Salve Freunde des Renn- und Sexsports,
here comez the end.... (Vorsicht> lang!)
Part VII: Der Sieg über den Antizünd oder `Keep the faith`
Nach dem ersten Jubelkorea begaben wir uns alle zur Siegerehrung beim Shell-Tower. Kai moderierte wie immer, und Ottmar überreichte die Pokale. Ich bin dafür, dass das in Zukunft eine der schmeichelhaften MSF-Damen übernimmt - da tut man(n) sich dann auch leichter mit dem Küsschen...
Ab dem letzten Platz wurden alle Teilnehmer mit Applaus bedacht. Als wir dann unseren Pokal für den 3. Platz in der offenen Klasse 4 abholen durften und Kai sagte: „Auf dem 4. Gesamtrang und damit auf dem 3. Platz in der Klasse 4 fuhr das `Team Männliche Vernunft`“, verwandelte sich der Applaus in Gelächter. Ich weiß nicht warum, ich finde unseren Teamnamen überhaupt nicht lächerlich. Er wurde mit Bedacht gewählt und beschreibt kurz und prägnant die Eigenschaften des Teams - männlich und vernünftig.
Nachdem wir dem Herrn Pollheide noch unseren Respekt erwiesen hatten, füllten wir unsere Pokale mit leckeren Erfrischungsgetränken und lungerten noch ein bisschen in der Box herum. Natürlich liessen wir alle Geschehnisse der letzten 6,45 Stunden noch einmal Revue passieren, aber die Geschichte mit der Hose habe ich erst aus Hajo`s Bericht in Details erfahren. Er war einfach zu kaputt um mir noch viel zu erzählen...
Es kam wie es kommen musste, Hajo führte noch ein überaus lustiges Telefonat mit seiner Frau, in dem er ihr mitteilte, dass er heute nicht mehr heimkommen würde, und legte sich in seinen T4.
Ich konnte mir derlei Schwuchtelaktionen natürlich nicht leisten, schließlich musste ich am nächsten Tag noch 2 Duke-Battle-Rennen fahren - da konnte ich mich im Vorfeld nicht als Vor-Mitternacht-Abschwächler (VMA) outen. Also begab ich mich um 23.34 Uhr auf direktem Wege zur Box 28, wo das redliche KTM-Team von Schittko-Motorsport residierte.
Dort traf ich nur noch Mechanix und Aprilia-Zerschrotter Horst an. Der Rest lag schon in den Kojen. Eine Farce.
Wir versuchten noch, den anderen Aprilia-Treiber Randolf zu einer kleinen Tour zu Box 1 zu überreden, doch dieser gab seiner Frau den Vorzug, was angesichts unserer Hackfressen eigentlich auch nicht verwunderlich war.
So zogen wir eben alleine durch das Lager der Zünder. Beim KTM Duke-Battle-Center war auch tote Jeans angesagt - eine weitere Farce. Doch was stand denn da...? Das war doch meine kleine schwarze KTM!! Frisch repariert und mit einem halben Lenker im Akra-Endtopf stand sie da und wartete auf ihr Herrchen. Ich hatte im Freudentaumel völlig vergessen sie abzuholen, nachdem mein Freund Holm Renker sie während des 6-Stunden-Rennens für mich repariert hatte. Frohen Mutes schob ich sie zu unserer Box und stellte sie neben die Blade.
Wir wussten mit völliger Sicherheit, dass die Verrückten vom MSF-Sauerland keine VMAs waren, und so fielen wir eben dort ein und koreanisierten ein wenig.
Mein kleinerer Koreabruder Edgar war natürlich auch noch dicke dabei. Zu meinem Entsetzen lag aber Sani, die Frau mit der erotischsten Stimme Deutschlands, schon auf ihrer Liege und schien zu schlafen. Mit Hilfe von Hackfresse Edgar und dem süßen blauäugigen (Bergseen sind dreckige Tümpel dagegen!

) Transpondergirl Bea gelang es mir jedoch, sie dazu zu bringen, ihre alberne Schlafanzughose nochmal gegen die Jeans zu tauschen und noch ein wenig mit uns zu plaudern.
