Beim zweiten Durchlesen des Teils vor der Wende entfaltet sich erst seine ganze Würze.... Ich hab mich beim ersten Durchgang auch ständig gefragt, was zur Hölle jetzt schon wieder mit dem Mopped los ist... und seit wann die erste Kurve am Lausitzring ne Rechtskurve ist....
Also, zwischen Thomas Anders und mir ist es aus!
Im Ernst! Ixh werde einer solchen Kreatur auch desweitern nicht eine Zeile goennen! Das Leben ist zu kurz um sich damit aufzuhalten.
Moege er in einem Burnout zwischen Asphalt und Reifen verglühen!!!!
Leider hadere ich noch mit meiner Schlussgeschichte vom Masters of Speedasters
Wieselige Gruesse.....
Es war Sonntag und das zweite Rennen stand vor der Tür. Der Morgen war relativ trocken über die Bühne gegangen hatte jedoch bezüglich meiner Abstimmungsarbeit zur Verbesserung der Rundenzeit rein gar nichts gebracht.
Pünktlich 5 Minuten vor dem Start fing es dann auch wieder an zu regnen so dass wir uns ein weiteres Mal im Radwechsel beweisen konnten. Die Mutter meines Hinterrades hatte schon förmlich Blasen an den Kanten so oft wurde sie dieses Wochenende vom Schraubschlüssel hin und her gedreht.
Mein Kumpel Oli Seywert auch noch unter Insidern Mc (G)Seywert genannt ist an sich ein ruhiger besonnener talentierter Schrauber doch irgendwie verloren er und seine geliebte CBR beim letzten Räderwechsel die Nerven.
Die CBR fing an rumzuzicken wie eine italienische Diva und verkantete absichtlich die Gabelfüsse. Oli verlor beim Demontieren der Vorderachse seine Geduld und beschloss das Ding einfach mal mit dem Hammer rauszufeuern. Ich hörte ein hartes metallisches Geräusch so als ob sich die Schneidezähne eines Wiesels in das Gewinde der Vorderachse fräsen würden. Die Achse flog raus doch Oli hatte vergessen dass dies nur ein Teil der Mission war und dass das Ding nachher auch wieder rein musste. Ich begutachtete das Teil seiner Ungehaltenheit und schnell stand fest dass er mit dieser Achse kein weiteres Rennen bestreiten würde. Somit war der Sonntag dann für ihn schon gelaufen.
Doch dies sollte mich nicht aufhalten und so zog ich alleine zum Vorstart bereit wieder alles in dieser zweiten Regenschlacht zu geben. Das Feld war aufgrund der hohen Verlustrate des Samstages schon reichlich ausgedünnt, große Lücken waren in der Startaufstellung zu sehen. Da hatten die Wiesel wohl wieder ganze Arbeit geleistet.
Der Start verlief aufgrund des kleinen Starterfeldes diesmal ziemlich unspektakulär und ich konnte mich diesmal nach der ersten Kurve in Reichweite von Schmetterling und Ronaldo platzieren. Doch schon nach zwei Runden wurde ich auf der Bremse von einer weiß-roten Honda überholt! Hatte dieser Herr vergessen dass es regnete?? Ich beschloss mich nicht einfach geschlagen zu geben und so kam es zu mehreren sehenswerten Überholmanövern.
Doch in der vierten Runde kam es zum Desaster! Den Vorgang zu beschreiben fällt im Nachhinein ziemlich schwer da wir diesmal nicht nur in die Technik sondern auch noch in die Biologie und Psyche des menschlichen Aufzünders eingehen müssen.
Also die rot-weisse Honda und ich liefen gerade in der Schikane vor Start/Ziel auf einen weiteren Kämpfer auf einem blauen Ross auf. Ich befand mich zu der Zeit an hinterster Position als der Reiter des blauen Rosses beim Anbremsen der Schikane urplötzlich zu Boden ging. Was nun folgt ist eine Verkettung von geologischen, technischen, biologischen und psychichen Unglücken.
Der erste Fehler war das Nichtbeachten der Kommandokette im menschlichen Körper.
Meine Netzhaut registrierte hinter dem verspiegelten Helmvisier also das Umkippen eines Motorrades nicht gerade unwesentliche 6 Meter vor uns.
