Genau so lange bin ich kein Mopped mehr gefahren.
Pfingsten 2006 zusammen mit Cedee den Reinoldus-Sprint bestritten, Mopped in die Garage gestellt
und das neue alte Haus von zwei Familien auf eine Familie mit Hund umgebaut.
Jetzt stehe ich hier in der bei den Bikers Days wohl obligatorischen Warteschlange vor der Streckeneinfahrt.
Die EinzelgesichtsundalleAufklebersindvorhandenKontrolle wurde von diesem Veranstalter aus Gründen
der Gleichberechtigung erfunden, denn Fahrer ohne Reifenwärmer sollen hier nicht benachteiligt werden.
Einzig die bombastische Aussicht auf eine der wohl geilsten Kurvenkombinationen aller von mir bisher befahrenen
Rennstrecken entschädigt ein wenig für die Wartezeit bis die Reifen wieder kalt sind.
Eau Rouge. Wie das schon klingt im Vergleich zu einer Kurve namens Sachsen-Anhalt. Oder der FORD Kurve!
Eau Rouge, das klingt FAST wie corkscrew corner, nur französischer! Und hoch statt runter.
Zeit genug für einen kurzen Rückblick.
Fast ein Jahr lang war The New One vergraben in der Garage, später dann im Schuppen des neuen Hauses.
Genau so lange habe ich mein Rennfieber vergraben, irgendwo unter dem verlegen neuer Elektroleitungen,
Fliesen oder des Parketts im Wohnzimmer. Es war noch da, das war mir jederzeit bewusst, aber es wurde
irgendwo ganz tief unten gefangen gehalten.
Irgendwann stand ich auf und stellte verwundert fest das eigentlich so ziemlich alles fertig ist, soweit man das
von einer Hütte Baujahr 1901 jemals behaupten kann.
Was habe ich eigentlich früher mit meiner Freizeit gemacht? Damals, als nicht 50 Sack Rotband in das 1.
OG. mussten? Mein Blick viel vom Bad aus in Richtung Schuppen.
Es traf mich wie ein Blitz. Die Erkenntnis was im Leben vor der Baustelle das Leben war.
Und so bin ich nun kurzfristig in den schönen Ardennen gelandet.
Auf einer Strecke die ich kaum kenne, angemeldet in der Gruppe der Lizenzfahrer, nachdem ich 360 Tage,
17 Stunden und 2 Minuten nicht mehr gefahren bin. Klingt wie n Plan.
Erst fünft Tage zuvor konnten ßabine und ich den Kupferwurm der R1schen Elektronik bezwingen und
The New One wieder etwas Leben einhauchen. Und jetzt endlich steht der Kasper in seiner albernen gelben
Jacke vor mir und lässt mich endlich da raus. Da wo ich hin gehöre, auf die Strecke!
Die Streckeneinfahrt schlängelt sich den Berg hoch um sich am Anfang der langen Bergaufgeraden, direkt
nach der Eau Rouge, endlich mit der Strecke zu vereinen.
Ich bin gespannt auf den ersten Bremspunkt. Die erste Kurve. Das erste sanfte streicheln des Asphalts am
Knieschleifer. Wir fahren aufgrund der kalten Reifen sehr vorsichtig. Sehr sehr vorsichtig wie ich finde.
Egal, der erste Turn soll sowieso nur dazu dienen die Strecke und vor allem die neue Busstop Schikane
zu inspizieren.
Zu Beginn von Runde zwei spanne ich den Hahn ein wenig mehr und bin doch etwas erstaunt darüber im cruising
Modus zahlreiche "Lizenzfahrer" zu überholen. Nach drei Runden mache ich mir bereits Gedanken über Linien
und Bremspunkte. Ich fühle mich pudelwohl auf dem Mopped, habe fast das Gefühl etwas Landstraße zu swingen.
Der erste Turn ist überraschen schnell zuende, ich fahre zur Zeltburg und wo mich Kumpel und Hobbyfotograf
Andreas erwartet.
Es sollten noch vier weitere, entspannte Turns folgen die ich genoss wie selten zuvor.
Keine Zeittrainings, keine Rennen, kein Reifenwechsel, einfach nur freies blasen ohne Druck. Bissken Reifenbild
gucken, ein zwei Klicks das Fahrwerk dem Speed anpassen, grade der richtige (Wieder)einstieg in das geilste
Hobby der Welt.
Bin wieder da.
Hier noch wie immer eine Runde aus dem dritten Turn, falls jemand nicht weiss was mit der Eau Rouge oder
der Busstop gemeint ist.

Swing the Track