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~~~The butterfly effect - Speedweek Oschersleben 2005~~~

Infos zu und mit Veranstaltern, aber auch zu anderen Themen,
über die es sich lohnt zu sprechen!

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~~~The butterfly effect - Speedweek Oschersleben 2005~~~

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Beitrag von Bundy »

Vorwort:

Zum besseren Verständnis des folgenden Berichts muss ich vorausschicken, dass ich Chaostheoretiker bin, d.h. ich glaube an den sog. butterfly-effect - daran, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings in Ostaustralien das Leben eines amerikanischen Börsenmaklers direkt und unmittelbar beeinflussen kann. Ferner glaube ich an die Unsterblichkeit der Seele und daran, dass die Seelen derer, die uns in diesem Leben körperlich verlassen mussten, weiterhin an unserem Leben teilhaben und auf uns aufpassen.
Ich habe schon viele Freunde durch Motorradunfälle verloren, darunter meinen besten Kumpel, und ich wollte den Helm schon oft an den Nagel hängen, aber heute weiß ich, dass sie das hassen würden. Ich werde für sie aufzünden, so lange es mein Körper zulässt, und bei jedem einzelnen Wheelie, jedem Drift und jedem kühlen Korea, höre ich sie leise lachen, somewhere south of heaven...

Menschen, denen diese Worte spanisch vorkommen mögen, möchte ich den Film „Das Glücksprinzip“ und das Buch „Der Geblendete“ von Dean Koontz ans Herz legen, aus dem auch das folgende Zitat stammt:

"Der kleinste Akt der Menschenliebe schwingt über große Entfernungen und Zeitspannen hinweg und wirkt sich auf das Leben von Menschen aus, die dem großherzigen Auslöser dieses positiven Echos nicht einmal bekannt sind, denn Güte setzt sich fort und wächst, indem sie dies tut, bis Jahre später und an einem ganz anderen Ort aus einer einfachen Geste der Rücksichtnahme eine selbstlose und heroische Tat wird. Genauso verhält es sich mit jeder kleinen Niedertracht, jedem Ausdruck des Hasses, jeder aus Bosheit begangenen Tat."

