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Bördesprint OSL 14/15.05

hier könnt Ihr Alles rund um MotoGP; SSP; SBK; IDM u.s.w. diskutieren...

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Beitrag von Bremsenix »

Da ich @OSL leider nicht selbst aufzünden konnte und noch nicht wusste, dass einige Leute noch einen Teamkoordinator brauchten, hatte ich mir vorher schon einen Plan zurechtgelegt
Bremsenix hat geschrieben:ich helfe gerne beim mentalen Coaching und dem Zubereiten der Getränke :mrgreen:

d.h. dumme Sprühe klopfen und saufen
Und ich arbeitete hart dran, diesen Plan einzuhalten und das Wochenende zu geniessen :mrgreen: .

Es gab zwar einige chaotische Aufzünder, die diesen Plan zu zerstören versuchten, aber letzlich klappte es doch:

[img]http://www.998R.info/Racing4Fun/DasLebenIstSchoen.jpg[/img]
(der quietschgelbe Pilot ist Bremsklotz, er hat noch nicht mal zurückgewunken)

Auch wenn ich nicht fahren konnte, fand ich es sehr enspanned von der Terasse, bei ner Flasche Wein und nem leckeren Essen den Jungs zuzuschauen und kritisch die Linien zu beobachten, dumme Sprüche zu klopfen und zu entspannen.

So kann man auch das Nicht-Aufzünden ertragen. Vor allen Dingen waren meine Gesichtszüge nach dem Rennen irgendwie entspannter als die von Hajo :wink:

P.S.
Duc-Fahrer sind Genussmenschen ... wird Zeit, dass das Team Chianti-Racing aufzündet :roll:
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Beitrag von Hajo »

@Bundy, du ungeduldiges Eichhörnchen, hier kommt ja schon der zweite Teil meines Dreiteilers...

Teil 2:

Irgendwann wurde ich durch leichtes Geprassel auf dem Busdach geweckt. Ich schlug die Augen auf und sah einen komplett zugezogen, bewölkten Himmel. Ich fror leicht, da der Bus ohne Standheizung ist und mein Heizlüfter warm und kuschelig zu Hause stand. Ich drehte mich um und schloss die Augen wieder. Das Wetter war zu schlecht zum Aufstehen. Dieses Spiel wiederholte sich ein paar Mal, aber ich blieb hart. Erst als das Geprassel aufhörte, stand ich schnell auf, bevor es sich der Regengott anders überlegte. In der Box herrschte schon reges Treiben. Mittlerweile war auch der Letzte davon überzeugt, dass das Qualifying, dass um 10:40 beginnen sollte, im Regen stattfinden würde. Ich hatte noch meine zerfetzten Regenreifen von Most auf dem zweiten Felgensatz und steckte diese auf meinen Boliden. Da der Startplatz in einem 6h Rennen eh egal war, würden die es schon noch tun. Die anderen hatten ähnliche Regenvisionen und zogen aus diversen Ecken ihre Regenpellen. Bundy allerdings hatte ein für seine Verhältnisse geradezu unaussprechlich großes Kontingent an Reifen vorrätig, jedoch leider keine Regenreifen. Aufgrund der allgemeinen Wetterlage hatte der Renndienst 10 Satz Metzeler-Rain Pneus geordert. Bundy und ich warteten schon auf die Ankunft des Kurierfahrers. Dieser tauchte auf und befreite seinen Kombi von dem schwarzen Gold. Es stellte sich heraus, dass nur 9 Vorderreifen zugegen waren. Nach kurzer Kontrolle des Kombis lag da noch ein einzelner unschuldiger Reifen rum. Ein Schelm, der böses dabei denkt ;-)

Nachdem Bundy seinen Satz gewählt hatte und die Blade bereit war für den Regen, kam ein wenig Leerlauf auf. Ich merkte nach wie vor meine aufsteigende Grippe, mir war kalt, das Wetter beschissen und meine Motivation auf dem Tiefpunkt. Ich sah mich schon 3 Stunden im Regen fahren und danach mit Lungenentzündung auf der Krankenstation aufzuwachen. Ich war enttäuscht. Aber es half nix, ich würde es solange es geht durchziehen, schließlich hatte das Team männliche Vernunft einen Ruf zu verlieren und ich wollte Freens nicht erzürnen. Eine Aspirin, zwei Toast und einen Kaffee später sah die Welt schon anders aus. Da ich außer den Grundstoffen zur Herstellung von Korea und einem Sixpack Wasser nix essbares mitführte, danke ich an dieser Stelle den anderen Boxenbewohnern für ihren All-Inklusive Service. Ich hoffe, ich kann es irgendwann mal wieder gut machen. Da wir uns bei einer DMSB-Veranstaltung befanden, waren noch einige Formalitäten zu regeln. Ich stapfte zu einem Raum im Tower, an dem bedeutungsschwanger „Papierabnahme“ stand. Was würde mich hinter der Tür erwarten? Müsste ich tatsächlich meine Papiere abgeben und wenn ja, welche? Fragen quälten mich. Ich rief laut aus, dass ich ein Fahrer des Siegerteams männliche Vernunft bin und bereit sei für Papierabgabe jeder Art! Es stellte sich heraus, dass ich nur diverse Zettel für eine Tageslizenz und die Teamnennung ausfüllen müsse. Danach wollte die nette Dame 340 Euro von mir. Ich erwiderte, dass ich niemals nicht so viel Geld mitführe und ob man evtl. Ratenzahlungen vereinbaren könne. Dies war komischerweise nicht möglich. Ich vertröstete sie daher und wollte mit Bundy das weitere Vorgehen in dieser Sache besprechen. Ich bekam schließlich einen Transponder und durfte endlich ein Papier abgeben, nämlich meinen Perso. Nun lag noch die technische Abnahme vor mir. Da mir diese Jungs bekannt sind, hatte ich vorsorglich alle ölführenden Schrauben gesichert und bekam recht problemlos einen Sticker auf mein Mopped und auf meinen Helm. Ich liebe diese deutsche Gründlichkeit.

