Ich weiß schon warum ich vom Endurofahren auf die Rennstrecke gewechselt bin.
Da gehts wenigstens vorwärts, wenn man Gas gibt und man ist nicht nach 2 Runden für den Rest der Woche im eimer.
Fine aber, dass man dort viele Dinge bei langsamer Geschwindigkeit lernen kann, die einem für die Straße später in gewissen Situationen weiter helfen können.
Kann ich jedem nur empfehlen.
Echt ne Geile Storry mit der Nikolausfahrt.
Soo, nach dem Wochenende fällt mir doch glatt ein, dass ich noch was zu erledigen habe.
Ich wollte doch noch was fertig schreiben…
Ein kurzer Abriss:
Ich war kurz nach dem Start schon so am Ende, dass ich eine lange Pause hatte einlegen müssen. Nach vielen Stürzen und einem besseren Gefühl fürs rumrutschen hatte ich mich in langwieriger und sicherlich auch materialmordender Fahrweise Richtung Ziel gerettet.
Ich konnte es schon sehen….
„Schatzi, da bist du ja?!? Wo warst du so lange?“
Ich hörte diesen Satz aus dem Off und dachte, das ist mein zweites Ich.
Es versucht mich zu pushen, indem es mich als lächerlich bezeichnet.
„Vermiss dich schon seit über ner Stunde und dachte, du hast vielleicht abgekürzt?“
Abgekürzt? ICH? Nein! Wenn dann richtig! Ein bischen Schwanger gibt’s nicht!
Die Stimme wurde lauter und klang nach meiner Freundin.
„Bei der wievielten Runde bist du? Hab dich wohl beim Durchfahren verpasst?“
Das war der Gipfel. Ich blickte mich um. Ich erspähte meine Kleine, die wie ein Michelin Weibchen mit meiner Jacke auf dem Hügel stand und mit mir versuchte, zu kommunizieren.
Als ich ihr eröffnete, dass ich gerade dabei war, die ERSTE RUNDE zu vollenden, prustete sie vor lachen los. Man konnte auch Mitleid in ihren Zügen erkennen….aber wenig.
Sie musste es gewusst haben.
Das war die Rache für meine List mit dem Abendessen.
Ich kämpfte die Runde zu Ende und fiel samt Motorrad in der Boxengasse um.
Völlig erledigt hab ich nicht mehr dran gedacht, den Ständer rauszuklappen beim Absteigen.
Muss gut ausgesehen haben, es gab „Standing Ovations“. Zum Glück hatte von meinen Bekannten das keiner gesehen…
Ich goss mir eine 1,5L Flasche Wasser in den Hals, um den Dreck runterzuspülen, den mir freundlicherweise der Vordermann am letzten Hügel ins offene Visier geschaufelt hatte.
“Na Tach? Alles klar?“
„Jo, bin am Aaarsch. Kann nix mehr. Essen, trinken, Sterben. In umgekehrter Reihenfolge.“
„Du weißt, dass die erste Runde noch nicht gewertet wird, sondern die Einführungsrunde ist?“
„Jaja, wei….WAAS?“
Mir entgleiste das Gesicht, der letzte Rest aus der fallenden Wasserflasche ergoss sich in über die eh schon nasse Kombi.
„Ww…..aber……e…..“ Ich stammelte nur noch wirres Zeug.
Steffen grinste. Er hatte mit mir um Bier gewettet, dass ich nicht eine „gewertete“ Runde schaffen würde. Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen.
“Soll ich dir die TT schon mal zum Bus fahren?“
Er drehte sich Richtung Schlachtvieh und wollte seinen hämischen Worten Taten folgen lassen.
Er kam nicht weit.
Ich schaffte es nicht, mangels Kraft, ihn in den Schlamm zu ringen und ihn vollständig einzusauen. Aber ich ließ ihn wissen, dass das Rennen noch nicht zu Ende war.
Ich musste noch eine Runde fahren, das Gebot mir mein Stolz. Und nicht mal eine gewertete Runde auf dem Konto zu haben, das war erbärmlich.
Außerdem ging es um Bier!
Ich beobachtete voller Neid und Bewunderung die Jungs, die an der Boxengasse vorbei fuhren. Sie flogen über die 2 Sprunghügel mit voller Karacho, dass sie keine Salti hinlegten war alles. Es sah aus wie bei einem Freizeithüpfwettbewerb, wo pickelige Jungendliche mit dem geliehenen Falschtakter versuchten, junge Weibchen zu beeindrucken.
Soll heißen: WIE ZUR HÖLLE KÖNNEN DIE NACH 2H NOCH SO WAS MACHEN?
Ich schleppte mich nach einer halben Stunde Pause zu meiner TT und kickte.
2mal….
3mal..
4mal..
Hatte ich schon erwähnt, dass ich Lernresistent bin?
Steffen schaltete den Killschalter auf „ON“ und kickte sie an. Dann half er mir beim aufsteigen. Ich musste unmittelbar an das Motomania-Shirt denken „Ich bin über 50, bitte hilf mir aufs Motorrad“. Verdammt, ich bin 25 Jahre alt und Inschenör, und versage hier auf ganzer Linie.
Als ich sicher war, dass Steffen hinter der TT war zog ich an der Rolle und ließ die Kupplung fliegen. Das war gut *hehehe*. Die Flucht nach vorne gelang und ich feuerte durch die Transponderschleife.
Runde 2, ich komme!
Ich kämpfte mich diesmal mehr recht als schlecht um den Kurs und brauchte nur noch 45 Minuten. (Wehe ich hör jemanden lachen…. ) So hatte ich es tatsächlich geschafft, in 3 Stunden genau 2 Runden zu fahren, wovon nur eine Runde gewertet wurde.
ICH TIER!!
Da ich für die Rückfahrt genauso gut vorbereitet war, wie für Strapazen des Rennens, musste ich mir eine große Folie leihen um meine TT ohne Reue im Bus verstauen zu können. Sie glänzte vor Matsch und trielte sogleich die Folie ein.
Auf der Heimfahrt war dann eigentlich alles wie immer. Im Laderaum war ein Zweirad verstaut und auf dem Beifahrersitz schlieft meine Freundin.
Im Bus kam meinen Gebeinen die Abwechslung gut, Hände und Füße tauschten die Rollen.
Mir taten meine Beine so weh, dass ich nur im Notfall bremste. Sonst blieb ich auf dem Gas.
Meine Arme taten mir so dermaßen weh, dass ich nur im Notfall schaltete. Also fast nur im Fünften fuhr.
Bei der Geburtstagsfeier meiner Schwägerin angekommen schaffte ich es in sagenhaften 75 Minuten, mein Cola Weizen auszuschlürfen – Standesgemäß mit Strohhalm. Der folgende Havanna schlug sofort an und half mir, die Gliedmaßen zu vergessen. Ich taumelte ins Bett und schlief…
…und träumte von Enduro ohne Schmerzen.
Nächstes Jahr komme ich wieder.
Bis dahin werde ich fit sein.