Schön, dass die Spanier so fleissig neue Strassen bauen – genial wäre es, wenn sie auch ein wenig Geld in die Beschilderung investieren würden.
Also bin ich (wie immer) etwas vom Kurs abgekommen und durch Cartagena zur Rennstrecke gefahren. Dort wartete eine Überraschung: die alten Boxen – na ja, eigentlich waren es eher Hasenställe- sind verschwunden und durch neue, grössere Boxen ersetzt worden.
Das Freiluftrestaurant ist weg – dort ist jetzt nix.
Im Bereich v or dem Zugang ins Fahrerlager steht jetzt ein Holzhaus mit Bewirtung – auch eine Verbesserung!
Die alten Sanitäranlagen sind auch weg - und durch Sanitärcontainer ersetzt worden. Keine schlechte Idee, besser wäre es gewesen, die Dinger auch an die Abwasserleitung anzuschliessen. So sammelten sich am Sonntag diverse Häufchen unter den Containern, aber immerhin hübsch mit Klopapier dekoriert! Zur Rettung unserer Atemluft wurden die Container dann sinnvollerweise am Montag abgeschlossen.
Meine “Schwarze” hatte sich durch gute Zusammenarbeit in Oschersleben ihren ersten Urlaub in Spanien verdient. Sie stand -dekoriert mit Reifen, Kanistern und Montageständern im Fahrerlager. Erste Erleichterung – mal sehen, wie ihr die spanische Rennluft schmeckt!
Dann die Nachricht, die mir das Herz in die Hose rutschen liess: “Ulli, ich habe leider beim Verladen Deine Kiste ein wenig verbeult. Aber nur vorne! Das dängel ich Dir wieder raus – ist nicht so schlimm!”
Wie jetzt?????? VERBEULT????? MEIN MOTORRAD!!!! Leider war nix zu sehen, sie stand ja schön verpackt rum – was mag nur passiert sein?
Zu sehen war jedenfalls nix – bis meine Alubox ausgeräumt wurde – leicht eingebeult!
Ich fasse es nicht – es hatte nicht mein Motorrad getroffen, sondern nur die dumme Alubox. Trotz der Erleichterung, ich dem Moment hätte ich morden können!!
Montagmorgen – leichter Regen, viele Wolken. Aber zum wiedererkennen der Rennstrecke hat es gereicht. Alle Kurven noch da – meine 2005er Sturzkurve leider auch

Dienstag und Mittwoch bei strahlendem Sonnenschein die umherliegenden Sekunden eingesammelt – und mit grosser Freude zur Kenntnis genommen, dass die “Schwarze” inzwischen die von der Schwester vorgelegten Zeiten nach dem Sturz unterbieten kann! Es hat ja auch lange genug gedauert, bis ich mich auf diesem Motorrad so richtig wohl fühlen kann. Jetzt macht sie seit einem halben Jahr richtig Spaß!
Donnerstagmorgen dann eine Änderung des Zeitplanes – 12:30 Uhr ist Rennen angesagt.
Ein kurzer Blick zur “Schwarzen” - aber sie scharrte schon mit den Reifen. Bei der Frage “wer fährt mit?” also erstmal HIER geschrien! Jedenfalls ich – das Motorrad hat begeistert und voller Erwartung auf den Ständern gezappelt!
Meinen Entschluss hatte ich fast im gleichen Moment bereut. Hmmm.... obwohl..... eigentlich ist es ja nur die erste Kurve etwas unaufgeräumt – oder sagen wir die ersten drei ,vier oder fünf..... danach ist dann ja nur hinterherfahren angesagt – wobei, so ein Startgewühl ist auch nicht zu unterschätzen.
Aber was solls – irgendwann muss es mal sein – warum nicht jetzt und hier? Ausserdem sind tatsächlich auch wesentlich langsamere am Start. Na gut – und ein paar schnellere...... acht Runden.... und das nach drei Tagen, die irgendwo in den Muskeln Spuren hinterlassen haben. Aber das geht den anderen auch so.
