Hier mal mein kleiner Bericht:
Den Hänger beladen, die Messer geschärft und das K%rea gemixt, begaben sich Tribu de Chihuahua und Fox nebst den redlichsten Aufzündern des Zehnerforums und Racing4fun.de in das tschechische Most um sich gegenseitig herzubrennen und den slawischen Ureinwohnern das Fürchten zu lehren.
Die knapp 400km Anfahrt verliefen relativ ereignislos und so kamen wir gegen 18:00 auf der Rennstrecke an, wo uns der Antizynd mit heftigstem Wolkenbruch begrüßte und so mitteilte, dass wir nicht zum Eierschaukeln anwesend wären.
Da wir jedoch vorgesorgt haben und vorab schon in einer feierlichen Zeremonie Regenreifen und -kombi im heimischen Garten dem Regengott opferten, ließ der Antizynd von seinem Vorhaben ab, uns die nächsten 3 Tage im Nassen rumschwuchteln zu lassen.
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Der Hänger wurde zügig entladen und die Box bezogen. Die Anmeldeprozedur bei Anita nahm auch keine nennenswerten Zeiten in Anspruch, so dass wir sogleich begannen, uns gegenseitige Ansagen zu machen, wer wen wann herbrennen und papyrisieren würde. Für Tribu und mich war es das erste Mal Most, so dass wir es langsam angehen lassen würden und uns das Spektakel von hinten ansehen wollten. Fieseste Gerüchte über die Schikane am Ende der Start-/Zielgeraden, die anstelle der langgezogenen Männerkurve aus der alten Streckenführung dem neuen Reglement angepasst wurde, waren aus jeder Ecke des Fahrerlagers das Thema des Abends.
So begannen wir also den zweiten Tag mit der Fahrerbesprechung, wo uns Anita nochmal auf die Besonderheiten der Strecke, der aktuell gültigen Flaggenkunde und den Wetterprognosen der nächsten Tage informierte.
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Meinen ersten Turn in Most lasse ich besser in der Versenkung des Ungeschriebenen... Eine 2:16 für die Erkundung der Strecke sollte mein Einstieg nach Most sein. Ich wusste sofort, dass ich mich mit dieser Schikane nicht so schnell anfreunden würde.
Der folgende Turn war nicht recht viel besser, die auf dem AIM-Laptimer konstant angezeigten 2:11 mit einem Ausreiser nach 2:05 ließen mich an meinem Vorhaben, während den 3 Tagen zumindest die 2:00 zu knacken, doch erheblich zweifeln.
Im Dritten Turn kam mir jedoch der Aufzünd selbst zu Hilfe, da er meinem rumgeschwuchtele nicht länger zusehen wollte.
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So löste sich eine Verkleidungsschraube an meinem Brenneisen, weswegen sich selbige von Runde zu Runde etwas mehr dem Asphalt näherte, bis sich mit einem lauten Krachen noch beide Verkleidungshalter an der Ölwanne verabschiedeten und unter meinem Hinterrad in einzelne Glasfaserfetzen auseinanderfielen. Sofort suchte ich mir eine geeignete Parkposition im tschechischen Kies, um den Schaden zu begutachten, von dessen Anbahnung ich bis dahin nichts mitbekommen hatte. Der freundliche Streckenposten deutete mit dem Finger auf den Streckenverlauf hinter mir und gab mir zu verstehen, dass sich meine Verkleidungsreste noch mitten auf der Ideallinie befanden. Der Turn wurde daher abgebrochen und mit den Worten "Alle gut?" und "Brauche Abschleppe?" wartete ich darauf, mit dem allseits beliebten Schandkarren zur Box zurückgeführt zu werden.
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Zur Box zurückgekehrt wurden die Möglichkeiten abgewägt, ohne Verkleidung aber mit erhöhtem Kühlfaktor durch Fahrtwind den Tag fortzusetzen, oder doch zu den Verkleidungsspezialisten von Sebimoto zu pilgern, um meinem "Unterleibskojak" wieder angemessen zu bekleiden.
Da letzteres wegen permanenter Abwesenheit von Sebimoto-Personal ausschied, entschloss ich mich, die restliche Verkleidung zu gut wie möglich zu befestigen und ohne Bug weiterzumachen.
