Teil II: Die Rennen
Das 7-Runden-Rennen der Kilotreiber stand als erstes auf dem Stundenplan. Papa bereitete seine alten Muskeln wie üblich mit ein paar Dehnübungen auf die bevorstehenden Heldentaten vor.
Der Start verlief gut und die erste Runde noch besser. Er kam nach dem ersten Umlauf als 29. über die Linie, hatte also schnell mal zehn Plätze gut gemacht. Zur Rennmitte kämpfte er sich noch bis 25 vor und balgte sich rundenlang mit Thomas, einem sympathischen Franken. Am Ende überquerte Papa-Schlumpf als 27. die Zielflagge und kam mit einem breiten Grinsen in die Boxengasse. Offenbar hatte er Spaß gehabt
Während die 750er und Zweitöpfe um die Wette fuhren, stimmten wir Kindermopedfahrer (wie Papa uns 600er Helden

immer nennt) uns auf das bevorstehende Gemetzel ein. Nach den üblichen blöden Sprüchen und gegenseitigen "viel Glück"-Wünschen machten wir uns auf in die Besichtigungsrunde um unsere Startplätze einzunehmen.
Wow, erste Startreihe. Ein irgendwie schaurig schönes Gefühl da vorne. Vor mir freie Sicht auf die Gerade. Hinter mir ein ganzes Rudel wilder Barbaren, bereit für die Schlacht! Da werden Überlebensinstinkte wach...
Nach gesitteter Aufwärmrunde nehmen alle Aufstellung, die Aufregung weicht langsam der Konzentration, die Startampel setzt sich in Betrieb, Motoren heulen auf, und los geht's - Blitzkrieg! Mein Start ist wie immer durchwachsen, rechts fliegt Jens vorbei wie aus der Kanone geschossen, links zieht Lutz einen Kondensstreifen hinter sich her. Nach der ersten Runde liege ich auf Platz 6 und bin direkt hinter Lutz, meinem direkten Gegner in der Jahreswertung. Natürlich ist es völlig egal ob ich nun sechster oder siebter in der Gesamtwertung werde, aber der Motivation kann ein klares Ziel auch nicht schaden. Die Mission war also unserem Lutzi dieses Wochenende mindestens 4 Punkte abzunehmen. In der Rechts zur Senke runter war es dann soweit, ich bremste einen Tick später und konnte vorbei gehen. Die erwartete Gegenwehr blieb erst mal aus.
Im Anschluss schloss ich schnell auf David auf, der wiederum an Jens dran hing. Für die nächsten beiden Runden flogen wir als Dreierpulk um den Kurs. David machte den Eindruck als könnte er einen etwas schnelleren Rythmus fahren, um an Jens vorbei zu gehen reichte es aber noch nicht ganz. Am Ende der Gegengeraden hinterm Fahrerlager erwischte David die Links nicht optimal, ich fackelte nicht lange und setzte mich rechts neben ihn um in der folgenden Rechts durchschlüpfen zu können. Der Plan ging auf, erst mal. Durch die etwas engere Linie erwischte ich den Kurvenausgang wiederum nicht optimal und David, der Lump, konnte sofort erfolgreich kontern. Von dieser Aktion offenbar wachgerüttelt nahm er sich kurz darauf auch gleich noch Jens zur Brust.
David schlägt zurück (Foto: Vladimir Rejda)
Während ich die nächsten beiden Runden mit etwa 10cm Abstand an Jens' Hinterrad klebte, versuchte David verzweifelt Ansgar seinen zweiten Platz streitig zu machen. Der fuhr aber permanent Kampflinie und schmiss sämtliche Türen zu...
