Nachdem ich im Winter meiner kleinen dreiviertel Gixx ein Frischzellenkur verabreicht habe (PC+Arrows kompl., eine überarbeitet Gabel sowie Federbein, Kurzhubgasgriff) war die Vorfreude groß. Der erste Ausritt…. Nächtelang ging ich im Geiste Kurve für Kurve durch, suchte bei jeder sich bietenden Gelegenheit nach Zehnteln und Sekunden. Ich hätte die Strecke mittlerweile auch blind fahren können…
Bringt das Fahrwerk was… ist das richtige Mapping drauf, kann ich noch fahren, man kann ja stürzen? Gedanken die sich irgendwann heimlich einschleichen und die ich im Januar mit einem selbstverständlichen Lächeln und einer großzügigen Wegwischgeste in der Sauna abtat… mein Liegennachbar schüttelte schon den Kopf, worauf ich meinte… „ich bin gerade in Kurve 5“… Er zog es vor sich eine neue Liege zu suchen.
Die Planung:
Ostern am Pann ist ja quasi so was wie eine Pflichtveranstaltung, ausser sie ist im März oder die Freundin will lieber Skifahren gehen. Beides hat sich irgendwie erübrigt und der Anruf vom Bertl aka „Porno“ kam genau zur rechten Zeit: „Kimmst mid, mitm Jura zum Pann?“; „Freili, i bin dabei“
Da ich in der Woche 4 Tage in Wien arbeite, mir zwar einen Hänger gekauft habe, aber der Bertl einen Bus hat und sich einen schönen, neuen, megageilsten Wohnanhänger geleistet hat, war die Planung der Anreise einfach: Bertl nimmt mein Bike im Bus mit und fährt mit dem Wohnanhänger von Höhenkirchen zum Pann. Für mich hieß das: gemütlich von Wien aus am Donnerstagnachmittag ganze 1,5 Stunden nach Pannonia fahren…. Ein bisschen schlechtes Gewissen hatte ich ja schon…

Aber so wie es das Schicksal will, hatte der Bertl am Donnerstag Nachmittag noch einen Kundentermin irgendwo am Plattensee. „Du, i kim scho am Midwoch nach Wean, hobds Ihr bei eich im Hotel no a Bett frei füa mi?“
Die Anfahrt:
Nachdem er dann am Mittwoch angekommen ist, noch schnell was essen gehen, weil ja das Champions League VF Bayern gegen Barca lief. Als wir dann am Anfang der 2 HZ wieder im Hotel waren und das Ergebnis sahen, sind wir erst zum kotzen gegangen und danach ins Bett. Fahnen auf Halbmast, oder besser abmontieren, dass keiner sieht dass wir Bayern Fans sind….
Wecker klingelt um 7:00 Uhr, anziehen, duschen und zum delikaten Frühstück des Hotels.
Nach 3 Eiern und Gelbrüben, Nutella, Honig und was sonst in uns rein ging, hingen wir seinen Hänger an, er führ nach Ungarn zum Kunden, ich in die Arbeit.
Ratz-Fatz wars dann auch schon 15:00 Uhr. Ab ins Auto.
Seit dem letzten WE verbreitete sich ein Geruch, der so zwischen Lederkombischweiß, Reifen und Benzin angesiedelt werden müsste. Ich fühlte mich pudelwohl darin und alleine der Geruch wies mir den Weg. Andere gelegentlichen Mitfahrer behaupteten, da ich nicht ganz normal bin, wie man denn bei so einem Gestank fahren kann und wollten auch dann bald wieder raus. Naja, was soll man sagen…. Es waren Frauen….tststs
Die Ankunft:
So gegen 16:30 war ich dann auf dem Feld der Träume. Nachdem sich alles neu sortiert hatten, wir unsere Boxen bekamen, die schicken güldenen Armbänder, ausgeladen hatten, Wohnanhänger geparkt und mittels Wasserwaage ausgerichtet hatten und noch beim Mario waren, wurde es dann auch schon dunkel und unsere Boxenmitmieter Tom und Peter trafen ein. Ich kannte die beiden noch nicht, doch das änderte sich schnell beim ausladen und anschießenden Bierchen.
