Nachdem ich in Most für die R1 endlich ein passendes Setup gefunden hatte (Dank an Lenzer und Strucki!) und mich der spektakulär gute D209 wieder in 1.38er Bereiche brachte, stand das R1 Einladungsrennen am Frohburger Dreieck an. Wir R1 Cup Fahrer wurden in die Klasse 1, Open DMSB, gesteckt. Der Zeitplan entsprach so gar nicht meinen Vorstellungen von gemütlichen Aufzünden. Zwei Zeittrainings am Samstag, wobei das erste um 8 Uhr angesetzt war, und ein Rennen ohne Warmup am Sonntag (8.30) waren deutlich zu wenig Zündzeit. Aber es ging um ein wichtiges R1 Cup Einladungsrennen, bei dem sogar Preisgelder zu gewinnen waren. Der Isle Of Man Veteran Frank „Fritz“ Spenner nebst Uwe “Rio“ Reise, beides gute Freunde und Nordhessen, hatten Frohburg auch im Visier.
So kamen Keks und ich in den Genuss, in deren Wohnwagen nächtigen zu können.
Um 1 Uhr angekommen und um 6 Uhr geweckt, schob ich meine R1 von der Wiese des sehr provisorischen, aber tauglichen Fahrerlagers, um sie den schon am frühsten Morgen vorhanden, interessierten Besuchern zu präsentieren und ohne feuchte Knie zu bekommen, den Luftdruck zu checken. Die DMSB Anmeldeprozedur war wieder mal von übelster Sorte, ich musste sogar zu einem Arzt laufen, um eine Tageslizenz zu bekommen. Nachdem ich vier Zettel ausgefüllt hatte, eine technische Abnahme auch beim Helm stattfand, bekam ich drei Armbänder in verschieden Farben, die ich an meine zahllosen Helfer verteilen sollte?!? Deutschland und seine Bürokratie. Ich weiß schon, warum ich bei Bike Promotion mein Geld anlege.
Der 8 Uhr Angriff machte mir richtig Angst. Nicht nur, dass ich zum ersten mal dachte, die R1 könnte ruhig noch mehr Leistung haben, weil bei der ersten der drei mehr oder weniger kurvigen Graden des Dreiecks die R1 irgendwann kaum noch vorwärts kam. Das lag primär an Geschwindigkeiten über 290 (nach übersetzungsgetunten Tacho). Auch die Staubwölkchen an den Hinterrädern der Mitzünder hemmen ungemein das Aufreißen des Gases.
Es ging über eine Kuppe links an einem Haus vorbei, welches die innere Begrenzung der Strecke darstellte. Auf der Start Ziel- Graden war alles voll mit Kanaldeckeln und Sperrflächen. Ich fühlte mich wie vor einigen Jahren, als wir noch vernünftig auf den Straßen Hessens unsere Rennen ausfochten. Im ersten Zeittraining war ich schnellster R1 Cup Pilot und 17. in der Gesamtwertung. Fritz war ganze 7 Sekunden schneller als ich, allerdings zerstörte er das Getriebe seiner 2003er R1. Diese ist jetzt zu verkaufen

Die Temperatur stieg über 20 Grad und die Sonne beschien das Feld der Ehre wohlwollend. Snoopy bot an, mich in die Geheimnisse der Frohburger Landstraßen einzuweihen. Er war letztes Jahr schon anwesend und befand sich im oberen Teil der Zeitenliste.
Viel Prominenz war im International Open Lauf zu begutachten, neben Penz, der die beste Rundenzeit am diesen Tag pressen sollte, waren auch Hahn und Kellner aus der IDM anwesend. Auch Ehrenberger und Kitsch waren vor Ort.
Im zweiten Zeittraining instruierte mich Snoopy zwei Runden und auch die Staubwölkchen waren verschwunden. Ich war 8 Sekunden schneller als um 8 und immer noch bester Cupie. Ex Container-Bewohner Alex Jolig musste hinter mir starten, ich war sehr verwundert.
Es waren schon am Samstag eine Menge Besucher da, aber als ich am Sonntag meine Reifenwärmer um 7.30! einschaltete, liefen schon jede Menge Zuschauer herum, die überaus freundlich und interessiert waren. Ich fühlte mich irgendwie wichtig…
Als ich dann in die Startaufstellung rollte und ein Gridgirl mir einen Schirm über den Kopf hielt, waren mir die von Gummi-Grassau Team verpassten Aufkleber „ I crashed in the entry lap“ am Mopped schon ein bisschen peinlich

Ich hielt dem Container Menschen meinen Daumen hin, ihm wurden in der Startaufstellung wieder Reifenwärmer aufgezogen. Sehr merkwürdig, dieses Gebaren…
Mein Start endete mit einem Wheelie, der durch seine Gewalt meine Familienjuwelen sehr in Mitleidenschaft zog. Duch die Kälte rannte die R1, dass es eine wahre Freude war. Wir fädelten uns ordentlich in die erste Linkskurve ein, durch das fehlende Warm-up, waren alle sehr verhalten unterwegs. Ich hatte einen jungen Menschen vor mir, der die Schikane und die Kuppe sehr verhalten nahm. Diese Ecken erforderten Eier, ich war mir meiner Dank des doofen Startes sehr bewusst und beschloss dieses Menschlein zu kassieren. Es ist höllisch schwer, auf einer Stecke, die man kaum kennt und extrem schell ist, zu überholen. Ich probierte es mehrfach an der Hausecke, es war mir letzten Endes zu riskant. Vor der Links Kurve auf StartZiel gab es Wellen, die beim harten Ankern viel Unruhe ins Fahrwerk brachten, dieses wurde meinen Vordermann zu Verhängnis. Er musste nach einen sehr optimistischen Bremspunkt eine weite Linie fahren und ich war vorbei. Ich konnte meine bis dahin schnellste Runde mit einer 1.37 fahren, als zwei Runden vor Schluss beim Runterschalten der Schalthebel weg war! Die Umlenkung baumelte lustig am Mopped, schalten war unmöglich. Ich hatte den vierten Gang drin und hoffte, damit meine Führungsposition zumindest unter den R1 Cup Piloten halten zu können. Eine Fireblade schlüpfte vorbei, während die R1 lustig im Begrenzer sprotzelte. Jolig und Cup Piloten waren hinter mir nicht auszumachen, ich fuhr als 11er ins Ziel. Einige Abflüge, unter anderen Ehrenberger und der junge Mann (der einst vor mir war) zeigten, dass selbst bei solchen Straßenrennen einiges riskiert wird. Ich fuhr nur mit 90%, die Aussicht mit über 200 in einen Acker zu rauschen, war nicht allzu verlockend.
Und so fuhr ich vor einem recht großen und begeisterten Publikum, welches um diese Uhrzeit laut Keks und Fritz schon Bier zu sich nahm und frenetisch winkte, meinen ersten Cup Sieg ein! Es war kurz nach 9Uhr morgens und das Aufzünden war beendet! Wie sagt Bundy so schön:“Eine Farce!“ Aber die Stimmung in Frohburg ist einmalig, sollte man erlebt haben!
Nun brauch ich schnellstens eine Motorhalterungsschraube. Diese befestigte die Umlenkung für den Schalthebel und ist abgerissen.
Schließlich gilt es am nächsten Wochenende in Brünn mächtig viel Unfug zu machen…
Ich war übrigens der einzige R1 Cup Pilot….Lenzer kam uns bei der Heimreise auf der Landstraße entgegen