Part I: Die Vorbereitung

Im Gegensatz zum letzten Jahr, wo unser Einsatzgerät, die Adventure V2, erst kurz vor der Speedweek fertig wurde, hatte unsere neue KTM Superduke dieses Jahr an Ostern schon ihren ersten Einsatz bei den 1000 km von Hockenheim.
Im Serienzustand traten Teamchef Konrad „Wuschelkopf“ Schittko und Axel Mironiuk gegen die anderen 2-Zylinder an. Ich weilte zu jener Zeit am Pann, um mir mit Hajo, Frank, Snoopy und anderen lustigen Gesellen die Kante zu geben. Die Duke hielt sich wacker, aber Axel schmetterte sich leider in der Haarnadel nach der Parabolika frühzeitig zu Poden und brach sich die Schulter, was natürlich seiner Vorbereitung auf die Speedweek auch nicht gerade förderlich war.
Konrad fuhr die Duke dann noch beim 1. und 2. Bördesprint, wo sie ohne Probleme das Ziel erreichte, bevor ich sie im Juni beim BiPro-Training in Oschersleben dann das erste Mal testen konnte (Bericht gibt es hier: http://www.racing4fun.de/forum/viewtopi ... 79&start=0 )
Naja, ich war völlig begeistert von diesem Mopped, das sich so herrlich easy durch die sachsen-anhalterischen Kurven werfen ließ.
Nach dem Test freute ich mich auf die Speedweek wie Micha Dangrieß alias Sachsenpaule alias Thomas alias Egon auf den Tag, an dem ihm erstmals eine Frau sagen würde, er wäre hübsch.
Als Kampftraining fuhr ich noch ein paar Duke-Battle-Rennen am Hockenheim und in Oschersleben mit, sowie den 6h-Bördesprint an Pfingsten mit Hajo.
Da ich im Vorfeld wegen do-it-myself-Hausbau und Windelwechslungen absolut keine Zeit für körperliche Ertüchtigung hatte, beschränkte ich mich auf Hand- und Unterarmtraining mit einem lustigen Gummiring, den gutbestückte Zünder wie z.B. Nico evtl. auch als Penisring benutzen könnten, um ihre Endurance-Probleme beim Verkehr zu beseitigen.
Als ich meinem exilamerikanischen Kumpel Tom Eatman (der in Amerikanien schon mit Kevin Schwantz himself Langstrecken-Rennen gefahren ist!) meine Sorgen bezüglich meiner mangelhaften Kondition kundtat, sagte er nur: „No problem dude, real racers don`t feel the pain during the race. Only one thing: Always keep the rubber side down!“
Okee, ich war beruhigt. Allerdings hatte ich immer noch die armageddonischen Aussagen von Karl-Heinz Hühnermann im Hinterkopf, der mir am Pann mal gesagt hatte, dass es auf der Welt nichts Schlimmeres gebe als ein 24h-Rennen. Er behauptete, er hätte nach seinem ersten 24h-Rennen 2 Monate nicht mehr richtig gehen können, die Fußsohlen wären aufgeplatzt, die Hände von riesigen, pestbeuligen Blasen durchsetzt, und der ganze Körper einfach nur ein schmerzendes, schreiendes Stück Napalmfleisch.
Ich würde mich einfach überrraschen lassen. Jedenfalls wusste ich schon im Vorfeld, dass es mit der Qualifikation dieses Jahr keine Probleme geben würde, war ich doch beim BiPro-Test schon 1:38 gefahren - die Qualizeit wurde errechnet aus dem Mittel der 3 Schnellsten pro Gruppe plus 15%, was bei 1:30 in etwa 1:43 entsprechen würde. No problem dude.... wir würden dabei sein!
Am Dienstag, dem 09.08. verließ ich mein Büro, wie es sich für einen Beamten des gehobenen Dienstes gehört, um 15.30 Uhr, packte zu Hause schnell noch meine Tasche in den T4, koppelte den Hänger dran und fuhr zu meinem allgäuer Carnal Ralph, der sich bereit erklärt hatte, mich zur Speedweek zu begleiten. Dies ist ihm aber auch nicht sehr schwer gefallen, hatte ich ihm doch schon vor langer Zeit angeboten, dass er mit meiner schwarzen KTM im Falle einer Mitkommung seinerseits die Duke-Battle-Rennen auf der Rennstrecke mitfahren könnte. Ich musste leider auf einen Start in der Battle verzichten, weil die Trainings und Rennen immer gleich nach den Langstrecken-Trainings stattfanden und mir das dann doch zu stressig war. Weil Freens jedoch immer sagt dass oft und lange Aufzünden das Wichtigste sei, wollte ich unbedingt noch bei der Supermono-EM mitfahren.
Jau, nach 8 Stunden Fahrt kamen wir dann nachts um 2.34 Uhr vor dem Fahrerlager an, wo uns natürlich kein Einlass mehr gewährt wurde. Also klappten wir das Hochdach hoch und legten uns noch für 4 Stunden aufs Ohr.
Als wir aufwachten und ins Maisfeld urinierten, froren uns fast die Penen ab, so bitterkalt war es. Wir fuhren dann aber frohen Mutes ins Lager der Langzünder und begrüßten die anderen Teamfressen. Die Männer hatten sich kaum verändert - Stefan, Markus, Horst, Randolph (was für ein alberner Name), Hubi, Axel und Peter sahen immer noch gleich verheerend aus wie vor einem Jahr. Ihre Frauen aber waren immer noch sehr hübsch. Wieder wunderte ich mich, wie so überaus hässliche Männer an solche Frauen geraten - es war eine unlösbare Farce.