Auch in der letzten Runde reichte es für mich nicht um an Jens vorbei zu kommen. Doch in der letzten Linkskurve, nach Horsepower-Hill, ging ihm der Hinterreifen weg und er musste kurz aufmachen. Ich nutze die Gelegenheit und drückte mich beim umlegen nach rechts vorbei, erwischte den Scheitelpunkt aber nicht optimal. Trotzdem gab ich so früh wie nur irgendwie möglich Vollgas und blies zur Flucht in Richtung Ziellinie, verfolgt von der Angst Jens' Vorderrad würde sich jeden Moment neben mir zeigen. Aber es schien zu reichen und ich wurde als Vierter, mit nur 0,04 sec Vorsprung, abgewunken
Jens erzählte mir später er hätte wohl locker wieder an mir vorbei gehen können, wenn nur der verdammte Gang nicht rausgesprungen wäre....
Etwa eine Sekunde vor uns hatte auch David noch einen Weg an Ansgar vorbei gefunden und sicherte sich mit 0,03 sec den zweiten Platz. Carsten, der schon seit Oschersleben in der Gesamtwertung uneinholbar war, holte sich den Rennsieg mit gut eineinhalb Sekunden Vorsprung.
Zurück in der Boxengasse, verkündete Robert noch ich hätte mit einer 2:15,2 die schnellste Rennrunde gefahren. Darauf war ich schon ein bisschen stolz, und das Feierabendweißbier schmeckte gleich noch a bisserl besser
Den Abend ließen wir mit Gegrilltem und dem einen oder anderen Hopfentee in der Box des Bauch Racing Teams, auch bekannt als die Strobls, in gemütlicher Runde ausklingen...
Der Samstag begann direkt mit den zweiten Qualifyings, die Robert hauptsächlich für eventuelle Wetterkapriolen eingeplant hatte. Wir fuhren alle für ein paar Runden raus, aber auf der Strecke war viel los, und auch sonst wären wohl so früh und kurz nach dem ersten Kaffee keine tollen Zeiten drin gewesen. Ein paar andere allerdings, unter anderem der alte Haudegen Heinz, konnten ihre Trainingszeit deutlich verbessern. Während die erste Reihe unverändert blieb, wurde Lutz auf den achten und Jens gar auf den neunten Startplatz verdrängt. Die Frage war, ob das unseren beiden Blitzstartern sehr weh tun würde - denn in der ersten Kurve sind sie ja doch meist irgendwo ganz vorne zu finden
Den restlichen Vormittag verbrachte ich mit frühstücken, am Nachmittag waren die Rennen über 15 Runden angesetzt.
Gestern war Lutz als Siebter ins Ziel gekommen. Er hatte also vier Punkte auf mich verloren, damit war ich genau einen Punkt vor ihm in der Wertung. Mein Minimalziel war also klar definiert: Hauptsache vor Lutzi ankommen!
Zuvor stand aber noch Papa's Rennen an. Aus der ersten Runde kam er an 31. Stelle, kämpfte sich dann aber recht zügig auf 27 vor. Diese Position hielt er in einem etwas einsamen Rennen bis ins Ziel. Überlegener Sieger wurde hier Mike Denz, knapp 24 Sekunden vor dem Zweitplatzierten...
Junior begnügte sich mit den freien Trainings, am Vortag konnte er wegen der technischen Probleme nicht beim Rennen antreten und heute konnte er sich dafür nicht mehr so recht motivieren. Schade eigentlich...
Als letzter Punkt auf der Tagesordnung stand unser 600er-Rennen und damit das finale pro speed racer cup Rennen der Saison.
Carsten ging kurz vorher nochmal im freien Training raus, und kam mit einer verschrammten Honda wieder zurück. Offenbar wollte er sich in der warmen Nachmittagssonne für ein kleines Nickerchen in den Sandkasten legen ... aber ob das eine so gute Idee war

Zum Glück war ihm selbst nix passiert, und auch am Moped schienen nur wenige Teile gelitten haben die schnell ausgewechselt waren. Doch als wir in die Besichtigungsrunde gehen wollten, sprang die Kiste leider nicht an und Carsten musste sich das Rennen von der Boxenmauer aus ansehen...