Während ich nun den nächsten Turn aussetzte kam Tribu mit seinem neuen Brenneisen zurück in die Box. Die kiesgestrahlten Verkleidungsteile zeugten davon, dass auch er eine Bodenprobe nahm. Ein Mitzünder vor ihm stürze wohl unglücklich und beim Versuch, auszuweichen kam er dem Streckenende ziemlich nahe, versank im Kiesbett und stieg nicht seitlich sondern geradeaus über den Lenker ab, ohne vorher komplett anzuhalten. Zum guten Abschluss dieses Anhaltevorgangs gehört natürlich auch ein Kopfsprung. Da Kies jedoch nicht die Dichte und Konsistenz von Wasser hat, war sein "Flachköpper" nicht von Erfolg gekrönt. Immerhin konnte er sich aber auf seinen eigenen Rädern zurück zur Box bewegen.
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Zum nächsten Turn trat ich also ohne meine Verkleidung an und bewegte mich zwar schon etwas flotter, jedoch noch immer ziemlich schwuchtelig und versuchte, meine Fähigkeiten als Wanderschikane zu vertiefen. Tuning Paul und die anderen Aufzünder brannten mich links und rechts her, so wie ich es gerade brauchte. Daher beschloss ich, für den Rest des Tages zu pausieren, da die anhaltende Hitze meinem Kreislauf auf den Nullpunkt brachte, was sich mit deutlichen Kopfschmerzen bemerkbar machte. Auch Tribu, Mav und anderen Boxennachbarn ging es nicht besser. Ich konnte es also nicht auf mein vorrückendes Alter schieben...
An diesem Tag hatte noch mein Boxennachbar Axel ("Hübi") mit seiner limegrünen Zehner eine Begegnung der dritten Art mit Tuning Paul. Axel stürzte in einer Kurve und riss Walter mit zu Boden, der sich ihn gerade zum Überholen zurechtlegen wollte.
Die Schäden blieben im finanziellen Rahmen und Walter nahm es sportlich, in dem er abends noch auf nen Händeschüttler rüberkam.
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Den zweiten Tag begann ich also mit dem auspacken der Tage zuvor frisch gewetzten Messern und begann meinen ersten Turn damit, Bremspunkte auszuloten und die Linie zu suchen, die angeblich schnell machen sollte.
Gleich in der ersten Runde wurde ich von meinem Boxenkollegen Hossa auf seiner ZX10R überholt. Diese Schmach, in der Einrollrunde hergebrannt zu werden und die Tatsache, dass meine Verkleidung eh schon hinüber ist, lies meine Gashand unbemerkt nach unten wandern und mit den zu dem Zeitpunkt vorhandenem Messer in den Zähnen nahm ich mir vor, ihm solange wie möglich zu folgen. Erstaunlicherweise blieb ich den kompletten Turn an ihm dran und schaffte es sogar ein paarmal, ihm auf Schulterklopfreichweite zu nähern.
Relativ erschöpft aber mit dem Wissen, dass das mindestens ne 2:03er Zeit gewesen sein muss, rollten wir in die Boxengasse. Hossa fiel fast vom Moped, als er mich beim umsehen in der Boxengasse hinter sich sah und so konnte ich mir ein hämisches Grinsen nicht verkneifen. Ein Blick auf den Laptimer brachte mir die Offenbarung, denn er zeigte eine tiefe 2:01 an.
Mein Vorhaben, die 2:00 zu knacken rückte wieder in greifbare Nähe.
Im Turn danach probierte ich es nun alleine, in dem ich mir die Linie, die Angas- und Anbremszonen von Hossa in Erinnerung rief und dies sollte auch von Erfolg gekrönt werden. Die 1:59 war geschafft. Eigentlich wollte ich nach diesem Punkt nur noch zusammenpacken und den Rest der noch anstehenden eineinhalb Tage genießen, um mein Erfolgserlebnis nicht noch durch einen Sturz oder Ähnliches zu zerstören.
