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Der schleichende Tod eines Aufzünders! meine Geschichte

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Beitrag von beast666 »

Im Jahre 1989 hatte ich einen sehr schweren Motorradunfall. Ich war zwar nicht schuld aber der Gegner beging Fahrerflucht. Ich zog mir damals sehr schwere Verletzungen zu. Diese waren ein Oberschenkelbruch, ein zertrümmertes Schienbein (5x gebrochen) ein gebrochenes Wadenbein. Das rechte Becken war angebrochen, das Schlüsselbein war ab, der Daumen war gebrochen. Ebenso waren alle Rippen gebrochen, ein Schulterblatt war gebrochen und ein Halswirbel war angebrochen. Zu allem Übel wurde ich dann erst mal im damaligen Jugoslawien auch noch falsch behandelt. So kam ich gerade noch rechtzeitig in Deutschland an um eine Amputation abzuwenden. Allerdings hat mein rechtes Bein grossen bleibenden Schaden erlitten. Die Ärzte sagten mir in 10 Jahren ist Schluss mit dem Knie, da müssen wir das Knie versteifen. Das interessierte mich damals herzlich wenig, mir war wichtig dass ich wieder gehen konnte. Durch langwierige Rehamaßnahmen war dies auch kein Problem. Allerdings gehe ich seitdem sehr schief. Alle Versuche das Motorrad fahren aufzugeben, scheiterten kläglich. Wenn der Virus in einem drin ist, kann man nicht mehr davon lassen. Aber wem erzähle ich das hier. Leider hatte der Unfall auch Sehenverkürzungen mit sich gebracht. Ich habe nun einen Spitzfuß und ich kann das Knie so ca. 100 Grad abwinkeln. Durch diesen Umstand komme ich nur sehr schwer auf die Fußraste. Ebenso muss ich mein Bein seltsam verdrehen um überhaupt Linkskurven fahren zu können. Deshalb habe ich auch für Linkskurven kein gutes Gefühl weil mein Knie nicht auf den Boden kommt. Ausserdem übe ich einen sehr grossen Druck auf die innere Raste aus, was mir natürlich noch weniger Sicherheit für Linkskurven gibt. Das war soweit o.k. für mich, ich konnte mich damit arrangieren. Schließlich hatte ich ja einen Heidenspaß am Aufzünden. Dies änderte sich jedoch recht schlagartig. Nach einem harmlosen Sturz in Valencia brach ich mir das Schlüsselbein. Eine Kleinigkeit eigentlich. Irgendwie hatte aber meine Psyche mehr darunter gelitten als mein Körper. Von da an gings stetig bergab mit meinen Fahrkünsten und die Rundenzeiten wurde immer schlechter. So quälte ich mich 2 Jahre über Europas Rennstrecken. Nachdem ich zu guter Letzt 8 Sekunden langsamer war als vorher und immer in höchster Sturzgefahr beschloss ich das Aufzünden aufzugeben. Erstens weil ich Angst hatte und weil ich immer froh war wieder nach Hause zu kommen. Meine Freunde zündeten derweil munter weiter was mich aber nicht störte. Nach ca. 1 Jahr fing ich aber wieder an darüber zu reden und ein bisschen zu träumen. Nach ca. 1 ½ bis 2 Jahren war es dann wieder soweit. Ich begleitete Woife 999 mit nach Misano mit einer RSV 1000 Mille R. Ich hatte bis dato nur 4 Zylinder gefahren und war echt gespannt. Ich kam mit der Mille echt gut zurecht und war am Schluß nur 2 Sekunden langsamer als zu meinen schnellsten Zeiten. Und das wichtigste war es machte soviel Spaß wie lange nicht mehr. Daraufhin buchten wir gleich noch Dijon dazu. Es lief echt gut für mich und ich war guter Dinge schneller zu werden als jemals zuvor. Im 3.ten Turn stürzte ich dann aus nicht erklärbaren Gründen. Es war in der letzten Rechtskurve auf die Start-Ziel Kurve zu. Ich denke da hat man so ca. 180km/h drauf. Mir klappte das Vorderrad ein und ich schlug mit ca. 160 km/h in die Airfences ein. Ich hatte sehr sehr großes Glück. Ausser Prellungen am ganzen Körper und blauen Flecken hatte ich keine Verletzungen. Aber die Schmerzen waren höllisch. Aber ehrlich gesagt war ich froh dass ich am Leben war. Der Streckenposten hatte geweint als er zu mir kam, er meinte ich sei tot. Nachdem ich mir nicht gebrochen hatte und ich zufälligerweise kurz vorher eine R6 gekauft hatte buchte ich kurzerhand Mugello. Dort fuhr ich unter starken Schmerzen bei jedem Turn 3 Runden. Ich steigerte mich und fuhr am Schluss sogar das Rennen und konnte es auch beenden. Ich war stolz auf mich ich hatte es mir selbst gezeigt. Allerdings lief es danach zeitenmäßig nicht mehr so gut, ich habe seitdem wieder einen Knacks weg. Das ist mir aber inzwischen egal, ich habe mich damit arrangiert. Nun macht mir aber mein Körper immer mehr Probleme. Der Beugewinkel vom Knie wird immer schlechter trozt Training. Ich bekomme meinen Fuß fast nicht mehr auf die Fußraste. Mit Gewalt presse ich dann das Bein trotzdem drauf, was aber unheimliche Schmerzen im Knie verursacht. Seit neuestem tut mir auch noch mein Becken weh. Das verursacht zum Teil solche Schmerzen dass ich nicht mehr schlafen kann. Zu allem Überfluss habe ich auch noch Schmerzen in den Fußgelenken, bei einem innen beim anderen aussen. An dem einen habe ich mir aber noch nie wehgetan. Das sind solche Schmerzen, dass ich teilweise kaum noch gehen kann. Ich habe am Motorrad immer umgebaut was ging. Höher Sitz, ging gar nicht, hatte ich kein Gefühl mehr fürs Motorrad. Rastenanlage ist extrem weit hinten und in den Linkskurven schleift fast der Schalthebel. Weiter geht’s nicht mehr, da ich mit meinem Spitzfuß nicht so gut schalten kann. Das schlimme daran ist, dass ich merke es geht dem Ende zu. Mein geliebtes Hobby ich werde es wohl bald nicht mehr aufzünden können. Das Motorrad gehört zu meinem Leben wie mein Herzschlag. Wie soll ich das nur verkraften? Allein der Gedanke daran zerreißt mir das Herz und macht mich unendlich traurig.