Tag1:
Ich schlief unruhig, da war er wieder der Gedanke und ich konnte noch so oft wischen und lächeln…. Ich war nervös, ich war aufgeregt…. Der Wecker klingelte… nach einem entspannten Frühstück in Bertls Wohnwagen (sehr genial) konnte der Tag kommen.. Ab in die Box, Reifenwärmer einstecken und erstmal warten, man muss ja nicht gleich als erstes raus, noch dazu bei der ersten Veranstaltung im Jahr. Nun gut, das flaue Gefühl im Magen machte diese Behauptung auch noch viel leichter… Scheiße ich bin echt nervös…IST DOCH NUR EIN TRAINING brüllte ich mich selbst an. Die andern frohlockten, waren gut gelaunt und begaben sich allmählich in die Kombis, scheiß Gruppenzwang…. Ich wiiiiilllll noch nicht….Ich muss aufs Klo, mir ist gerade nicht so gut… Na gut, jaja ich fahr ja mit…. So ein Scheiß aber auch, das hab ich jetzt davon. Rein in den Kombi, schön den rechten Stiefel vor dem linken zumachen, Reifenwärmer runter, Helm auf, Bike abbocken, Handschuhe auf den Tank legen, draufsetzten und dann den linken Handschuh zuerst anziehen. Dann ist noch nie was passiert (vielleicht sollte ich doch mal zum Arzt gehen….) Startknopf und…. Geil wie der Arrows grummelt… ich ertappte mich beim grinsen, na wird doch…
Erster Turn schön einfahren, die richtig Position auf dem Bike finden, wo ist was, wie funktioniert das gleich noch mit dem Hang off, wo sind die Bremspunkte genau. Es lief und lief und lief. 2. Turn: wow da geht ja echt was, das Fahrwerk funzt wesentlich besser, pumpt nicht mehr und das Bike geht ab 10 T Umdr. Wesentlich besser. Ich hatte nicht das Gefühl das es mehr Spitzenleistung hat, aber ich war angenehm überrascht, auch der Kurzhubgasgriff war eine sehr gute Investition. Die Zeiten fallen und fallen. Und am Ende des 2. Turns war ich dann schon gute 1,5 Sek. Schneller als im letzten Jahr. Meine Zweifel, meine Bedenken, meine Angst, meine Nervosität mein flauer Magen… wann hatte ich die noch…. Hoho, war ja alles nur halb so schlimm… Am Nachmittag dann das Qualifying. Nach dem 2. Turn stand dann eine 2:10,3 auf der Uhr, naja, ganze 3 Sekunden schneller als im letzten Jahr, cool!!
Nochmal kurz raus dananch, bissl was an der Linie probieren und dann ist es aber auch gut.
Zeug wegräumen, alles für den nächsten Tag herrichten, tanken, Reifenwärmer drauf und und und. Essen gehen, ein Bier dazu und ein kleiner Rundgang durch das Fahrerlager, mal sehen wen man sonst so kennt. Als wir dann wieder in der Box waren, noch ein Bier tranken meinte der Bertl: „ I bin miad wiad´sau, i leg mi in Blümo.“….. kurze Pause….
3 Augenpaare starren Ihn an…
gleichzeitiges Gemurmel… „WOHIN? „
Bertl: „Ins Blümo hoid“
Ich: „Was zum Henker ist ein Blümo???“
Bertl: „Sog a moi, kennts Ihr koa Französisch? Des hod mei Oma imma gsogt“
Ich: „Und wos ist jetzt dann a Blümo“
Bertl: „ja a Bett hoid, es Fremdspachdeppen, wissds ihr dann a ned was ‚wis a wi’ hoast, oda wos a barblü oda a droddoar is“
Tom: „ Hä Porno, do fahrsd wia a Zigeiner mit am Wohnwong dohea und wuist uns was von Französisch erzäin….“
Wie sich im Nachhinein per leo.org rausstellte meinte er: plumard, trottoir, vis a vis und parapluie….
Aber gut geschlafen hab ich schon im blümo…
Tag2:
Wieder das gleich.. frühstücken, kacken und so weiter und so weiter…
2 Turns fahren damit ich mich vor dem Rennen noch einwenig wohlfühle und die Pace im Kopf habe. Reifen wechseln.
Nachmittags war als erstes das 600er Rennen von Peter und Tom: den beiden helfen so gut wie es ging. Die beiden zurück vom Rennen: Tom wurde 15er, Peter 25 glaub ich. Danach bin ja ich dran…. Da waren sie wieder: Angst, Zweifel, Nervosität mein flauer Magen und dieser immer wieder erstaunliche nicht zu überwindende Harndrang… Und war jedes Mal voll auf dem Klo.. na gott sei dank geht’s mir nicht alleine so…
Wieder das Anziehritual, erst rechter Schuh, dann der linke, Reifenwärmer runter, Helm auf, Handschuhe auf das Bike legen, Bike abbocken, draufsetzten, dann den linken Handschuh und jetzt den rechten Handschuh… (ich muss wirklich zum Arzt). Ab zum Vorstart:
Raus, Startposition suchen, ich stehe auf Platz 12. Vorstart… gut geklappt. Starten kann ich ja eigentlich, das sollte kein Problem sein, ich stehe eh ganz rechts, guter Start und bis ganz nach vorne zur ersten rechts schon mal die ersten paar überholen… so der Plan. Ampel wird rot, Ampel aus uuuuund Wheely… Scheiße! Gas weg, gas wieder auf und ich bin glaub ich der 20te der in die Kurve einbiegt… so ein Mist, was solls, Gaaas. 2-3 hab ich mir dann noch geschnappt, und irgendwann kam dann so eine Karre vorbei, so eine alte SRAD, komplett original, sogar das Nummerschild war noch dran und ich konnte Ihn nicht halten. Ja sag mal…bau Dir doch wenigstens das Nummernschild ab, du ahnst gar nicht was du bei Deinen Zündkollegen für Tiefe Narben und Verletzungen hinterlässt! Ich bin dann als 15ter ins Ziel.
