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Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

Infos zu und mit Veranstaltern, aber auch zu anderen Themen,
über die es sich lohnt zu sprechen!

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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von campari »

Nachdem ich die Rechnung von etwa 900€ für drei Nächte, etwas Nachmittagskuchen und ein famoses Abendessen bezahlt hatte (und froh war, dass es nicht noch teurer geworden war, denn Lea schlief "im Bett der Eltern", was bedeutete, dass wir an Tag 1 eine Matratze aus dem Anhänger und etwas Bezugswäsche ins Zimmer trugen), fuhren wir durchschnittlich gut gelaunt los. 3 Personen hoben den Durchschnitt. Wir passierten abermals Burg Hasistein (Grüße von Hasi, der fuhr im Auto mit) und bewunderten die dichte Bewaldung. Hier in Osteuropa war teils noch richtig Natur. Meine ex-Chefin aus der Slowakei hatte damals, als ich noch im Wald joggen durfte, nicht ohne Grund gewarnt, ich möge gut auf die Bären aufpassen. Wir passierten Einkaufsläden und bewunderten das Gewusel, was uns allerdings nicht dazu animierte, mitzumachen. Und dann bewunderten wir Die Burg. wir waren schon da. Das Wetter war prima, und ich hoffte, wir bekämen die Chance, noch etwas von den GMM zu bewundern. Auch, wenn das Reinmogeln bedeutete. Ich versprach, fleißig "Oh" und "Ah" zu sagen und am Ende auch zu klatschen.
Die Schranke war zu. Ich rollte etwas vor. Die Schranke blieb zu. Henning, der es mit der Wahrheit nicht so genau nahm, schlug vor, sich doch mit dem Stichwort GMM durchzumogeln. Ich bestand darauf, dass er das besser selber machen möge. Mir liegt das Lügen nicht so. Am Ende ging die Schranke hoch. Und ich hörte, dass man mit Bezug auf die lieben Kleinen Durchfahrtsmöglichkeiten bekam. Ob das so stimmte, ich hatte Zweifel.

Im Fahrerlager war trotz Pause noch etwas voll im Gange. Irgendwelche Privatmenschen fuhren in irgendwelchen Autos um die Strecke. Weil ich nicht im Weg stehen wollte, wurde das Gerät kurzerhand vor dem roten Wellnesstempel geparkt. Sich durchfragen, wer wegfahren wollte und wer blieb, wollte unser Henning nicht. Das war zu viel Arbeit, Stress und überhaupt zu viel verlangt von jemandem, der ein so furchtbares Schicksal erfahren hatte wie er.

Mit dem festen Entschluss, in Most fürchterlich viel schneller und maximal 1:49 zu fahren, studierte ich nach der Pause Fahrkönnen. Ehrlich gesagt, war ich froh, dass es teils auch mal etwas langsamer aussah. Weniger froh war ich, dass der Hubschrauber anrücken musste. Aber das war ja dann doch nicht so schlimm, wie ich Tags darauf erfuhr.

Die Wagenburg mit allen Münzis, Hunden und -Besitzern sowie Kopfschmuckfrisurträgern konnte ohne Probleme aufgebaut werden. Und weil es nicht so warm werden sollte wie letztes Jahr, tat auch nicht so viel Schattenschnickschnack an der Markise Not. Lea und Jan wollen unbedingt mit zur Anmeldung, ohne Frage auch, um die Versorgungslage zu prüfen. Negativ. Keine Maschine für gefärbtes Halbgefrorenes. Au, Backe. Wenn das keine Rebellion gibt.

Unser Henning kaufte noch etwas ein - leider in einem entfernten Lidl, was ein wenig dauerte, und die Kindschaft ein wenig ungnädig stimmte. Aber nur ein wenig, konnte die Zeit doch genutzt werden, um sich weiter mit Ronja anzufreunden. Einer gut erzogenen Hundedame, die auch dafür sorgen würde, dass niemand Blödsinn an unserer Wagenburg vorhatte. Eigentlich war alles in Ordnung, wie es schien. Alle hatten an diesem Abend etwas zum Essen, und der Henning hatte selbstverständlich literweise Bier eingekauft.