Ein Blick auf die Startaufstellung – DAS kann nicht sein!!! Da muss ein Fehler vorliegen!!! Wo ist Thomas???? Unerreichbar im Tower – ich kann also nur in der Box rumirren und meinen Protest verkünden. Dummerweise will das niemand dort hören. Allein Versuche mit dem Tenor: “Das schaffst Du schon! Viel Erfolg da draussen” waren zu vernehmen. “Das wird schon stimmen – fahr einfach!” Die haben gut Reden, stehen alle in der ersten Reihe und fahren wöchtentlich Rennen.
Und ich will einfach nur mal mitspielen, die erste Runde fahrend überstehen und dann bis zur schwarz-weissen Flagge weiterfahren. Soll ich – oder soll ich nicht? Ich gestehe, dass ich nun wirklich nervös war. Helm, Handschuhe (garnicht so einfach, die Dinger über die leicht schweissnassen Hände zu bekommen) Motorrad, raus auf die Strecke und in die Startaufstellung.
Da stand ich nun zur Aufwärmrunde – direkt hinter dem Ersten. Kurze Kontaktaufnahme zu den Jungs rechts von mir und hinter mir. Mein flehender Blick: “Jungs – ihr werdet doch wohl keine Frauen umfahren???” wurde leider nicht so richtig gewürdigt. Im Gegenteil: wild entschlossene Gesichter blickten mich an.....
Wenn das mal die richtige Entscheidung war.....
Micha rennt mit den roten Flaggen auf uns zu, die “Schwarze” kann es garnicht erwarten und hebt vor Freude das Vorderrad. Ups..... na gut.... es bleibt nix oben, was nach unten gehört....da muss die rechte Hand wohl etwas zurückhaltender arbeiten, wenn es gleich um den richtigen Start geht.
Nochmal Startaufstellung, Ampel an, Ampel aus. Ich habe keine Erklärung, was dann passiert ist. Jedenfalls fuhr der Erste nicht los. Solidarisch wie ich bin, blieb ich auch stehen. Ich kann es mir nur so erklären, dass ich auf “Grün” gewartet habe...... statt “Grün” kamen allerdings die Kollegen von hinten angeschossen. Geil..... die fangen einfach ohne uns an!!!!! Das weckte auch meinen Vordermann – und er gab endlich gas!
Welch ein Getümmel – Herz und Hirn im Zwiespalt. “Da halte ich mich besser jetzt raus” - “hey, da sind welche, die gehören definitiv HINTER mich!!!!!” Alle guten Vorsätze werden von der rechten Hand boykottiert. Stellung halten und dann die verlorenen Plätze wieder einsammeln. Normalerweise ist nach der ersten Runde doch alles klar – aber das Getümmel vor mir nahm einfach kein Ende. Und immerwieder hatte ich Genossen vor mir, die mich aufgehalten haben. Ich hasse Überholvorgänge – also normalerweise überhole ich nur, wenn es unbedingt sein muss – frau wird im Laufe des Lebens kompromissbereit – es kann ja nicht sein, dass die alle noch vor mir ins Ziel kommen!!! Ein heftiger Hinterradrutscher – hmmm..... aber oben geblieben! War das jetzt der Reifen, die Strecke oder meine rechte Hand?? Egal – da vorne wartete noch Arbeit!
Die letzten beiden Runden versuchte ich dann leider vergebens, das Doppelgespann vor mir auch noch einzusammeln, wobei ich mich eigentlich nur nach der lustigen Fahne gesehnt habe, die diesem Drama ein Ende setzen würde. Nochmal Start-Ziel, scheisse .... noch eine Runde..... hoffentlich nur noch eine!!!!
Dann war es geschafft – mein zweites Sprintrennen seit 2003. Mein erstes mit der “Schwarzen”. Und ich war sitzengeblieben!
..... und ....... DA GEHT NOCH WAS!!!!!
Ulli