Wie so oft im Leben sind die spontanen Entscheidungen die Besten. Nachdem ich vor gut zwei Wochen einen Hexenschuss erlitt und mich mein Arzt zu 2 Wochen Ruhe verdonnert hat, musste ich letzten Mittwoch meinen Assistenten zur Arbeit nach Slowenien schicken und saß zu Hause. Dem Rücken ging es praktisch stündlich besser, und da meine Maus das Wochenende auch weg war sollte ich zünden gehen. Allerdings versprach der Wetterbericht akzeptables Zündwetter nur in den restlos ausgebuchten Schleiz und Hockenheim. So rief ich ab Donnerstags Nachmittag im 2-Stundentakt bei Futz, Bike Promotion und Speer an, setzte eine Suchanzeige in ein einschlägiges Internetforum und hoffte auf etwas Glück. Meine Alternativen waren Pann: Regen— sicher und Hungaro: Regen — ganz sicher. Am Freitag um 14 Uhr war mein Gespann gepackt, doch wusste ich noch nicht wohin ich fahren würde. Wer meint, er könne daraus auf eine gewisse Übermotiviertheit des Autoren schließen, der hat natürlich recht. Das Glück kam natürlich auch, zwar nicht in Form eines Startplatzes an den bevorzugten Kringeln, sondern in der Missachtung meiner besseren Hälfte gut 1000 Kilometer Autofahrt meinem Rücken zuzumuten. Wie Recht sie doch hat. Wenn ich schon im Regen zünden muss, warum nicht am 90km entfernten Salzburgring wo Schräglage zwei Tage gastieren sollte. Also, Anita angerufen: Platz frei! Gebucht! Schön, dort sind einige bekannte Hackfressen (unter anderem aus den famosen MCN meinem Heimatclub) Instruktor, und das macht natürlich mehr Spaß als die übliche „Olli-alleine-in-der-Puszta-Nummer“.
Das Wetter und ich
Ich hoffte auf 2 trockene Turns am Samstag. Für Sonntag machte ich mir keine Illusionen – es würde regnen. Tatsächlich schiffte es die ganze Nacht auf Samstag durch und als ich um sechs Uhr das Haus verließ stellte ich den Scheibenwischer auf Stufe zwei. Etwas verwirrt kam ich am Salzburgring an, denn hier war es trocken. Wer jemals dort war, der weiß, dass der Salzburger Schnürleregen selbst dem hartnäckigsten Hoch trotzen kann. Doch trocken blieb es auch den ganzen Samstag, es wurde sogar sonnig. Erst gegen 16:45 beendete ein kurzer heftiger Schauer den ersten Tag. Am zweiten Morgen strahlte die Sonne in der Heimat und es regnete am Ring. Ah –so kennen wir das! Doch wir sollten ein weiteres mal überrascht werden...
Der Meklau und ich
In meinen eigenen Augen sehe ich mich immer noch als „Anfänger“ in dieser wunderschönen Sportart. Allerdings habe ich eingesehen, dass mir ein einzelner Turn mit einem Privatinstruktor nur wenig bringt. Deswegen beobachte ich die schnelleren genauesten und habe mich auf nervende Fragen im Fahrerlager spezialisiert. Am Samstag sollte ich einen Instruktor der besonderen Art bekommen. Wegen der bevorstehenden IDM/ ÖM am Salzburgring war einiges an Prominenz im Fahrerlager. Unter anderem der berühmt berüchtigte Mann, der in meinem Kopf unter der Nummer 1:53 geführt wird. Er erkannte sofort meine Redlichkeit und beschleunigte mich nach einer Aufwärmrunde hinter der Schikane aus um mir die Ideallinie in die Nocksteinkehre zu zeigen. In den nächsten 3 Turns wiederholte er das an der Fahrerlagerkurve in das Geschlängel vor Start/Ziel und in die Schikane. Selbst wenn ich kurz raus fuhr um nach den Reifen zu schauen wartete er auf mich um mich kurz darauf auf der Gegengerade in seinem Windschatten auf Tacho 299 zu ziehen. Ein netter Mensch!
Derart gut gewappnet ging ich am Nachmittag mit neuem gebrauchten Hinterreifen auf Zeitenjagd. Im Syncronflug vor und hinter Martin, fiel das Wochenendziel, die 1:30, bald. Um 16:00 fuhr ich alleine raus um bald am Horizont wieder Martin zu entdecken, dieser versuchte an Klaus Hummel dran zu bleiben...
Der Klaus und ich
Meine erste mehrtägige Rennveranstaltung war letztes Jahr mit Schräglage in Brünn (immer noch das schönste Rennwochenende meiner kurzen Karriere). Damals noch auf der 600er schaute ich gespannt die Rennen der „Königsklasse“. Mit seiner neongründen 10er gewann Klaus Hummel jedes Rennen des Wochenendes. Für mich (immer noch ne 2:22 in der DB) scheinen seine 2:13er Zeiten immer noch utopisch, auch wenn ich heute weiß, dass es schnellere gibt

Die Hubraumquarzen und ich
Der Sonntag begann für mich mit 2 Turns Regengewöhnung. Es war erst mein 2. Regenversuch. Die 1:53 überholte mich wieder gönnerhaft, allerdings machte ich keine Anstalten ihn zu kopieren sondern konzentrierte mich auf Anfängerzeugs wie Blickführung, spät scheiteln und das Ausloten der Bremsperformance der Regenbrücken. Ein ÖM, R6-Cup oder IDM Schweizer legte sich vor mir in den Kies und bei Rot ging ich zufrieden in die Mittagspause – gestern war schön und da sich mein Rücken langsam meldete, würde ich heute früh zusammenpacken und den Sonntag mit Kaffee und Kuchen ausklingen lassen. Allerdings stoppte der Regen pünktlich um 12 Uhr. Ab 13 Uhr schien die Sonne. 13:15 waren Slicks und Reifenwärmer montiert und der erste Turn um 14 Uhr startete bei Sonne und trockener Piste mit 300mg Ibuprofen im Blut. Mein morgendliches Training hatte sich bezahlt gemacht, ich kam wesentlich besser durch das Geschlängel und war in der Nockstein deutlich früher am Gas. Ich schaltete auf Start/Ziel und auf der Gegengerade später in den 6. Und bremste später in die Nockstein. Allerdings stimmte mit zunehmenden Speed auch mein Bremspunkt auf die Schikane nicht mehr und ich musste einmal den Notausgang wählen. Als ich mich wieder einreihe schießt die leicht demolierte R6 von heute morgen mit einem weiteren ÖM Fahrer auf einer 848 im Schlepptau vorbei. Aus der Nockstein malen beide schwarze Striche und nehmen mir gut 10m ab. Hola! Die Gegengerade hoch komme ich natürlich wieder dran und rufe eine letzte Lehrstunde aus. Ich erkenne, dass ich am Gas und in der Fahrerlagerkurve noch recht homosexuell bin. In der Fahrerlager bleibe ich auch weiter konservativ und entschließe mich frei nach dem Motto „Try one thing at a time“ für heute nur noch am beschleunigen zu arbeiten - 'verschiebe das Thema Fahrerlagerkurve auf ein nächstes Mal mit frischen Reifen, besser eingestelltem Fahrwerk und wenn mir die Ausreden mal ausgehen sollten. Hinter den Jungs konnte ich konstant unter 1:30 bleiben und gewann „5 Meter“ am Kurvenausgang. Rote Flagge: Feierabend – schön wars!
Ein Bild zum Thema:
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