Und ich? Ich hatte fest vor, in Most endlich schneller zu fahren. Was in Mugello funktioniert hatte, musste doch auch in Most klappen. Fing doch auch beides mit "M" an.
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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von campari »

Hinter den Münzis hatte sich der Helíkopter-Ersatzpapa ein Zelt aufgebaut. Letztes Jahr war er noch hergekommen, um 12 Turns ausfallen zu lassen. Dieses Mal hatte er 18 Turns gar nicht erst gebucht. "Das wird wohl meine Zukunft sein, schließlich ist das hier die letzte Saison," dachte ich so bei mir, aber fand sein Leben jetzt auch nicht soo schlecht. Rumsitzen, betrinken, ab und zu mal nützlich machen, aber vor allem unterhalten, das waren alles mögliche Verben für seine Aufträge. Ich war froh, dass er so viel Zeit mitgebracht hatte, denn Jan und Lea würden mal wieder verdammt viel Spaß haben, obwohl Abraham sein Zebra vermutlich schon lange selbst organisiert hatte, weil es im Januar schon gebraucht wurde.

Heute Abend war es keine polnische gesellige Runde, die mit Geräuschen auffiel, sondern ganz beknackte Hafenegerveranstaltungsübrigbebliebene, die am EIngang der letzten Kurve wohnen blieben - offensichlich nur um zu feiern und ihre Motoren zu quälen. Missfallen ausdrückende Zwischenrufe aus der Nachbarschaft wurden ignoriert, und zuletzt heizte noch jemand im Fahrerlager hin und her. Das ging so lange, bis selbst der sonst sehr geduldige und verständnisvolle Irokesenmann die Schnauze vollhatte und hinstapfte. "Niederländer", ließ er verlauten, als er wiederkam, "die wollten noch was testen". Dass der Begrenzer funktionierte, hatten wir alle mitbekommen. Aber eventuell wollte man auch sehen, ob man so wirklich einen Motor kaputtmachte. Es war bald Ruhe, und ich konnte mich weiter auf meine Mission konzentrieren. 1:49, 1:49, 1:49. Ich hätte mir ein Buch davon geschrieben und unter das Kopfkissen gelegt, wenn das wirklich so funktionieren würde.

Einigermaßen zufriedene Kinder, die sehr erfreut über die Wagenburg und die eigene gesellige Nachbarschaft waren, schliefen gnädig ein. Mir machte diese eine Frage Probleme: Was, wenn ich hier überhaupt nicht mehr schneller werden konnte? Es war doch irgendwann der Peak erreicht? Ich konnte doch nicht Jahr für Jahr Sekunden wegschaufeln als wäre das Nichts. Was würde ich da machen? 180 Turns ausfallen lassen? Sollte ich mein Inkompetenzlevel in diesem Jahr erreichen, wäre das nur noch ein weitere Grund, einfach damit aufzuhören.
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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von campari »

Oh, wie schön, die Sonne scheint. Ach, das ist ja nett, eine Fahrerbesprechung!

Und vorher noch schnell die Reifenwärmer anstellen und so. Alles in Ordnung. Also dann, die erste Runde Most zum zweiten Mal in diesem Jahr.

Whoaah, warum ist das hier so eng? Und wieso kommt da eine Kurve nach der anderen?!? Zwischen Kopfkratzen und dem Versuch, flüssige Runden zu fahren, machte ich immer wieder große Augen. Und dazu noch hatte ich das Gefühl, dass der Gasgriff schon wieder lose war und sich um den Stummel drehte.

Hallo, Frau Rennfahrerin! Klappt wohl doch nicht so mit der Performanz. Ah, nicht so schlimm, ich habe ja drei Tage. Erstmal einrollen. Aber das mit dem Gasgriff - merkwürdig.

Während mein vorderer Capit-Super-Duper-Reifenwärmer defekt im Anhänger ein trauriges Dasein fristet - es wurde glücklicherweise rechtzeitig bemerkt, wärmte mir des Hennings Italo-Produkt den Vorderreifen. Ich prüfte immer wieder, ob das auch so blieb. Alles Gut. Aber dieser Griff, das war merkwürdig. Besser nochmal drehen. Ich drehte. Etwas machte klack, und ich konnte den Griff weiter drehen als ich sollte. Nur drehte sich nicht das ganze Ding auf dem Stummel, sondern nur die Hülse - einfach weiter als normal. Und irgendwie ohne Widerstand.

