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Angriffsstummel

Hier könnt Ihr posten was nicht mit dem Thema Racing zusammenhängt
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Angriffsstummel

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Beitrag von campari »

Mit gemischten Gefühlen ging es ab nach Oschersleben. Erst zwei Tage dort, und dann weiter, für drei Tage nach Brünn. „Aber, was ist, wenn ich mich in Osche…“ schnell wischte ich den Gedanken weg und sah weiter aus dem Fenster. Kein Axel weit und breit zu sehen. Hm, vor 5 Minuten sollte der nur etwa 15 km weit weg gewesen sein, und sofort, als Henning das erfuhr, hatte der in den Racermodus umgeschaltet (was etwa 108 km/h mit Anhänger bedeutete). Aber Axel schien uns auf ganzer Länge herzubrennen. Umso besser, könnte er uns einen netten Platz freihalten.

Axel hatte uns hergebrannt. Und tanken war er auch schon. Einen Platz gab es am Zaun, fast hinten in der Ecke, nicht weit vom Gemeinschaftsduschcontainer. Nudeln kochen hatte ich eigentlich vor, aber als Henning bei „Grill“ die Augen aufgehen, lasse ich mich breitschlagen und fahre mit zum Einkaufen. Eine „lieber dies, oder doch lieber das“-Ewigkeit später (in der ich verschiedene Pakete vor die Nase gehalten bekomme und immer wieder sage „was ich hier habe, reicht mir“) sind wir wieder am Anhänger und können weiter ausladen. Die Nachbarn, die Axel von irgendwoher kennen, lassen uns mitgrillen. Sehr nett.

Bei einem Rundgang durch das Fahrerlager finde ich meinen Fahrlehrer. Der weiß zwar, dass er mich grüßen muss, aber nicht mehr, woher er mich kennt und wie ich heiße. Macht nichts. Wir quatschen ein wenig über den Winter im März 2008 und was zwischendrin so passiert ist.
Monsi666 finden wir nicht. Da mache ich mir fast ein wenig Sorgen…kann ja keiner ahnen, dass die Herrschaften im Hotel residieren.

Später in der Nacht, nach gefühlten dreißig Mal „mein Moped hört sich so geil an“, als ich im Nachthemd zu den Nachbarn hinschlurfe, um doch nochmal (Henning hatte davor schon drei Mal von Mann zu Mann gefragt) darum zu bitten, die Diskobeschallung leiser zu machen, finde ich die Nachbarn gar nicht mehr nett. Der Typ schaut besoffen auf seine Uhr, zieht die Augenbraue hoch, ob mein Anliegen denn überhaupt schon vorgebracht werden dürfe, und blubbert was davon, dass ich mal nen Bier mehr trinken soll, dann würd’s auch besser mit dem Schlafen klappen. Die Musik macht er leiser, aber nicht aus. Arschlochnachbarn, denke ich mir, und ziehe ab. Schade, dass die Hünen aus dem Womo nebenan kein Problem mit der Beschallung haben. Die hätten sicherlich mehr Eindruck gemacht, als ein rotes Nachthemd mit der Aufschrift „sweet and juicy“ und ner Erdbeere drauf.

Zurück im Anhänger geht es jetzt so langsam mit der Lautstärke. Ich wickle mir die Decke um die Ohren. Es ist viel zu warm. Ich drehe mich um, und zurück und wieder rum und verbringe die Zeit im Wachkoma. Irgendwann ist es hell. Den Wecker kann ich mir sparen, ich muss pullern. Dann kann ich mich auch gleich anziehen. Mit schnell fahren wird das heute wohl nicht.

