, durfte ich auch dort warten. Ach ja, Gotthard mit 30min Wartezeit war natürlich auch super

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Angekommen gegen 21.00 Uhr(geplannt 18.30), hiess es wie immer, ausladen und vorbereiten. Nach dem ausladen gab es ein Bierchen und schon war schlafenszeit.
Erster Tag mit Gully Racing
Es ist 7.30 Uhr und mein Wecker klingelt. Ich habe einen schweren Kopf welcher auch gut pocht. "Der gottverdammte Heizlüfter" denke ich mir und sage mir "Ich muss unbedingt was basteln, damit ich bei kalten Temperaturen nicht friere, jedoch auch Frischluft in den Transporter kommt". Janu, aufstehen und direkt mal Reifenwärmer anmachen. Da ich Dunlop Big Size Reifen jetzt drauf habe, passen jetzt die Reifenwärmer nicht komplett drauf. "Och Mensch, ich hab doch schon neue gekauft!", sind aber Grösse XL

. Jetzt noch kurz anmelden und schon kann ich mich bereit machen.
Tag 1 Gully Racing
Ich fahre los und fühle mich eigentlich ganz gut. Die Aprilia hat mir von Anfang an viel vertrauen gegeben und ich selber merke keinen grossen Unterschied mit den Big Size Reifen. Die Aprilia fährt sich gleich gut wie immer. Die Tankerweiterung stört mich nicht und das Gefühl auf der Bremse und in der Schräglage ist deutlich besser. Ich kann besser klemmen was meine Arme entlastet. Somit spule ich Runde für Runde ab. Ich kriege jedoch nicht den Druck von den Händen weg. Ich weiss nicht ob es an der Sitzposition liegt oder ob mir einfach immer noch die Routine fehlt mit, klemmen, auf der Geraden entspannen usw. Ich erwische mich jedes mal wie ich nach der langen Gerade nicht klemme und alles auf den Händen trage. Ebenfalls halte ich auf der Geraden krampfhaft am Lenker fest. "Phuuuu so schaffe ich keine 20min denke ich mir" und fahre einfach so lange wie ich kann.
Mittlerweile ist die Tankerweiterung dran. Zwar fahre ich den 15mm Sitz von IMT, jedoch fühle ich mich mit diesem wohler. Mit dem 45mm Sitz hatte ich das Gefühl als würde ich auf dem Motorrad sitzen und nicht in dem Motorrad. Ich habe meine Stümmel ganz weit nach aussen gedreht. Da kommt der erste schon "Kein Wunder hast du alles auf den Händen bei dem Winkel!". Aber wenn ich diese nicht so weit rausdrehe, blockiert mich der Winkel der Handgelenke. So kann ich nicht richtig Hang-Off fahren.
Alle Turns verlaufen gleich. Ich fahre los und komme nach 13-15 rein. Meine Hände werden taub. Kondition technisch ist alles kein Problem. Ich könnte nach jedem Turn locker noch um die ganze Strecke joggen, doch die Hände lassen es nicht zu. Ich kann nicht mehr anständig beschleunigen oder lenken, geschweige bremsen. "So kriege ich auch keine Routine rein, wenn ich nicht den ganzen Turn durchfahren kann" denke ich mir. Vlt muss ich Tempo rausnehmen damit ich entspannter fahre, doch mir macht das keinen Spass. Ich möchte fahren und gas geben.
Am Ende des Tages steht eine eine tiefe 43er Zeit auf dem Laptimer. Zufrieden? joaa. Ich wünsche mir eine tiefe 42er oder hohe 41er. Jedoch muss ich auch einsehen dass dies einfach zuviel ist nach 4 Jahren Abstinenz. Doch so bin ich, mein Ehrgeiz war schon immer grösser als mein Talent.
Tag 2 Speer Racing
Der nächste Tag startet wie der erste. Der Kopf hämmert! "Danke Heizlüfter" denke ich mir und mach wie gewohnt weiter. Reifenwärmer an, essen, dehnen und anziehen.