Alles klar, Turn 2 fällt aus. Wo war bloß dieser Mann, wenn man ihn brauchte. Als Unser Henning eintraf, lud ich ihn herzlich dazu ein, auch mal am Griff zu drehen. "Was soll das denn schon wieder?", entfuhr ihm. Ich schaute fragend. "Der Gaszug ist schon wieder gerissen! So eine Scheiße!" Ja, in der Tat, zumal jetzt ja eigentlich meine Veranstaltung vorbei war. Und dann kam die heilige Inquisition. Ob ich denn nicht aufhören würde, daran zu drehen. Hä? "Das dreht man bis auf ist und dann bleibt das auf und zwar bis zum Bremsen", erklärte ich. "Ja, aber doch nicht kaputtziehen, das Ding. Nicht weiter als bis zum Anschlag!!!" Doppel-Hä. "Ich drehe, bis zum Ende und dann bleibt das so", antworte ich noch einmal. "Ja, aber da ist doch ein Anschlag!" Ich finde mich einem Mann gegenüber, der mich ansieht als wäre ich doof und motorisch beeinträchtigt zugleich. "Da ist kein Anschlag", unterstreiche ich, "man kann es drehen, aber da schlägt nichts an. Und sicher muss man da auch Zug drauf haben, sonst ist es ja nicht Vollgas", versuche ich weiter Mr Ride-by-Wire verständlich zu machen. Ich werde weiterhin zusammengefaltet als wäre mein Hobby Gaszüge zerreißen, nur damit sie jemand anders wieder einbauen darf. Völlig verzweifelt drehe ich mich um und gehe weg.

Warum man so viel Energie darauf verwenden will, ziellose Diskussionen zu führen, war mir schleierhaft. Ich hatte die Veranstaltung schon längst abgeschrieben. Aber nicht der Herr Mechaniker. Er könne ja, wenn es einen Fahrradladen gäbe oder eine Werkstatt oder so. Gut. Ich sehe zu, wie das kaputte Teil ausgebaut wird. Eine relativ dünne Metallader ist völlig auseinandergefusselt. OK, so ein Ding brauche ich also. Ich leihe mir Leas Fahrrad aus und fahre durch das Fahrerlager. Was, wie kann den sowas reißen? Nein, so etwas hat niemand. Herr Schnaase auch nicht, der erklärt mir nur, dass er dafür ein zweites Motorrad dabeihat. Argh! Kann doch nicht sein.

In einer Box werde ich fündig, aber es ist leider der Zug für die falsche Richtung. Als ich Henning vor der Nase damit herumwedele fällt ihm auf, dass der Metallkern viel stabiler, also dicker ist, also aus mehr Adern besteht. Ah-ha. So, so, das Original ist also viel stabiler. Interessant.

Das war schon Nummer zwei dieser Kurzhub-Euro-racing-Züge, die ich zerrissen hatte. Etwa alle zwei Jahre einen. Vielleicht war es an der Zeit, das Fabrikat zu wechseln. Unser Henning, der ja nichts zu tun hatte, wollte etwas basteln. Aber wenn das fertig wäre, dann müsse ich vorsichtig daran drehen. Sonst ginge es auch wieder kaputt. Ich fahre mit Leas Fahrrad in die Autoschrauberei an der Strecke. Nein, so etwas haben sie auch nicht. :(

Henning fährt los zur Shoppingtour. Der Vusi hatte noch Reparaturteile, aber es fehlte noch etwas.

Ich darf Turns ausfallen lassen und lasse mich vom Helikopterersatzpapa coachen, damit ich das auch gut hinbekomme. Anspruchsvoll, so etwas.

Shoppingtour erfolgreich. Sogleich macht sich der Henning an die Arbeit und hat nach Stunden des Fluchens und Frickelns etwas fertig. Wir haben noch zwei Turns an diesem Tag. Beim letzten Mal Gaszugreparatur hatte ich mich geweigert, damit zu fahren. Zu groß war die Sorge, dass es doch nicht ordentlich war und ich ein Sicherheitsrisiko in der Hand hatte. Dieses Mal wollte ich es probieren.

