Ist doch immer wieder interessant, aber auch enttäuschend, daß die Wahrheiten so weit auseinanderliegen können. Deshalb auch von mir eine Mischung aus Erfahrungsbericht und dem Bemühen um Objektivität ...
Mit der Anmeldung am Freitag war ich auch wohl mit einer der Letzten, die sich das Schnäppchen gegönnt haben. Kenne TMB von den Twin-Days und war mit Orga, sowie Preis-Leistungsverhältnis immer zufrieden (obwohl damals die Team-Mädels noch knackiger waren

)
Bin erst Montag morgen angereist und auch auf die Schlange bei der Anmeldung gestoßen. Aufgrund der genannten Verzögerungen ist die 1. Gruppe trotzdem pünktlich gestartet. Auf meine Frage, ob ich eine 2. Nummer für mein Regenmoped haben könnte, bekam ich eine ünverblümte, etwas barsche Antwort: "Sowas gibt es bei uns nicht, damit haben uns in der Vergangenheit zuviele Leute verarscht!"
Habe ich also erstmal geschluckt

. Bleibt allerdings die Frage warum jeder Teilnehmer so ein schwules rotes Bändchen an die Hand bekommt, wenn es sowieso niemand kontrolliert? Habe in der Vergangenheit bei den Veranstaltern Dannhoff, Prospeed, Speer, Plüss oder BiPro niemals Probleme damit gehabt. Zweite Startnummer später abgeholt und gut war´s. Aber da es laut Wetterbericht trocken bleiben sollte bzw. ich keine Lust hatte meine geliebte TL in den Kies zu schmeißen, schien das Thema Reservemoped nicht so dringlich. Aber dazu später mehr.
Einen herzlichen Dank möchte ich allerdings allen Veranstalterverarschern sagen, die denselben zu solchen Reaktionen veranlassen. Es soll ja Leute geben, die an zwei Tagen zwei Motorräder testen wollen/müssen oder hin und wieder in Ermangelung an Sturzteilen eine Ersatzmaschine dabei haben. Denen ist dadurch nämlich in genanntes Körperteil getreten, weil es scheinbar noch genug Fahrer gibt, die bei einem Veranstalter trotz fairem Preis-Leistungsverhältnis tatsächlich noch umsonst fahren wollen
Der Zeitplan wies pro Tag 9x20min Fahrzeit in je drei Gruppen aus ... jede Menge viel also. Grund genug den Ersten für ein ausgiebiges Frühstück mit meinem Kumpel Troodon im seinem 5 Sterne Wohnwagen ausfallen zu lassen. Dem Motto des Discount-WE folgend hatte ich nur Altreifen und angefahrenes Schwarzes dabei. Wer den Gummi nicht ehrt ...

. Für den Test der Onboard-Kamera müssen die aber reichen. Trotzdem fällt bereits in meinem ersten "Zweit-Turn" auf, daß hier einige vorsichtig ausgedrückt ... touristisch-anmutig in der schnellsten (roten) Gruppe unterwegs sind. Stellte sich im Verlauf allerdings als wenig tragisch heraus, da nicht zu viel Verkehr herrschte und das Überholen aufgrund der somit vermiedenen Pulkbildung nirgends ein Problem war.
Der Kamera-Test mit AIPTEK DV ... inkl. Fingerkameramodul ging jedenfalls wie zu erwarten in die Hose. Ich kann nur jedem Abraten sich derartige Billig-SD Camcorder anzutun. Ein Gerät in dem Format inkl. Fingerkamera für knapp 200€ hört sich verlockend an, taugt aber meiner Erfahrung nach keinen Cent. Sowohl Camcorder als auch die ext. Linse sind für Onboard-Aufnahmen unbrauchbar. Bereits bei mittleren Drehzahlen verschwimmt das Bild (vermutlich aufgrund von elektro-magnetischen Störungen oder hochfrequenten Vibrationen) erheblich. Möglich auch, das das Ding meinen Fahrstil nicht mag. Jedenfalls steigen beide Module nach nicht mal einer Runde aus, egal wo am Moped montiert ... ob auf TL oder GSX-R ... ob auf Mossgummi montiert oder auf der Gabelbrücke direkt, bei peinlichst gewuchtetem Vorderrad, verschraubt. Außerdem hält ein Paar Micro-Batterien in der ext. Fingerkamera nur knappe 30 min. egal ob Akku oder nicht. Werde das Teil nun meiner Schwiegermutter für den anstehenden Radwander-Urlaub durch Mecklenburg-Vorpommern schenken
Die Suche nach einer brauchbaren Linie und akzeptablen Bremspunkten erwies sich indes als erfolgreicher. Ich mag zwar die Sprint-Variante nicht besonders, aber man gewöhnt sich irgendwann an alles und irgendwann bildete ich mir ein trotz noch bescheidener 1:45 eine halbwegs ordentliche Linie gefunden zu haben. Die Suche nach einem Zugpferd war widerum vergebens, da trotz meiner mäßigen Performance kein rechter Sparrings-Partner für meinen betagten V2 aufzutreiben war. Die vorhandenen 1098er hatten wohl noch allesamt das Preisschild auf der Gabelbrücke pappen und schienen jedesmal ehrfürchtig zu erstarren, wenn sie den Helm hinter die Verkleidungsscheibe versenkten. Renntraining, Fahrtraining, Sicherheitslehrgang, Ringelpietz mit Anfassen ... hin oder her ... wie man die Sache auch nennt. Auf der Geraden darf man den rechten Drehgriff schon nach ganz unten drehen ... bis es nicht mehr geht. Das sollte auch jede astronomische, zwangsbetätigte Ventilkipphebel-Besteuerung mitmachen. Wenn dann immer noch ein japanischer Zweizylinder Bj.99 OHNE Windschatten vorbeigeht tät ich das Überlegen anfangen tun

