unser Rennbericht vom letzten IOEM Lauf auf dem Salzburgring ist fertig. Viel Spass beim Lesen. Alle anderen Berichte und noch einiges mehr findet ihr wie immer auf unserer Homepage.
Rennbericht zum Lauf der Internationalen Österreichischen Meisterschaft auf dem Salzburgring 06.07.07 - 08.07.07
Ein besonderes Highlight dieser Saison war der am zweiten Juliwochenende stattfindende Lauf zur Österreichischen Meisterschaft auf dem Salzburgring . Dieses Rennen zählt zwar nicht zum Alpe Adria Cup, wurde aber im Rahmenprogramm zur Internationalen Deutschen Meisterschaft ausgetragen. Die Chance ein Rennen vor mehr als Zehntausend Zuschauern und unter den Augen der Teamchefs der wichtigsten deutschen Motorradrennteams auszutragen konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Trotz dieser Rahmenbedingungen fuhren am Donnerstag von dem Rennen mit gemischten Gefühlen nach Salzburg ...
Donnerstag 06.07.07, das erste Mal in Salzburg
Die angesprochenen gemischten Gefühle resultierten hauptsächlich aus drei Gründen. Erstens war die Piste in Salzburg für Matthias noch völliges Neuland. Zweitens zählt diese wunderschöne Rennstrecke zu den absoluten Highspeedkursen, was unserer leistungsmäßig stark unterlegenen R6 natürlich überhaupt nicht entgegen kommt. Zum Dritten sagten die Wettervorhersagen sehr wechselhafte Bedingungen voraus, was das Kennenlernen der Strecke noch zusätzlich erschwert. Da man natürlich auch unter diesen ungünstigen Bedingungen vor der anwesenden Kulisse eine gute Leistung abliefern muss, war die mentale Anspannung vor dem Wochenende schon mal deutlich höher als sonst.

Die Anfahrt nach Salzburg ist von München aus ein absoluter Katzensprung, zumindest im Vergleich zu den sonst üblichen Entfernungen. Nachdem ich noch am Donnerstag Nachmittag meinen reparierten Kombi von Dittner Motorradbekleidung (schönen Dank nochmal für die schnelle Reparatur) in Pfaffenhofen abgeholt hatte ging es gegen 18.00Uhr los. Antje musste am Freitag noch arbeiten und würde erst am Freitag Abend mit dem Zug nach Salzburg nachkommen. Leider war die A8 doch recht voll, weshalb ich erst gegen 21.00Uhr an der Rennstrecke war. Nachdem ich von den Helfern des veranstaltenden MC Augsburg ein nettes Plätzchen zugewiesen bekommen hatte baute ich recht fix das Werkstattzelt auf. Gerade als die Wände angebaut waren begann auch schon der erste Regenschauer des Wochenendes. Es sollte nicht der letzte sein.
Freitag 07.07.07, wechselhafte Bedingungen
Am Freitag vor dem Rennen standen für den ausgeschriebenen OSK Superstock Lauf zwei 25 minütige Einstellfahrten (freie Trainings) zur Verfügung. In diesem einen Rahmenrennen traten die sonst getrennt fahrenden Klassen Supersport, Superstock 600, Superstock 1000 und Superbike in einem Rennen an. Selbstverständlich wurden die unterschiedlichen Klassen aber getrennt gewertet.