Ich fuhr also auf die Strecke und durch die Schikane, wollte Gas anlegen, und nichts passierte. Doch kaputt? Gefährlich?!? Ich bog bei der nächsten Möglichkeit rechts ab und fuhr über den Rettungsweg zurück. Das war mir lieber.

Kaum nahm ich den Helm ab, wurde ich misstrauisch befragt. "Das fühlte sich falsch an und funktioniert nicht so wie es soll," sagte ich. "Ich möchte damit so nicht fahren." Herr Chefmechaniker konnte mit so einem Feedback nicht arbeiten und wurde garstig. Das sei schon alles in Ordnung, kein Problem, er habe es ja geprüft. "Es funktioniert aber nicht, wie es soll. Dann fahr DU doch damit", lud ich ihn ein. Und glücklicherweise tat er das dann auch und stellte fest: zu viel Spiel im Zug.

OK. Tag 1 war gelaufen.

Vor lauter Ersatzteilshopping war leider das Einkaufen von Essen total zu kurz gekommen. Wir einigten uns, heute ins El Toro zu fahren und dann noch schnell beim Billa reinzuhüpfen und auch das Auto vollzutanken. Und während wir uns an zwei Jack Daniels-Doppelstockburgern vergnügten, kapitulierte die Kindschaft an ihrem reichhaltigen Essen. Schon wieder mussten wir Tellerschiebereien in Angriff nehmen, um das Essen ausreichend zu verzehren.

Auf unseren Kram passte solange die Wagenburg auf. Man konnte ja nicht wissen. Es waren Geschichten im Umlauf. Auch, wenn es schade war, ich bestand darauf, dass wir nicht alle zusammen aus dem Paddock verschwanden, um im Restaurant zu essen und hatte sämtliche Planungen in diese Richtung abgelehnt.

Völlig vollgefressen und mit moderaten Aussichten auf Bestzeiten zog ich mir die Decke bis an die Nase. Es war einfach zu viel passiert. So konnte doch niemand mehr schnell fahren. Wenn man nicht einmal mehr rechts drehen darf.
:horseshit:

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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von campari »

Auch am nächsten Morgen lief es kaum besser. Es schien wieder die Sonne. Aber sonst war alles so anders als in Mugello. Ich wusste überhaupt nicht, was ich wo bremsen sollte. Am schlimmsten war es am Ende der langen Links, wo ich sonst immer kurz auf dem rechten Curb zwecks EInlenke bremste. Jetzt bremste ich weit davor. Weil ich dachte, dass ich so spät nicht bremsen kann. Vielleicht hat auch nur ein Linksabbiegepfeil gefehlt. Und dann diese Bodenwellen. Was für eine tolle Rennstrecke war das doch gewesen, in Italien.

Und dazu noch hatte ich mir jetzt schon übermäßig oft angehört, dass ich nur bis "zum Anschlag" drehen sollte. Immer noch war da kein Anschlag. Man drehte soweit, wie es ging. Wo das, was ging, zuende war, war unbekannt. Ein Graus.

Lektion eins des Vormittags: Most ist nicht Mugello.
Lektion zwei des Vormittags: Ohne volle Möhre kann ich nicht fahren.
Lektion drei des Vormittags: Des Hennings Konstruktion schien zu halten, solange man nicht zuviel daran zog, was dann wieder zu Lektion zwei führte.

Die Kindschaft war mit Helikopterpapa und Jule bei Matylda. Nicht unbedingt zum Baden, aber für Amüsemeng. Ein Segen, diese Wagenburg.

Auch im Laufe des Nachmittags gab es keine Rundenrekorde zu vermelden. Zumal ich öfter hinterm Irokesenmann gelandet war, und mir sein teils wundersamer Kurvenfahrstil die Kinnlade so herunterklappte, dass ich die ganze Kurve brauchte, um sie wieder aufzusammeln. Während sich der obere Teil vom Mann irgendwie direkt hinter der Scheibe verkroch, schob sich der untere Teil mit dem Knie auf den Asphalt. merkwürdig. Ich dachte, das soll so nicht. Um damit aufzuhören, hatte ich doch jahrelang trainiert.

Langsam, aber nur ganz langsam, wurde meine Fahrerei flüssiger. Wobei das mit dem Vorschub immer noch nicht so recht wollte. Ich wünschte mir einen Linksabbiegepfeil.

