Ich wusste es nicht. Eine Runde super, eine Runde Murks. Dazwischen mehrere Runden Murks. Kurz dachte ich wieder daran, etwas mit Ziehen und Loslassen zu versuchen, aber der eine Affe hob mahnend den Zeigefinger, während der andere seinen dazu nutzte, einen Popel aus der Nase zu ziehen. Das konnte nichts werden. Ich wollte auch nicht dass die R6 kaputtgeht. Und da waren sie wieder. Gedanken. In jeder Runde hatte ich etwas zum Nachdenken. Jetzt hatte ich schon ein ganzes Wochenende Urlaub "vom allen" und dann kam das dabei heraus. Ich dachte an abgeriebene Schaltklauen und zerknirschte Zähne.

Nach Turn 1 nahm ich mir die Pause für weiteres Nachdenken und fasste einen Plan. Ich würde mir eine Motorrevision organisieren. Kann man ja mal machen, so nach 6000km Rennstrecke. Vielleicht würde das ja zeitlich sogar zwischen Assen und Aragon passen. Glaubte ich zwar nicht wirklich dran, aber ein Ausweg war gefunden.
Turn 2 geht besser los als Turn 1. Und er geht auch besser weiter. Ich verschalte mich wenig. Aus der Schikane heraus läuft es super. Und ich grinse zufrieden in meinen Helm. Das ist Beschleunigung, so wie sie sein sollte. Die Ölspur...ist und bleibt die Ölspur. Ich mache mir nicht in die Hose deswegen, aber drüberfahren muss ich auch nicht unbedingt. Und am besten: Ich habe freie Bahn.
Freie Bahn ist gut, denn ich kann mich voll auf meine geschädigte rechte Hand konzentrieren. "Bremse langsaam lösen und direkt gleich aufrollen. Locker, locker, da kommen keine Würstchen aus dem Lenker, wenn du doller drückst", beschwöre ich mich. Und dann passiert es. Hinten unten macht der SC3 ganz zart "wob-wob-wob" in Richtung Kurvenausgang. Endlich. Sie hat wieder in der Kurve am Kabel gezogen.
In dem Moment war klar: Ich würde wieder Striche auf den Asphalt malen. Vielleicht nicht hier, wohl auch nicht heute. Aber dass es passierte, konnte niemand verhindern. Sämtliche psychoterroristischen Sabotageversuche seitens Henning würden von mir abprallen und zu Boden rutschen.