. Dasselbe gilt für die, ich mutmaße mal originalen, Repsol-Fireblades. Daß die Dinger immer ordentlich unter der Werks-PS-Prospektangabe liegen steht in jedem zweiten Fachmagazin, aber das sollte doch Pedrosas Moto-GP-Lackierung locker wieder wettmachen
Dagegen war an div. anderen (noch) nicht dranzubleiben. Die verflixt schnelle orange-schwarze R6 schien einen eindeutigen, illegalen Trainingsvorteil zu besitzen. Die Linie war schon sehr rund ...

, aber garantiert nicht original. Gibs zu, wenn Du mitliest

. Einige wenige dunkle Kilo K5/6 hatten die Sache mit dem rechten Griff leider kapiert. Insgesamt aber leider nicht mehr als ´ne Handvoll. So rollte ich armes Schwein dahin ... und tröstete mich mit dem Passus in der Nennungsbestätigung - DIE VERANSTALTUNG DIENT NICHT DEM ERZIELEN VON HÖCHSGESCHWINDIGKEITEN -
Wo kämen wir da auch hin
Aber Gunna´s Rache sollte kommen ... sogar schneller als gedacht

. Den vereinzelten Tropfen am Nachmittag folgte gegen 16 Uhr ein kräftiger Schauer. Endlich ... aber wie war das noch mit der zweiten Startnummer -"SOWAS GIBTS ES BEI UNS NICHT" - hallten mir die strengen Worte der dunkelhaarigen jungen Frau bei der Papierabnahme noch durch die Gehörgänge. Aber von Umkleben der Startnummer hatte sie nix erwähnt ...

. Man könnte doch einfach ... nein, nein ... wir gehören zu den Guten und fragen brav nach. Also ging ich zum freundlichen, bebrillten Mann mit der fleischfarbenen Badekappe am Vorstart, der dazu verdonnert war jeden Turn mit karierter Flagge auf halber Höhe der Geraden abzuwinken und wohlwissend, daß diese übersehen werden könnte, diesselbe jedesmal bis zur Hälfte der Fahrbahn hinaus zu halten versuchte, was zwangsläufig erklärt, warum sein rechter Arm bereits vor Ende des ersten Tages doppelt so lang war wie sein Linker