Lektion des Tages: Was einfach aussieht, muss nicht einfach sein. Most ist nicht Mugello.
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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von turbostef »

campari hat geschrieben: Mittwoch 24. September 2025, 12:22 Aber sonst war alles so anders als in Mugello.

Most ist nicht Mugello.
Wenn man einmal in Mugello war ist man für immer verdorben :mrgreen:

Und nichts ist wie Mugello ;)
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Beitrag von Vusi »

Ach aber schön war es in Most.
Und der Henning auch wenn nicht fahrend so wenigestens schwer schraubend und das gelbe ja wieder flott gekriegt hat.
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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von campari »

Morgen Abend war diese bisher semi-gute Veranstaltung zuende. Heute Abend sollte es eine Party geben, mit einem Freibier. Und dieses Mal wollte der Henning, der beim letzten Mal in der Pestillenzbude seine Viren verschleudert hatte, auch teilnehmen. Ich schloss nicht aus, das eine oder andere Gurkenwasser zu trinken, aber nicht zu viel. Alkohol und ich waren schon lange keine Freunde mehr. Aus verschiedenen Gründen. Und die Kindschaft, die hoffte inständig, dass es heute Abend den großen Auftritt der Zaubermaschine geben würde.

Pustekuchen. Außer Cola (oh,je, voll mit Koffein) gab es nichts für die Kindschaft. Und auch das Bier war knapp. Nach meinem Becher Gurkenwasser hatte ich längst die Rückreise angetreten, war müde und nicht besonders gut gelaunt. Nicht viel später trat dann der Rest der Mannschaft auf. Und dabei hatte ich gehofft, einfach mal als Erste einschlafen zu können.

Am nächsten Tag mühte ich mich etwas weniger ab und trotz des fantastischen Wetters wollte es einfach nichts werden mit dem Raketenstart. Unterstützt teils von Mitgefühl, teils von gut Zureden musste ich diese Veranstaltung als Nullnummer verbuchen. Ich hatte gerade eben an meiner Bestzeit gekratzt. Von oben. Zumindest hatte das Ölige etwas mehr von einem Geputzten, so dass nicht mehr der ganze Anhänger stank. Und ich wusste, dass ich definitiv nicht wieder so einen Gasgriff verbaut haben wollte, der durch solch fragile Qualität gekennzeichnet war. da müsste ich schon einen neuen besorgen.

Denn da war ja noch der Termin in Assen. Und das schon :shock: nächste Woche.

Wie schön war es, dass die Kindschaft Ferien hatte. So konnte man sich voll auf seine Arbeit konzentrieren und nebenbei noch alles in Ordnung bringen. Meine Versuche, sie ins Schwimmbad abzuschieben glückten nur bedingt. Ich bestellte leider etwas zu spät, wer kann den ahnen, dass die halbe Republik am 15.8. keine Bestellungen bearbeiten wird, ein active-Kurzhubgasgriff-Set bei Micron und war erstaunt, dass sich trotz Eingangsbestätigung nichts am Status änderte. Eine freundliche Dame am Telefon war bereit, mir aus der Not zu helfen. Es reichte aus, dass ich erwähnte, dass ich Angst hätte, wieder vollgemotzt zu werden, dass das alles zu spät ist und noch eingebaut werden muss und, und und. Sie organisierte mir ohne Aufpreis eine Expresszustellung.

Danke.

Der Henning bastelte währenddessen an seinem Ölkühlerkonstrukt herum. Seinen Startplatz hatte er nach Rückfrage nach Warteliste über mich und dann noch einmal direkt schon annonciert. Es ging hin und her zwischen "ich habe einen Interessenten" , "vielleicht läuft sie ja bis dann" und "Platz ist storniert", so dass ich nicht mehr verstand, was der Status war. Ich wusste nur, dass ich noch Reifenwärmer prüfen musste, sollte der Henning seine selbst benötigen.

Und es kam wie es immer kam. Der Henning teilte mir mit, er würde das für mich erledigen. Als ich feststellte, dass das noch nicht erledigt war, wollte ich das machen. Aber ich sah einen Reifenwärmer im Flur auf einem Reifen auf einem Karton liegen. Und bekam die Info "der Wärmer funktioniert". Es war nicht mein alter Wärmer, den ich aussortiert hatte, weil er mir teils zu heiß vorkam. Es war Hennings alter, der aussortiert worden war, weil er nicht mehr warm genug wurde. Aber gut. Es funktionierte, falls nicht, hatte ich ja noch meine alten im Anhänger. Denn immer als ich aus meiner Gedönsklappe meine Handschuhe herausholte, sah ich einen schwarzen Reifenwärmersack darin.