Leider musste ich feststellen, dass ich mich durch diesen Turn für das am Mittwoch anstehende Rennen in der Superbike-Klasse auf dem 11. Startplatz qualifizierte. Was? Ich? Mit allen 750er-Vierzylinder und 1000er-VHub in einer Klasse? Aus der roten Gruppe? Meine Motivation, diesem Rennen beizuwohnen, bei denen die Schnelleren über 10sekunden schneller fuhren als ich, war ziemlich am Nullpunkt.
Dennoch nahm ich mir einen Einzelinstruktor, der mir nochmal die Linie und meine Fehler aufzeigen sollte, damit - wenn ich denn doch starten würde - zumindest nicht auf die Fresse fallen würde. Meine Zeiten konnte ich während diesem Turn zwar nicht verbessern, doch das war auch nicht das Ziel. Wir fuhren konstante 2:03, die mir aber elend langsam vorkamen. Bei der anschließenden Manöverkritik zeigte mir Wolfi, mein Instruktor auf, wo ich früher ans Gas gehen könnte, wie ich meine Bremspunkte verbessern könnte, wo ich noch besser ans Gas muss und wo es unwichtig wäre. Mein Zeitgefühl resultierte daraus, dass wir zusammen die perfekte Linie fuhren und er somit aufzeigte, wieviel Reserven ich eigentlich noch hätte.
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Boxennachbar Gegi, der sich bei dem Rennen auf dem 2. Startplatz qualifizierte sprach mir Mut zu und am Abend loteten wir meine Chancen aus, beim Rennen nicht als letzter ins Ziel zu kommen oder sogar überrundet zu werden.
Die Nacht vor dem Rennen schlief ich nicht sonderlich gut, ich war aufgeregt wie ein Teenager vor seinem ersten Mal Sex.
Noch vor dem ersten Turn gab es eine schlechte Nachricht, die Tankstelle hätte geschlossen, da sie angeblich defekt wäre. Im Fahrerlager wurde aber gemunkelt, dass kein Sprit mehr da war.
Wie die aufgeschreckten Hühner versuchte nun also jeder, der am Rennen teilnahm, die letzten Spritreste von seinen Boxennachbarn zu mobilisieren.
Mein Tank war noch knapp halbvoll! Fürs Rennen sollte es also noch reichen, jedoch wollte ich nochmal raus, um mir Wolfis Tipps vom Tag zuvor in Erinnerung rufen. Ich beließ es dabei, nur eine Auwärmrunde zu fahren und mich mental auf das Rennen vorzubereiten.
Zuerst startete der ZX10R-Cup, der zusammen mit dem Dunlop-Cup ausgetragen wurde. Meine GP-Racer standen noch in der Ecke, die ich mir montags sicherheitshalber geholt hatte. Meine Supercorsas mittlerer Mischung verrichteten ihre Dienste einwandfrei. Auch das Reifenbild gab keinen Anlass dafür, sie fürs Rennen auszutauschen. Unsere Box belegte bei dem Rennen den 6., 7. und 9. Platz.
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Danach startete der Ladies-Cup zusammen mit dem Rookies-Cup, in dem auch Tribu startete. Auch er hatte den 11. Startplatz. Souverän arbeitete er sich auf Platz 8 nach vorne, auf welchem er das Rennen auch beendete. Sein Laptimer zeigte eine niedrige 2:01, was ihm sichtlich Freude bereitete und seine Erschöpfung sofort ausglich.
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Auch das folgende 600er Rennen verlief Relativ unspektakulär. Mav und Wiese belegten den 5. und 6. Platz.
Dann kam der Zeitpunkt, wo ich mich auf mein Rennen vorbereitete. So aufgeregt und nervös war ich schon seit Jahren nicht mehr! Gegi und ich wünschten uns gegenseitig Glück und beschlossen, dass es nur wichtig wäre, auf dem Bock sitzen zu bleiben und Spaß zu haben. Ich rollte also auf die Zielgerade und suchte mir meinen Startplatz. Die Fahne schwenkte zum Vorstart und die erstplatzierten gasten da schon an, als ob schon das Rennen begonnen hätte.
Wieder rollten wir auf die Zielgerade und suchten unsere eben eingenommenen Plätze. Die Fahne senkte sich, die rote Ampel schaltete sich aus, alle gaben Vollgas!