Das Qualifying kam näher und der Regen hörte auf! Noch über eine Stunde bis zur Öffnung der Boxengasse. Wenn es nicht noch mal anfängt, könnte es eng werden für die Regenreifen. Ich sah Anderl auf seinem blauen Spaßmobil an uns vorbeidüsen. Die Seitenwagen waren gerade dran. Bundy wurde leicht nervös ob seiner nigelnagelneuen Regenpneus. Er beschloss, auf Trockenreifen zurück zu rüsten. Ich war die Ruhe selbst, meine Gummischläuche hatten es eh hinter sich und ich würde sie so oder so zum Qualifying opfern. Somit war das TMV für alles gerüstet. Pünktlich zur Öffnung der Boxengasse war die Strecke schon ziemlich abgetrocknet und ich schaute mir das Ganze mal aus der Nähe an. Nach drei Runden hatte ich die 2 min geknackt und musste zum Nachtanken in die Box, ich wusste, dass ich was vergessen hatte. Nach erneutem Ausflug auf die Piste hatte ich eine 1:47 mit den Knetgummipellen in den Asphalt geschlingert und befand, das es nun Zeit wäre für Bundys Slicks, die Ideallinie war komplett trocken. Bundy hämmerte eine 40er Zeit in den Asphalt, was den 5. Startplatz bedeutete.

Nun hatten wir Zeit bis zum Start um 15 Uhr. Unsere Strategie war, sagen wir mal, spontan. Wir wollten den Tank abfackeln und bei Aufleuchten der Reserveleuchte noch drei Runden fahren. Ich ermunterte Bundy, den Start zu machen, da ich aus Erfahrung wusste, dass der Startfahrer quasi immer einen Turn mehr fährt. Irgendwie gelang es jedoch Bundy, mir den Start aufs Auge zu drücken, eine Farce. Eine Boxentafel oder gar Boxenstrategie gab es nicht, wir verabredeten aber immerhin ein Zeichen, dass der Fahrer geben sollte, wenn er gedenkt, reinzukommen. Als Zeichen vereinbarten wir einen auf dem Mopped stehenden Wheelie bei ca. 200km/h, während wir die linke Hand ähnlich eines Flügels eines aufsteigenden Adlers ausstrecken sollten. Für wahr ein würdiges Zeichen. Über Kleinigkeiten wie Reifenwechsel, Nachtanken oder ähnliches machten wir uns keine Gedanken, es galt das Motto „Alles Kann, nichts Muss“. Die Nachbarteams zu unserer rechten und linken Seite nahmen das Event lustigerweise total ernst. Alberne Pressluftschrauber, Schnelltankanlagen, diverse Reifen auf zweiten, dritten und vierten Felgensätzen lagen bereit, mehrere Mechaniker rannten um das Mopped, dass selbstverständlich auf einer Bühne stand und überall waren nervös aufgeschreckte Erdlinge zu sehen, die hektisch an irgendwelchen Details schraubten. Ersatztanks. -verkleidungen, -gabeln usw. lagen bereit. Selbst nach dem leichten Regenqualifying wurde das Mopped mit Pressluft ausgeblasen und penibelst gereinigt. Aus reinem Mitleid wischte ich meine Kleine auch etwas ab, was denken die, wer sie sind ;-) Ich nahm mir vor, auf der Strecke zurückzuschlagen, ohne diesen ganzen Krempel! Die Zeit verging, einige Zuschauer trudelten ein, darunter auch Sylli, die schnellste und liebenswerteste SC44 Fahrerin, die ich kenne, samt ihrem Ma (auch Gladiator genannt). Ca. 30 min vor Start des Rennens wurde ich mal wieder völlig grundlos ein wenig nervös und besuchte die Toilette. Nach Einwurf einer weiteren Aspirin hoffte ich, dass ich die Scheiß Erkältung schlicht beim Rennen ausschwitzen würde. Ein alberner Plan, wie sich später herausstellte. Um 14:55 öffnete die Boxengasse und wir hatten zwei bis drei Runden Zeit, unsere Reifen warm zu fahren, bevor wir uns zum LeMans Start aufstellten sollten. Ich kam früh raus und drehte drei Runden. Dann trudelten wir bei unseren Teamkollegen ein. Professionelle Teams hatten auch hier einen wahrscheinlich speziell ausgebildeten Moppedhaltererdling. Man erkannte diese Gattung an den hektischen Winkbewegungen ähnlich der Reisegruppenführer, die immer einen blauen Schirm hochhalten, wenn sie Ihre Gruppe einsammeln wollen. Bundy winkte natürlich nicht, aber ich entdeckte den langen Lulatsch trotzdem. Direkt vor mir warf einer seine Duc beim Einparken um. Ich war komplett perplex, als ich sah, dass er seine Duc danach in die Boxengasse schob. Sorry, aber ich konnte einen Lachanfall nur ganz knapp verhindern, hoffe aber, dass die dann zumindest aus der Boxengasse starten konnten. Wir tingelten auf die andere Seite und die Leute um mich herum stellten sich ähnlich eines 100Meter Laufs auf. Ein Bein leicht nach vorn gestellt und leicht vorn übergebeugt. Alle zuckten ständig leicht, so als ob sie plötzlich loszuschießen gedenkten, das sah total albern aus. Ich stand betont locker und beobachtete das Treiben. Um meine Mitstreiter zu schocken, machte ich von Zeit zu Zeit einen Schritt nach vorn, was mir böse Blicke einbrachte. Lustige Sache. Schließlich zählten alle die Sekunden runter bis exakt 15 Uhr, Ottmar senkte die Fahne und ich schwang meinen Alabasterkörper in Richtung meines gelben Lieblings. Draufgehüpft, Kupplung gezogen, Powerknopf gedrückt, Gas und Kupplung loslassen. Der Motor drehte hoch, scheiße, war ja noch gar kein Gang drin. Also Gang rein, noch mal Kupplung kommen lassen und leicht hoppelnd los. Ich kam an geschätzter Position 10-12 in die erste Kurve und aus Spaß wurde langsam Ernst...
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Beitrag von Lutze »