Danke fürs lesen, ich musste mir dass von der Seele schreiben.

Beast666
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Beitrag von Decembersoul »

Puhhh :(

Alter...Kopf hoch ... ich weiß die üblichen Floskeln bringen hier nix aber ... fühl Dich irgendwie getröstet ...
Verletzungspause :(
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Beitrag von Lenny »

...... :(

Lenny
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Beitrag von Norman-1 »

Hi Beast,
hmmm...ganz schön traurig sowas zu lesen.Aber vielleicht...
Welches Training führst Du fürs Knie aus?
Wurden Dir im Becken Platten eingesetzt?
Die Schmerzen in den Fußgelenken...seit wann hast Du sie?
Hattest / hast Du im verletzten Fußgelenk Platten?

Wenn Du willst auch gern per PN...

LG
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Beitrag von Tiedchen »

Hi,

ich kann mir gut vorstellen was in dir vorgeht!
Vor 15 Jahren habe ich ähnliche Erfahrungen gemacht mit teilweise den gleichen Verletzungen. Ich habe danach auch eine Pause gemacht und 3 Jahre nicht auf dem Mopped gesessen.
Dann habe ich wieder angefangen und habe wie bei dir Probleme mit dem Kniewinkel nur bei mir im recten Knie. Es ist schon ein blödes Gefühl das solange es linksrum geht voll bei der Musik ist und bei Rechtskurven langsam machen muss da man mit dem Knie kein Gefühl bekommt und mit der Fußspitze immer aufsetzt.
Mittlerweile tuen mir auch die Knochen weh und ich weiß nicht wie lange es noch klappt. Ich habe für mich beschlossen solange es noch geht jeden Meter zu genießen. Wenn es dann irgendwann vorbei sein sollte kann ich wenigstens sagen ich habe solange genossen wie es ging.