Der Henning wollte seinen Platz behalten. Ich sah auf www.racing4fun.de eine Anzeige mit einer Antwort in der relativ verzweifelt stand "zahle den vollen Preis" und dachte "Oh, wei, wenn das mal nicht ein geplatzter Deal mit einem Ölkühler war."

Mit Sack und Pack fuhren wir dann nach Assen und waren nach sehr viel "in und um Hamburg herum" auch irgendwann da. Ich freute mich, denn erstens war Assen weniger wie Most und mehr wie Mugello und zweitens wollte Gerhard zu Besuch kommen, trotz Chemo.
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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von campari »

In Assen war es kalt. Vorbei die schöne Sommerphase, wo man in kurzer Hose zu warm angezogen war. Kalt und windig. Aber es sollte trocken bleiben für die nächsten drei Tage. Und ich? Ich konnte jetzt ja bremsen und wollte nicht schon wieder die Kaltwetter-Mimi machen. Ich war hier, um zu fahren. Punkt. Olaf war auch da, um zu fahren und hatte uns freundlicherweise einen netten Platz freigehalten neben seinem gemütlichen Zelt, was er mit Dolores schon lange aufgebaut hatte. Klaus, also Thilo, war in einer Box untergekommen. Genau wie Andreas und der Alex, der gerade eben nicht den Platz vom Henning bekommen hatte. (autsch)


Irgendwann ging mir auf, dass der Reifen vorne gar nicht neu war. Es war einer, der schon gebraucht war. Hm. Da hatte ich "ich mach dir V02 drauf" wohl falsch verstanden, weil ich an hinten und vorne dachte. Wie lange der wohl schon gefahren ist?!? Irgendwie reichte meine Vorderradzählung bis zum Anfang von Mugello. Die vom Henning bis nach Most. Ich konnte mich nicht erinnern, dort einen neuen Vorderreifen verschwendet zu haben. Ich sagte "ja, aber der ist doch schon voll lange drauf", Henning verneinte das abermals. "Und außerdem, es ist doch voll kalt hier, das ist V02-Wetter". Nichts zu machen. Es war wie es war. Ich zuckte mit den Schultern.

Assen. Arschkalt. Alter Reifen.
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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von campari »

Es war nicht nur am Vorabend kühl, es war am nächsten Morgen kalt. Richtig kalt. Ich war froh, dass ich noch meine alten Reifenwärmer im Anhänger hatte, weil ja die von Henning, naja, die waren aussortiert. Und ich wusste, warum. Netterweise hatten aber alle Yamahas vor dem Anhänger schon die Reifenwärmer vor der Fahrerbesprechung aufgezogen und angestellt. Nach der Fahrerbesprechung wollte ich noch kurz mit Andreas plaudern, diesem nettten, geduldigen Menschen, der mit mir meine ersten sinnvollen Runden Assen gefahren war. Wir verquasselten uns etwas. Was auch mit der Startplatz oder kein Spartplatz-Geschichte zusammenhing. Welch emotionalen Hickhack manches so verursachte. Ich schloss "man soll ja nur annoncieren, was man auch wirklich verkaufen will" und nahm mir fest vor, sollte ich einmal in einer ähnlichen Situation sein, ich würde ganz klar eine "eventuell vielleicht"-Annonce schalten. Als ich auf die Boxenuhr sah, hatten wir schon 20 vor Turn, und ich musste mich noch anplünnen.

Schnell dampfe ich in Richtung Moped ab. Was ist das? Da hing an meinem Vorderreifen eine Hülle und ein ganz anderer Reifenwärmer, der mit einer Anzeige von 80°C leuchtete. Bevor ich meine Fragezeichen artikulieren konnte, rief es "Der Wärmer hat nicht gewärmt," (echt?) "aber Olaf hatte noch einen, der funktioniert jetzt. Jetzt ist der Reifen warm." Ich bedanke mich in Richtung Olaf und fasse unter die Haube unter den Wärmer. Hm. Das ist warm? Vielleicht habe ich ja falsches Temperaturempfinden an den Händen. Man würde mir doch keinen lauwarmen Reifen andrehen.

