Nachdem der Stadler und sein Alter Ego Stuntler in der letzten Woche den Hocken gerockt haben,
siehe Hocken rocken
stand auch für mich nach langer Zeit mal wieder die GP Strecke im schönen Baden-Württemberg an.
Speer wollte dort ein 2-tägiges Training mit anschließen Rennen durchführen, das schien mir nach
2 Jahren "fast" ohne Mopped fahren der richtige Wiedereinstieg.
Nachdem ich 4 Wochen zuvor am Nürburgring feststellen musste das eine so lange Zeit mit ohne üben nicht spurlos
an einem vorbei gehen, war ich gespannt auf meine Performance am Hocken, denn ich bin da erst ein
mal auf dem GP Kurs gefahren und das is ne Weile her.
Die Wettervorhersage verdichtete sich zu einem Katastrophenszenario, wenn man Kachelmann und
Konsorten glauben schenken wollte wäre ein Zodiac mit Außernborder die bessere Wahl gewesen.
Die freitägliche Anreise startete jedoch in Köln bei strahlendem Sonnenschein. Kurz vor Frankfurt
begann dann aber der Regen und bei der Einfahrt ins Motodrom gießt es wie aus Eimern bei kuscheligen
15 Grad Außentemperatur.
Langsam trudelten zunächst der halbe R6 Cup in Person von Güdy, Tead, Chris nebst Gattin und auch
Dude mit Mannschaft sowie noch viele mehr ein und wir konnten eine kurze Regenpause nutzen um die
Zeltstadt aufzubauen.
Den Abend rettete Dinner, der zwar nicht fahren aber labern wollte mit seinem Grill, sonst hätten wir
unsere Steaks extrem English essen müssen.
Der nächste Morgen präsentierte sich wärmer als erwartet und auch überwiegend trocken, wenn auch
extrem bewölkt.
Der erste Turn der weißen Gruppe war für 10 Uhr angesetzt und so hatten wir genügend Zeit unsere
Boliden und auch die armen R 6en mit ihrem Hubraumdefizit vorzubereiten.
Ich zog es vor erstmal alleine für mich und auf Sicht zu fahren um überhaupt mal wieder die Streckenführung
zu verinnerlichen. Einig der Jungs zogen schon am Kabel wie irre und flogen nur so an mir vorbei, aber in der
Ruhe liegt die Kraft. Ich musste zwar diverse mal am Kurveneingang aufmachen weil plötzlich irgendwer innen
reingestochen kam, aber keine wilden Aktionen wie in den langsamen Gruppen. Die schnellen Jungs bei
Speer haben das im Griff.
Nach den 20 Minuten wusste ich zumindest schon mal wieder an welchen Stellen es rechts und links ging,
der Lappenzeiter zeigte eine 2:00.2 womit ich einigermaßen zufrieden war.
Auch der zweite Turn war komplett trocken und ich konnte mich auf eine 1:57.1 verbessern, lag also im Plan.
Allerdings ist die R1 "Europaübersetzung" für die Parabolika viiiiiieeel zu kurz, ich war bereits mitten drin für
300m im Begrenzer. Da hilft ein kleineres Kettenrad ungemein, das ich nach den nächsten Turn in der
Mittagspause montieren wollte.
Zu dem kam es aber leider nicht da Petrus beschlossen hatte mal RICHTIG Wasser zu lassen und unsere
Zeltstadt wegschwemmen wollte.
Es ging dann mit Turn 4 überwiegend trocken erst um 15:00 Uhr weiter und in der Parabolika bemerkte ich
das ich was vergessen hatte, denn ich war sofort wieder im Begrenzer. Da muss ich gleich unbedingt mal bei!
Ich wollte eigentlich hinten 2 Zähne weniger montieren, das ging aber wegen der Kettenlänge nicht.
Also vorne einen Zahn mehr was meiner Ansicht nach aber viel zu lang sein würde. Aber was blieb als
Alternative, also egal.
Inzwischen war es richtig warm geworden, ideales Aufzündwetter.
In der ersten fliegenden Runde von Turn 5 hatte ich am Ende der Paraboika einen AHA Effekt erster Güte,
denn wieder erwarten war der Zahn vorne nicht zu lang sondern die R1 drehte bis exakt 100 U/Min. vor den Begrenzer.
Das hat eigentlich auch Auswirkungen auf den Bremspunkt, denn ich bin ja früher da bzw. an der selben Stelle
erheblich schneller.
Will sagen, die Spitzkehr kam merkwürdiger Weise viel schneller auf mich zu also erwartet.
Zum Glücke hatte ich wohl vorher immer völlig schwul gebremst, denn ich kam zwar mit schwänzelndem
Heck angeflogen, konnte aber trotzdem perfekt einlenken.
Ich konnte im dichten Verkehr eine 1:56.1 fahren und war soweit auch zufrieden, denn der hintere Brückenstein
war inzwischen ziemlich fertig, den hatte ich schon am NBR den ganzen Tag gefahren.
Den letztenTurn sollte eigentlich Dude mal vor mir her fahren, da ich immer noch relativ unflüssig unterwegs war.
Irgendwie greifen die Automatismen noch nicht wieder so wie früher, ich muss einfach noch viel zu viel am
Eingang korrigieren und nutze am Ausgang oft garnicht die gesamte Streckenbreite. Und grade meine Spezialität,
das ultra späte Bremsen und schnelle Einlenken geht noch nicht so richtig, es gibt einige Stellen da bremsen sich
Leute an mir vorbei die insgesamt eine langsamere Rundenzeit fahren, das hatte ich so schon lange nicht mehr.
Dude als Vollblutracer kann aber nur Attacke reiten und war nach 2 Runden nicht mehr zu sehen. Seine R1
hat übrigens einen Düsenantrieb, was Ihn in der Parabolika auf Mach 2.3 (mit Rückenwind 2.5) beschleunigt.
