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Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von 3._#34 »

businesskasper hat geschrieben: Montag 3. November 2025, 18:00 Ja, man möchte geradezu nicht Henning sein. :)
Angesichts seines Beitrags zum Gelingen von Rennstreckenevents und Alltagsleben will man aber auch nicht Campari sein.
Ganz schön wird's zum Glück nie.
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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von Klaus69 »

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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von doctorvoll »

3._#34 hat geschrieben: Dienstag 4. November 2025, 07:16
businesskasper hat geschrieben: Montag 3. November 2025, 18:00 Ja, man möchte geradezu nicht Henning sein. :)
Angesichts seines Beitrags zum Gelingen von Rennstreckenevents und Alltagsleben will man aber auch nicht Campari sein.
Schnuppel ich brech ab!!!! :D :D :D
......die einen betreiben Rennsport- die anderen reden nur darüber.....
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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von campari »

Alle sind die beste Version von sich selbst, oder arbeiten zumindest daran, oder wollen zumindest ernsthaft daran arbeiten.

Ich arbeitete daran, möglichst unauffällig digital anwesend zu sein, obwohl noch immer nicht alles erledigt war. Nicht nur Zeugs, was unbedingt eine Antwort brauchte, ohne meine Aktivität kein SAP-Kontrakt, ohne SAP-Kontrakt keine Lieferung und ohne Lieferung war doch das Ganze Verhandeln für'n Arsch. Was musste, das musste. Und obwohl die ganze Bande rechtzeitig zum Frühstück musste, bevor die Ibis-Versorgungsstation abgebaut wurde, gab es danach noch ohne Ende Zeit, bis der Check-Out passiert sein musste. Zeit, in der ich musste, was ich musste. Und wer wusste, was ich sonst noch so müssen musste in den nächsten Tagen. Seit in unserer Wirtschaft prinzipiell alles und jeder redundant war, gab es weder funktionale Vertretung für Urlaubende, noch Vorgänge, die reibungslos ohne Überwachung liefen. Immer wieder quengelte ich auf dem Bett in die kleine Klappkiste hinein, bis es dann doch endlich so weit war, den Deckel für heute zuklappen zu können. Ich konnte gleich weiterquengeln, denn niemand hatte sich Gedanken gemacht, was denn mit der Nahrungsaufnahme am Rest des heutigen Tages passieren sollte.

Auch als wir im Lidl um die Ecke standen, wollte niemand sich Gedanken um Abendessen oder den morgigen Tag machen. Immer wieder quengelte es (diesmal nicht aus meiner Richtung), dass man ja nun endlich los wolle, sonst käme man doch zu spät. Und überhaupt. Wir hatte nicht einmal mehr 400km zu fahren, und es war noch nicht einmal Mittag. Wundersam, dass immer alle vor dem Fahrerlager rumwarten wollten. Aber ich verstand die Nervosität. Ohne eine Idee von Infrastruktur keine Idee von einem guten Parkplatz und ohne frühes Eintreffen keine große Auswahl. Dazu immer wieder der eindringliche Hinweis "Pablo hat doch die Bilder geschickt, da ist alles abgesperrt". Ich steckte zwei Gurken ein, und die Kindschaft entschied sich für Pizza aus der Bake-Off-Station. Dazu noch ein wenig Kleinkram. Das war's. Es hatte viel geregnet, aber auf dem Weg zurück zum Hotelparkplatz blieben wir trocken. Es war warm, und die Sonne hatte noch Kraft. Urlaub konnte so schön sein...

Etwas um 14 Uhr waren wir in La Jonquera. Ich flitzte mit Lea noch kurz durch den Laden, und wir griffen einige Kleidungsstücke. Vorher hatte ich bei der Shell getankt, und dann Auto samt Anhänger rückwärts in einen Parkstreifen bugsiert. Zwei sehr ungeduldige Männer gingen daneben Patrouille, mit dem klaren Auftrag, Dringlichkeit zu vermitteln. Und es war doch schon so spät, und wenn die Straße gesperrt wäre, und wenn es Stau gäbe, und..., ja, was wenn ein Komet ins Auto einschlüge oder wir auf dem Weg von Aliens entführt würden?!?