Hajo hat geschrieben:Nein, noch nicht der zweite Teil, nur eine Vermißtenanzeige.

In meinem Bus ist ein Paar Badelatschen gelandet, die ich in meinem Fieberwahn eingesackt habe. Ich suche auf diesem Weg den Besitzer selbiger.
das sind meine :!: Ich hab am Dienstag in Hockenheim den ganzen T4 leer geräumt und am Mittwoch nochmal. Das Fußpilzmedikament bezahlst du sollte er mich unter der Dusche ereilt haben. Allerdings hoffe ich , das ich nach dem ersten Genuß von Korea den mir Bundy am Sonntag servierte gegen solche Schädlinge immun bin. Bring sie einfach zu einem gemeinsamen Termin mit wenn sie dir nicht im Weg rumliegen.
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Beitrag von Kawachris#66 »

@Bremsenix
Das Bild ist echt vom allerfeinsten :lol:

@Hajo&Bundy:
Schon wieder Berichterstattung von allerhöchster Güte, freue mich schon sehr aufs Finale :wink:

ciao
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Beitrag von der Jo »

sooo dann werde ich mal unsere Erlebnisse schildern......

wir sind wie schon gewohnt später losgekommen weil wieder mal irgend ein blöder Krams passiert war.... Ich wollt ja nur 2 Bremsscheiben umschrauben und musste anschließend mittels neu erworbenem Gewindereparaturset von Louis am Samstag Morgen ein neues Gewinde in meiner Felge erstellen.......
aber was ein redlicher Aufzünder sein will lässt sich doch durch so etwas nicht aus der Ruhe bringen... deshalb beschloss ich auch noch den halb zerfetzten Pirelli Slick gegen einen mittel harten Michelin tauschen zu lassen.... Noch schnell die Ninja vom Hänger gezerrt, R1 verladen verzurrt und es konnte losgehen.....
Meine Frau schwitzte derweil schon das 5 Shirt durch weil sie schon komplett angezogen seit 2 Stunden mein „wir können gleich los“ im Ohr hatte..... Ach ich liebe diese gelassene Lockerheit vor Aufzünderterminen..... Mein Teamkollege Lars offerierte mir beim zwischendurch geführten Telefonat dass er erst am Sonntag Morgen anreisen wolle weil ihn wieder mal irgend ein nerviger Kunde wagte zu belästigen.... Ich sagte noch locker- nicht wissend was mich in OSL erwartet- kein Thema Lars ich mach das schon....... 8)

In Osche angekommen schnell den Papierkram erledigt und die gerade freigewordene Box 28 gegriffen. Jau Box ist nicht gleich Box musste ich erfahren....... der eigentliche Mieter der Box hatte diese im Tower bereits abgemeldet aber seine Mitbewohner wussten von all dem noch nix...... so verging Stunde um Stunde und das erste Training auch.... bis wir in die Box konnten war es 18.00 Uhr geworden! Bike unds ganze Grödel platziert und Kaffee gegönnt...Wir warfen den Grill an und machten eine Runde durchs Fahrerlager es waren ja einige Aufzünder zu begrüssen...dabei sah ich dass etliche Teams ihre Bikes auf Hochglanz brachten(macht das eigentlich schneller??) :wink: andere hantierten mit irgendwelchen Tafeln- die hatte ich im Fernsehen auch schon mal gesehen- ...Hubarbeitsbühnen, Schnelltankanlagen, 25 Satz Reifen..... meine Fresse......wir hatten von all dem nix und in mir kamen Zweifel auf....die Aussichten auf Sonntag waren nicht gerade rosig.....und es regnete immer noch wie aus Kübeln......
Wir fanden uns wieder am Grill ein und legten einige Stücke Steak und ein paar Thüringer auf.... vollgefressen verzogen wir uns ins Hotel.... ich stieß noch ein Stoßgebet nach Oben aus und hoffte auf Sonne am nächsten Morgen.......noch so beim einschlummern klang sowas wie – musst Du denn bei solchem Sauwetter morgen das Rennen fahren?.......in meinem Ohr.....
:shock: nun sagen wir mal.... ich war für die Antwort zu müde.... :wink:

Fortsetzung folgt.........
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Beitrag von Bundy »