Natürlich statteten wir auch dem Reggae-Racing-Team nochmal einen Besuch ab und tauschten Glasperlen und Korea gegen Palmenwedel und Rumpunsch.
Wie jede Nacht ging ich pünktlich um 2 zu Bett und schlief tief und traumlos den Schlaf des Vernünftigen.
Am Morgen lachte die Sonne mich an als ich den Vorhang im T4 zur Seite schob. Frohen Mutes ging ich zu Holm, belohnte ihn fürstlich für seine Mühe mit meinem alten Kürbis, und bereitete mich auf das 10-minütige Warm-Up der Duke-Battle um 9 Uhr irgendwas vor.
Zufällig sah ich in der Box meinen digitalen Luftdruckprüfer rumliegen und prüftete den Vorderreifen - 2,1, ok, also runter auf 1,9, danach den Hinterreifen - 3,2, da war er wieder - Antizünd hatte zugeschlagen und mich mittels Luft in 2 Stürze getrieben. Ich hatte gesehen wie Holm tags zuvor exakt 2,0 Gramm Luft in den Reifen gepumpt hatte, also konnte es nur der Antizünd gewesen sein. Was glaubte er wer er war??? Dieser Sausack!! Ich würde mich nicht von ihm unterkriegen lassen und fürchterlich zurückschlagen.
Traurig verabschiedete ich mich noch von meinem Bruder Hajo, wusste ich doch, dass ich ihn viel zu lange nicht mehr wiedersehen würde...
Ein paar Minuten später bollerten die ersten Einzylinder an unserer Box vorbei.
Ich trat die KTM an, zog den Helm auf, und puff, war sie schon wieder aus. Also nochmal getreten, nochmal, nochmal, und nochmal. Nix ging mehr. Die Battle-Wemser wurden schon rausgelassen, als ich noch fleißig am treten war. Ich transpirierte.
Bremsklotz und Ingo bemerkten meine Probleme und versuchten, mich anzuschieben. Nach 6 Versuchen gaben wir in der Mitte der Boxengasse auf.
Ich sah KTM-Guru Konrad am Ende der Boxengasse stehen, schob den waidwunden Kürbis zu ihm, und bat ihn zu versuchen, die Oma anzutreten. Er und Randolf mussten aber auch nach ein paar Minuten die Segel streichen. Antizünd, dieser verdammte Sohn einer tasmanischen Bergziege!!
Konrad kniete sich gelassen neben die Oma und sagte noch gelassener: „Bundy, schon mal dran gedacht den Benzinhahn aufzumachen???“
Waaaaaaaaaaaaaaaaaah, das konnte ja wohl nicht sein Ernst sein!!! Und doch, er war es.
Ein kurzer Dreh am Hahn, 4 mal durchtreten, leicht über OT, nochmal runter, und das Ding blubberte fröhlich vor sich hin.
Die Uhr zeigte noch 50 Sekunden Restzeit als ich an Günni vorbeiwemste und dem Antizünd mein zornig erhobenes Vorderrad zeigte. Er hatte genau gewusst, dass ich meinen Benzinhahn immer und überall auf Reserve stehen hatte und dies deshalb auch nie kontrollierte. Deshalb hatte er Holm dazu gebracht, den Hahn beim Abbauen des Tanks auf OFF zu stellen. Dafür würde er büßen...
Ich schaffte natürlich nur noch diese eine Runde, merkte aber, dass der Bremshebel noch zu tief eingestellt war - wenigstens etwas...
Naja, egal. Dann würde ich eben in den Rennen mehr Glück haben...
Um halb zwölf war der erste Lauf angesetzt. Diesmal verlief die Antretung der Oma problemlos und ich fuhr locker-flockig in die Einführungsrunde. Vor der Triple sah ich den Krankenwagen stehen, daneben lag die grüne KTM der #17. Legten sich die Jungs jetzt zum Spaß schon in der Aufwärmrunde auf die Nase? Sowas passierte doch normalerweise nur dem tschauderhaften Papi oder dem digitalen Dierauf! Ich sinnierte noch so vor mich hin, als ich ihn plötzlich sah; er hockte neben dem Krankenwagen und lachte - der Antizünd.