Alle waren schon wach, nur Konrad konnte ich nicht entdecken. Ich sah, wie die Tür seines Wohnwagens sich öffnete und er „Hallo Bundy“ sagte, konnte ihn aber nicht sehen. Plötzlich sah ich seine Wuschelfrisur hinter dem Bobbycar seines Sohnes Marc hervorlugen. Seine viel hübschere Frau Daggi rollte das Bobbycar zur Seite und dann stand er da, in seiner vollen Größe von 34 cm, und lachte mich schelmisch an. Ich bückte mich, nahm ihn auf den Arm, und knutschte ihn ab.
Ich fühlte mich bei diesen Menschlingen schon wieder wie zu Hause und freute mich naturbelassen auf die kommenden Tage.
Nach und nach begaben wir uns zur Kocinski-Box (#19) und standen quatschend um die schwarz-orangene Superduke herum, die wir 24h lang, in guten wie in schlechten Stunden, lieben und ehren sollten.
Dort lernte ich dann auch noch den 2. Teamchef, Hans-Hermann Ruser, ebenfalls KTM-Händler aus einem Weiler nördlich von Hamburg, und seinen Mechanix Henrik, kennen. Auch diese beiden schienen wie alle anderen immens gaskrank zu sein. Sehr vernünftig.
Um 10 Uhr sollte das freie Training beginnen, aber da die Strecke von einem Regenschauer noch nass war und eh noch versch. Kleinarbeiten an der Duke zu erledigen waren, ließen wir uns Zeit. Um halb eins war es immer noch teilweise nass, aber ich wollte noch den geänderten Schalthebel und den etwas schmaleren Lenker ausprobieren, also zog ich die Lederkombination über und fuhr raus. Am Ende der Boxengasse tratschte ich noch ein wenig mit Peter und Günni und enterte die Strecke dann traditionsgemäß mit zum Gruße erhobenem Vorderrad. Die Duke fuhr sich wie immer traumhaft. Die Bridgestone-Slicks (YDC vorne, YCX hinten) gripten ohne Ende und erfreuten mich mit genialstem Einlenkverhalten. Manche Stellen waren noch feucht, und ich konnte die Karnickellinie nicht fahren, weil die Curbs rutschig waren, aber als ich in die Boxengasse fuhr, sah ich auf dem Lappenzeiter eine 1:40,6 stehen.
Als Konrad diese Zeit sah, erblasste er kurz und fragte mich, ob ich nicht bemerkt hätte, dass es noch nass sei. Ich konnte ihn beruhigen, indem ich ihm versicherte, dass ich an dem Tag max. 77% geben und nicht stürzen würde.
Axel und Konrad drehten dann bei abtrocknender Strecke auch noch ihre Runden und fuhren Zeiten im 41er-Bereich. Yep, damit waren wir inoffiziell schon mal alle qualifiziert! Die Stimmung im Team wurde immer besser und gegen Abend fuhr ich dann mit völlig abgelutschten Reifen noch eine tiefe 38er-Runde. Im Zeittraining am Donnerstag morgen könnte ich eine 1:35 fahren, dessen war ich mir sicher, aber der Teamchef und die Mechanix erinnerten mich wiederholt daran, dass es in der Langstrecke nicht auf einen guten Startplatz ankommt, sondern darauf, sitzen zu bleiben.
Zum großen Verdruss der Teamchefs und der Mechanix schaffte ich es auch nicht, den Kupplungsdeckel nicht mehr aufsetzen zu lassen. Ich hatte zwar in Rechtskurven Schräglagenverbot bekommen, konnte dieses aber aufgrund der physikalischen Grundgesetze nicht immer einhalten. Ich musste also versuchen, durch Gewichtsverlagerung und/oder weniger Kurvenspeed die Kratzneigung des Kupplungsdeckels zu lindern.
Im Geiste reduzierte ich meine angepeilte Rundenzeit auf 1:36 - diese Rechtskurvenrumschwuchtelei würde mich mind. 1 sek. kosten.
Axels schmeichelhafte Freundin Sabrina massierte uns Fahrern nach dem letzten Turn dann noch die adonalen bzw. abominablen Körper - ein Leben wie Uffzynd in Frankreich!!!
Nach der Massage kam unser Chefkoch Christian mit seinem Catering-Truck an und kochte uns ein exorbitant leckeres Abendessen. Kartoffel kam vorbei und erfreute uns mit seiner Anwesenheit. Er ist der weltbeste Tanker des Bolliger-Teams und außerdem der weltbeste Geschichtenerzähler.
Nach dem Essen saßen wir noch lange im Zelt zusammen, lauschten den unglaublichen Geschichten von Kartoffel, Konrad und den anderen Urgesteinen der Szene, und ich war einfach nur glücklich, zu diesem Team gehören zu dürfen, einem Haufen netter Menschen, die verstanden hatten, worum es im Leben geht - nicht um Geld oder Macht, sondern um Menschlichkeit, Freundschaft und vor allem um eins: AUFZÜNDEN!!!!!!!
Zuletzt geändert von Bundy am Donnerstag 18. August 2005, 08:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Chris »