Das erste freie Training stand schon um 9.30Uhr auf dem Plan. Daher war die Strecke noch leicht feucht, als ich meine ersten Meter auf dem Salzburgring unter die Räder nahm. Für diesen ersten Rollout hatte ich mir das Kennenlernen der Strecke, das Überprüfen der Übersetzung und des Setups sowie die Suche nach den richtigen Linien und den Bremspunkten vorgenommen. Der prägenste Eindruck den ein Rennfahrer hat wenn er zum ersten Mal am Salzburgring fährt dürfte sein: "Verdammt ist das hier schnell." Die komplette zweite Hälfte der Strecke besteht aus einer Vollgaspassage die mit einigen schnellen Kurven sowie als Krönung mit dem Einlenken in die langgezogene Fahrerlagerkurve gewürzt ist. Bei einer Geschwindigkeit von über 240km/h verkriecht man sich so gut es geht hinter der Verkleidung und wuchtet das Motorrad mit vollem Körpereinsatz, aber ohne Geschwindigkeit zu verlieren, durch die Wechselkurven. Erst am Ende der Fahrerlagerkurve wird dann beherzt in die Bremse gelangt. Glücklicherweise kannte ich eine solche Passage schon vom Straßenrennkurs in Frohburg, wo man ebenso mit Vollgas und Topspeed in eine Kurve reinhält. Nichtsdestotrotz bedarf eine solche Streckenführung einer gewissen Eingewöhnung, da man die schnelle Linie sehr genau treffen muss um bei den immensen Geschwindigkeiten auf der Strecke zu bleiben. Mit diesen Eindrücken gingen die 25 Minuten des ersten Trainings viel zu schnell zu Ende. Das zweite freie Training um 14.20Uhr fand bei noch deutlich feuchteren Bedingungen statt. Ich hatte mich daher im Vorfeld für Regenreifen entschieden, was sich aber sofort als ich auf die Strecke kam als falsch erwiesen hat. Die Ideallinie war auf einem knapp 1m breiten Streifen schon komplett trocken und die weichen Regenreifen waren schon in der dritten Runde gnadenlos überhitzt. Nachdem ich in der Nocksteinkurve einen deutlichen Rutscher abfangen musste bin ich rausgefahren, da ich mir die Regenreifen nicht komplett zerstören wollte. Ich würde sie ja vielleicht noch brauchen ...
Abends bin ich dann nach Salzburg zum Bahnhof gefahren und hab Antje abgeholt. Somit waren wir wenigstens zu zweit an der Strecke. Für den Fall dass man sich bei einem Abflug doch mal wehtun sollte ist es ein gutes Gefühl wenn sich jemand um den ganzen Krempel im Fahrerlager kümmert. Außerdem gehört Antje einfach mit dazu wenn ich ein Rennen fahre. Wenn ich Sie beim Vorbeiflug an Start Ziel nicht an der Boxenmauer sehe fehlt mir irgendwie etwas.
Samstag 08.07.07, Qualifying - mal nass, mal trocken
Das erste gezeitete Training dieses Wochenende war schon für 8.00Uhr morgens angesetzt. Es war, wie nicht anders zu erwarten, nass. Diesmal aber wenigstens richtig nass, weshalb die Reifenfrage glücklicherweise eindeutig war. So ging es dann mit den schon deutlich gezeichneten Regenreifen zum ersten Qualifying. Die Strecke bot in Verbindung mit meinen Regenreifen einen guten Grip und nachdem ich mich den Grenzbereich der Reifen ausgelotet hatte bin ich sowohl die Nockstein, als auch den letzten Teil der Fahrerlagerkurve komplett am Knie gefahren. Bei nasser Strecke mit dem Knie am Boden um die Piste zu fliegen ist schon eine geniales Gefühl. Schlussendlich sprang mit 1:42:0 ein 16. Platz heraus. Eine oder zwei Sekunden wären sicher noch drin gewesen, da ich meine Zeiten mit jeder Runde runterschrauben konnte. Am Ende ging mir schlicht und ergreifend die Trainingszeit aus und die Schwarz-Weiß karierte Flagge beendete meine Zeitenjagd.

