Dass es in dieser Nacht nicht nur bei einem Regentropfen auf meiner Nase blieb könnt ihr euch sicher denken. Es tropfte nicht nur von oben, nein es regnete quasi einfach durch unsere Zeltplane. Selbst den Wieseln, die bei 50 Grad in meine Reifenwärmer eingewickelt waren ; war das zuviel. Sie setzten sich auf eine leere Bierflasche die gerade an unserem Zelt vorbeischwamm und paddelten davon.
Das Wetter am Morgen war jedoch wieder ganz passabel und Quali stand auf dem Programm. Da ich ja eigentlich den Freitag zum Trainieren und Fahrwerkeinstellen nutzen wollte war ich jetzt etwas unter Zeitdruck. Das erste Quali sollte also nur als Funktionstest herhalten, das zweite zum Fahrwerkeinstellen und das dritte zum Angreifen.
So wagte ich mich also auf die Strecke und siehe da, ich konnte fahren…ja fahren und das ohne Unterbrechung. Alles lief wie am Schnürchen es war nicht zu glauben.
So kam es zum 2. Quali und ich forcierte die Gangart etwas und schon tauchten die nächsten Probleme auf. In meinem schwedischen Fahrwerk spielte sich die Hölle ab !
Meine 4 Zylinder liessen ihr Getrommel auf die Kette los. Diese wiederum riss am Kettenblatt und versuchte dies zu einer Drehbewegung zu animieren welcher mein Hinterrad nur zu gerne folgte. Infolgedessen hob mein Ross seine Nase und mein armes Federbein wurde ganz schön zusammengestaucht. Die Feder fing schon an zu murren da wieder alles auf ihr lastete und stemmte sich mit aller Kraft gegen das Gewicht, konnte aber nicht verhindern dass meine Gabel ab nun gar keine Arbeit mehr verrichten musste und einfach nur in der Luft rumhing.
Doch ich hatte nicht mit der Hartnäckigkeit meines Federbeines gerechnet. Wild entschlossen nicht die ganze Arbeit alleine zu machen stemmte sie sich dagegen und stiess mein Vorderrad wieder auf den Asphalt.
Grosses Geschrei nun vorne denn hier war noch niemand auf die Arbeit vorbereitet. Da mein Vorderrad in der Luft die dumme Angewohnheit hat nach rechts und links zu schauen schlug es natürlich quer auf den Boden auf und brachte die Kugeln in meinem Lenkkopflager mal schön ins Rollen.
Jetzt war der Friedenstifter namens Lenkungsdämpfer gefragt. In ihm muss die Hölle losgewesen sein.
Friedlich schlafend sitzen die Oelmoleküle in ihrer Kammer als auf einmal der Kolben sich mit rasender Geschwindigkeit von einer Seite auf die andere bewegt. Panikartig versuchen tausende Oelmoleküle durch die kleine Tür im Kolben durchzuschlüpfen um nicht komplett zerquetscht zu werden. Dramatische Szenen spielen sich an der kleinen Oeffnung ab. Jetzt bewegt der Kolben sich auch schon wieder auf die andere Seite und beginnt das Spiel von vorne. Das Ganze wird immer schneller bis die Moleküle nicht mehr folgen können.
Was dann folgt ist übelster Fahrwerksschüttelfrost der soweit geht dass selbst die Bremskolben, an sich ein furchtloses Volk ; sich in ihre Höhlen zurückziehen und beschliessen erst mal abzuwarten bevor sie sich wieder mit den Belägen an die Scheiben schmiegen.
Ich schliesse das Gas und versuchte das Geschrei und den Kindergarten unter mir wieder zu beruhigen. Ich versprach der Gabel sie nicht mehr so fest an den Hörnern zu packen und ihr etwas mehr Freiraum zu gewähren und meinem Federbein sicherte ich zu meinen Luxuskörper in Zukunft etwas mehr nach vorne zu halten.
Doch alle Versprechen halfen nichts. Mein Fahrwerk war zerstritten und machte keine Anstalten seine Arbeit zu verrichten. Wollten die hier den neuen Motor beindrucken oder was ?
Wieder in der Box versuchte ich in langen Gesprächen auf die persönlichen Probleme der einzelnen Komponenten einzugehen um mit ihnen zusammen eine Therapie auszuarbeiten.
Doch im 3 Quali offenbarte sich dass meine Therapie wohl nicht gefruchtet hatte denn die Verhaltensstörungen hatten sich noch verstärkt. Selbst die Tipps des schwedischen Fahrwerlkspsychologen hatten nichts gebracht. So musste ich mich eben mit meinem Startplatz zufrieden geben und stellte mich auf ein schwieriges Rennen ein.
Am Himmel zogen dunkle Wolken auf. Hinter mir raschelte es und ich sah die beiden Wiesel in voller Tauchmontur hinter dem Zelt verschwinden….