Kurz überlege ich, ob ich schon wieder einen Zwergenaufstand machen soll, was die Nachbarn immer besonders amüsierte. Aber nein. Der Henning hatte gesagt, die Wärmer würden wärmen. Und außerdem war hier heute kein Platz für Mimimi.

Ich zog mich an und fuhr los. Puh. Was ist denn mit Assen passiert? Diese ganzen verschiedenen Strecken hatten mich schon ganz wuschig gemacht. Ich hatte große Schwierigkeiten, mich an die "neue" Strecke zu gewöhnen und sah erst einmal zu, dass ich irgendwie um die Ecke kam. "So wird das aber nichts mit in A2 bleiben", dachte ich, als ich zur ersten gezeiteten Runde kam. Ja, ok, das läuft besser. Und dann hier bremsen und runterschalten und links einlenken uuuuund.....der Horizont drehte sich, ich wurde erst in die eine, dann in die andere Richtung beschleunigt, merkte, wie ich auf dem Visier des Helmes rutschte und dann irgendwann liegenblieb. Nicht weit von mir lag etwas Gelbes.

Oft hatte ich in letzter Zeit angemerkt, dass ich eigentlich mal wieder dran wäre, mit Bodenkontakt aber so hatte ich das nicht gemeint. Hexe, Hexe, verbrennt sie. Zerquetscht sie hätte schon gereicht. Der Airbag schnürte mir mal wieder die Luft ab. Nachdem ich einen Teil vom Turn als Zuschauerin verfolgte, und mich dann mit dem Taxi zum Medical Centre fahren ließ, versuchte ich, einen nicht übermäßig unerfreuten Eindruck zu machen. Letztendlich war es meine Entscheidung, trotz der Zweifel loszufahren. Ich war wohl wieder mal dran. Und wie man sah, mit Konsequenzen. Die Klamotte war etwas durchgeschubbert, das Visier zwar völlig zerkratzt, der Helm aber nicht durch einen Aufprall komprimiert. Die Handschuhe waren noch in Ordnung. Mir tat nichts weh. Außer das kleine Gelbe da stehen zu sehen. Die Wanne voller Kies und die linke Seite abgeschrubbelt.

Die Wärmer hatten also nicht gewärmt. Und die von Olaf auch irgendwie nicht, trotz der schicken Anzeige. Ich hatte es wieder mal gewagt, mich in Vertrauen zu üben, obwohl mich die Erfahrung hätte lehren sollen, dass das völlig falsch war. Und obwohl das das ursächliche Problem war, konnte ich doch niemanden dafür verhaften, dass ich mit einem kalten Vorderrad unterwegs gewesen war, außer mir.

Aber das mit den Reifenwärmern, das verstand ich nicht. Wieso hatte Henning denn Olaf gefragt und nicht meine aus meinem Fach geholt - oder die überhaupt von Anfang an verwendet?!?Ich frage daher "Aber, ich habe doch meine alten, die heizen doch!" Wo sind die denn?" "In meinem Fach, oder nicht?!?" Und dann erfahre ich, dass Mann seine alten Dinger schon lange in mein Fach gesteckt hatte, weil keine mehr darinnen waren und Platz war. Natürlich hatte er mir das nicht gesagt, denn was meins ist, ist auch des Hennings. Und deswegen hatte ich fälschlicherweise gedacht, sie seien da. Obwohl ich mich vage erinnerte, etwas umgeräumt zu haben. Vielleicht hatte ich sie aber auch irgendwann wieder eingeräumt. Jetzt war klar: das hatte ich nicht.

Olaf, der zur Genüge mitbekommen hatte, dass sein alter Wärmer auch nicht besonders wärmte, nahm das Ding und stopfte es in die Mülltonne. Ich zog mir die Klamotte aus und machte mich daran, das Sturzopfer zu verarzten.
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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von triple955i »

Warum habt ihr mich nicht angerufen, inner Stunde wäre ich da gewesen,mit reifenwärmer,neue Reifen,Kaffee,gite Laune,schlechte Tipps
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