Part II: Kaninchen-lines


Da die hintere Pirelle auf der Blade völlig schrottreif war, verbrachte ich die letzten Turns des Tages auf der KTM. Wie schon erwähnt verwandelte ich mit ihr die Triple unredlicherweise in eine Double-Links, aber das war noch nicht genug - es musste eine Linie her, die es mir ermöglichen würde, in den Rennen in der letzten Runde zuschlagen zu können, und zwar möglichst kurz vor der Ziellinie, weil ich ansonsten nach der Herbrennung sofort wieder auf dem nächsten geraden Stück aufgeschnupft werden würde.
Zuerst entwickelte ich also meine alte Linie auf die letzte Rechtskurve vor Start/Ziel insofern weiter, dass ich eine Normallinie zog, die die Boxenausfahrt miteinbezog, mit spätem Einlenkpunkt, kurzer Schräglage, schnellem Aufrichten und Gaaaas. Diese hatte ich auf auf der Blade praktiziert, wo dies die einzig vernünftige Linie war.
Auf der KTM gab es aber noch eine andere, spitzere Linie, welche ich die Kampfkaninchen-Linie (KK-Line) nannte - nach der schnellen Rechts sofort nach ganz innen ziehen, spät und quer anbremsen, umlegen, und mit Schwung über die Curbs rausbeschleunigen. Das geht aber nur mit der KTM gut, weil sie 1. nicht sehr viel Druck hat und ihr 2. die Hoppelei auf den Curbs nix ausmacht. Diese Linie war meine letzte Option für die Battle-Rennen, und ich freute mich darauf, sie auszuprobieren.
Standard hingegen war die Verwandlung der ersten Schikane in eine Gerade mittels Überfahrung der beiden Curbs. Mitte der Geraden zwischen Hotelkurve und der Rechtskurve der Schikane wurde die neue Gerade eingeleitet, die Mitte zwischen redlichen blauen und albernen roten Curbs anvisiert und tangentiell geschnitten. Dasselbe geschieht dann mit den Curbs der folgenden Links. Dann wird die Rechts mit Tendenz nach rechts eingeleitet, die Curbs kurz touchiert, und im Vierten wieder digital rausbeschleunigt.
Beim Anbremsen der folgenden schnellen Schikane würde ich gegen die anderen Wemser keine Chance haben, da der Abstand nach der langen Geraden zu groß sein würde. Ergo müsste ich extrem spät bremsen, nach der 1. Rechts ganz rechts bleiben, sogleich wieder voll beschleunigen, um mich auf den Curbs der Links rechts neben den vermeintlichen Her-zubrennenden setzen zu können. Danach würde er wieder ca. 10 m wegziehen, aber ich könnte dann evtl. auf der Innenlinie länger stehen lassen und einen Schwantz`schen „dive-through on the inside“ versuchen. Bei Nichtgelingen bliebe mir immer noch die KK-Line...
Mein größtes Problem mit dem Kürbis war die Zielgerade. Hier würden mir die albernen Boliden der Konkurrenz gnadenlos davonziehen. Ich tippte auf ca. 77 m pro Runde, was sich später auch bewahrheiten sollte. Zur Demoralisierung der Gegner legte ich mir aber am Ende der Start/Ziel eine Linie zurecht, die es mir erlauben würde, ihnen in der ersten Rechts schon wieder von außen mein Vorderrad zu zeigen.
Wie oft hatte ich mir über Sinn und/oder Unsinn der Barth-Line Ende Start/Ziel meinen hübschen Kopf zerbrochen? Jetzt spürte ich so langsam, dass er gar nicht so unrecht hatte, der Markus.
Bislang hatte ich die erste Links immer ganz rechts angebremst, dann quer bremsend voll nach links gezogen, ohne die Curbs zu berühren, um dann mit viel Kraftaufwand in die Rechts umzulegen. Nachteil ist 1. der längere Weg und 2. der enge Radius, den man beim Umlegen fahren muss. Hernach bremste ich also die Links etwa in der Mitte der Fahrbahn heftig an, zog beschleunigend eine Circa-Gerade auf den Umlegpunkt, auf der ich die linken Curbs überwemste, bremste erst nach den Curbs nochmal kurz an, und konnte dann bequem in weitem Radius einlenken. Dann ca. 1 m von den Innencurbs wegbleiben, über die Bodenwelle ganz nach innen ziehen und voll beschleunigen. Das funzte hervorragend und ich sang jede Runde ein fröhliches Lied mit dem Titel „Practice what you preach“ von der Kapelle Testament vor mich hin. Hasseröder war wieder eine „no chance“-Sache. Würde ich mich vorher vorbeibremsen, wäre ich auf der folgenden Geraden wieder Kürbisfutter. Also würde ich mich vollkommen auf meine Lieblingslinie am Ende der Triple konzentrieren und dort vollstrecken. Danach mit 119% durch die Schikane, über beide Räder rutschend rausbeschleunigen, die linke Hand ans Gesäß drücken, in der Mitte der Strecke schikanös anbremsen, Ideallinie blockieren, KK-line in der letzten Rechts, und dann hoffen dass ich vor der Ziellinie nicht aufgeschnupft werde. Ein vernünftiger Plan.
Naja, um 6 war der Spaß vorbei. Ich wheelte die letzte Runde ab, stellte den Kürbis leise prickelnd in die Boxenecke, öffnete einen Tetrapak mit Weinverschnitt und eine Cola-Flasche, und mischte mir ein lecker Erfrischungsgetränk. Der erste Schluck war wie immer herrlich und das Aroma der Freiheit verbreitete sich rasch in meinem Magen.
Nachdem ich mich umgezogen hatte fuhr ich noch kurz in den Kaufmarkt und kaufte Brot und Wurst. Das Abendessen war kalt, aber lecker. Böser Antizünd - hatte er mich doch glatt die Raviolen und die Kochplatte vergessen lassen, eigentlich mein Stammessen bei Aufzündungen. Da ich immer noch mutterseelenallein in der Box war, ging ich nach der Mahlzeit wieder in Box 1 zu den MSF-Menschen. Alle freuten sich sehr über mein Kommen - ich hatte reichlich Korea dabei. Edgar und der Highlander genossen das Ambrosium und übertrafen sich gegenseitig mit ihren Geschichten aus alten Moppedtagen. Ich saß nur da und hörte schmunzelnd zu. Zu späterer Stunde gesellte sich dann auch Sani zu unserer lustigen Runde, eine sehr redliche Frau mit einer sexy Stimme, aus deren Mund zu unserer großen Erheiterung ständig irgendwelche zweideutigen Sachen kamen. Wir lachten uns fast elliptisch, weil sie noch dazu immer behauptete, das sei überhaupt keine Absicht, und wir würden das immer nur hineininterpretieren.
Nach Mitternacht vernahmen wir dann, dass es in der Nachbarbox, beim sog. Reggae-Racing-Team (MZ-Cup) leckeren Rum-Punsch geben sollte. Natürlich machten Edgar und ich uns sofort auf den Weg, um davon zu kosten. In Box 1 hatten alle schon abgeleslt und lagen auf den Matratzen, wir aber mussten unseren Ruf wahren.
Als wir in der Box erschienen ernteten wir natürlich erstmal skeptische Blicke von den ca. 8 anwesenden Reggae-Menschen, aber nachdem wir unser Getränk vorgestellt und Edgar einige alberne Geschichten erzählt hatte, wollten sie uns gar nicht mehr gehen lassen.
Sie glaubten mir nicht, dass meine KTM nur 60 PS hatte und beschwerten sich, dass ich ein paar der MZ-Cuppies auf dem Hinterrad verhohnepiepelt hatte.
Ich entschuldigte mich vielmals und um 2 verabschiedeten wir uns aus Jamaica und begaben uns zu Bett. Ich hatte zwar am Samstag den ganzen Tag frei, weil Seriensport auf dem Programm stand und das erste Zeittraining für den Bördesprint erst um 17.15 Uhr geplant war, aber ich wollte am nächsten Morgen gut und entspannt aussehen, weil hoher Besuch anstand: Oliver Struck wollte früh anreisen und die Seriensportler urbanisieren, und auch Jens hatte angedroht, seine Hackfresse vorzuführen. Ich war gespannt ob die beiden so ekelerregend aussehen würden wie ich sie mir in meiner Phantasie immer vorgestellt hatte.
Doch wie sich am nächsten Morgen herausstellte war meine Phantasie ein Zuckerkuchenhaus im Vergleich mit der bitteren Realität...