.
"Deine Kollegin meinte bei der Anmeldung Ihr vergebt keine zweite Startnummer für´n Zweitmoped ... ich würd aber gerne mit meinem Regen-Kilogixxer fahren ..."
"Das lohnt nicht ... trocknet gleich wieder auf", hieß es kurz und knapp. (Dabei regnete es noch, Anm. d. Autors)
"Ja schon, Regenreifen auf die TL lohnt nicht, aber meine blaue Wunderwaffe ist korrekt besohlt und da im Moment niemand fährt wär das ´ne ideale Trainingsmöglichkeit für´s Langstreckenrennen in ein paar Wochen ..."
"Ja ... mal sehen also ... ".
Ja, los. Brings über die Lippen. Sprich´s aus ... DU KANNST DEINE NUMMER UMKLEBEN.
"Momentan kann ich da auch nix machen!"
NNNEEEIIINNN, ich werd´ wahnsinnig. Ich ging zur Boxenmauer und blickte die Gerade hinunter ... hinauf ... hinunter ... nochmal hinauf. War da nicht ...? Nein, es war nicht ... ! Es herrschte Totenstille. Seit den ersten kräftigen Tropfen war niemand mehr auf der Strecke. Und alles richtig schön naß. Freie Bahn. Keine Wanderschikanen ... Pardon ... Teilnehmer zu sehen. Ich schritt die Boxen entlang, konnte aber niemanden finden, der Anstalten machte Regenreifen aufzuziehen. Wieder zurück zur TMB Box. Das Kribbeln in den Finger wurde zu heftig. Wo war der Chef? Albin war meine letzte Hoffnung. Pizzabude, LCD-TV, Truck ... nix Chef. Wie vom Erdboden verschluckt. Also sprach ich Olly an. "Guck mal im Truck ..."
Ich klopfte behende an die Seitentür. Kein Mucks. Vielleicht zählt er grad die Kohle. Da tät mich so´n Möchtegern auch nicht ...
Ich setzte mich enttäuscht vor den Fernseher und steckte mir ´ne Zigarette an, natürlich nicht ohne den Veranstalter vorher noch um das letzte Taurus erleitert und so in die roten Zahlen getrieben zu haben
"Morgen ist bestimmt schönes Wetter", seufzt die hübsche* junge Dame in Ducati-Kombi neben mir (* wie ich viel zu spät bemerke)
"Aber morgen soll´s doch trocken bleiben!"
" Ja. Ja, sicher ...!?", guckt sie mich verständnislos an. Ihre wohlgeformten Augenbrauen ziehen sich erst runter ... dann wieder hoch, bis Ihr Blick wieder gelangweilt auf der Mattscheibe landet, womit eindeutig beweisen wäre, warum Männer und Frauen sich nicht verstehen. Selbst wenn sie dasselbe Hobby haben
Just in dem Moment, als meine Stimmung den absoluten Tiefpunkt zu erreichen schien öffnete sich die Boxentür und Mister Vorstart kommt mit Albin rein.
Aber jetzt! Ich drücke hektisch die Kippe aus. Jetzt nur nicht noch´n Anschiß einfangen ... womöglich ist hier Rauchverbot

. Die letzte Glut war noch nicht erloschen, da steht Zielflaggen-Man schon vor mir.
"Du kannst Umkleben."
Welch wohlklingenden Worte finden da den Weg in meinen Gehörgang. Ohne Zeit sich zu Bedanken haste ich zu meiner suzuki-moto-gp-blauen GSX-R1000 K4 zurück, welche mich strahlend empfängt als hätte sie mehr als ich auf diesen Moment gewartet. In Rekordzeit wandert die TL unter den immer noch nicht imprägnierten Tchibo-Pavillon, unter den es überall durchsifft. Nebensache. Schnell die K4 vorne trocken gewischt ... Nummer draufgepappt ... in die Kombi gesprungen und ... just in dem Moment hört es auf zu regnen, was das daheim vergessene Regenkondom überflüssig macht

. Es gibt Momente im Leben, da paßt alles.
Ich werfe den Reihenvierer an

. Jaja, ich weiß ... 98db hören sich anders an, aber dafür gab´s in der letzten halben Stunde im Umkreis von 5km auch keinen einzigen Zündfunken.
Als ich durch die Boxengasse rolle ernte ich neidisch-ungläubige Blicke. Auch wenn der Racetec-Rain hinten schon in Spa arg gelitten hat ... das geht! Der rechte, gelängte Arm des Vorstart-Postens macht seine typische Handbewegung und ich rolle durch die Hüpfburg raus. Es ist noch immer kein Schw ..., ich meine kein vernünftiger Mensch auf der Strecke. Ich biege auf die Strecke ein und blicke gewohnheitsmäßig zurück. Wenn noch immer niemand auf der Strecke ist, brauchst Du Dich auch nicht umdrehen, Gunna

Mein Blick fällt auf die weiße, durchgezogene Linie. Unliebsame Erinnerungen werden wach. Irgendwo hier hat es mich im Seriensportrennen 2004 bei genau demselben Wetter auf PiPo hingekachelt. Wie auf Schmierseife bin ich bis weit in die geteerte Auslaufzone bäuchlings geschlittert. Dieses häßlich, kratzende Geräusch von Plastik und Alu noch immer im Ohr. Durch die Mercedes-Arena ... schön vorsichtig ... auch Regenreifen wollen warmgefahren werden. Nach einer Runde hört auch der betagte Michelin Rain vorne auf zu walken und es stellt sich subjektiv sowas wie Stabilität ein.
Ich wollte das damals auch nicht glauben aber die K4 ist für´n Regen tatsächlich die bessere Wahl. Packt im Vergleich zur TL viel seichter im mittleren Drehzahlbereich zu und läß sich dementsprechend auch viel schaltfauler fahren. 165PS braucht zwar kein Schwein wenn´s feucht ist, kann aber auch nie schaden