Ein weiterer Vorteil besteht darin das man anhand seines Kondensstreifens auch noch seine Linie studieren
kann wenn von dem Flugzeug selber schon nichts mehr zu sehen ist. Ich verbesserte mich im Getümmel noch
auf eine 1:55.7 und damit war mein Tagesziel eine 1:55.irgendwas zu fahren auch erreicht.
Gegenüber dem Morgen gings schon erheblich besser und ich finde meistens Nachts 2 Sekunden,
warum auch immer.
Hier mal eine Runde aus dem letzten Turn.
Nach einigen Bierchen und albernem Palaver

8:00 Uhr von der Sonne geweckt zu werden.
Es hatte zwar Nachts mal geregnet, aber das Fahrerlager war praktisch abgetrocknet.
Die weiße Gruppe war Heute bereits ab 9:00 Uhr dran, mein Plan sah vor mit den Reifen von Gestern noch
1 - 2 Turns zu fahren um dann im dritten Turn mit neuem Hinterrad im "Zeittraining" anzugreifen.
Ich stehe also fast ganz vorne an der Boxenausfahrt, als die Strecke für heute erstmalig freigegeben wird.
Im Bummeltempo bis Eingang Parabolika, die dann mit 90% um die Reifen wärmer zu kriegen.
Von hier aus Gas machen zum ultraschnellen Rechtsknick auf die Mercedes Tribüne zu.
Da die Strecke bis hier hin pulvertrocken ist rechne ich nicht mit der folgenden Überaschung, und zwar einem
ca.15cm breiten nassen Streifen am Innencurb.
Darauf aufmerksam gemacht werde ich von The One bzw. ihrem Heck, das um 90 Grad nach links versetzt,
wodurch ich die Spitzkehr von grade eben wieder sehen kann. The One scheint von diesem Panorama nicht
beeindruckt und schleudert Ihr Heck wieder zurück in Fahrtrichtung und weit darüber hinaus, guckt also nach links.
Das wiederholt sie einige mal mit abnehmender Amplitude.
Ich kann das von da oben in der Luft sehr gut beobachten, beschließe aber mich auf meine eigene Landung
zu konzentrieren, die dann auch kurze Zeit später erfolgt.
Leider war ich noch nicht so weit mit den Vorbereitungen zum Landeanflug und treffe in einem etwas ungünstigen
Winkel mit der rechten Schulter zuerst auf den Asphalt. Ich befürchte da wird kein Passagier klatschen.
Danach setze ich meinem Helm ein um Geschwindigkeit abzubauen, was auch allmählich geling. Wie meine
linke Hand da noch ins Spiel kam ist mir in der Hektik entfallen, aber sie ist definitiv irgendwie beteiligt.
Nach einer kurzen Schrecksekunde stehe ich auf und sehe The One auf der Flucht in Richtung Mercedes Tribüne.
Was habe ich Ihr getan das ich so plötzlich verlassen werde?
Ich glaube sie hat sich noch ein letztes mal nach mir umgeguckt, dabei aber etwas die Orientierung verloren.
Plötzlich baut sich vor Ihr ein großer, bedrohlicher Reifenstapel auf und versperrt den Weg.
Sie kann nicht mehr ausweichen und trifft Ihn volley und frontal.
So sah das als Augenzeuge aus.
Ich humpele Ihr hinterher (Hatte ich dieses komische Gefühl im rechten Fuß schon früher?) halte dabei meine
linke Hand etwas seltsam und ziehe die Schulter hoch. Nach 5 Minuten bin ich am Ort der Geschehnisse
und sehe einen Streckenposten trauernd vor The One. "Wir haben alles versucht, konnten sie aber nicht mehr
wiederbeleben" teilt er mir mit belegter Stimme mit.
Sie wird auf dem Schandkarren in die Zeltstadt gebracht, ich zum Streckenhospital.
Die Ärztin schläft auf dem Untersuchungstisch und is not amused von meinem Zivi und mir so früh geweckt zu werde.
Nach 10-sekündiger in Augenschein nahme (scheint noch alles dran zu sein?) will Sie mich nach Hockenheim
ins Krankenhaus schicken, denn hier könne man eh nix tun. Ich lehne dankend ab, frage mich wofür das Gebäude
mit dem roten Kreuz dann wohl vorgesehen ist und lasse mich vom Zivi in die Zeltstadt fahren.
Die Gang verfrachtet die Reste der One in den Kia, tankt diesen und setzt mich auf den Sitz vorne links,
nicht ohne zu vergessen mich anzuschnallen.
Die 350km Rückfahrt verläuft ereignislos, nur habe ich durst und muss pinkeln, kann aber das Auto nicht verlassen
da ich da alleine nie wieder rein komme.
Zuhause angekommen umfängt mich watteweiche eine Ohnmacht in meiner Garageneinfahrt.
Später dann, nach dem Moto GP Rennen, in einem richtigen Krankenhaus mit einer richtigen Ärztin und sogar
einem nach dem gleichnamigen Entdecker benannten Röntgengerät wird ein Bruch der Speiche kurz vor dem
linken Handgelenk sowie ein Bänder- an oder -abriß im rechten Schultereckgelenk diagnostiziert.
Da muss der Kernspin noch mal ne Meinung zu ablassen.
Fuß ist einfach nur so grünbraunblau, ohne sich was dabei zu brechen.
Mein Nacken is links länger als rechts und ich hab Rücken.
Ansonsten gehts eigentlich einigermaßen.
Lieber Heinz, ich muss Assen leider absagen, wird zu knapp.
Gruß vom Bub
P.S. Halbe R1 in Teilen zu verkaufen.