Ups, leicht verspätet...........
Soooooo, wo war ich stehengeblieben? Ah jetzt ja.........
Freitag, 12.08.2005, 2. Zeittraining & n`bisschen Supermono:
Der Freitag sollte nochmal ein recht erholsamer Tag werden vor dem großen Showdown am Samstag. Von 10 bis 12.30 Uhr war das 2. Zeittraining für die Fahrer 1-3 angesagt, und um 13.15 Uhr würde ich noch das 1. Zeittraining der Supermonos mitfahren.
Danach war nur noch Glotzen angesagt - ich würde mir die beiden Duke-Battle-Läufe reinziehen, evtl. noch Yamaha-Cup, und auf Hajo warten, der sich für Freitag Abend angekündigt hatte.
Das Langstrecken-Zeittraining brachte bei uns keine Zeitenverbesserung mehr. Ich war auch zufrieden mit meiner Zeit und wollte den Mechanix nicht noch mit einem Sturz unnötige Arbeit verschaffen. Eigentlich hätten wir mit meiner 1:37,3 auf dem 30. Startplatz gestanden, aber entgegen der Ankündigung, dass die schnellste Zeit des Teams für die Startaufstellung zählt, wurden die Zeiten aller 3 Fahrer mittels Pythagoras und infiniten Logarithmen gemittelt, was uns auf den 39. Platz zurückwarf.
Tags zuvor war ich von den anderen Pillemännern noch kurzerhand zum Startfahrer bestimmt worden, weil ich wohl irgendwann mal in einer Korealaune gesagt hatte, ich würde beim Start mindestens 20 Plätze gutmachen und uns auf die 1. Seite der Ergebnisliste katapultieren, hehe.
Jau, ich fuhr also im 2. Zeittraining mit ziemlich zerschlissenen Brückensteinen raus, weil ich probieren wollte, wie sich diese im Endstadium ihres Daseins verhielten. Ich hatte in der halben Stunde keinen einzigen Rutscher zu verzeichnen, und obwohl die Verschleißmarken nach dem Turn komplett weggerubbelt waren, waren die Pneus noch sehr schmeichelhaft zu fahren.
Nach meinem Turn unterhielt ich mich noch kurz mit Tim Röthig, Aufzünder und Bridgestonemann in Personalunion, und fragte ihn, welche Mischung er uns fürs Rennen empfehlen würde. Vorne würden wir weiterhin den YDC fahren, der immer gripte und ewig lange hielt, aber hinten tendierte ich eher zur härteren YCY-Mischung. Tim meinte auch, der YCY wäre vom Grip her fast auf dem Niveau des YCX, würde aber einiges länger halten.
Somit war das auch geklärt, und ich machte mich auf den Weg ins Battle-Fahrerlager, um meine Rennhure für das Supermono-Training abzuholen. Besohlt mit reinstem WM-Reifengold von Dunlop in 758er-Mischung, würde ich nur im 1. Zeittraining 3-4 schnelle Runden fahren, um mich für die Langstrecke zu schonen.
Mein Freund Micha hatte die 34 schon mit der 67 überklebt und die Dunloppen draufgeworfen. Die Rennhure war willig und bereit, ihren Herrn zu Rum und Korea zu führen.
Schon in der Boxengasse wurde ich von den Supermonopolisten mitleidig und neugierig beäugt. Hatte sich hier einer der Supermoto-Wemser in der Veranstaltung geirrt?
Auch später auf der Strecke hat sich der eine oder andere wohl ein wenig gewundert. Wie es sich gehört, habe ich die Bücklinge natürlich auf der Linie des Kaninchens gnadenlos außenrum niedergemetzelt. Die Dunlops boten einen Mördergrip, so einen Reifen hatte ich wahrlich noch nie gefahren! Ich konnte Schräglagen fahren bis kurz vor die Unendlichkeit und konnte in vollster Schräglage das Gas voll aufreissen ohne auch nur den geringsten Rutscher zu erben. Ein Wahnsinn! Ich ließ es aber dennoch gemütlich angehen und streute zwischendurch immer mal wieder kurze Wheelies zur Unterhaltung des Pöbels ein. Nach 5 Runden stand trotzdem eine 1:42,60 auf meinem Lappenzeiter, und ich beschloss, es dabei bewenden zu lassen. Mit ein paar lustigen Wheelies verabschiedete ich mich vom Publikum und meinen Freunden somewhere south of heaven und fuhr zurück ins Fahrerlager. Ein Blick auf den Zeitenmonitor verriet mir, dass ich auf Platz 12 von 30 Startern stand. Nicht schlecht, hehe.
