Sodele, hier kommt noch Teil I aus meinem Hirn...
Vorgeplänkel:
Ich hatte mir vorgenommen, dieses eine Mal nicht mit einer Baustelle an die Rennstrecke zu reisen und die Arrow-Krümmer der Blade frühzeitig zu montieren, aber als ich einen Tag vor der Abreise nach Oschersleben erfuhr, dass ich zum Anbau der Krümmer den Kühler demontieren musste, hatte ich ganz plötzlich keine Lust mehr. Ich hatte schon mehrfach von wegfliegenden Kühlerschläuchen bei gemachten Blades gehört und wollte gern auf so etwas verzichten. Außerdem hatte ich gar keine Zeit mehr. Statt zu schrauben hatte ich nämlich den halben Abend damit verbracht, Vorhangstangen anzubringen, damit meine Frau wäh-rend meiner Abwesenheit die Vorhänge nähen konnte. Eine Farce.
Nun denn, dann würde ich eben auf die zusätzlichen Pferde verzichten und dafür etwas früher ans Gas gehen.
Sicherheitshalber hatte ich noch meine alte KTM auf den Hänger geschmissen - wenn ich schon mal da war könnte ich ja schließlich auch noch die Duke-Battle-Rennen mitfahren, die im Rahmen der 1000 Berge-Trophy gefahren wurden.
Da meine Blade-Seriengabel an Ostern in Pannonien stets auf Block gearbeitet hatte, habe ich diese vor Pfingsten noch flugs von einem Alphamännchen überarbeiten lassen und hoffte auf ein vernünftiges Fahren.
Ich packte also flugs noch meine Standard-Aufzündutensilien in den T4 (Brennbekleidung, Zahnbürste, Weinverschnitt aus mehreren Ländern der europäischen Gemeinschaft, Cola, ein paar alte Reifen, Luftdruckprüfer und Aldi-Werkzeug) und legte mich ins Bett. Ich wollte am Donnerstag gegen Mittag aufbrechen, um abends noch ein Glas Wasser mit den bereits anwesenden MSF-Hackfressen trinken zu können.
Zu meiner Verwunderung schaffte ich dies auch ohne Intervention des Antizünd - er liess keine Kuh auf meine Hand treten und verhielt sich auch sonst recht unauffällig. Heute weiß ich, dass er mich lediglich in Sicherheit wiegen wollte.
Getreu unserer alten Tradition öffnete ich den schwarzen Jim-Cola auf der Autobahnauffahrt, schickte ein Prost gen Himmel, und freute mich unbändig auf die kommenden Tage.
Als der erste Schluck meine Kehle hinabrann wusste ich, dass der liebe Gott ein Aufzünder war und der Antizünd diesmal den Kürzeren ziehen würde.
Mit wehenden Koreafahnen flog ich mit konstant 119 km/h gen Osten. Unterwegs traf ich mich in Bayreuth noch kurz mit Frank, der mir noch 2 angefahrene Pirellen und einen Michelin mitgab - nur für den Fall der Fälle.
Seine Hackfresse war ekelerregend wie immer, aber er hatte wenigstens die Reifen dabei.
Nach dieser Begegnung der 4. Art fuhr ich noch schneller, um dem Dunstkreis von Frank zu entfliehen. Nach 9 Stunden Fahrt war ich dann endlich im Zünderlager angekommen.
Per sms hatte ich ein kühles Begrüßungskorea beim MSF bestellt, welches sich aber leider bis zu meiner Ankunft in Box 1 in ein Bier verwandelt hatte. Dies lehnte ich natürlich ab und mischte mir ein leckeres Erfrischungsgetränk.
Danach räumte ich gemütlich die Box 4 ein, bekehrte ein paar Biertrinker, und legte mich dann pünktlich um 2 in den T4, der in der heimelig warmen Box stand, die ich noch für mich ganz allein hatte.
Für den nächsten Tag war erstmal ungezwungenes Training angesagt. Das Wetter war herrlich.