Nachdem ich mich durch mehr Straßenknoten gewühlt hatte als erwartet, hingen wir noch zwei Stunden auf dem Warteplatz ab. Urlaub konnte so schön sein.
:horseshit:

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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von campari »

Die Convenience Bake-Off Pizzen verflüchtigten sich. Kinderlaune verschlechterte sich. Und als Lea fragte, wo wir denn Idiotenfederball hingesteckt hätten, worauf wir feststellen mussten, dass Federball nicht anwesend war, wohl aber ausreichend Idioten, die das ausgepackt hatten, ohne zu fragen. Was wollten wir hier so früh? Ich saß auf meinem Autositz und versuchte, Ignoranz walten zu lassen. Wir sahen, wie LKW rückwärts auf den Warteplatz fuhren, Transporter hin und hermanövriert wurden, um bloß den besten Platz zu haben und wie sich immer mehr Autos mit Anhängern bis in den Kreisverkehr hinein versammelten. Es wurde voll.

Der Henning wurde nervös. Beziehungsweise noch nervöser. Wieder musste ich mir die Geschichte anhöhren wo was abgesperrt sei und überhaupt. Er hielt es nicht mehr aus. Mit meinem Fahrrad unter dem Hintern radelte er durch den Einlass um die Lage zu sichten. Anschließend durfte ich erfahren, dass Pablo schon drin wäre. Und so schlimm sei das dann doch nicht mit dem Absperren, und dazwischen sei was frei und man könnte da aus dem Kreisverkehr und - ich hatte keine Kapazitäten mehr. Ich dankte der Informationwilligkeit und übergab meinen Fahrersitzplatz offiziell. Ich hatte Kopfweh und überhaupt gar keine Lust auf diese Fahrerlagerreinfahrsache. Im Gegenzug dankte man mir für nicht eingestellte Spiegel und dass man so ja nichts sehen könne und überhaupt. Und das von dem Menschen, der bis ich einen Riesenaufstand machte, zumindest einen Anbauspiegel auf der linken Seite zu verwenden, kein Problem damit gehabt hatte völlig ohne ausreichend breite Spiegel auf Europas Autobahnen Notbremsungen zu verursachen. So änderten sich die Ansichten.

Und dann passierte es. Autotüren klappten zu. Gefährte wurden gestartet. Da war es wieder, dieses irgendwie durch Telepathie übertragene Signal zur Einfahrt. Der Henning fuhr einfach los und schob uns einfach mitten in ein Park-Rangiergewusel hinein. Immer schön parallel zu dem Schweizer, hinter dessen Anhänger wir bis eben gewartet hatten. Der Henning hatte einen Auftrag.

Der Henning hatte, wie andere auch, den Telepathieempfänger nicht auf die richtige Frequenz eingestellt. Keine Schranke hob sich. Niemand verließ den Warteplatz. Und ich saß vorn auf dem Beifahrersitz und hielt mir mit der Hand die Stirn, wollte mich gern dahinter verkriechen, so peinlich wie das mal wieder war. Wir standen mitten im Weg und das völlig ohne Grund. Glücklicherweise dann doch nicht mehr so lange, denn die Schranke hob sich letzendlich doch. Hubbel, Tunnel, Hubbel, Kreisverkehr. Dann eine "Haupstraße" und jedemenge rote kleine Absperrgestelle. Wo, the fuck, ging es denn hier lang? Mir war's egal, ich hatte immer noch Kopfweh und wollte einfach nur, dass das hier bald vorbei sein möge.

Unser Henning lenkte mal hier, mal da, und stand dann vor dem Restaurantgebäude, was ich völlig in Ordnung fand. Daneben waren direkt Strom- und Wasserquellen, und die Sanitäranlagen auch nicht weit. Kurz nachdem der Henning geparkt hatte, wollte er schon wieder losfahren. Hier sei es doch nicht gut, die Streckeneinfahrt wäre ja ganz auf der anderen Seite, und überhaupt. Ich zuckte mit den Schultern und bedeutete, dass man nicht mehr umparken würde. Ausladen und fertig. Nein, nicht fertig. Man müsse ja noch wieder rückwärts fahren, an die Absperrelemente ran, schließlich sollte da ja niemand dahinter langlaufen sollen. Links neben uns waren es etwa 15 Meter zur nächsten nächsten Wagenburg, rechts daneben war lange, lange nichts. Da konnte man auch gut 5 Meter von dem Metalldingen weg parken. Und ich hatte doch was von "Drift Experience" auf dem Puschmannschen Plan gesehen, als er auf einem Wischbrettchen vor meinem schmerzenden Kopf herumgewedelt wurde. Wer weiß, was das bedeutete...das Abgesperrte war eine graue beschichtete Fläche, die ich von Fahrsicherheitstrainings kannte. Mit etwas Wasser darauf ein Spaß bei jedem Bremsmanöver. Und sollte es nicht noch regnen? Besser man parkte nicht direkt daneben. Fertig.
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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von campari »