:twisted: :twisted:
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Beitrag von JensT »

Mal wieder sehr schöne Bericht hier. Da macht die Mittagspause doch gleich viel mehr Spaß.

Eigentlich ist diese ganze Hobbyracergeschichte ja völlig unvernünftig. Zumindest redet mir das meine Umwelt immer ein. Aber dieser ganzen Unvernunft steht der gewaltige Spaß auf und neben der Piste gegenüber. Bedauernswerte Geschöpfe die das nie kennenlernen.

Jens
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Beitrag von wanderschikane »

Eure Art der Berichterstattung ist einfach unschlagbar... hier entstehen Klassiker der Uffzyndweltliteratur :!: :D :lol:
Gruß Marc
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Beitrag von Bundy »

Part III: Freizeit am Samstag

Da Korea belebt und nicht wie der unredliche Hopfensaft Schädelweh produziert, wachte ich am Samstag um 7 auf, wusch mein Gesicht, putzte meine Beißerchen und wartete auf die Ankunft von Oliver. Er wollte gegen 8 da sein. Während ich mit den MZ-Nachbarn plauderte, klingelte mein Mobiltelefon. Es war Oliver. Das Komische war, dass ich seine Stimme in Stereo hörte - in meinem Ohr und 5 m links von mir, hinter einem weißen Sprinter.
Leicht grinsend begrüßten wir uns. Wie alle Aufzünder (außer mir und Hajo) sah er extrem scheiße aus, aber zu meiner Verwunderung war sein mitgebrachter, ca. 6 Jahre alter Sohn ein hübscher Kerl. Ich mutmaßte dass Oliver wohl nicht sein leiblicher Vater sein konnte, sprach dies aber nicht laut aus. Zu meiner großen Freude hatte Oliver mir drei 640er-Dunlop-Slicks mitgebracht, die ich auf der Blade ausprobieren wollte. Ich war vom vorderen 758er sehr begeistert und hoffte auf eine ähnliche Performance der Hinterreifen.
Nachdem Oliver sein Uffzyndequipment in der Box untergebracht hatte, baute ich den zerschraddelten Hinterreifen aus der Blade und begab mich zu Bernd Dietrich um den Dunlop aufziehen zu lassen. Es sollte nicht mein letzter Gang zu Bernd sein. Wie einst die alten Griechen Eulen nach Athen trugen, so trug ich an diesem Wochenende Reifen zu Bernd.
Doch der Höhepunkt der Reifenwechselorgie sollte erst am Sonntag folgen.
Ich hatte gerade die Felge wieder eingebaut und unterhielt mich draußen mit Oliver, als neben mir ein prolliger M3 parkte. Eine unförmige Hand streckte sich aus dem halboffenen Fenster und packte meinen muskulösen Unterarm. Ich war perplex. Doch als ich dann das dazugehörige, extrem hackfressöse Gesicht sah, da wusste ich Bescheid: Jens S. was in da house! Trotz seiner fürchterlichen Hackfresse und seines Angeberautos begrüßte ich ihn herzlichst, denn ich wusste ja, dass er im Grunde seines Herzens ein vernünftiger Mann war.
Da wir sonst nichts zu tun hatten, halfen wir Oliver bei der Vorbereitung seines Seriensport-Auftritts. Er wollte mit seiner Cup-R1 aufzünden, die er zuvor noch nie getestet hatte. Ich war gespannt ob das gut gehen würde. Nach einigen Problemchen bei der techn. Abnahme wegen Stahlflexleitungen u.ä. wurde er auf die „Bad Boy“-Liste gesetzt, durfte aber wenigstens fahren. Während der Dauerprüfung übernahmen ein mitgereister Kumpel von Oliver, Jens und ich die Boxenarbeit, aber jedes Mal wenn Oliver in die Box kam, war seine Laune schlechter. Das Federbein war anscheinend albern eingestellt und ruinierte den montierten D209-Hinterreifen völlig. Am Ende war er so dermaßen aufgerissen, dass an ein Aufzünden im Sprintrennen nicht mehr zu denken war.
Oliver stellte die R1 also in der Box ab und zog sich um. Was für ein Monsterkäse - ich hätte gerne gesehen wie er mit einem funktionierenden Mopped das Sprintrennen gewonnen hätte. Nachdem die R1 wieder eingeladen war und wir noch 2-3 Kaffeeen getrunkt hatten versprach Oliver aber, evtl. am Abend seine andere R1 einzuladen und mit uns den Bördesprint zu fahren. Ein Teampartner würde sich schon noch finden. Zur Not hätte er wohl auch alleine gezündet - zugetraut hätte ich ihm das sofort, er sah so fit aus wie 71 Turnschuhe.