Da ich noch nie mit einem Männermopped in Osch gefahren war, musste ich meine „Schwungmitnehm-KTM-Linien“ erstmal ad acta legen und aus Kurven Geraden korealisieren. Dies gelang mir nach ein paar Turns leidlich gut, nur wusste ich nicht welche Zeiten ich fuhr, weil mein Laptimer mal wieder aus unerfindlichen Gründen nicht funktionierte. Später fragte ich Rainer Kopp, ob er sich vorstellen könnte warum der Lappenzeiter nicht ging.
Er schaute sich den Empfänger kurz an und meinte dann trocken, dass es evtl. daran liegen könnte, dass sich in Oschersleben die Boxengasse links von der Zielgeraden befindet und mein Empfänger das Signal auf der Tribüne suchte. Eine Farce.
Ich probierte an der Blade verschiedene Lenkerstellungen aus, vom ganz nach vorne gedrehten Supermoto-Lenker bis zum eingedrehten Stummel. Letztendlich entschied ich mich dann für eine gemäßigte Supermoto-Variante, weil ich meine Gräten damit am besten unterbringen konnte. Die Sitzposition war jedoch immer noch nicht perfekt, und ich hatte Beden-ken, dass sich das beim 6-Stunden-Rennen noch rächen könnte.
Vorne hatte ich noch den Dunlop 758-Pneu drauf, hinten den Pirelli, dem ich am Pann eigentlich schon mittels finalem Burnout den Garaus gemacht hatte. Egal, ich war zu faul zum wechseln und fuhr den ganzen Tag mit den Reifen rum. Beim Bremsen war der vordere Dunlop ein Gedicht, aber der Pirelli war eckig, kippte über die sog. Burnoutkante in die Kurven und rutschte beim Rausbeschleunigen doch ziemlich albern.
Als der Laptimer gegen Abend endlich funktionierte, hatte ich als best lap des Turns eine 1:37,8 auf dem Display. Ich war zwar nicht grenzwertig unterwegs, aber das kam mir dann trotz der fertigen Pirelle auf der Hinterhand ein wenig langsam vor. Eigentlich hatte ich ja schon unter 1:35 schaffen wollen...
Naja, mit den Dunlops, die ich am Samstag kriegen würde, wären 1:34 sicher ein Klacks

Um mich an die Umstellung Blade-KTM zu gewöhnen, fuhr ich am Freitag immer abwechselnd auf den beiden Boliden. KTM-Blade war kein Problem, aber wenn ich von der Blade auf den Kürbis umstieg hatte ich in den ersten beiden Runden immer das Gefühl, auf einer Giraffe zu reiten. Nachmittags liess ich dann alle Hemmungen in der Box zurück und gab der KTM was sie brauchte - brutale Verzögerung und wellige Curbs. In Vorbereitung auf die Duke-Battle-Läufe suchte und fand ich ein paar sehr vernünftige Linien, die normaldenkenden Aufzündern bestimmt etwas suspekt erscheinen würden. Diese waren jedoch dringend nötig, weil mich die anderen Battle-Boliden, die an der Spitze mit einigen zusätzlichen ccm, Nm und v.a. PS unterwegs waren, ansonsten gnadenlos einstampfen würden.
So fuhr ich z.B. am Ende der 3-fach-Links keine 3. Kurve, sondern richtete kurz vor der 3. Linkskurve beschleunigend auf, fuhr bzw. schanzte auf einer Geraden links neben den Curbs über die Rasengittersteine und bremste die Hotelkurve bis in den Scheitelpunkt gerade an.
Das sparte mir 1 ½ Kurven und brachte mit Sicherheit jedes Mal mind. eine halbe Sekunde.
Ich hoffte dass mich dabei nie jemand beobachtete - derjenige würde vielleicht denken ich wäre verrückt.
Dabei dachte ich zu jener Zeit noch nicht einmal daran, dass ich dieselbe Linie 2 Tage später auch mit der Blade praktizieren würde...