Er trug einen BMW-Klapphelm, einen grauen Goretex-Anzug und ein BMW-Halstuch. Seine Augen glühten hellrot im Licht der Mittagssonne. Ich war perplex.
Die Battle-Kämpfer formierten sich auf der Zielgeraden zur Kampfformation, und ich durfte ganz vorne stehen - schön. Edgar schickte uns mit der roten Flagge in die Warm-Up-Runde. Ich erwartete einen weiteren Angriff des Antizünd, aber er verhielt sich diesmal ruhig - wahr-scheinlich würde er später zuschlagen...
Zurück in der Startaufstellung stieg die Spannung. Die Strecke war wieder freigegeben, Edgar ging mit der roten Flagge raus, die Ampel sprang auf Rot und ging gleich darauf wieder aus. Im allgemeinen Getöse erwischte ich einen guten Start, erwartete aber, dass mich die anderen auf meiner Luftpumpe vor der ersten Kurve noch böse aufschnupfen würden.
Doch nur Tom Dick kam kurz vor der Links an mir vorbeigeblasen. Ich bremste jedoch spät bis gar nicht und presste mich außen wieder an ihm vorbei. Wir gaben in der ersten Runde schon alles und fuhren uns gleich einen erklecklichen Vorsprung heraus.
Nach Start/Ziel wieder dasselbe Spiel, Tom zog links vorbei, ich liess rechts stehen und ging außen wieder vorbei. Hehe, solche Sachen konnte man aber auch nur mit Tom machen. Nach vielen Battle-Fights wussten wir genau, wie der andere reagieren würde, und wir hatten einen Heidenspaß.
Doch dann war da ja noch der Volltrottel mit dem Klapphelm. Plötzlich und unerwartet schlug er diesmal zu. Ich legte gerade in die Triple um, als ich ruckzuck mit dem Arsch am Boden schliff - der Antizünd hatte die hintere Sitzbankhalteschraube gelöst und so hing ich nun mitsamt der Sitzbank neben der KTM. Ich drückte mich mit aller Kraft wieder mit dem Knie nach oben und schaffte es gerade noch vor dem Kiesbett wieder nach links umzulegen.
Tolle Sache das, und da die KTM-Sitzbank nur mit dieser einen Schraube fixiert war, war sie auch nicht wieder irgendwie fixierbar. Ich versuchte noch 2 Runden lang, sie mit den Beinen zu halten, aber das muss eher so ausgesehen haben wie ein russischer Steppenreiter auf dem Scheißhaus...
Nachdem ich dann bis auf den 15. Platz oder so durchgereicht worden war, beschloss ich, die Box aufzusuchen und die Sitzbank mit Kabelbinder zu fixieren, welchen ich auch prompt von den MZ-Jungs vom Reggae-Racing-Team bekam.
Als Letzter fuhr ich mit Rundenrückstand wieder raus, konnte noch ein paar Wheelies und die schnellste Runde einfahren, aber das war es dann auch schon.
Lustigerweise wurde die ganze Sitzbankfarce aber dann auch noch ad absurdum geführt, weil ich Riabadippl (schwäb.: Vollidiot) vergessen hatte, den Transponder an der KTM anzubringen (der Halter war noch an der Blade...) und somit eh nicht gewertet worden wäre.
Nach dem Rennen saß ich in der Box und sinnierte: So konnte es nicht weitergehen - ich musste dem Antizünd hier und heute eine Lektion erteilen, die er so schnell nicht wieder vergessen würde! Ich nahm also meinen weißen Edding und schrieb dick auf mein Heck:
„Lieber eine Schwester im Puff als einen Bruder auf einer BMW!“
Dieser Bannspruch musste und würde den Klapphelmträger aufhalten, hehe.
13.55 Uhr, 2. Lauf. Nach der Aufwärmrunde fuhr ich auf meine heißgeliebte Pole-Position, als plötzlich Edgar und Ottmar, der Rennleiter himself, mit einem wichtig aussehenden Zettel auf mich zukamen. Was war denn jetzt schon wieder los??? Hatte sich einer beschwert weil meine Oma auf der Geraden zu langsam war? Hatte ich vergessen eine ölführende Schraube zu sichern?