Also nutze die Zeit solange es noch klappt!
Gruß
Stefan

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Beitrag von robs97 »

Hallo beast666

Ich hatte auch schon das eine oder andere gebrochen aber Deine Liste liest sich ja wie eine nicht endente Einkaufsliste.
Auch hab ich nie deswegen ans aufhören gedacht genau wie Du.
Seit letztem Jahr hatte ich Probleme mit meiner rechten Schulter, teilweise so stark, das ich den Arm nur noch mit Hilfe des linken Armes bewegen konnte. Auf Empfehlung eines hier ansässigen Orthopäden war ich letzten Mittwoch in München zur OP. Am Sonntag war ich wieder beim Schneeschaufeln auf der Arbeit. Ich kann wieder die Nacht durchschlafen ohne Schmerzen und bin überglücklich.
Ich denk mal, es gibt auch Möglichkeiten, Dich wieder einigermaßen zurecht zu biegen ;-)
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Beitrag von nervtoeter »

Ja hört sich jetzt evtl Sche.. an, aber so spielt manchmal das Leben. Nun heisst es ein neues Hobby suchen, es beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Aber evtl tröstet es Dich, dass trifft jeden von uns, seien es die Finanzen, der Kopf der nicht mehr mitmacht, oder die Zipperlein. Erfreue Dich an der Vergangenheit und schau was Dir sonst Spaß macht. Kart fahren, wenn es die Knochen mit machen. Es ist hart, aber bei Deinen Sympthomen muss man dann den entscheidenden Schritt tun, hast ja auch mächtig "Glück" gehabt. Hoffe Du findest das richtige!
Gruß
Markus
Schräg ist geil, noch schräger ist noch geiler
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Beitrag von hans rdk »

Kann gar nicht so richtig schreiben was mir durch den Kopf geht.
Aber eins sei dir gewiss.Es geht wenn eine Tür zufällt eine andere auf .
Wünsche dir von Herzen das du da das findest was dir alles andere ersetzt
Gruss Hans
http://www.Kiefer-Reifendienst.de
Alles für den Hobby-Racer
Manchmal ertappe ich mich dabei , wie ich mit mir selber spreche
und dann
lachen wir beide :-)
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Beitrag von Sofatester »

hans rdk hat geschrieben:Kann gar nicht so richtig schreiben was mir durch den Kopf geht.
Aber eins sei dir gewiss.Es geht wenn eine Tür zufällt eine andere auf .
Wünsche dir von Herzen das du da das findest was dir alles andere ersetzt
Gruss Hans
Schön formuliert. Schließe mich da gerne an.

Ich hatte übrigens im gleichen Jahr auch einen Unfall mit Verursachung durch flüchtenden und unerkannt gebliebenen Autofahrer.........dazu einer Horde KRIMINELLER ARSCHLÖCHER IN BLECHDOSEN, die mit teils nur wenigen Zentimetern Abstand mit ihren Autoreifen an meinem auf der Straße liegenden Kopf (mit Helm natürlich) vorbei fuhren, ohne anzuhalten oder die Unfallstelle abzusichern oder nur Hilfe zu holen (ich lag eingeklemmt unter dem Motorrad, mit dem ich unter ein parkendes Auto geschlittert war). Das alles auch mittags bei Sonnenschein mitten in einer deutschen Großstadt. Schließlich stellte sich ein griechischer Rentner mutig auf die Fahrbahn und zwei nette Damen zogen mich vorsichtig unter dem Auto hervor. Die drei waren meine Rettung, wahrscheinlich hätte mich sonst irgendwann einer der rücksichtslosen Volldeppen überfahren.

Es meldete sich damals auch nach Zeitungsartikeln und Lokalradioberichten kein Zeuge, der das Kennzeichen des flüchtenden Verursachers mitteilte, obwohl das viele hinterher fahrende Autofahrer gesehen haben müssen.

Wenn ich sowas wie jetzt lese, kommt das in meiner Erinnerung wieder hoch, aber ich freue mich auch, dass mich meine Schutzengel vor schlimmen Verletzungen bewahrten.

Ich wünsche Dir ,Beast alles Gute und das Du das Beste daraus machst.
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  • Thomas#23 Offline
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Beitrag von Thomas#23 »

tröstende Worte nach so einer geschichte zu finden ist schwer und auch wohl kaum machbar. ich weiss nicht warum aber gleich nach dem lesen fiel mir die Story von Bundy und seiner verletzten rechten hand ein. Im Bezug zu deiner Verletzungsgeschichte ehr "milde". Er hat jemanden gefunden der ihm geholfen hat, wo die schulmedizin am ende war. Vielleicht könnte das etwas für dich sein.

Trotz allem, Kopf hoch !
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