Bei der Anmeldung wird meine Laune nicht besser. „D“. Na, toll. Da hab ich mich im Mai abgestrampelt, dass ich an die 1:55 komme, und die stecken mich immer noch in „D“. Da war die ganze Mühe umsonst. :( Nur aus Interesse frage ich nach.
Die Grenze ist bei 1:55, und ich wäre ja auch als Einsteiger angemeldet und es steht ja keine Oschersleben-Zeit im System, sondern ne langsame für Aragon. Häääh? „Einsteiger“?? Ich hätte das angegeben?!? Langsam, ok, das verstehe ich noch. Aber „Einsteiger“? Wer das verbrochen hat, gehört ausgepeitscht, aufgehängt, gevierteilt und an die Raben verfüttert. (und, wer hätte das gedacht, im Buchungssystem steht 2-5x Training im Jahr). Als ich ungläubig nachfrage, warum denn die Erfahrung der öfter buchenden Teilnehmer nicht aus den eigenen Veranstaltungen ermittelt wird, ist die Sache gelaufen. Ich stehe vor einem Wasserfall.
Ich habe keine Lust auf Diskussionen, was die schon auf Rechtfertigungsmodus geschaltete Verwaltungskraft nicht ganz versteht. Ich trage es wie eine verheiratete Frau und nehme meinen leuchtend gelben Aufkleber.

Der Krümelkaffee macht mich nicht munter, und selbst bei den Hafenegerschen humoristischen Einlagen wache ich nicht auf. Das Moped anziehen kann ich gerade noch. Nervös bin ich schon. Aber nicht wach. Das sollte nicht ohne Folgen bleiben.
:horseshit:

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Re: Angriffsstummel

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Beitrag von ..christian.. »

schön geschrieben bisher, auch wen es nach dem Schlusssatz nichts gutes vorhersagt...

bin trotzdem gespannt auf dem nächsten Teil:)
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Re: Angriffsstummel

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Beitrag von Moorvieh »

Owe, du wirst doch nicht... :shock: Also hoffe ich... Die Spannung ist ja fast unerträglich. :)
Gruß Philip

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Re: Angriffsstummel

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Beitrag von Henning #17 »

Ich weiß es - sag aber nix :haha:
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Re: Angriffsstummel

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Beitrag von Salut »

Sehr geil geschrieben, weiter so!
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Re: Angriffsstummel

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Beitrag von sspracer »

Genialer Berichtstart der Lust auf mehr macht :icon_bounce , hoffe auf baldige Fortsetzung und das alles gut verlaufen ist :-P
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Re: Angriffsstummel

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Beitrag von lonzo »

campari hat geschrieben: [...]als ein rotes Nachthemd mit der Aufschrift „sweet and juicy“ und ner Erdbeere drauf. [...]
:haha2: :haha2: :haha2: :haha2:
Wer alles glaubt, weiss nichts.
Wer nichts weiss, muss alles glauben.
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Re: Angriffsstummel

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Beitrag von Uwe-Celle »

campari hat geschrieben: [...]als ein rotes Nachthemd mit der Aufschrift „sweet and juicy“ und ner Erdbeere drauf. [...]
Sind die mit den Nachthemden nicht die besonders Gefährlichen!? :roll:
the black ball lightning #68
Seit 2009 Rennrente, jetzt wird nur noch zum Spaß gefahren. :roll:
Schauen was da noch kommen mag....
Vorbereitung auf neue/ alte Ziele.....
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Re: Angriffsstummel

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Beitrag von campari »