Ottmar hielt mir den Zettel unter die Nase. Ganz oben stand „Bundy`s Checkliste“, darunter standen Worte wie „Sprit“, „Transponder“, „Sitzbankschraube“, „Helm“, „Lederkombi“, „Hirn“ und als letztes „Korea im Tank“. Die beiden albernen Pillemänner kontrollierten jeden Punkt penibelst, hakten alles ab, und verließen dann über alle 4 Backen grinsend die Startaufstellung.
Hehe, solange es noch solche Funktionäre gab war mir nicht bange (Wortspiel!) um den deutschen Rennsport! Ich hatte immer noch Lachtränen in den Augen als mein Vorderrad am Ende der Zielgeraden wieder aufsetzte.
Der Start war eine exakte Kopie des Ersten - Tom ging links vorbei, ich konterte rechts. So ging es drei Runden lang, dann schnupfte er mich auf der Gegengeraden auf. Wendelin Schwendemann, mein schwäbischer Brennbruder, kam mit seiner 68 PS-660er von hinten angeflogen. Ich ließ ihn gleich vorbei, weil ich wusste, dass er eh disqualifiziert werden würde (wie im 1. Lauf), da in der Battle nur max. 64,9 PS am Rad erlaubt waren.
So flogen wir also in Dreierformation um den herrlichen Kurs. Ich entschied mich wegen eklatantem Leistungsmangel für eine defensive last-round-attack-Taktik. Das entscheidende Schlachtfeld würde am Ende der Triple liegen, auf einem Feld aus Rasengittersteinen.
Doch zuvor mussten die Zuschauer noch ein bisschen unterhalten werden - ich zog die Oma nach der Hasseröder immer brav aufs Hinterrad und versuchte, möglichst spektakuläre Bremsdrifts zu zelebrieren. Doch in der letzten Runde konzentrierte ich mich wieder auf den Sieg. Ich sah den zu Überrundenden bereits nach der Hasseröder und baute ihn in meinen Schlachtplan ein. Als Tom und ich Rad an Rad auf das Schlachtfeld am Ende der Triple zuflogen, war das Opfer bereits in der Rechtskurve. Ich bretterte diesmal am absoluten Limit über meine geliebten Rasengittersteinchen, nutzte die Gunst der entstandenen Geraden, und ging wild schlingernd außenrum am perplexen Tom und dem Opfer vorbei. Yippieyayyeah, so hatte ich mir das vorgestellt. Nun kam aber der richtig schwierige Teil - ich musste so abartig schnell durch die Schikane und die schnelle Rechts brennen, dass Tom mich auf der Geraden nicht mehr kriegen konnte.
Ich schaute nicht zurück, sondern flog nur noch streng limitiert auf der Kaninchen-Kampflinie durch die Kurven. Nach der letzten Rechts schaute ich zurück und sah Tom noch in der Kurve, also hatte ich genug Zeit für einen standesgemäßen Wheelie, was für mich immer wichtiger war/ist als der Sieg himself.
Ich platzierte also den rechten Fuß auf der Sitzbank, zog die Oma im 4. Gang aufs Hinterrad, und grüßte so alle gefallenen Kampfgefährten. In der Auslaufrunde war mir, als hörte ich sie mit mir lachen...
So, das war mein Bericht über die schönsten Tage, die ich bis heute auf einer Rennstrecke verbringen durfte. Dafür danke ich den Jungs und Mädels vom MSF Sauerland aufs Allerherzlichste!!! Ihr seid die Besten!!!!!
Ein dickes Grazie al forno natürlich auch an den besten Teamkollegen der Welt - Hajo, und an die supernetten Boxenkollegen vom CBR-Forum - es war schön mit euch!
Last but not least noch ein Schlag auf den Rücken für meinen ostdeutschen Freund Holm Renker für seine immerwährende mechanische Hilfe, Klaus Rütter #69 und Sabine für die Organisation der endcoolen Duke-Battle und dafür, dass sie mich immer noch gaststarten lassen...
Also bleibt alle so schön und haltet ihn hart,
A. Bundy, Chicago, Illinois