ich fang dann erstmal klein an mit der Geschichte zur Masterarbeit.
Als Erstes möchte ich mich recht herzlich bei Martin N. und Alexander M. für die Unterstützung bei der Nockenwelle und bei Felix W. bei der Hilfe mit der Simulation bedanken. Man kann nicht alles wissen, aber man sollte zumindest wissen, wer es weiß

Allgemeiner Hinweis vorweg, es können leider keine Diagramme oder Bilder aus Fachliteratur gepostet werden, die in dieser Arbeit verwendet wurden. Möchte natürlich keine Urheberrechtsverletzungen verursachen und ihr wisst ja, wie unangenehm die Jura Jungs da sein können. Deshalb wird sinngemäß ähnliches Material verwendet, also nicht wundern beim Diagramm aus Indien

Starten wir doch erstmal damit, wie das Thema zu mir gekommen ist. Eigentlich habe ich mich schon um die zwei Jahrzehnte mit solchen Themen beschäftigt. Warum schüttet man Benzin in einen Motor oben rein und hinten kommen so unterschiedliche Ergebnisse raus? Die Formel1 V10-Sauger von 2005 hatten bis zu 330PS pro Liter mit beachtlich guter Effizienz, während ein alter amerikanischer V8 mit 6.7 Litern oft nicht mal insgesamt 330PS schafft und beim Dahinschleichen schon einige Dutzend Liter auf 100 schluckt. Warum ist das so? Der Sprit hat doch immer den gleichen Energiegehalt, es scheint aber trotzdem große Unterschiede zu geben.
Oft waren es auch solche AUTO-MOTOR-SPORT mäßigen Gespräche im Umfeld, wie "mein Fahrzeug ist so sparsam, ich bin mit einem Verbrauch von 5l/100km gefahren", die mich zum Nachdenken gebracht haben. Denn wenn man im Durchschnitt nur 10PS abgibt, dann sind 5l Verbrauch eigentlich ziemlich verschwenderisch. Das geht doch auch besser. Meine Behauptung war gerne, wenn man in Geschwindigkeitsbereichen fährt, wo der Luftwiderstand noch nicht der dominierende Faktor ist, dann wäre dieselbe Fahrt auch mit einem Verbrauch von knapp unter 2l/100km möglich. Kann man sich ja ausmalen, wie sehr mir diese Behauptung um die Ohren gehauen wurde.
"Die Ingenieure beim Hersteller sind doch nicht blöd, das hätten doch längst schon alle, wenn es so einfach wäre!" etc.
Mit der Argumentation gebe ich mich aber nicht zufrieden. Also warum nicht ein bisschen extra Aufwand in die Masterarbeit stecken und schauen wie es denn wirklich ist? Wenn es dann auch bei "einem bisschen" geblieben wäre

Betrachten wir mal kurz den grundlegenden Vorgang. Man sieht hier ein exemplarisches Diagramm von einem Sauger Benziners, welches das abgegebene Drehmoment über die Drehzahl darstellt. Unter der Kurve befinden sich die Wirkungsgrad Bereiche, wie viel im Kraftstoff enthaltenen Energie in potenziell nutzbare mechanische Arbeit gewandelt wird. Man sieht den Bestpunkt von 35% bei ungefähr halber Drehzahl in der oberen Lasthälfte, das ist ein übliches Verhalten bei gut ausgenutzten Motoren.
Das würde zB. bei einem 200PS Bike einen Bestpunkt von ungefähr 100PS Leistung ergeben. Damit könnte man um die 230km/h fahren und wie jeder weiß, das ist nicht gerade "Sparsam". Eigentlich per Definition ja schon, denn man erzeugt sehr effizient eben viel Leistung, nur ist die Menge der Leistung hoch und man verbraucht diese vorallem für den Luftwiderstand und nicht für Distanz.
Stattdessen denkt man instinktiv, man müsste ganz langsam fahren, um effizient zu fahren. Das ist genau der Knackpunkt, denn dafür ist der Motor nicht ausgelegt. Man sieht im Diagramm unten den Bereich mit Pfeil von unter 10% Motorleistung, welcher auch nur um die 10% Effizienz hat. Es wird also 3,5x so viel Kraftstoff für die gleiche Menge an Arbeit aufgewendet (normal in Gramm Kraftstoff pro kWh angegeben). Man bläst also die Kraftstoffenergie vorallem zum Auspuff und über den Kühler hinaus, nicht für den Vortrieb. Durch die geringe abgefragte Leistung ist aber die Menge an verbrauchtem Sprit auch insgesamt kleiner und dadurch entsteht der Trugschluss der Effizienz. Es sind also beide Zustände nicht gerade vorteilhaft, um an der Tankstelle günstig weg zu kommen und genau an diesem Gedanken wollte ich ansetzen.