Das rote Licht der Ampel war noch nicht ganz erloschen, da waren unsere Startkönige Jens und Lutz auch schon vorne bei der Musik dabei. Ich kam als fünfter aus der ersten Kurve, wurde auf der folgenden Gegengeraden von einer schrill schreienden Honda ausbeschleunigt und verlor auf dem Weg zur Senke einen weiteren Platz an Thomas - so kam ich als siebter über die Linie. Mein Minimalziel vor Augen bestand nun aber dringender Handlungsbedarf! Wild entschlossen schnappte ich mir Thomas bei der nächsten Gelegenheit wieder. Nun war ich direkt hinter der schreienden Honda, die von einem Petr - ich glaube es war ein Lokalmatador - pilotiert wurde. Vor ihm war Jens, und vor dem lag Lutz auf der dritten Position. Offenbar gingen wir alle einen schnelleren Rythmus als Lutz und so wurde er innerhalb der folgenden Runde um vier Plätze nach hinten durchgereicht. In Runde fünf ging Petr an Jens vorbei, eine Runde später konnte ich ihn überholen. Danach folgte ein Kampf über zehn Runden gegen Windmühlen. Petr war in einigen Ecken langsamer als ich, auf den Geraden ging seine Honda dagegen ab wie Schmitts Katze!
Nach einigen Anläufen versuchte ich mein Glück im Omega und bremste mich vor der zweiten Links vorbei. Im Anschluss fuhr ich um mein Leben, aber am Bergaufstück holte er sich scheinbar ohne jede Anstrengung seinen Platz wieder zurück.
In der nächsten Runde konnte ich mich auf dem Weg zur Senke nah genug an ihm halten, um vor der Rechtskurve wieder auf der Bremse zu überholen. Es dauerte immerhin bis zur Gegengeraden hinterm Fahrerlager als mich das zornig schreiende Geschoss erneut locker ausbeschleunigte. Der schien nur mit mir zu spielen.
Ein kurzer Moment des Glücks, vor der sauschnellen Honda (Foto: Vladimir Rejda)
Ich beschloss für ein paar Runden hinter ihm zu bleiben und auf möglichen Reifenverschleiß oder einen Fahrfehler zu warten. Doch er machte keine Fehler und auch sein Reifen schien so gut zu halten wie meiner. Ich versuchte nochmals Druck zu machen, blieb aber bis ins Ziel erfolglos. Immerhin legten wir noch bis zum letzten Meter zu und erreichten in der letzten Runde unsere persönlichen schnellsten Rennrunden.
Der Zieleinlauf sah folgendermassen aus: Ansgar, David, Petr, meine Wenigkeit, Jens, Thomas, Lutz, Heinz, ... Das offizielle Ergebnis war allerdings leicht modifiziert. Ansgar hatte sich einen deutlichen Frühstart geleistet und wurde so, dank einer empfindlichen Zeitstrafe, auf den zehnten Platz versetzt.
David freute sich über die Punkte, allerdings nicht so recht über den 'geschenkten' Sieg. Ausserdem hätte er so gerne die 2:14 geknackt, musste sich aber mit einer 2:15,0 - die auch die schnellste Rennrunde war - abfinden. Aber man braucht ja noch Ziele fürs nächste Jahr

Ich stand bei der Siegerehrung recht zufrieden auf dem Stockerl und freute mich die Saison auf einem persönlichen Höhepunkt abzuschliessen...
Nach einem wohlverdienten Weißbier begaben wir uns zum Abendessen in ein Hotel im nahegelegenen Ort Tetcice. Dort liessen wir es uns bei einem hervorragendem Mahl und ein paar Hopfentees richtig gut gehen und feierten den Saisonabschluß würdig
Am Sonntag sollte als Bonus noch das traditionelle 4h-Rennen folgen, aber dazu kommen wir später....