Das zweite Training war dann im Gegensatz zum Ersten komplett trocken und somit war die Ausgangssituation wieder komplett anders. während ich das Motorrad vor dem Training warm laufen ließ, veränderte sich der Auspuffklang schlagartig in ein böses Grollen. Da ich das Problem auf Anhieb nicht sehen konnte und die kurze Zeit bis zum alles entscheidenden Zeittraining für eine ausführliche Fehlersuche nicht reichen würde, hoffte ich auf dem Beste und fuhr los. Der Sound von meiner schwarzen Rennsemmel war schon infernalisch und erinnerte entfernt an ein Moto GP Motorrad. Eigentlich wollte ich nach der Hälfte des Trainings eine kurze Verschnaufpause machen, um dann zum Ende hin noch mal voll anzugreifen. Durch die vielen gelben Flaggen zu Beginn des Zeittrainings, weshalb keine schnellen Runden drin waren, änderte ich jedoch meine Taktik und blieb draußen. Mir dämmerte aber schon während des Trainings, dass hier absolut kein Blumentopf zu gewinnen sein würde. Der Grund dafür war recht simpel: ich kam bei keiner Sechshunderter im Windschatten mit. Obwohl ich in der Nockstein auf absoluter Tuchfühlung dran war und bei einigen beim Rausbeschleunigen fast ins Heck gefahren wäre, konnten mir die Burschen auf der Gegengeraden locker 40 bis 50 Meter wegfahren. Auf der Start und Zielgerade war es genau dass selbe Trauerspiel. Trotzdem gelangen mir hohe 1:31 Zeiten welche aber nur für den 32 Startplatz reichten. Der schnellste Superstock 600 Pilot Stefan Schrammel war mit 1:27:9 nur 4 Sekunden weg, aber trotzdem unerreichbar weit entfernt. Es war zum Haare ausraufen.
Nach dem Training galt es dann erst mal den Grund für den fetten Auspuffsound zu ergründen. Nachdem die Verkleidung runter war sah ich schon den Übeltäter. Der Krümmer vom ersten Zylinder war kurz vor dem Sammler komplett abgerissen. Nach der Demontage des Krümmers traten auch noch Risse am dritten und am vierten Krümmerrohr zu Tage. Höchstwahrscheinlich waren das unbemerkte Spätfolgen vom Sturz in Brünn, bei dem die Auspuffanlage einen heftigen Schlag abbekommen hatte. Glücklicherweise sind bei einem IDM Event mehrere kompetente Renndienste anwesend und Michael Schäfer (Teamchef vom Schäfer Yoshimura Racing Team ) höchstpersönlich schweißte mir den Krümmer wieder zusammen. Dafür möchte ich mich auch an dieser Stelle noch mal ganz herzlich bedanken.
Abends sind wir dann noch ein wenig durchs Fahrerlager geschlendert und haben bei der von Bernd Fulk moderierten Pole Setter Vorstellung zugesehen.

Das gebotene Unterhaltungsprogramm kann sich bei einem solchen IDM Wochenende schon sehen lassen. Allein schon die anwesenden Rennfahrerlegenden wie Toni Mang mal in ganz entspannter Atmosphäre zu erleben lässt einem die Zeit an einem solchen Wochenende nie langweilig werden.
Sonntag 08.07.07, Racetime
Am Sonntag war das Wetter erstmals so wie es eigentlich laut Wettervorhersage schon seit Samstag sein sollte: trocken und warm. Im um 8.00Uhr stattfindenden 15-minütigen Warm Up galt es nun das Motorrad noch mal durchzuchecken und einen schnellen Rhythmus für das Rennen zu finden. Da das Rennen erst für 17.00 Uhr angesetzt war, hatten die OSK Fahrer viel Zeit sich eine passende Rennstrategie zurechtzulegen. Ich für meinen Teil wollte alles daran setzen den Kontakt zu den nur zwei Sekunden vor mir platzierten Sechshundertern nicht zu verlieren. Dafür musste ich aber schon darauf spekulieren, dass mir ein Bombenstart gelingt und dass sich die Piloten auf den Superstock Sechshundertern gegenseitig durch Positionskämpfe behindern würden. Mit solcherlei Überlegungen im Kopf und den vielen spannenden IDM Rennen verging der Tag wie im Fluge. Das ich von meinen Rundenzeiten her im Mittelfeld des R6 Cups und sogar am Ende des IDM Supersport Feldes hätte mitfahren können sorgte für zusätzliche Motivation. Was mit konkurrenzfähigem Material am Salzburgring möglich gewesen wäre möchte ich hier nicht niederschreiben, das kann sich jeder selbst an einer Hand abzählen.