Quelle: Rolf Gloor
Jetzt wäre es natürlich nur logisch, einen ganz kleinen Motor zu verwenden, welcher auf der Landstraße bereits im Bestpunkt laufen würde. Aber darüber kann man keine wissenschaftliche Arbeit schreiben und so eine lahme Gurke will wahrscheinlich auch niemand haben

Mein Ziel war es erstens den effizienten Lastbereich nach unten zu schieben (nicht ~80% Drehmomenthöhe), als auch die Effizienz des Motors insgesamt zu steigern. Details dazu kommen noch ausführlich. Um eben keine langweilige Gurke zu erzeugen, sollte der Motor auch einen sportlichen "Normalmodus" haben, zu dem gewechselt werden kann. Und so kommen wir dazu, warum der Yamaha 660ccm Motor ausgewählt wurde. Er ist nicht nur einfach und robust, hat eine Wasserkühlung und Ausgleichswelle für den Prüfstand essentiell, sondern hat vorallem getrennte Einlasskanäle und dafür separate Nocken. Diese können verschiedene Zwecke erfüllen, eine für Sparsam und eine für den normalen Leistungsmodus. Soweit der Plan.

Die Nutzung des einzelnen Kanals wird für den sparsamen Modus verwendet und hat vorallem den Zweck der Turbulenz mit hoher Strömungsgeschwindigkeit und spezieller Form, denn das Original ist nicht brauchbar. Das mag auf den ersten Blick wie graue Theorie aus Büchern wirken. Den Einfluss davon auf die Verbrennung ließ sich aber schon bei den RS660 Inlays beobachten, damit kann man einen starken Einfluss haben. Muss natürlich entsprechend ausgelegt werden.
Dazu kommt, dieses eine Ventil liegt an der Seite vom Brennraum und es entsteht eine Art Tornado für die Ladungsdurchmischung. Hier ein Beispiel zur Verdeutlichung. Man möchte auch hier eine möglichst hohe Verbrennungsgeschwindigkeit erreichen. Details dazu folgen.

Quelle: petrolheadgarage.com
Aber auch das alleine wäre nur erweitertes Motortuning, dafür gibt wohl kaum ein Prof. seinen Namen her und einen Platz am begehrten Motorenprüfstand, den bekommt man damit erst recht nicht. Was kann man also tun?
Genau, die Sache etwas interessanter machen!

Wie oben erwähnt, sollte der Wirkungsgrad um eine ganze Ecke verbessert werden, im Vergleich zu normalen Benzin Motoren. Dafür wurde der sogenannte Miller-Verbrennungszyklus angewendet, der vereinfacht gesagt, den Ansaugweg des Kolbens verkürzt, aber den Expansionsweg lang belässt. Das bringt zwar einige Eigenheiten und auch Probleme mit sich, aber alles zu seiner Zeit.
Das ist zumindest ein grober Umriss, worum es bei der Masterarbeit ging.
Den Motor zu beschaffen war gar nicht so einfach, der war/ist bei den SingleCup's recht beliebt und deshalb sind die Triebwerke unverhältnismäßig teuer. Daher wurde kurzerhand eine ganze MZ Baghira 660 mit dem Yamaha Motor gekauft.


Der Motorblock wurde erst einmal überholt, um den größeren Belastungen auch sicher standzuhalten. Die Kurbelwelle wurde auseinander gepresst und ein verstärktes Pleuel mit Bronzebuchse am oberen Auge eingesetzt. Normal läuft dort Stahl auf Stahl, was nicht standhält mit teilweise schlechter Schmierung.


Bald geht's weiter mit der Entwicklung von dem interessanten Teil des Motors. Bis dann!