Bundy hat geschrieben:AUFZÜNDEN!!!!!!!
AMEN
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Beitrag von puch »

weiter, als beamter im gehobenen dienst hast du jede menge zeit, das weiß eh jeder.....also schreib.... :!: :twisted: :D
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Beitrag von Martin »

Mehr bitte...
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Wenn das Leben dir nur Zitronen anbietet, ja dann frag doch einfach noch nach Salz und Tequila!
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Beitrag von hans rdk »

jip hau in die tasten.
..
http://www.Kiefer-Reifendienst.de
Alles für den Hobby-Racer
Manchmal ertappe ich mich dabei , wie ich mit mir selber spreche
und dann
lachen wir beide :-)
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Re: ~~~The butterfly effect - Speedweek Oschersleben 2005~~~

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Beitrag von Blumenhummer »

Bundy hat geschrieben:Zum großen Verdruss der Teamchefs und der Mechanix schaffte ich es auch nicht, den Kupplungsdeckel nicht mehr aufsetzen zu lassen. Ich hatte zwar in Rechtskurven Schräglagenverbot bekommen, konnte dieses aber aufgrund der physikalischen Grundgesetze nicht immer einhalten.
:lol:

Bitte mehr... 8)
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Beitrag von Rollmops »

dass ich Chaostheoretiker bin
...und Chaospraktiker natürlich auch :wink:
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Re: ~~~The butterfly effect - Speedweek Oschersleben 2005~~~

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Beitrag von Ulli-123 »

Bundy hat geschrieben:Vorwort:

Nach dem Test freute ich mich auf die Speedweek wie eine 34-jährige, erzkatholische Jungfrau auf ihre Hochzeitsnacht.
Also diese Aussage verwundert mich jetzt sehr.... es muss der Kirchentag sein, der Deine Gedanken da verwuselt.
.... und ich grübel, wie sich eine 34-jährige, erzkatholische Jungfrau auf ihre Hochzeitsnacht vorbereitet.....

erschrockene Grüsse
Ulli
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Beitrag von Uwe-Celle »

@ Schuhverkäufer

deine schreibe ist schlechthin nur Endgeil.....

Wieviel Korea braucht man für so eine königliche wortwahl?
the black ball lightning #68
Seit 2009 Rennrente, jetzt wird nur noch zum Spaß gefahren. :roll:
Schauen was da noch kommen mag....
Vorbereitung auf neue/ alte Ziele.....
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Beitrag von Bundy »

:roll: @Ulli> Ich bitte um Vergebung. Die betreffende Textstelle wurde umgehend geändert... :wink:
Miiiiiiiiiiiiit 34 Jahren, da fängt das Leben an............. :)

Part II kommt nach Korrekturlesung gegen Mittach~~~
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