Jens musste auch wieder fahren, weil er seinem Sohnemann einen Besuch beim MX-Jump-Contest in Hamburg versprochen hatte, und so war ich schon wieder allein in Box 4.
Nach und nach trudelten dann aber die r4f-Fressen in Box 4 ein - Bremsklotz, Ingo, Lutze, und Schnecke mit ihrem persönlichen Fahrwerksexperten Jakeman.
Außer Schnecke sahen natürlich alle wieder extrem farciös aus, aber sie schienen sehr nett zu sein, und ich war froh, so redliche Menschlinge in meiner Privatbox zu haben.
Um 14 Uhr kam der Regen - zuerst nur ein paar Tropfen, danach wurde die Tropfen zum Landregen. Das erste Zeittraining wurde wegen den albernen Bedingungen zum freien Training erklärt, und so entschied ich, den Helm gegen ein Korea zu tauschen und nicht mehr rauszufahren. Wenn es morgen immer noch regnete dann würde ich fahren müssen, aber so würde ich wenigstens morgen früh nicht in einen patschnassen Kombi steigen müssen - Regenkombi hatte ich natürlich keinen, und meinen Ersatzkombi hatten mir unvernünftige Ärzte vor einiger Zeit zerschnitten. Lustigerweise wurde das Training dann doch als Zeittraining gewertet, aber das war mir eigentlich egal, denn beim 6-Stunden-Rennen war die Startposition ziemlich zweitrangig, und außerdem hatten wir ja morgen früh noch ein Zeittraining. Gegen Abend trafen die Battle-Kämpfer ein, und ich wurde gezwungen, mit dem einen oder anderen ein Wiedersehens-Korea zu trinken - nicht dass mir das etwas ausgemacht hätte...
Per sms benachrichtigte ich Oliver, dass in Osch Land unter angesagt war, und dass die Aussichten auch nicht sehr berauschend waren. Ich hoffte, er würde trotzdem nochmal auftauchen, aber auch diese Hoffnung sollte sich leider nicht erfüllen...
Um 21.34 Uhr, ich saß gerade unter dem orangenen KTM-Zelt, vernahm ich endlich die wunderbare Stimme von Hajo hinter mir. Ich schloss ihn in die Arme gab ihm einen Becher zu trinken. Er sah erschöpft, aber glücklich aus. Er hatte sein Geraffel schon in Box 4 verstaut, und so konnten wir sogleich zum gemütlichen Teil übergehen - Grillen und Koreanisieren in der Box. Hajo schwächelte allerdings schon so gegen 23 Uhren und legte sich in seinen kalten T4. Die anderen Zünder machten auch Anstalten, sich wegzulegen, und so machte ich mich auf, die Reggae-Bar zu entern - natürlich nicht, ohne vorher noch meinen neuen Koreagefährten Edgar abzuholen. Die Dame namens Sani hatte den Rumpunsch gerochen und wollte auch mitkommen, also erbarmten wir uns ihrer und nahmen sie mit.
Was dann zu späterer Stunde noch passierte ist mir bis heute unerklärlich.
Sani sagte plötzlich irgendwas von Stellungen, und zwar inkl. Adjektiv, also so was wie „gefährliche Stellungen“ oder „lustige Stellungen“. Jedenfalls lachten wir uns schlapp wegen diesem Ausdruck, weil es solche Stellungen eigentlich gar nicht geben konnte, und das Seltsame war, dass wir uns alle drei 15 min. später nicht mehr daran erinnern konnten, was das für Stellungen waren! Wie ich hier sitze und dies schreibe, quält mich immer noch diese nagende Ungewissheit, es nicht mehr zu wissen. Das ganze restliche Wochenende versuchte ich, mich daran zu erinnern, aber es klappte nicht. Manchmal dachte ich in der Hasseröder, es wäre mir eingefallen, es lag mir quasi wie ein Wackerstein auf der Zunge, aber es fand den Weg nicht in mein Hirn. Danach war ich dann so wütend, dass ich mir wahllos Gegner raussuchte und sie außenrum oder im Wheelie herbrannte, nur weil mir dieses Sch***wort nicht mehr einfiel!
Heute bin ich mir sicher dass es mit s anfängt...
Lange Rede, kurzer Sinn, wir zermarterten uns unsere Gehirnwindungen und gingen wieder pünktlich um 2 zu Bett - schließlich musste am nächsten Morgen noch die eine oder andere Pole eingefahren werden.
Ich träumte von Volker Bähr und Hansi Hinterseer, aber trotz dieses Alptraums erwachte ich morgens wieder frühlingsfrisch und kopfwehlos.
:) :)
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Beitrag von Bundy »

