Natürlich hat sie keiner gesehen. Zumindest nicht am Arbeitsplatz, denn sie war in der Muckibude und einkaufen...
Zurück nach Assen.
Langsam und völlig ohne Gemotze räumte ich mein Zeug zusammen, und Thomas half geduldig bei allem, was da nicht so ganz alleine ging. Und ich kann mit Recht vermelden, noch nie hatte jemand meine R6 mit so vielen Zurrpunkten gesichert. Als es dann daran ging, das Auto mit dem Anhänger zu verbinden, stand plötzlich ein dicker alter Mann, auf dass er das Schauspiel begutachten möge und stützte seine Patschehand am Heck des mir von der Firma zur vollumfänglichen privaten Nutzung zur Verfügung gestellten Fahrzeugs ab.
"Geht's noch?", dachte ich. "1. Der Thomas wird das Ding wohl auch ohne, dass du zuschaust, anbauen können. Und 2., nimm deine Pfoten da weg, dazu hat die niemand eingeladen..."
Dicke alte Männer. Wo nehmen die das nur immer her...
Ich zähle bis M ö b e l w a g e n. Relativ neutral sagte ich "nur gucken, nicht anfassen", was ich für gewöhnlich für ungezogene kleine Kinder verwende, die einfach so was angrabbeln, wo ihre Pfötchen nichts zu suchen haben. Und anstelle mir jetzt zu erklären, dass die Hand da essentiell notwendig sei, denn ohne würde ja die Gefahr bestehen, dass sich dem Auto zu seiner Seite wegdreht, kommt aus dem Prachtkerl die Information, dass er ja ein vernünftiges Fahrzeug hätte, und so einen Kack gar nicht wolle.
Ich nochmal...dicke alte Männer...
Es geht weiter im Kleinkindmodus und ich erkläre leicht gedehnt, dass ich mich sehr freuen würde, wenn denn da mal die Hand verschwinden könne, denn ich müsse ja schließlich das Fahrzeug ohne Beschädigungen wieder abgeben, bis er dann endlich Leine zieht.
Dicke alte Männer...
Während des Dialogs hat der Mann, der alles kann (außer Inlinern) schon fleißig den Anhänger auf den Kupplungskopf gesetzt und fleißig dran gewackelt, damit auch nichts abfällt. Man kennt ja so Geschichten...
Super. Dann kann ich ja duschen gehen. Ich kratze mein Waschzeug zusammen und mache mich auf den Weg ins Etablissement.
Ja, genau. Das, wo die Duschen stundenlang auf Saunabetrieb liefen.
Einer Wäsche freudig entgegenblickend pelle ich mich aus dem Unteranzug. Die Hand wischt am Sensor vorbei. Nichts. Na, gut, dann eben nochmal. Wieder nichts. Ich versuche eine andere Dusche. Auch nichts.
Aaaargh. Mir geht langsam auf, dass jemand die Duschen komplett abgedreht hat. "Hätte ich doch bloß nicht bescheid gesagt", schießt es mir in den Kopf. Aber Mutti muss sich ja immer um alles kümmern.
Jetzt stand sie da, 1a nackig und absolut ohne Motivation, nochmal in die Klamotte zu steigen, um das andere Etablissement aufzusuchen. Und ohne Verpackung, da wollte ich nicht raus. Also blieb nur die Waschbeckenecke.
Irgendwie sauber war ich dann endlich abfahrbereit und konnte mich verabschieden.
Roman war in der Zwischenzeit weggefahren. Er hatte sich leider mit der gerade wieder zusammengesteckten Aprilia irgendwo verhakt und war gestürzt. Der Finger sah nicht gut aus, so dass ich ihm eintrichterte, er müsse unbedingt damit zum Arzt gehen, wegen Bruch und so. Roman hatte keine Lust mehr auf körperliche Versehrtheit.
Die hatte ich auch nicht. Und obwohl speziell in meiner Gruppe innerhalb dieses Unfallfestivals nicht viel los war, hatte ich weiter im Hinterkopf, wie die möglichen Konsequenzen dieser "Sportart" aussehen konnten. Auch, weil als ich losfuhr schon wieder Rot war, und mir die sorgenvollen Gesichter der Menschen neben dem Opabeige-metallic-Passerati vor dem Medical Center im Kopf blieben.
Daran konnte auch das fröhliche "Gang Bang" der Kollegen mit dem Diskozelt zum Abschiedsgruß nichts ändern.