Schön war anders. Dieses Fahrerlager hatte einen Hauch von Costa Dorada, Betonambiente, ein bißchen bunt Blinkendes und jedemenge Ausländer. Und dieses Hotel schien auch irgendwie ungünstig sein Schmutzwasser direkt einzuleiten. Es roch merkwürdig. Während unser Henning noch weiter argumentierte, wie der Anhänger am besten stehen würde und dass er doch am Abend die Aussicht genießen wollte, zweifelte ich daran, dass er überhaupt wusste, wo hier die Sonne überhaupt unterging. Es sollte noch einmal um die 25°C werden, und wenn wir Schatten bräuchten, dann bräuchten wir welchen. Es wurde nicht umgeparkt. Fertig.

Fertig war ich in der Tat. Es hatten sich schon wieder Erledigenmüssens aufgestapelt, und obwohl ich darum gebeten hatte, man möge zur Mobiltelefonkontaktaufnahme eilen, wenn es dringendundwichtig war, man schickte mir Nachrichten in Kopie und schrieb mir über Teams. Urlaub konnte so schön sein.

Die Kindschaft versuchte, sich zu amüsieren, was nicht so einfach war ohne Idiotenfederball und ohne Leas Fahrrad. Die hatte direkt die Griffgummis mit Handauflage in die Senkrechte gezwungen, weil sie ja mit Griff mit Handauflage nicht fahren konnte. Selbstverständlich ohne zu fragen. Ihr Fahrrad war ja nicht dabei, da wird man doch wohl dürfen. Oh, warum hatte ich dem Jungen nur die Griffgummis getauscht. Und nachdem das Fahrrad trotz dieser aufgenötigten Individualeinstellung für Lea uninteressant geworden war, trollte sie sich, um etwas Anderes zu machen. Jan freute sich wie Bolle über die Driftfläche und sein ferngesteuertes Auto. Er hatte extra Beleuchtung aus der Legokiste angepasst, so dass besonders das Fahren im Dunklen richtig Eindruck machte. Aber noch war es nicht soweit. Noch bevor die Sonne ganz unterging, hatte ich mich angemeldet, und die R6 war mit Startnummer und Transponder versehen.

Selten war ich so schlecht auf eine neue Strecke vorbereitet gewesen. Kein Video, keine persönliche Beratung. Ich wollte ja auch gar nicht hier fahren. Aber es war gebucht, und Barcelona für die Kinder, warum nicht. Wer auch immer entschieden hatte, an jeder möglichen Fläche den Streckenplan abzubilden, hatte gewiss genau das vorhergesehen und sich dabei sehr viel Mühe gegeben. Sogar die Stromsäulen zierte ein Aufkleber (oh, là là, über Eck). Viele Kurven, einige Geraden. Kann ja nicht so schwer sein. Heute wollte ich nicht mehr darüber nachdenken. Die Rübe pocherte immer noch, und ich hatte schließlich 5 Tage hier. Was wann wo rum ging, konnte ich immer noch morgen herausfinden.

Der merkwürdige Geruch hatte sich immer noch nicht ganz verzogen. Irgend etwas zwischen Schweinestall und Salami. Wer schon einmal tief in der Dreckwäschekiste gewühlt hat, wird wissen, was ich meine. Vielleicht wurde es morgen besser. Für mich war es Zeit, ohne großes Betrinken ins Bett zu krabbeln, und in der Vier-Leute-Pupskiste hätte ich mit frühem Einschlafen bestimmt einen Vorteil.

Nur schlief ich nicht ein. Zumindest nicht sofort. Zunächst lag ich mit der Nase bis zur Decke gezogen und fragte mich, wie es bloß hatte passieren können, dass ich regelmäßig tausende von Kilometern durch Europa unterwegs war, nur um ein paar wenige irgendwo im Kreis zu fahren.
:horseshit:

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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von campari »

Wir haben Dienstag, den 21.10.2025. Die Andrea steht in der Boxengasse so wie viele andere auch und nimmt an einer Fahrerbesprechung teil. Die erste hier, aber nicht die letzte. Eigentlich alles wie immer. Das einzige, was mir im Kopf bleibt, sind die zahlreichen Neulinge auf dieser Strecke und die personell limitierten Instruktionsmöglichkeiten. Aber sicherheitshalber erkundige ich mich, ob nicht irgendwo noch Pfützchen stehen würden. Es hatte in den vergangenen Tagen wieder sehr viel geregnet, und man wusste ja nie. Nein, trocken sei es. Aber kalt.
Ich habe es nicht eilig. Sollen die anderen fahren. Ich hatte Tage genug. Nichts ging über einen gemütlichen Start in den Tag ohne Stress. Kurz flackerten die Erledigenmüssens auf. Nein. Erst einen Kaffee, dann ein Frühstückchen und dann vielleicht die Klappkiste.