Anstatt diese Information über die Nervenstränge an mein Gehirn weiterzuleiten, damit diese dort vom Oberkommando verarbeitet werden, floss die Information in mein Rückenmark zum „Hippotalamus Panikus“ welcher nur digitale Befehle herausgeben kann. In diesem Falle lautete der Befehl also Vollbremsung!
Leider war der Hippotalamus Panikus nicht im Besitz sämtlicher Informationen wie z.B. Fahrbahnzustand, Wetter, Reifenmischung usw. welche das Oberkommando sicherlich zu einer etwas milderen Version der Vollbremsung angeregt hätte.
Und so kam wie es kommen musste. Die Muskeln in den behandschuhten Fingern zogen sich zusammen und krümmten die Finger in die Schreckbremsposition. Der Kolben meiner Bremspumpe verstärkte diese Reaktion noch um ein vielfaches und schickte eine ganze Armada unwissender Bremsflüssigkeit nach unten. Woher sollte diese auch wissen dass es regnete? Den Bremskolben, welche sehr wohl um die verheerende Wirkung dieser Aktion wussten, blieb nichts anderes übrig als Platz zu machen und sich mit Hilfe der Bremsbeläge gegen die rotierenden Scheiben zu pressen. Diese fingen an das Vorderrad zu verlangsamen und brachten nun meinen Vorderreifen in arge Schwierigkeiten.
Hatte sich doch gerade vor der Schikane eine Gruppe übelster Regentropfen namens „Planing Aqua“ versammelt die nur auf eine solche Schreckbremsung warteten. Unbarmherzig stemmten sie sich gegen die Profilblöcke meines Regenreifens und hoben ihn hoch.
Das Oberkommando hatte aufgrund der Verletzung der Befehlskette von alledem noch nichts mitgekriegt. Ihr könnt euch deshalb die Verwunderung vorstellen die herrschte als der ganze Bildschirm auf einmal langsam nach links kippte! Als man den Fehler bemerkte war es jedoch schon zu spät denn Ross und Reiter befanden sich schon auf einer nicht mehr beeinflussbaren Linie.
Das Oberkommando registrierte ein sich schnell näherndes Kiesbett und schaltete um auf Ueberlebensmodus „A“ welches meinen Körper dazu veranlasste die Apfelposition einzunehmen.
Zusammengerollt kugelte ich Richtung Kiesbett wo die Steinchen mich schon freudig erwarteten und mit Riesengeprassel meine Lederkombi bestrahlten. Nun schaltete mein Körper um auf Ueberlensmodus „B“ und schaffte meinen Luxuskörper aus der Gefahrenzone.
Als ich jetzt so am Pistenrand stand ging mir als erstes durch den Kopf: „So enden also dreieinhalb Jahre sturzfreies Aufzünden!“ Ja ihr habt richtig gehört 3 ½ Jahre!
Als ich an meiner ramponierten Kombi runterschaute sah ich neben mir im Kiesbett zwei kleine Gestalten stehen.
Ich schaute sie an.
Es waren die beiden Wiesel. Die beiden sahen mich regungslos an. Ich schaute tief in ihre winzigen Augen. Und plötzlich wurde mir alles klar. Es waren nicht die Gesellen vom Antizünd! Sie waren auch nicht von Thomas Anders geschickt worden um mir den Tag zu vermiesen! Nein!
Niemand anderes als das Leben selbst hatte sie mir geschickt! Nicht um mich zu ärgern oder vom Zünden abzuhalten. Dies war eine einfache Prüfung. Man konnte die Wiesel nicht vertreiben bezwingen oder gar besiegen. Das war gar nicht möglich! Aber eins konnte man! Man konnte sich dem Kampf stellen.
Tut man es nicht wird das Leben sinnlos und trist!
Nimmt man die Herausforderung jedoch an, so wird man sicher das ein oder andere Mal auf die Nase fallen doch das Leben wird einen am Ende immer belohnen, und zwar mit Erlebnissen und Erfahrungen von denen man ewig zehren kann und die der eigentliche Sinn unseres kleinen Daseins sind.
Nachdem ich die beiden eine Minute schweigend angesehen hatte hoben sie ihre kleinen Pfötchen, winkten mir kurz zum Abschied zu und verschwanden zwischen zwei Reifenstapeln. Sie waren weg.
Doch ich war mir sicher dass ich sie nicht zum letzten Mal in meinem Leben gesehen hatte und irgendwie freute ich mich jetzt schon auf unser nächstes Zusammentreffen.
Was sie mir dann wohl bescheren werden...