Der Rennbeginn verzögerte sich durch einen Unfall beim ADAC Junior Cup noch um 30 Minuten. Ein junger Nachwuchspilot war in der Fahrerlagerkurve so schwer gestürzt, dass der Rettungshelikopter mitten auf der Strecke landete. Selbstverständlich war das Rennen zu diesem Zeitpunkt schon lange abgebrochen worden. Es gibt auf den mir bekannten Rennstrecken eigentlich keine Stelle die zum Runterfallen so ungeeignet ist wie die Fahrerlagerkurve am Salzburgring. Das Tempo mit dem man hier durchpfeift ist einfach nur abartig hoch. Ich hoffe dem oder der Kleinen ist nicht zuviel Schlimmes passiert.

Trotz des späten Rennstarts war es noch mächtig warm und schon in der Startaufstellung wurde es richtig heiß unterm Helm. Nach der Warm Up Runde trafen alle Piloten wieder zügig auf ihrem Startplätzen ein und alles starrte wie gebannt auf die Ampel. Nach einer sehr kurzen Rotphase heulten die Motoren gleichzeitig auf und fast vierzig Rennmotorräder donnerten auf die erste Schikane des Salzburgringes zu. Ich fand mich beim Anbremsen dieses Nadelöhrs ganz auf der Innenseite der Kurve wieder und musste daher die R6 fast auf der Stelle in die Kurve drücken. Dadurch verlor ich beim Rausbeschleunigen zur Nockstein zwar ein paar Meter, die ich aber mit einer Gewaltbremsung wieder zufahren konnte. Leider befand ich mich beim Durchflug der Nockstein aber nicht wie gehofft am Hinterrad einer Sechshunderter sondern hinter zwei Kilogeschossen. Diese brannten auf der Gegengeraden brutal davon und die 15 Meter Abstand bis zum vor mir liegenden Roland Schuch auf seiner neuen R6 waren für einen effektiven Windschatten natürlich viel zu viel. So zog sich der Abstand nach vorn auf der Gegengeraden auf gut und gerne 60 Meter auseinander. Obwohl ich bis zur Einfahrt auf die Start Ziel Gerade viele Meter wieder zufahren konnte war das Rennen schon ab diesem Zeitpunkt gelaufen. Mein Plan für das Rennen ging nicht auf und so musste ich chancenlos mit ansehen wie sich der Abstand zu den vor mir liegenden Piloten wie Kaugummi auseinanderzog. Obwohl ich so viel wie nur möglich aus der R6 rausquetschte war die Lücke nach vorn auch im weiteren Rennverlauf nicht mehr zu schließen. Während des gesamten Rennens konnte ich dir vor mir liegenden Fahrer auf der Start-Ziel Gerade noch sehen, aber Einholen war nicht möglich. So wurde es für mich ein ziemlich einsames Rennen ohne nennenswerte Zweikämpfe. Auch im Rennen konnte ich wieder hohe 1:31'er Zeiten gehen, aber was hilfts wenn die Vorderleute 1:29 oder 1:30 fahren.
Nach dem Rennen haben wir dann sehr zügig eingepackt, da sich am Horizont schon wieder dunkle Gewitterwolken abzeichneten. Leider hats nicht ganz gereicht und wir wurden noch ein wenig nass. Die Rückfahrt war dann recht unspektakulär und so kamen wir nach gut 2h wieder wohlbehalten in Dachau an.
Fazitten:
- die Strecke in Salzburg zählt neben Frohburg zu den allerschnellsten Pisten Überhaupt.
- mit meiner schlappen R6 war dort bei der internationalen Österreichischen Meisterschaft kein Blumentopf zu gewinnen
- Wenn einem bei über 200km/h in der Fahrerlagerkurve mehrmals das Hinterrad ausbricht und man es jedesmal wieder problemlos einfangen kann sorgt das schon für ein beruhigendes Gefühl, so ganz dämlich stellt man sich dann wohl nicht an
- Ohne konkurrenzfähiges Material hält sich der Lerneffekt an solchen Wochenenden in engen Grenzen, schließlich ist keiner in Reichweite von dem man etwas lernen könnte