Wenige Minuten später saß ich mit dem Schlepptopp da und tat, was getan werden musste. Wie wollte ich mich jemals auf eine neue Strecke konzentrieren, wenn das nicht vom Tisch war? Urlaub konnte so schön sein.

Alle "was soll ich essen"s hatte ich schon aus dem Anhänger gekramt, damit mich zumindest niemand mehr fragen musste. Und während Prinzessin Lea noch in ihrem Schlafgemach weilte, war der Junge längst angezogen und saß mit wackelnden Beinen auf dem Stuhl vorm Anhänger. Wo hatte dieser kleine Mensch nur diese Energie her? Er sprang jeden morgen aus dem Bett und war wach. Nicht immer gut gelaunt, aber wach. Und Lea? Die hatte keinerlei Zwang, sich zu erheben. Zwei völlig verschiedene Menschen, nicht nur äußerlich. Und jedem, der die Familie mal gesehen hatte, fiel auf, wer welche Gene für wen bereitgestellt hatte. Faszination Biologie.

Für mich war es Zeit, mich anzuziehen und dann zum ersten Mal Runden auf diesem Circuit Catalunya zu drehen. Und das Schaltdingens? Ob das wohl funktionieren würde?
Nur wenige Minuten später war klar, dass das eine absolute Nebensache war. Ich sah bunte Blöcke, die neben die Strecke in weiß und rot hingemalt waren. Ich sah Reifenspuren. Ich sah Entferungsanzeiger. Ich sah Tribünen und Kies. Was ich nicht sah, war eine Linie. Herr Hobelsberger hätte mir sicher eine Indikation geben können, aber selbst ein Streckenvideo hätte mir wohl nicht geholfen. Zu viel bergauf, bergab, endlose Kurvigkeit. Und dazu noch sollte ich schnell fahren.

Sinnlos. Ich brauchte Hilfe. "Ich brauche Hilfe", wiederhole ich, als ich Micha in der Speerbox gegenüberstehe. Er erklärt mir, dass ich in die Box nebenan gehen muss, da könnte ich mich mit der Michi absprechen. Oh, prima. 50€ hin oder her, bis ich das selbst zusammengebastelt habe, sind die 5 Tage um. Also verabrede ich mich für den nächsten Turn. Warnung: Gelbwesten unterwegs.
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Beitrag von 3._#34 »

Ah, Michi ist eine gute Wahl!
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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von wizzard »

weiter weiter weiter!!!! wir brauchen Lesestoff!

btw ... du tust hier übrigens sehr sehr viel dafür das grade so (harte) Typen -auf feisten Donnernden Maschinen und in grellen Lederanzügen - die Gedankenwelt der Frauen etwas besser verstehen!!! und das meine ich wirklich ernst!
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Re: Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee

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Beitrag von campari »

Von unserem fantastischen Standplatz war es optimal, um auf die Strecke zu fahren und auch, um Michi abzuholen. Sie stand schon da in ihrem neonbunten Kawasaki-Design, selbstverständlich mit einer gelben Weste. Meine hatte ich einfach aus dem Anhänger gezogen. Bei irgendeiner meiner teureren Instruktionsspäße war diese übriggeblieben. und niemand hatte sie wiederhaben wollen. Ein hübsches Elastiknetzstoff-Überziehchen, das ich zumindest ohne Hilfe ausziehen konnte. Anziehen nahezu unmöglich.
"Ach, du hast ne Instruktion gebucht", sagte unser Henning, kurz bevor er mir in den Überzieher half. Sicher hatte ich das. Wenn man selbst nicht weiterkam, war das das Sinnvollste, was man machen konnte. Ich hatte es mittlerweile aufgegeben, den Henning dazu zu motivieren, selbst auch die Vorteile der käuflichen Unterstützung zu genießen, aber dieser Mann wollte einfach nicht an sich arbeiten. Und vor allem nicht, wenn es Geld kostete. Als ob diese ganze Sache nicht schon teuer genug war. Wie viel % der jährlichen Gesamtausgabe hättte ein moderates Instruktionsbudget? 10?!? Wenn man nicht für die Anreise bezahlte, dann war die Rechnung zwar eine etwas andere, aber 500€ im Jahr für professionelle Hilfe wäre doch eigentlich kein Problem. Aber das waren meine Ansichten. Es gab Firmen, die kauften ein teures SAP-System, um dann danebenherzuexcelen und nur einen Bruchteil von den Kapazitäten zu nutzen. Ungenutzte Kapazitäten, Potentiale heben, darum ging es doch. Egal, was es war, wenn man es nicht effektiv gestaltete, konnte man es auch lassen. Aber das waren meine Ansichten.