Ich kam relativ gut weg und machte 2. Plätze gut.
Meinen Bremspunkt verlagerte ich weitere 20meter nach hinten und reihte mich dann links ein, um die folgende Rechtsschikane gut zu bekommen. Für meine Verhältnisse sehr früh raus beschleunigt gab ich durch die nächste "Männerlinks" Vollgas und bremste mich bis zur 3er-Schikane noch an einer Ducati vorbei. Diesen Platz wollte ich - nein ich musste ihn - unbedingt halten. Die Rechnung ging nicht auf, im Omega bremste sich jemand (1000er VTR ?) an mir vorbei, dessen Fahrer einfach viel schneller war als ich.
Nun gut, vor mir ist noch der Holländer. Der fuhr die 2 Tage vorher in der grünen Gruppe (wo er auch 2x stürzte) - der sollte kein wirkliches Hindernis darstellen.
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Allerdings hatte auch er mehrere Messer zwischen den Zähnen und blockierte meine Überholversuche relativ erfolgreich. Vor dem Matadorbogen passierte es dann, ich legte ihn mir in der Kurve zum Überholen zurecht, er sah mich im Augenwinkel und zog am Kabel. Sein Vorderreifen quittierte dies damit, dass es einfach einknickte und er mit einem großen Funkenflug auf den Asphalt knallte. Für mich sah es so aus, als ob seine Möhre gleich in Flammen aufgeht. Ich war vollkommen perplex wie er im Synchronflug mit seinem Moped in den Kies rutschte und dort eine riesige Staubwolke produzierte. Während diesen Bruchteilen von Sekunden reagierte ich vollkommen ferngesteuert, in dem ich bremste, mich aufrichtete und auswich, bevor ich dem Beispiel folge leisten würde. Das ganze passierte, als ob ich an dem Ausweichmanöver völlig unbeteiligt gewesen wäre.
Nun gut, im Augenwinkel sah ich wieder den in der ersten Runde überholten Ducatisti. Ich nahm ein kompletten Messerset in die Zähne und dachte mir "Du nicht, Du italienischer Eisenhaufen, auch wenn Du 250ccm mehr haben solltest!"
Ich fuhr mir wieder einen kleinen Vorsprung heraus und kam auch wieder in Sichtweite des vor mir platzierten Fahrers. (Elleduc, wie sich im Nachhinein herausstellte!) Jedoch sämtliche Versuche, in nähere Position zu kommen, quittierte mein Hinterreifen mit heftigem rutschen und dem Malen schwarzer Striche am Kurvenausgang. Nach 2 heftigen Verbremsern an der Doppelrechts vor Start/Ziel schaltete ich mental einen Gang zurück und wollte meine Position nur noch sicher halten und kein weiteres Risiko mehr eingehen.
So dauerte es in meinen Augen Ewigkeiten, bis ich endlich die schwarz-weiß-karierte Fahne sah und ich nach der Auslaufrunde bis zum Umfallen erschöpft in die Boxengasse rollte.
Ein kurzer Blick auf dem Laptimer zeigte mir konstante 1:56er Zeiten auf, was ich aber in dem Moment eher beiläufig zur Kenntnis nahm.
Auch vom 1000er Rennen, bei dem Boxenkollege Ingo den 6. Platz belegte, nahm ich nicht mehr wirklich Notiz, so ausgepowert war ich.
Außerhalb der Wertung startete der KTM-Werksfahrer und mehrfacher IDM-Superbike Meister Stefan Nebel auf seiner RC8 und brannte mal alles her, was auf der Strecke anwesend war!
Nach regenerativen 30min war die Siegerehrung. Unsere beiden Boxen gewannen insgesamt 11 Pokale. Man kann also durchaus von erfolgreichen 3 Renntagen sprechen.
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Ich habe meinen Frieden mit der Schikane nach S/Z geschlossen und werde mit Sicherheit nicht das letzte Mal in Most gewesen sein. Vor allem mit solchen Freunden, die das Erlebnis Rennstrecke in der Boxengasse schon unvergesslich machen.