Die Ganze Schalterei wird nicht besser. Oft genug geht mein Blick auf der Gegengeraden sorgenvoll nach unten, um direkt danach sorgenvoll nach oben zu gleiten. Jetzt bloß nicht noch mit Schaltgeplänkel durchs Mikro heizen.
Gruppe B ist weiterhin entspannt. Alle. Alle, bis auf eine kleine, aufmüpfige Person, die an ihrer Schaltautomatik verzweifelt.
Thomas gibt mir den weisen Rat, ich solle doch mal lieber wieder mit Kupplung schalten. Vor allem runter. Wenn denn irgendwas kaputt wäre, dann könne ich es ja so zumindest merken.
Mit Kupplung schalten.

WTF. Ich sitze neben meinem Gefährt und bekomme die Fragezeichen über dem Kopf nicht weg. Wie geht das überhaupt?!? Dass ich das mal gemacht habe, also jetzt außer in Bummelfahrt, ist ewig her. Und wie soll das überhaupt gehen?
Sobald ich eine Gerade treffe, wird rechts voll aufgedreht und geschaltet, bis die Gerade langsam zuende geht und ich mich auf ein Einlenkmanöver vorbereite. Die zwei Affen in meinem Kopf kratzen sich, diesmal nicht wegen der Läuse. Der eine dreht mit der rechten Hand was auf, der andere zieht links einen Hebel. Beide sehen sich, mit der freien Hand am Kopf kratzend fragend an.
Ich mache es ihnen nach und drehe mental rechts voll am Quirl und ziehe links. Ja, und dann? Einfach links wieder loslassen? Ist das nicht ein bißchen doll, wenn rechts voll offen ist? Und vor allem...muss ich das
langsam loslassen? Oder muss ich rechts zumachen? Aber dann ist ja rechts gar kein Durchzug mehr?!? Wie soll das dann noch vorwärts gehen?
Mit Grauen denke ich an die umgekehrte Prozedur. Oft genug hatte mir bei der Suzinette der zu zügig reingeklatsche Gang das Hinterrad blockiert. Und wie
langsam sollte ich denn links loslassen, damit das nicht passiert.
"Einfach mal mit Kupplung schalten" war für mich Stress pur, bevor ich es überhaupt versucht hatte. Mäßig positiv gestimmt gelobte ich, das mal auszuprobieren.
Und ich probierte. Als links zog, um den Ganz reinzuschubsen, stand die rechte Hand auf Durchzug. Und als ich links losließ, immer noch. Am Ende blinkte es mich fröhlich mit weißem Licht an und wurde sehr laut.
Mir war klar - so geht es nicht.
Ich hatte absolute keine Fähigkeiten mehr, auch nur irgend etwas in die Richtung noch koordiniert zu bekommen. Ernüchternd. Aber irgendwie auch keine Überraschung. Was vor Jahren noch total selbstverständlich gewesen war, ist mir durch Raketentechnologie völlig abhanden gekommen. Ich war total degeneriert.
Mit dieser Erkenntnis gerüstet beende ich Tag 2 der Valentinos Trackdays-Veranstaltung. Morgen, an Tag 3, wollte ich weder das Motorrad weiter kaputtfahren, noch durch unkoordiniertes Kupplungsschalten mich oder jemand anders gefährden. Keine leichte Aufgabe.
Eine leichtere Aufgabe würde es sein, ein Bratwurstbratgerät aufzutreiben, denn meine Wagenburg möchte sich heute Abend woanders "durchzecken". Ich würde einfach Roman fragen. Da hatte ich gestern schon was Räuchern sehn.