Bei allem Verständnis für die geschwollenen Halsschlagadern von „Forumsplatzhirschen“ und anderen hier: haltet den Ball doch mal ein bisschen flacher, Jungs.
Was wir erlebt haben, ist nach meiner Meinung zum überwiegenden Teil die unschöne und sicherlich beklagenswerte, aber wohl kaum vermeidbare Folge der Endurance/IDM Vermischung. Angesichts der bekannten und auch hier hinlänglich beklagten 24-h-Endurance-/Speedweek-Krise war es aber allemal einen Versuch wert, für den allen Ottmars und sonstigen Verrückten ein Sonderlob zu zollen ist.
OK, das Resultat war, gemessen an früher, wenig berauschend. Es wurden ja auch schon im Vorfeld massenweise Bedenken geäußert, aber einen besseren und praktikableren Vorschlag habe ich auch hier nicht gelesen (außer viel Wunschdenken a la: „Hol’ mir einen Stern vom Himmel !“).
Was mir allerdings auf den Senkel geht, ist:
- Das Auseinanderdividieren der guten, ausschließlich vom reinen Sportgeist beseelten Enduranzen von den bösen, verschnöselten IDM-lern. Gaskrank sind beide Fraktionen und mir erschließt sich der hier unterstellte Zusammenhang zwischen Nicht-Teamklamotten-Trägern und sportmoralischer Höherwertigkeit nicht.
- Die kurzsichtige Doppelbödigkeit der Argumentation nach dem Motto: „Wasch mich, aber mach mich nicht nass!“
Bei allem Verständnis für die moralische Empörungswelle, auf der man sich hier wechselseitig hochschaukelt: könnte nach dem Kawa-Rückzug die „Unsportlichkeit“ der HRP-Truppe nicht auch in einem anderen Licht erscheinen und der Empörungspegel mal wieder etwas heruntergefahren werden??
Oder glaubt hier tatsächlich irgendwer, dass ähnliche Überlegungen zum Ausstieg nicht jedes Jahr wieder auch bei den anderen Herstellern angestellt werden ?? Bei allen Teams schlägt aber neben dem Sportlerherz (und gaskrank sind sie alle, aus Gewinnabsicht macht das wohl keiner) auch noch ein Herz für das eigene Kerngeschäft, die Mitarbeiter, die Familie, die Fahrer und und und.…
Ob es auch in der nächsten Saison noch Geld, Material, technische Unterstützung usw. geben wird, wird in der Regel an Controller-Schreibtischen in den Konzernzentralen entschieden. Und da geht es um nackte Zahlen: Meistertitel ja oder nein, die sportliche Insider-Perspektive ist dabei so interessant wie ein Hennenschiß. Das was hier als Sport- oder Unsportlichkeit bezeichnet wird, ist untrennbar mit Geschäft, Profit, Marketing etc. verknüpft. Binsenweisheit, ich weiß. Wird im kollektiven Empörungsgegreine aber scheinbar selektiv vergessen oder beklagt….
Wird nicht auch in diesem Forum (verständlicherweise) die geringe Medienpräsenz, die schlechte Vermarktung und die mangelnde öffentliche Aufmerksamkeit für die Rennerei beklagt ?? Die gibt’s aber nur, wenn sich die Geschichte aus Sicht der Investoren lohnt.
Die Industrie,
die Sponsoren sollen Kohle in die Szene stecken, aber mit der damit untrennbar verbundenen Frage nach dem
wofür (neudeutsch: ROI -return on invest) will die edle Sportlerseele nicht belästigt werden. Motorradrennsport auf (semi-)professionellem Niveau funktioniert nach ähnlichen Mechanismen wie Fußball, F1, Radsport, Olympia etc.. und die sind zu wirklich zuallerletzt nach karitativen Gesichtspunkten gestrickt. Roland wird das aus Front-Perspektive ebenso bestätigen können wie Matthias, dem die Anzeigenkunden wegbleiben, wenn die Auflage nicht mehr stimmt.
Wenn es glücklich läuft, bekommen Teams und Fahrer etwas vom Kuchen ab, wenn es sehr gut läuft, ist das Stückchen auch ein bisschen größer, aber die Spielregeln machen nicht die Sport-Aktiven. Die sind Trittbrettfahrer, bestenfalls geduldete Passagiere in einem Zug, dessen Richtung & Fahrplan sie nur zum geringen Teil beeinflussen. Wer anderes glaubt, sollte sich einen Psychiater suchen…(kann ich vermitteln

)
Und weil das so ist, hat bei HRP nun mal die Hütte gebrannt, weil der gute Lauf der ersten Saisonhälfte ins Stocken geraten ist. Das kommt in jedem Sport vor und kennt jeder, der mal über ein gutes Sonntagsergebnis hinaus erfolgreich gewesen ist. Dauerhafter Erfolg ist das Ergebnis langfristiger und kontinuierlicher Arbeit und keine Erfolgskurve zeigt immer geradlinig aufwärts. Also musste gehandelt werden und die aus welchen Gründen auch immer abhanden gekommene technische Performance dringend wieder gesucht werden. Das hätte jedes andere Team, dessen Spitzenposition wackelt, genauso gemacht.
Oder ist hier wirklich jemand so naiv zu glauben, dass bei den anderen IDM-Teams eine andere Motivation herrschte als zusätzliche Test- und Vorbereitungszeit ? Über verrauchende Kupplungen wurde ja schon geschrieben… Auch bei den als sportpolitisch korrekt gelobten IDM-8-h-Teams ist das nix anders gewesen (da täuschen auch keine Schnellwechselanlagen, die man sowieso im Regal liegen hat, drüber weg). Man mag bedauern, dass dem so ist (tue ich auch), nutzt aber nix.
Wenn schon, dann empört Euch über alle IDM-Teams und dann landen wir wieder bei der Eingangsfrage: geht Endurance und IDM veranstaltungsmäßig überhaupt zusammen ?? Das hat aber nix zu tun mit sportmoralischer Höher- oder Minderwertigkeit, deshalb hört endlich auf, die angeblich Guten gegen die angebliche Schlechten auszuspielen….
Und zum Thema Startplätze wegnehmen: gab’s da nicht was mit Nennungsfrist ??
Wie die Silberscheibe schon schrub: es mag vielleicht nicht sportlich elegant gewesen sein, war aber regelkonform. Aber dazu könnte man einen eigenen Faden spinnen.
So, macht Euch locker, die Karawane zieht weiter....
Mann kann Frauen nicht verstehen, mann kann sie nur genießen oder aushalten...