Wenn man dem Boxenfunk glauben konnte, hatte sich Nico das fast schon übliche Schlüsselbein gebrochen, war aber ansonsten nicht wirklich besorgniserregend verletzt. Sehr schön, die AZD (Antizündpartei Deutschland) würde zum Glück kein neues Mitglied bekommen.
TripleJ (JeronimoJosJensemann) kreuzte leicht erregt den Weg von Werner Gnade. „Was sich der Meklau wohl denkt, so geht’s mal gar nicht, das hab ich dem erst mal ins Gesicht gesagt. Wir müssen Montag alle wieder arbeiten!“ Werners Stirn legte sich in Falten, was sollte ihm dieser ungewöhnliche Gefühlsausbruch von TripleJ sagen? Wie sich herausstellte, war der erzürnte Jensemann beim Abflug von #33 direkt dahinter. Herr Meklau schien dem armen Nico ausgangs der Schikane in die Karre gerauscht zu sein, was zu einem verhängnisvollem Bremshebelklemmer Ende der Gegengeraden führte. Schöne Scheiße. Werner machte innerlich drei Kreuze, abgeräumt hatte ihn toitoitoi noch nie jemand, auf die Fresse fallen konnte er bisher immer noch alleine! Das sollte auch tunlichst so bleiben. Auch wurde er von der anwesenden IDM-Spezies inkl. dem beteiligten Ösi immer korrekt überholt. Tja, wie auch immer, war nicht mehr zu ändern. Nico war jedenfalls für heute raus.
Gnades Plan, sich wie ein typischer Epo-gedopter Hinterradlutscher an Nico festzusaugen, um ihn in der letzten Runde zu vollstrecken, war hinfällig. Fück, das war eigentlich ein schöner Plan, war Werner doch am liebsten der Jäger. Nun war niemand mehr da, der ihm wirklich gefährlich werden könnte. Den niedlichen und netten Dänen, der Samstag fast am berüchtigten Sidestand-Schlaganfall gestorben wäre (siehe Blogging auf der #56-Teampage) war keine wirkliche Gefahr. Werner wusste, dass er die DänenNase nach Belieben eintüten konnte, wäre ja auch noch schöner, wenn sich so ein Erdling aus dem wahrscheinlich langweiligsten Ferienland diesseits der Matrix vordrängeln würde. Nein, das war kein Problem, Werner war nun definitiv der Gejagte. Eine ungewohnte und nicht wirklich gewollte Situation für den eigentlich friedfertigen Mann. Dass es heute im Grunde nicht mal um die goldene Ananas am Bande ging, half ihm auch nicht wirklich, viel zu lockend war der schmeichelhafte Gedanke an den greifbar nahen Sieg. Kleine Kobolde mit dem Konterfei von Freddy Krüger himself tanzten auf seinen Schultern und flüsterten ihm zu: „Du bist verdammt zu gewinnen. Wenn du heute nicht gewinnst, wirst du nie gewinnen. Kleine ca’s mit aufgebohrten 125ern werden dich außenrum überholen und zerwheelen, alle werden mit dem Finger auf dich zeigen und ~Du bist einfach zu doof~ rufen. Kleine Kinder werden dich noch in 34 Jahren ~Herr Zweimann~ nennen und hässliche Kinderreime wie z.B. ~Gnade, Gnade, liegt schon wieder auf der Nase, egal welcher Platz, der Gnade macht schon wieder Platsch~ singen....“ Hilfe, Werner musste schleunigst in seine Kuhhaut und lange und intensiv aufzünden, um diese Stimmen loszuwerden.
Frisch rausgeputzt rollte unser blonder Nordmensch endlich in Richtung Boxenausfahrt, es war mittlerweile Zeit für den dritten Turn seiner Gruppe. Leider war schon wieder rot. Werner fragte sich, was wohl hinter den ganzen Abbrüchen steckte, dass war nicht mehr normal. Irgendwas ging hier vor und er würde wohl gut daran tun, es bald herauszufinden. In seinen Augenwinkeln sah er einen Schatten hinter Box 14 verschwinden. Seltsam, sehr seltsam.
Endlich sprang die Ampel auf Grün. Wie aufgescheuchte Heuschrecken stach der Schwarm aus der Boxengasse heraus, wedelte Ende der neuen, brutal scharfen Linkskurve an den mannshohen Leitplanken entlang und verteilte sich wild fauchend auf der Strecke. Die #45 sortierte sich unauffällig ein und schüttelte sich den gröbsten Schlaf aus den Knochen. Nach sehr wenigen Runden war die wilde Fahrt schon wieder vorbei, die Rot-Phase hatte dafür gesorgt, dass die 20min wie im Timewarp zu Ende waren. Wieder zurück in der Boxengasse, Werner wollte gerade durch die imaginäre Box 13 ins Lager der Fahrer stechen, sprang ihm eine so hässliche Frau vors Mopped, dass er sich fast übergeben musste. Es war die diabolische Gertrud, die Werner erstmalig 2005 in Brünn gesehen hatte. Unverkennbar, diese Fratze würde Werner nie vergessen, sah sie doch noch schlimmer aus als Angela Merkel direkt nach dem Aufstehen. Einfach ekelhaft. Ihm lief es eiskalt den Rücken herunter.
Gertrud hatte einen kleinen Stand ihres Arbeitgebers aufgebaut. Neben albenen Fähnchen, Mullbinden, Gipsschienen, Otternasen und Rucksackverbänden lagen auch künstliche Kniegelenke und Stützstrümpfe bereit. Eine Farce. Bevor Werner es verhindern konnte, steckte sie ihm eine Visitenkarte zu. Werner las sie: „Gemeinschaftspraxis Dr. Antizünd und Partner, Kiesbettstr. 13a, Oschershausen Ost. Unser Motto: Rasen sie ruhig, wir schneiden sie raus.“ Werner war sprachlos. Er wusste, heute musste er auf der Hut sein, sonst würde auch er schneller in der Gemeinschaftspraxis vorbeischauen als ihm lieb war. Verwirrt verließ er diesen unwirklichen Platz. Gedankenverloren steckte er die schäbige Visitenkarte in seine Kombi. Ein schlimmer Fehler, wie sich bald zeigen sollte.
da mich der Schlaf übermannt, hab ich nur eine kurze Fortsetzung zusammen bekommen und den Abgabetermin nicht bis zum Letzten ausgereizt. Loretta, Werner und ich werden uns nun zur Ruhe betten.