Jedes mal hatten wir eine Plage in Cremona. Mal waren es Grashüpfer, mal Mücken, mal Fliegen oder wie an diesem Wochenende, Stinkkäfer. Der "Warm-Up" Turn am morgen verlief gut. Es sind zwar 6 Turns für heute geplant, jedoch ist es Sonntag und morgen muss ich zur Arbeit. Somit wird der letzte oder schon der zweitletzte nicht mehr gefahren, damit wir bei Zeiten zuhause sind. So muss ich aus jedem Turn das Maximum herausholen.
So fahre ich und probiere zu pushen. Da hart auf der bremse, dort früh am Gas, hier grosse Schräglage und komme vom Turn retour und denke mir "Boahhh, jetzt habe ich bestimmt ne gute Zeit geballert." Voller Hoffnung gucke ich online die Zeiten an und sehe 44.5 "Häääääääääääääääääääääää! Moment, aber jetzt war ich schnell und es fühlte sich schnell an."
Ich bin ein wenig enttäuscht und sage mir "Probiere mal einfach im nächsten Turn dein Tempo zu fahren und dann pusht du richtig hart für eine Runde." So setzte ich den Plan im nächsten Turn um habe wieder das Gefühl das ich am fliegen bin. Ich komme raus und ein Speer Mitarbeiter fängt mich ab und gibt mir den weissen Kleber(schnellste Gruppe). Ich sage Ihm "Nene kann nicht sein. Ich bin Jahre lang nicht gefahren und die weisse Gruppe fährt bis 1.42min." Er erwidert "Hör zu Kollege, wer in der ersten schnellen Kurve den Ellenbogen schleifen tut, gehört in der weisse Gruppe." - "Macht absolut keinen Sinn!" denke ich mir, da ja die Rundenzeit ne rolle spielt und nicht die Körperhaltung. "Ja gut, wenn ich in der weissen bin muss ich ja ne Zeit fahren unter 42" Voller Hoffnung schaue ich wieder die Zeit an und sehe 44.061. "Häääääääääääääääääääääääää! Ich bin doch geflogen! Wie kann ich langsamer als gestern sein obwohl ich gefühlt 10mal mehr am pushen bin? und dann wurde ich auch noch in die weisse Gruppe versetzt"
Etwa so sehen alle Turns aus. Ich hab das Gefühl in ballere ein neue Best-Lap nach der andere, jedoch bin ich immer langsamer als gestern. Der Mittag ist rum und so gehts zum 4 Turn. Ich fahre Runde für Runde als ich was an meiner Stirn fühle. Ich denke mir "Bestimmt ein Schweisstropfen". Ich komme aus der rechts raus vor der langen gerade und sehe, dass was auf meinen Visier krabbelt. Ein Stinkkäfer! Ich schüttle den Kopf mit der Hoffnung das er runter und somit rausfällt. Jedoch fangt es auf einmal an zu stinken "Bääähhhh! Ekelhaft!" sage ich mir und sehe wie das Ding wieder am Visier krabbelt. So öffne ich das Visier und der Käfer fliegt raus, samt meinen Kontaktlinsen

. Blind versuche ich noch in die Box zu kommen und stelle das Motorrad ab. Packe alles zusammen lade das Motorrad ein und mache mich auf dem Heimweg.
Fazit:
Ein gutes Wochenende. Ich fühle mich richtig wohl auf der Aprilia. Egal in welcher Situation ich bin, die Aprilia gibt mir das Gefühl, dass ich Ihr absolut vertrauen kann. Zeiten technisch hätte ich mir mehr erhofft, jedoch muss man auch realistisch bleiben.
Leider fahre ich die Aprilia immer noch auf den Händen. Ich glaube hier ist es mehr die Routine und das krampfhafte festhalten die Schuld als die Ergonomie.
Ich denke das war der letzte Termin dieses Jahr. Ich werde die Aprilia sauber machen, einen Service machen und evtl. kommt ein Sticker-Kit.