Part IV: UFFZYNDA!!!!!!!!

Ich wuch auf, lief barfuß zum Klo, schaute scheu aus dem kleinen Fenster, und sah Wolken und nasse Autos. Es regnete immer noch. Was hatte ich nur getan? Wurde ich bestraft weil ich gestern in Ermangelung von Korea ein kleines Bier getrunken hatte?
Leicht angefressen baute ich die Felgen der Blade wieder aus, während Hajo mit den Anmeldeformalitäten beschäftigt war, und begab mich gegen 10 Uhr wieder zu Bernd D. um die tags zuvor aufgezogenen Slicks wieder gegen Regenreifen zu tauschen. Leider hatte er keine Brückenstein-Regenreifen mehr und der Lieferant vom Boxenstopp-Team, der schon un-terwegs war, hatte nur Metzeler im Angebot. So kaufte ich mir also einen Satz neue Metzeler Raintyres, liess sie von Bernd aufziehen und baute sie wieder ein. Ich hatte so ein albernes Gefühl, dass dies nicht der letzte Reifenwechsel an jenem bedeutsamen Tag bleiben würde....
Anschließend wechselte ich noch die alten CRQ-Bremsbeläge gegen die von Hajo besorgten Premier.
Hajo fuhr um 10.40 Uhr als Erster raus, weil ich noch am Schrauben war, und rutschte mit seinen alten Regenpellen um die Strecke. Nach ein paar Runden kam er wieder rein, tankte nach, und sagte: „Is noch ziemlich nass, lass mal die Regenreifen noch drauf.“
10 Minuten später kam er nochmal rein, berichtete von abtrocknender Ideallinie und fuhr wieder raus. Mein faules Schrauberherz machte Luftsprünge vor Freude. Herrgott, ich war doch Aufzünder und kein Reifenwexxler!!! Es half alles nix - wenn wir noch einen vernünftigen Start-platz erzünden wollten dann musste ich nochmal zu meinem Freund Bernd wandern.
Da wir kein Reifenwägelchen dabei hatten, stülpte ich mir die beiden Dunloppen im Hula-Hoop-Verfahren über den Kopf und trug links und rechts die Felgen mit den Regenpellen.
Ich schwitzte, hatte schwarze Striemen im Gesicht und sah einfach albern aus. Die Leute lachten als ich an ihnen vorüberschlürfte. Es war eine einzige Farce.
Auch Bernd konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen als er mich sah, er wechselte die Reifen jedoch ruhig und schnell. Als ich wieder in der Box war standen noch 15 min. auf der Uhr. Mit Hilfe von Bremsklotz, dessen Turn zu Ende war, baute ich die Felgen in 3 min. ein und stellte fest, dass der Zündschlüssel der Honda nicht im Schloss steckte. Nach weiteren 3 Minuten fand ich ihn in meinem Schuh, wechselte den Transponder von Suzuki zu Honda und raste mit den kalten Dunloppen durch die Boxengasse - 8 min. standen noch auf der Uhr. Hajo hatte mit den zerfetzten Regenreifen eine 1:47 geschafft, in Anbetracht der Vorzeichen eine sehr redliche Zeit, aber sie würde uns sicherlich max. den 34. Startplatz bescheren.
Ich versuchte verzweifelt, die Slicks in 2 Runden warmzufahren, aber da immer noch einige nasse Flecken auf der Strecke waren und die Curbs wegen Reifglätte nicht überfahren werden konnten war ich doch etwas gehemmt, als ich beschloss, bei 3:30 min. auf der Anzeige Gas zu geben - es hatte schon fast etwas von Superpole-Feeling...
Mein Gefühl war schwuchtelig, weil ich wegen der nassen Curbs meine liebgewonnenen Linien nicht mehr fahren konnte, und ich rutschte beim Anbremsen und Beschleunigen doch manchmal ziemlich heftig rum, aber als der Laptimer am Ende der Runde eine 1:40,65 anzeigte, war ich doch ein wenig happy, dass ich es noch geschafft hatte, die Reifen umzuziehen.
Zurück in der Box klopfte mir Hajo auf die Schulter und sagte: „1:40, Startplatz 5. Korea!“
Doch ich hatte keine Zeit für weitere Liebkosungen, musste ich doch um 12.20 Uhr zum ersten Zeittraining der KTM Duke-Battle antreten. Und was musste ich vorher noch machen? Genau, Reifen wechseln! Also wieder die Felgen ausgebaut und ab zu meinem Freund Holm Renker, dem Mechanix der Duke-Battle. In seinem coolen schwarzen Bus wexxelte er mir flugs die BT090-Holzreifen, ich rannte zurück, baute die Felgen wieder ein, und stellte fest, dass sich die Hintere nicht drehen ließ. Scheisendreck, das war ein 160er, und leider passt der in meine alte Schwinge nicht rein, sondern nur bei den neueren 660er-KTMs. Also Felge wieder raus, es waren ja schließlich noch 10 min. bis zum Training, ab zu Holm, 160er