Ich lehnte die Rennhure an die Wand neben Box 19, als ein unglaublich hässliches Wesen mit einem Cowboyhut angerannt kam und mich anschrie: „Können sie mir vielleicht mal sagen was das hier soll? Wollen sie mir weismachen, dass sie mit dem DING bei der Supermono-EM mitfahren??“
Ich entgegnete flugs: „Ja.“
Cowboy: „Das glaube ich nicht! Außerdem ist dieses Motorrad gar nicht für diese Klasse abgenommen!“
Ich: „Doch. Dieses Motorrad wurde gestern Abend von Ralph T. persönlich abgenommen.“
Cowboy: „Da fehlt aber die Abnahme des Schalldämpfers.“
Ich: „Ich weiß nix von einer Abnahme des Schalldämpfers. Jedenfalls kenne ich Herrn T., und genau dieser hat das Motorrad gestern abgenommen.“
Cowboy: „DAS ist wahrscheinlich hier das Problem!“
Ich: „Was?“
Cowboy: „Dass sie den Herrn T. kennen!“
Ich schluckte trocken, meine Genitalhaare kringelten sich. Hatte ich mich verhört?
Der Cowboy fuhr fort: „Alles egal. Der Fahrer ist dafür verantwortlich, dass das Motorrad ordnungsgemäß abgenommen ist! Sie werden mit sofortiger Wirkung von dieser Veranstaltung ausgeschlossen, und sie und ihr Team bekommen eine Sportstrafe!“
Sprach es und ging davon.
Ich begab mich in die Box, warf meinen Rückenprotektor in die hinterste Ecke, und sprach finstere Worte aus, von denen ich zuvor nicht gewusst hatte, dass sie sich in meinem Wortschatz befinden.
Als ich mich wieder ein wenig beruhigt hatte, sprach ich mit Ottmar B., dem Rennleiter (den ich ebenfalls kenne) und Herrn T., der mir versprach, die Sache mit dem bösen Cowboy zu klären.
10 Minuten später kam der Cowboy wieder zu mir. Er sprach leise und in überaus liebenswertem Tonfall: „Wenn es Ihnen recht ist dann könnten sie nachher nochmal schnell zur technischen Abnahme kommen, dann werden wir selbstverständlich die Abnahme des Schalldämpfers und die Phonmessung nachholen.“
Also tat ich wie mir geheißen, und Ralph T. malte einen hübschen Farbklecks auf meinen Endtopf, der langsam aussah wie ein angefangenes Malen-nach-Zahlen-Gemälde von Rembrandt.
Er sagte kein Wort, sondern schmunzelte nur vor sich hin und verdrehte die Augen. Ich schmunzelte zurück und verdrehte die Augen in die andere Richtung. Sowas nennt sich wohl nonverbale Konversation...
Später hörte ich noch, dass nach dem Training wohl ein paar Unmutsäußerungen der Gemetzelten zu vernehmen waren. In Gedanken schrieb ich einen Brief an die Protestanten:
„Sehr geehrte Lesben und Schwuchteln, mit Bedauern habe ich ihre Klagen bezüglich meines Fahrstils vernommen, bedauere aber ebenfalls, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Motorradsport kein Sport für Lesben und Schwuchteln ist, sondern nur ein Zeitvertreib für harte, heterosexuelle Männer.
Mit freundlichem Wheelie,
A. Bundy, Chicago, Illinois“
Nun denn, ich sah dem Rest des Tages naturbelassen entgegen und sah mir über der Hasseröder die beiden Battle-Läufe an. Die Jungs an der Spitze gaben es sich wieder heftig, und Ralph hatte mit meiner Rennhure, die mittlerweile wieder die 34 trug und mit BT090 besohlt war, in der Hasseröder einen Hardcore-Kiesbettausflug, den er dank Cross-Erfahrung aber kurz vor den Reifenstapeln beenden konnte. Mein Puls war leicht erhöht, aber als er beim Entern der Strecke gleich einen schmeichelhaften Wheelie zog, da wusste ich dass er ein würdiger Reiter war.
Den ersten Lauf beendete er nach einem Harakiri-Manöver in der letzten Kurve nur als 14., im 2. wurde er aber nach einem heißen Fünfkampf sehr guter 8. Nicht schlecht für sein 2. mal auf einer Rennstrecke.
Das 2. Zeittraining der Supermonos ließ ich aus und rutschte noch auf den 19. Startplatz zurück, aber das war mir egal. Im Rennen könnte ich mit 40er-Zeiten locker unter die Top10 fahren, was meinem ursprünglichen Ziel entsprach.
