Samstagmorgen, 06:00 Uhr, der Wecker klingelt, meine Frau schaut mich schlaftrunken an und erklärt mich für verrückt dreht sich um und ist wieder weg.
Wahrscheinlich hat sie recht.
Aber ich hatte einen Auftrag. Ich musste beweisen wer der Chef war, dass ich mir nix gefallen lasse, schon gar nicht von so ´nem garstigen Zweitwohnsitz.
Es ging wieder los!
Junge, junge, -14° Grad. Wie bescheuert muss man sein. Ehrgeiz eben. Sollte froh darüber sein. Wenigsten ein Antrieb mich selbst in die Kälte zu jagen.
Nun denn. Was stand an. Ach ja, ich hatte ja mit dem Heckausbau begonnen und irgendwann in der Nacht nicht mehr gekonnt. Zuviel von diesem flüssigen Blitzdingszeugs. Aber mir geht es gut – NOCH!
Also frisch ans Werk. Rainer war auch schon wieder auf der Baustelle – oder immer noch? Harter Kerl! Na dann kann ja nix mehr schief gehen.
Der ganze Tag schleppte sich so hin, und mit ihm ich mich auch. Wirkliche Erfolge sollten nicht mehr verbucht werden. Aber ich schaffte immerhin die rechte Sitzecke fertig zu stellen. Na wenigstens was.
Wenn man nicht mehr endorphingeschwängert den fertigen Rennwohnwagen vor Augen hat, bekommt man wieder einen Blick für das Eigentliche, das Reelle, dass…… SCHLACHTFELD.
Wie bin ich nur die ganze Zeit in die Garage gekommen? Wie konnte ich auch nur annähernd Dinge mit den eigenen Händen schaffen in solch einem Chaos? UNMÖGLICH!
Mir blieb nix anderes übrig als mal wieder aufzuräumen. Ich fand Dinge wieder, die glaubte ich schon längst verbaut zu haben. Was hatte ich nur stattdessen genommen? Rätselhaft. Aber nun denn, egal. Ich katerte also den ganzen Samstag vor mich hin und räumte Dinge von A nach B, um sie dann 20 min später wieder, mich noch wundernd wer die Sachen genau da hin gelegt hatte, von B nach A zu räumen.
Dabei geriet mir auch der Stapel mit den Verkleidungsbrettern, welche zwar für die rechte Seite nun zu kurz waren, aber noch locker für die Linke Seit reichten – wenn ich es richtig berechnete, in die Hände. 56,89€, also doch nicht für die Katze. Schön weglegen und für die linke Seite benutzen – ABGESPEICHERT.
Hatte ich schon meinen kleinen Reifenstapler erwähnt, ich könnte mich erinnern. Der Mann in meinem Kopf, der sich gerne einmischt und sich mit meiner Frau gegen mich verbündet wenn es um geniale und von mir für völlig sinnvoll erachtete Ideen handelte welche unbedingt sofort umgesetzt werden mussten. Mit der Zeit wird man einfach Beratungsresistent. Ich habe gelernt meiner Frau in solchen Sachen kein Wort zu glauben, genau wie dem kleinen Mann.
Heute hatte er frei und in seine grenzenlosen Güte fiel ihm wohl nix besseres ein als mit einem gigantischen Schlosserhammer mir die Falten aus der Murmel zu ziehen. Vielen Dank dafür.
So schlurfte ich durch den Samstag und versuchte das nähere Umfeld des Headquaters wieder auf Vordermann zu bringen. Morgen war Sonntag. Der letzte Tag der Woche. Der Tag der Familie.
Aber nicht für meine, nicht diesen Sonntag.
Dieser Sonntag war der Tag des Eisenschweines!
Sonntag, wieder 06:00 Uhr, wieder lag meine Frau neben mir (Oh Wunder!). Déjá-vu. Nur sagte sie diesmal nix. Resignation?
Maschinenähnliches Prozedere. Pipi machen, Rachen putzen, Klamotten an. Kaffee rein und raus in die arktische Wildnis. Ein neuer Tag (sah aus wie nachts) des Überlebens. Ich war bereit. Heizung an, Werner begrüßt und Plan geschmiedet. Ein wirklich liebgewonnener Augenblick der Ruhe.
Auf geht´s! Wie schon am vergangenen Samstag mit dem Holzkonstrukt auf der rechten Seite, sollte heute auch auf der linken Seite verfahren werden. 06:30 Uhr – Ich musste gaaaaanz vorsichtig zu Werke gehen. War besser so wenn ich mir nicht den letzten bisschen Rest Respekt und Sympathie des Nachbarn mit dem Kreischen meiner Säge verspielen wollte.
Also erst mal alles bereit gelegt. Wie wunderbar wenn man auf Grund einer plötzlichen Ordnung alles auf Anhieb wieder findet. Hölzer lagen bereit, Säge grinste mir mit gebleckten Zähnen voller Tatendran entgegen, Nägel, Schrauben, Hammer und Luftdrucktacker standen schon Spalier. Reiner legte die Langspielplatte der Holzfällerbuben auf. Alles passte. Doch einer fehlte!
Kurzer Rundumblick.
Da lag er. Hat sich ganz klein gemacht. Unter alten Decken in der Garage verkrochen. Leicht verschlafener, leicht frierender, leicht platter Gesichtsausdruck. Mir war klar, dem Kompressor war die Luft ausgegangen. Wenn´s nur das war - Kein Problem. Kurz den Stecker rein und ZACK!
Nix passierte?! Hä? Ah, Hauptsteckdose – Schalter aus!
Auf Grund massiver Sparmaßnahmen war ein langer Luftdruckschlauch nicht von der Regierung frei gegeben worden. So musste ich mit gefühlten 10 Verlängerungssteckdosen das Eisenschwein in die Nähe des Wohnwagens bringen. Also direkt in den Hof – direkt neben die Küche der Nachbarn.
06:44 Uhr - Also hin zur letzten Steckdose – und Schalter rein. Das Schwein erwachte mit einem ohrenbetäubenden Knurren –
BRRRÖÖÖÖÖÖÖÖÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÖÖÖÖÖÖÖÖÖRRRRRR!
Freunde ich sach euch. Der Tag des Jüngsten Gerichts war da! Der Boden vibrierte, die Vögel stoben aus den Bäumen auf und mein Nachbar stand nebst Frau und Kindern senkrecht im Bett. Ich wurde aschfahl. Das war´s. Damit konnt nun wirklich keiner rechnen.
Schon gar nicht mein Nachbar.
Der letzte Köttel war geschissen!
euch zu liebe habe ich extra den helm mit dem getönten Visier aufgesetzt. Ich bitte das zu berücksichtigen!