gegen 150er getauscht, der hatte zwar noch weniger Grip als der 160er, dafür passte er aber in die Schwinge, und wieder eingebaut. Als ich endlich rausfuhr standen noch 12 min. auf der Uhr und ich hatte wieder mal mein kleines Déja-vu-Erlebnis. Da kalte BT090 nicht viel besser sind als kalte Dunlop-Slicks, beschloss ich, die ersten beiden Runden piano zu fahren, lag aber in besagter 2. Runde plötzlich auf dem Rücken im Kies der Hasseröder. Was war passiert? Mir war bei schwuchteliger Schräglage der Hinterreifen weggerutscht. Sehr suspekt, aber ich schob es sicherheitshalber einfach mal darauf, dass der Reifen noch zu kalt war.
Also hob ich die KTM schnell auf, klopfte einen Doppelzentner Dreck aus Motor und Fußraste, bog den Lenker wieder ein bisschen gerade und fuhr in die Box. Dort rief ich nach Hajo und wir bogen den Lenker wieder soweit zurück, dass ich vernünftig fahren konnte. Naja, noch hatte ich ja 3 min., das sollte doch noch für die Pole reichen, die laut Auskunft von Hajo derzeit bei 1:46 lag - ein Klacks in Anbetracht dessen, dass ich am Freitag schon fast die 1:40 geknackt hatte. Also Visier runter und raus. Beim Überfahren der Ziellinie hatte ich noch 1 Runde - 2. Déja-vu. Wild rutschend wemste ich durch die Kurven - verdammt, warum hatte dieser alberne Reifen plötzlich keinen Grip mehr??? Am Freitag ging es doch noch einwandfrei? Ich wusste es nicht, aber als ich wieder in die Box kam, erfolgte wieder der obligatorische Hajo`sche Klaps: „1:44,4, Pole.“ Hey, das war ja einfach, dachte ich bei mir, und kam in meiner Euphorie nicht auf die Idee, den Reifendruck am Hinterreifen zu kontrollieren - ein kleiner faux-pas, wie sich später herausstellen sollte.
Um 13.55 Uhr war das zweite Zeittraining der Battle angesagt. Mittlerweile waren alle Curbs trocken und ich freute mich auf eine brutale Zeit. Doch die Freude währte nicht lange. Nach 2 Runden wieder das alte Spiel - ich fuhr relativ relaxt in die links der schnellen Schikane und flog im 4. Gang bei ca. 140 auf dem Hosenboden über die Curbs und saß im Kies. Die KTM war diesmal nicht so glimpflich davongekommen - traurig hängte sie die linke Seite des Lenkers hinab, das Heck war krumm, und alles voller Bördedreck. Dank schmeichelhafter Arlen Ness-Lederkombination war mir wieder nix passiert, und ich fuhr mit dem Pillemannsammler raus, stellte den Kürbis zu Holm an den schwarzen Bus und fragte ihn, ob er sich vorstellen könne, den havarierten Kürbis bis zum Rennen wieder flott zu machen. „Natürlich“, sagte er, „aber geh sie erst mal waschen. Da drüben gibt es Wasser.“
Ich schob sie also zum Waschplatz neben der techn. Abnahme, stellte sie an einen Masten und löste den Schlauch vom Anschluss. Leider erwischte ich die falsche Seite, und da der Hahn auch noch auf war, wurde ich mit Hochdruck von oben bis unten vollgespritzt. 2 vorbeifahrende Kinder lachten mich aus und fragten ob ich einen Crash gehabt hätte. Wäre ich nicht so kaputt gewesen dann hätte ich ihnen die Hammelbeine langgezogen.
Frisch geputzt brachte ich die kleine Schwarze wieder zu Holm und dankte ihm im Voraus für seine Mühe. Danach rannte ich wieder zurück zur Box. Mittlerweile war es 14.55 Uhr, Hajo befand sich schon auf den Aufwärmrunden. Mit den anderen Moppedhaltern begab ich mich dann auf die Startplätze. Der alberne Mann links neben mir fragte mich, warum ich denn so nass sei. Ich antwortete, dass ich immer vor einem Rennen im Kombi kalt duschen würde, um eine gewisse Grundnässe zu erhalten. Er schien es zu glauben.
Die Sprinter auf der anderen Seite der Zielgeraden waren nervös. Sie scharrten mit den Füßen wie Bullen beim Rodeo. Nur Hajo stand mit den Ellenbogen in den Hüften betont lässig da und wartete den Countdown ab. Bei Null rannte er überraschend schnell zu mir herüber, setzte sich auf die Susi, startete und gab Vollgas. Er hätte wohl sofort die Spitze übernommen, hätte er nicht vergessen, den ersten Gang einzulegen. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen als der große Mann sich mit der gelben Suzuki doch noch in Bewegung setzte und davonschoss.
Das Leben war spannend....
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