Mein Ziel war es, die 2:10:00 zu knacken. Ich schau auf den Monitor: 2:10:017.. das darf doch nicht war sein. Auch gut, du Sau, dann eben morgen!
Als ich rein kam, war dann noch kurz Pause bis der Bertl in der Open Class dran war.
So a bissl nervös war er dann doch auch, als er dran war… wir halfen Ihm alle drei und er gab seiner R1 die Sporen. Am Anfang hatte er noch ein paar kleine Rauferein, kam an einem Duc Fahrer eine Zeit lang nicht vorbei, doch dann endlich… danach waren aber die vor Ihm schon zu weit weg, er konnte zwar noch aufholen, beendetet aber sein Rennen als 13ter mit seiner schnellsten Runde ever: 2:03,534 Gratulation!
Danach ging mit fahren eh nix mehr, mir viel nach dem Rennen ein 50kg Mehlsack von den Schultern und ich genoss einfach den Tag, das Wetter, das Bier, die Leitigkeit des Sein… usw.
Abend war wieder ähnlich: Zeug herrichten, Tanken, Reifenwärmer drauf, Essen gehen, „Porno“ blöd anreden und a bissl verarschen und irgendwann dann rief das Blümo…
Tag 3:
Ich hab die Rennreifen gleich draufgelassen, wollte in der Früh nur noch 2 kurze Turns fahren um a bissl warm zu werden, dann stand für mich alten Sack das Old Men Cup Rennen an, die anderen jungen Säcke mussten die GP Distanz fahren, obwohl den Bertl hätte man mit Sicherheit auch im Ladies Cup fahren lassen

Da ein paar sehr schnelle ältere Herren anwesend waren (Luger, Jaspersen, Lund etc) stand ich auf Platz 30 von 44 Startern glaub ich. Also ganz entspannt ein paar runden drehen und gut is. Trotzdem wieder das Anziehritual, damit nix passiert und dann gings raus. Startplatz suchen. Meine Fresse ist das weit hinten… Warm up Lap, noch mal Startplatz wieder suchen (ist immer so blöd, wenn die Schilder weg sind) aber ich hab mir, Schlau wie Schlange, einen Pfosten gemerkt der direkt neben mir war . Irgendwie war ich gar nicht so nervös wie am Vortag…. Ein Zeichen? Mal sehen. Ampel an, Ampel aus und jipiiiiieeeeeehhhhh ein geiler Start. Erste Kurve gut erwischt und in der nächsten engen Rechts noch innen rein und auf den Hahn. Ich konnte mich noch an 2 anderen vorbeibremsen und ab ging der Zug. Vor mir 2 1000er Suzis die mich auf den Geraden immer stehen ließen, aber hinten im Geschlängel vor der schafen Rechts und dann runter zur blauen Haus Kurve bin ich dann wieder aufgelaufen. Irgendwann in der 4 Runden höre ich dann ein Geräusch… ein anderer Motor… so ein Mist, da Hängt mir jemand am Arsch, nun gut, Kampflinie. Bremspunkt auf die Kurve 4…. Mist zu spät, langer weg, kommt er innen… nein? Wo isser die Sau…Aber Eingang Kurve, bzw. schon auf der Geraden hat er mich überholt. Eine dunkle R1, auf dem Kombi steht „Rudolfo“
Na warte Burschi, dich hab ich im Training auch schon mal überholt. Ich klemme mich also an seinen Hinterreifen fest und 3 Runden lang das Gleiche Spiel. Erste Hälfte zieht er mir leicht davon, in der 2ten hole ich wieder auf. (gut wenn man so auf seine Schwächen hingewiesen wird


Zusammenfassung:
- Super Wetter
- Genialer Wohnanhänger
- Klasse Truppe mit Tom, Peter und Bertl (gerne immer wieder!)
- Alles heil geblieben
- Alle schneller geworden
- Es lohnt sich dass ein Auto eine Woche nach Reifen etc. riecht
- Ich muss meine Französisch Kenntnisse aufbessern
- Angst zu haben, Nervös zu sein und das alles gehört glaub ich dazu
- Ich hab jetzt einen Termin beim Arzt
Gruß
Steff