Alles ist anders. Wo sind meine Scheißkurven, in die ich mich und mein Moped nur unter Aufwendung aller erdenklichen Kräfte reingebogen bekam? Es geht alles so spielerisch leicht, kaum wiederzuerkennen. Wer behauptet, dass die Länge nebensächlich sei, kann der Wahrheit nicht ins Auge sehen. Nur zwei Zentimeter auf jeder Seite bringen mich dazu, mich neu in mein Moped zu verlieben. Vorbei sind die Wünsche nach einer R6, wer braucht das schon. Das hier habe ich gebraucht – mein gutes altes Moped mit einer leicht nach vorn gedrehten und verbreiterten Einlenkhilfe.
Das Engelchen auf meiner Schulter klopft an und meint, dass ich dieses Gefühl kennen sollte, und warnt mich, dass das letzte Mal das Teufelchen mit den PiPos im Regen genau hier gewonnen hat. Aber das Teufelchen raunt in mein Ohr: „los, das ist geil, zieh am Kabel“. Bevor ich weiter darüber nachdenke, was mir das Teufelchen sonst immer so beschert hat, hat es mich gepackt. Ich ziehe am Kabel. Bis zur nächsten Kurve, in der sich eine Wanderdüne vor meine Linie geweht hat. Immer wieder muss ich fast stehende, oder auch sich unkalkulierbar bewegende Hindernisse umfahren. Bis ich stecken bleibe. Das Engelchen mit glockenhellem Stimmchen wirbt für den Boxenjoker. Aber das Teufelchen und ich haben die Faxen dicke und setzen auf der Gegengeraden zum Überholen an, und der Gegner wird pulverisiert.
Der Euphorie darüber, dass die rechte Hand schon wach ist, folgt die Ernüchterung, dass der Kopf offensichtlich noch schläft. „Au, wei, was mach ich jetzt?“ Das Teufelchen ist auf einmal merkwürdig still. Das Engelchen rümpft beleidigt die Nase. Die beiden schießen mit mir auf die S-Kurve zu, zusammen mit meiner absoluten Unfähigkeit, einzulenken. Später wird das Engelchen noch eine Weile darauf herumreiten, dass es ja wohl nicht so schwer sein kann, weiter in die Kurve reinzusehen, wenn man schon in der ersten Runde solche Manöver fahren muss. Aber das hilft mir jetzt nicht weiter. (Später übrigens auch nicht, aber das Engelchen hat mittlerweile leicht gehässige Züge entwickelt.) Ich fokussiere mich auf das erste Drittel der Kurve und bin mir zu 100000 % sicher, dass ich da nie so schnell durchfahren kann. Ich hoffe, dass der Gegner das merkt, dass ich ausreichenden Abstand gewonnen habe und fahre geradeaus. Die Hand heben kann ich nicht mehr. Die ersten Meter gehen ganz gut, aber dann fängt die Kiste an zu schaukeln. Wäre es mein Fahrrad gewesen, dann hätte ich jetzt beherzt in die Pedale getreten. Aber dies ist mein Moped – und ich fahre zum ersten Mal so richtig durch ein Kiesbett. Engelchen-teufelchen-verlassen patscht die Hand an die Bremse (wenn ich vier gelbe Finger hätte, dann wäre das jetzt der Zeitpunkt für ein „d’Oh“). Ich löse mich vom Moped und lande seitwärts-rückwärts im Kies. Das Moped ist ziemlich tief eingegraben, aber wir haben uns sauber getrennt. Den Helm nehme ich gar nicht erst ab. Der Klassiker. Zu blöd. :banging: Gerne würde ich das alles auf die Arschlochnachbarn schieben, aber das Engelchen weiß, dass Teufelchen und ich verantwortlich sind, und fängt schon an, mit dem Finger zu zeigen (dumme Kuh!). „Herzlichen Glückwunsch!“, denke ich mir „Sie haben soeben eine Urlaubsreise zum Kaffeekochen und Reifenwärmer An- und Ausziehen nach Brünn gewonnen!“ Zum Glück war nicht mehr viel Fahrtzeit übrig, so dass die Wahrscheinlichkeit, dass die vorbeifahrenden Kollegen mich noch steinigen wollen, glücklicherweise gering ist. Ein schwacher Trost.
Henning ist entsetzt. „Aber was war denn?“ Knurrig entgegne ich „ich wurde genötigt, zu überholen“. Gegenfrage: „Ja, und?“ „Ja, nix und. Die Gruppe ist voll, da ist immer irgendjemand im Weg, und da kam ich in den Kurven nicht vorbei, und musste das auf der Geraden machen. Und außerdem…“ – „Und?“ – „Naja, das Moped, also der Lenker…“ Henning verdreht die Augen, und ich sehe, dass ich mir die Antwort eigentlich sparen kann. Er schaut durch meine Augen durch, direkt das Teufelchen an. „Und die Stummel waren zu sehr auf Angriff gedreht?!“, sagt er. Ich schiebe die Unterlippe nach vorn, richte den Blick zu Boden und sage kleinlaut „Ja.“...
:horseshit:

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Re: Angriffsstummel

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Beitrag von tommi »

LOL.... weiter...... :-)
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