Der Abend wurde von den Mechanikern mit ein paar Bierchen eingeläutet, und die Stimmung im Team war wie immer spitze. Randolph und Hubi plünderten erneut meine Koreavorräte, während ich wieder nur meine selbstauferlegten 2 Tassen trinken durfte. Zudem musste ich mir für Hajo`s Ankunft noch eine Tasse aufsparen, und so erfreute ich mich daran, dass es den anderen so gut mundete, und lauschte den unglaublichen Geschichten, die rings um mich herum erzählt wurden.
Hubi, unser Tanker, den ich als Tanker und als Mensch sehr schätze, und den ich auf eine Stufe mit solchen Legenden wie Uwe Kartoffel stellen möchte, wurde später noch von meinem Battle-Bruder Ernst genötigt, von seinem Fleisch zu essen und Schnaps zu trinken. Nach der Nötigung war seine Stimme noch lauter als sonst, und ich musste mir Knoten in die Zehen machen, um nicht vor Lachen aus den Schuhen zu kippen.
Plötzlich stand ein hässlicher, fremder Mann vor mir. Er sagte er habe nix zu verzollen. Also musste er verzollnix sein. Er war auf der Suche nach Hajo, mit dem er gemeinsam die Korea-Bar in der Hasseröder eröffnen wollte. Ich teilte ihm mit dass ich jenen Hajo auch noch nicht gesehen hatte und wünschte ihm viel Glück bei der Suche. Später stellte sich heraus, dass dieser Mann gar nicht verzollnix war, sondern ein Scout der Zeitschrift Playgirl, der sich inkognito meinen gestählten Körper ansehen wollte. Ich hatte nämlich bei seiner Ankunft gerade geduscht und stand nur in Unterhosen vor ihm. Am Samstag rief er mich dann an und wir machten einen Termin aus für einen Fototermin: 17. Oktober in Cancun/Mexico.
Irgendwann erhielt ich dann endlich einen Anruf. Auf meinem Display stand „Hackfresse Hajo ruft an“. Er befand sich schon im Fahrerlager. Shit, jetzt hatte ich keine Zeit mehr, mich hübsch zu machen und meine Haare zu kämmen.
Ich stand gerade vor Box 12, wo sich 2 leichtbekleidete Damen während des Pitwalks auf den Yamseln der Hepelmänner rekelten. Ein weniger redlicher Mensch wie ich würde jetzt sagen, dass er die beiden auch nicht von der Bettkante geschubst hätte, aber mich ließ diese Zurschaustellung menschlicher Haut völlig kalt. Ich blickte nicht einmal bewusst hin. Nur hin und wieder, wenn ich meinen Kopf auf der Suche nach der Hackfresse von Hajo drehen musste, fiel mein Blick zwangsläufig auf die beiden Damen.
Dann erblickte ich endlich Hajo, meinen fast gleich großen Aufzündbruder. Er war durch den leichten Regen, der sein Haupthaar nach unten drückte, noch hässlicher als sonst, aber mir kam es bei ihm ausschließlich auf die inneren Werte an.
Neben ihm stand Normen, ebenso wie Hajo ein sehr schneller Zünder, der zwar kleiner als Hajo, dafür aber wesentlich ansehnlicher war.
Ich begrüßte die beiden mit einem herzlichen „KOREA!“.
Wir wandelten noch ein wenig durch die Boxengasse, unterhielten uns über Uffzynd und die Welt, einigten uns darauf, dass wir momentan mit der Gesamtsituation zufrieden waren, und fielen irgendwann im PS-Zelt ein, wo wir eine uns bis dahin unbekannte Hackfresse kennenlernen mussten. Schrotti hatte den Leichtsinn besessen, uns ins Zelt des PS-Beck-Racing-Teams auf einen Havanna einzuladen. Nun musste er (und wir) die Konsequenzen tragen.
Als ich ihn sah war ich ein wenig enttäuscht. Ich hatte ihn mir wesentlich hübscher und größer vorgestellt. Außerdem sprach er, obwohl er Schwabe war, kein Schwäbisch, und so mussten wir uns wieder in Amtsdeutsch verständigen.
Zum Glück gab es in jenem Zelt aber auch Ketchup, mit dem ich mich dann endlich auch mal wieder in reinstem Schwäbisch unterhalten konnte. Es war in der Tat sehr witzig.
Nachdem Schrotti dann irgendwann in den Tiefen des Zeltes noch ein paar Eiswürfel gefunden hatte, konnten wir dann endlich noch unsere Havannen genießen.
Gegen Mitternacht verabschiedeten wir uns dann von den hässlichen Menschen im Zelt der #13 und legten uns in die Kojen.
Der Samstag sollte ein bedeutsamer Tag werden.....