Michi war informiert. "Also Linie, kein Problem. Das ist hier sowieso die geilste Strecke." Auf meine großen Augen hin erwähnte sie, dass sie gar nicht alle Strecken kannte, auf denen ich schon gewesen war. Ok, das konnte ich durchgehen lassen. Dass das hier "das Geilste" war, war so gar nicht mein Eindruck. Aber das war mein Eindruck. Und ich war offen, das zu ändern. Ich versuche, dranzubleiben. Netterweise wartet sie zwischendurch. Aha, hm, ach so. Noch eine Runde. Oooh, hier! Mehrere Aha-Effekte reihen sich aneinander. Aber wieso ist sie so schnell weg in den zwei Kurven vor der Geraden? Kann doch nicht. Ich habe doch ein Motorrad, was geht. Oder geht es mit diesem neuen Motor nicht mehr? Nach der Hälfte der Strecke auf der Geraden mahnt mich mein Schaltblitz, Gang 7 einzulegen. Ich trete nach unten. "Scheiße." Ein Kurzer Eingriff in den Vorschub unterstützt nicht gerade, dass ich dranbleiben kann. Dann geht es den Berg hoch. Diese Kurve, in der ich nicht weiß, wie ich sie fahren soll, folgt gleich darauf. Ich sehe, wie sie einen weiten Bogen fährt. Und in der Kurve danach ebenso. "Aha, ein spätes V." Dann laufen wir auf. Nach zwei Kurven reicht es mir, und ich gehe vorbei und fahre einige Kurven vorweg. Bis sie mich wieder überholt, mit einem nach oben geklappten Daumen. Ein Gruß, den man mir auf diese Strecke öfter zukommen lassen wird. Sie fährt noch ein wenig vor, und dann ist unser Turn vorbei.

Unsere Nachbesprechung ist eine auf Englisch, zusammen mit dem Niederländer, der ein einer anderen Gruppe gefahren war. Ich lausche und denke und finde, so hat alles einen Sinn. Den Zettel, den Michi bemalt, bekommt der Kollege. Ich hoffe, dass ich es mir alles merken kann und winke ab, als sie noch einen bemalen will. Aber die Gänge, die waren deutlich abweichend. Und da war es wieder, ein Übersetzungproblem. Und davon hatte ich doch so gar keine Ahnung. Nach der Besprechung bin ich etwas schlauer, aber da war noch diese eine Frage, die ich mir aufgrund der zeitoptimierten Frontalkommunikation verkniffen hatte.

"Wie schräg fahre ich eigentlich, und musss ich befürchten, hinzufallen?"

Nur durch kurze Geraden wurde man auf diesem Kurs aus der ewigen Schräglagenfahrerei gerettet. Ich mochte Schräglage nicht. Und wenn wir ehrlich sind, hatte ich Angst davor, dass jegliche Schräglage aus unerklärlichen Gründen in 90° überging. Das war oft genug passiert, und oft genug hatte ich daraus gelernt, dass so etwas zu vermeiden war. Na gut, sollte nicht ihre Sorge sein. 50€ war zuwenig Bezahlung für Psychotherapie.

Ein flüchtiger Blick auf den Zeitenmesser bestätigte: Intruktion für Linie hatte sehr viel Sinn, wenn man komplett ahnungslos war: wir hatten fast 20 Sekunden weggeschaufelt. Unser Henning bestätigte: er hatte das nicht nötig. War doch schon deutlich schneller unterwegs gewesen als ich.

Circuit Catalunya, 24°C, Sonnenschein. Die Frisur ist zu einem Zopf geflochten und schmückt ein grübelndes Köpfchen. Schräglage war nicht mein Freund. Dieser Kurs war nicht mein Freund. Die Übersetzung war nicht mein Freund. Um es 5 Tage zusammen auszuhalten, musste man sich zumindest ein kleines bisschen anfreunden, oder?
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