. Die ungläubigen Blicke reißen nicht ab, diesmal von der Boxenmauer. Daselbe Spiel wie heut´ morgen. Linie und Bremspunkte suchen ohne die Haftgrenzen über zu strapazieren. Im Nassen nur ungleich schwieriger, da der Grenzbereich schmaler ausfällt. In der Mercedes-Arena bleibt das Heck einige Male nicht in der Spur. Hier ist´s eindeutig schmieriger als in den anderen Passagen, aber allmählich kommt Freude auf. Der Tank war randvoll. Wenn´s nicht zu schnell abtrocknet, läßt sich mal testen wie lange ein Langstrecken-Turn bei den Bedingungen drin ist. Der Bremspunkt Ende Start-Ziel wandert gen Brücke ... immer schön neben der Linie bleiben
Da erscheint am Horizont ein kleines, farbiges Objekt, welches schnell näherkommt und im Hatzenbach Bogen an mir rechts vorbeischießt

. Auf der Geraden noch eins. Langsam füllt sich die Strecke. Irgendwann fahre ich an Albin vorbei und nach drei bis vier Runden nochmal

. Doch der Unterschied zu den PiPos so groß? Nach einer halben Stunde kurz rein, um den Reifen hinten zu checken. Obwohl es statt naß nur noch feucht ist läßt sich da noch Profil erkennen. Also weiter. Speziell in den Bremszonen kommt der eine oder andere schonmal etwas schneller näher als gedacht. Macht aber trotzdem Spaß, auch wenn der Kampf ungleich ist. Bis eine Repsol-Fireblade langsamer als die anderen ranzoomt. Ah, auch Regenreifen. Aber der Gasgriff klemmt noch immer, schade. Weit und breit keiner der Spielen will. Nach und nach trocknet die Ideallinie ab. Ich suche vorsichtshalber die feuchten Stellen. Nach über einer Stunde will die Tankanzeige immer noch nicht blinken, aber die Strecke ist fast komplett trocken und die Geschwindigkeitsunterschiede fallen immer größer aus. Also besser rein, Hinten ist garantiert alles aufgerissen. Pustekuchen - Trotz der weichen Mischung ist zwar kaum noch Profil da, aber nix aufgrissen

und vorne sind die Bröckchen unmerklich kleiner geworden. Also doch noch Blümchenpflücker
Der zweite Tag war langweilig, da trocken
Der Streckenfotograph will noch wissen, ob der Knilch mit dem blauen Kilogixxer von gestern wer besonderes war, weil die Streckenposten schon gefragt hätten. Dumme Frage

, die goldene Ananas hat er gewonnen und ist daher professioneller Nasenbohrer. Lästiges Paparazzi-Volk
Die Torfnase, welche die einstündige Zwangspause verursacht hat, kann froh sein, daß sein Privatdoktor vor einem der 149 Wartenden zur Stelle war, sonst wär sein anderes Schlüsselbein versehentlich auch noch zu Bruch gegangen. Auf der Nordschleife kann die Nürburgring GmbH für sowas Schadensersatz verlangen, warum nicht auch auf der GP-Strecke, bei einem solch vorsätzlichen Verhalten
Troodon´s Abflug mit totalem Bremsversagen blieb mysteriös, er zum Glück heil. Unfreiwilligerweise lande ich durch einen zu optimistischen Bremspunkt ebenfalls einmal an der Stelle, an der er fast ungespitzt in die Reifenstapel kracht und Schlimmeres nur durch einen provozierten Sturz per überbremstem Hinterrad verhindern kann. Die Reifenstapel stehen hier wo die beiden Teilstrecken getrennt werden eindeutig zu nah. das geht auf die Kappe des Rennstreckenbetreibers, wie auch die Tatsache, daß ein einzeln besetzter Streckenposten niemals einem Kiesbettsurfer helfen kann. Es soll Strecken geben, da schwenkt einer die Fahne während ein anderer schieben hilft

.
Wir richten die Bremse mit anderer Bremspumpe und der GHEP wieder für den CUP Mitte August her und ich erbe seinen Laptimer, da bei meinem die Batterien aufgegeben haben. Trotz etwas besserem Altreifen hinten will das Ding nicht unter 1:42 und für die R6 reicht´s auch nicht mehr

. Was soll´s. Mit neuen Pellen sollten hier unter 1:40 drin sein, aber da Seriensport langweilig ist ...
Fahrerlagernachbar Ercan auf SC44 wird noch mit der uralten, aber funktionierenden Ziegelstein-Panasonic gefilmt und hat hoffentlich Freude dran
Zum Thema konstruktive Kritik ... man merke:
Der Ton macht die Musik und wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es hinaus ... blablabla
... und manchmal hilft ein bißchen Geduld

. Danke für die notariell beglaubigte Umklebe-Nummer! Späßle hat´s gemacht und ich tät´s immer wieder so ... auch wenn die Pizza bei den Twin-Days besser war
Der Rennstrecken-Betreiber hat hier die Minuspunkte verdient, aber das ist nicht wirklich überraschend!
Gunna