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Bremsenrevision von A-Z

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Bremsenrevision von A-Z

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Beitrag von Hondianer »

Da ich mir letztens sowieso die Arbeit gemacht habe einen beitrag dazu zu schreiben, auch hier das ganze mal:

So Kameraden und Kameradinnen,
Heute bei der Sendung mit dem Chris : Wie zum Geier überhole ich meine Bremsanlage von grund auf und tune diese damit ich schneller langsam werde ?

"how the fuck make isch mei brems new von the bottom aus and tune the thing that ei get faster slowly?"

Das war : Englisch

Benötigtes Material (alles bei http://www.venom-speed.com auf Anfrage für jede Maschine zu bekommen) :lol:

- mindestens 0,5Liter Bremsflüssigkeit DOT4
- Bremszangenreparatur Set (Dichtungen, staubschutzkappen, gummikappen)
- Kupferpaste
- ATE Bremspast
- saubere tücher
- ggf. neue bremsleitungen (stahlflex)
- ggf. neue bremspumpe mit ausgleichsbehälter


Also einfach mal frei drauf los:

Schrit 1:
Alte Bremsflüssigkeit raus. Dazu einfach entlüfterschrauben an den Bremssätteln nacheinander öffnen, durchsichtigen schlauch aufstecken und oben an der bremspumpe "pumpen" bis nichtsmehr nachkommt (Ende vom durchsichtigen schlauch natürlich in einem Behälter enden lassen der die alte flüssigkeit auffangen soll). Das gleiche an der zweiten (wenn vorhanden) bremszange auch durchführen.
Jetzt Ausgleichsbehälter mit Zewa o.ä. auswischen und restliche flüssigkeit aufnehmen.

2.
Bremsteile demontieren. Am besten zunächst oben an der Bremszange die Bremsleitungen lösen (tuch drunter halten weil meist noch nen rest flüssigkeit austritt), tuch um das ende der leitung/en wickeln, nun leitungen unten an den bremszangen lösen, wieder tuch bereithalten.
Sind die alten leitungen entfernt, nun die schrauben der bremszangen lösen und auch diese demontieren.
Den Leitungen werden wir uns nichtmehr zuwenden, diese werden im optimalfall gegen stahlflex getauscht, oder wenn stahlflex bereits vorhanden einfach von aussen mit nem tuch und WD40 gereinigt.
Bremspumpe kann ebenfalls demontiert und gereinigt werden bzw gegen eine andere getauscht werden, muss aber nicht wenn die bremsleistung ok ist (muss nicht zwangsläufig gereinigt werden, da sie keinem bremsstaub o.ä. ausgesetzt ist).

3.
Bremszangen revision. Nun die Bremszangen wenn vorhanden am besten in einen Schraubstock vorsichtig einspannen (nicht übertreiben mit dem "spannen"). Tuch zwischen Schraubstockklemmen und bremszangen um kratzer zu vermeiden.
Nun die Verbindungsschrauben der beiden Bremszangenhälften (Achtung, nicht jede bremsanlage hat zweiteilige bremszangen) lösen und beiseite legen.

4. Bremskolben ausbauen.Mit einer Spreitzzange (das ist eine zange die beim zudrücken vorne auseinander geht), vorsichtig die bremskolben herausziehen, leichte drehung vereinfacht das oft.
Bild

5. Staubschutz und Dichtung ausbauen. Wenn die Kolben alle ausgebaut sind, nun vorsichtig die alten Staubschutzringe und die dichtungen entfernen. Dies geht hervorragend mit einem teppichmesser (achtung: aufpassen das ihr keine kratzer in die bremszangen macht, diese stelle ist sehr empfindlich und darf keine kratzer abbekommen).
Staubschutz:

Bild

Dichtring:

Bild

6.
Reinigung der Bremszangen. Alle Bremszangenteile (ausser die bremsbeläge) in einen Eimer Lauwarmes wasser mit ein paar tropfen spüli schmeißen und ein paar minuten darin liegen lassen. Einen zweiten eimer klares wasser daneben stellen (von mir aus auch davor oder dahinter, nun obendrauf oder weitweg ist scheiße).
Nun mit einem schwamm (die gelben küchenschwämme) die bremszangenteile abschrubben. Aufkeinenfall diese drahtschwämme nehmen, die verursachen kratzer und demolieren die kolben laufflächen. Wenn diese gründlich gereinigt und durchgespült sind, die teile nochmal in dem eimer mit klarem wasser durchspülen und vom ordentlich vom schaum befreien.

7.
Trockenlegen der teile. Ich habe die teile 24std in einem beheizten raum liegen gelassen und sie anschliessend nochmal mit dem kompressor durchgepustet. Das ist die beste lösung, man kann aber auch direkt mit einem kompressor alles trockenpusten (dann aber sehr sorgfältig!!!).
Die Neuen Staubschutzringe, DIchtungen und kappen legen wir schonmal neben die bremszangenteile, so haben wir am nächsten tag schon sauber alles bereitliegen.

Bild

8.
Neueinbau aller teile. Da nun alles schön sauber ist, schnappen wir uns die vorher besorgte ATE Bremspaste (das ist eine spezielle paste für bremsinnereien, zu bekommen bei hmmm ääää VENOM-SPEED.com natürlich 8) ).
Mit der paste schmieren wir dünn die kolben laufflächen ein (also nur das äußere wo die kolben in kontakt mit den bremszangen sind) genau wie die staubschutzringe und dichtungen. Auch die kleine dichtung die zwischen den bremszangenhälften für dichtigkeit sorgt, dünn mit der paste einschmieren.

Bild

9.
Einbau der Dichtungen,Staubschutzkappen und Bremskolben. Jetzt einfach die eingeschmierten teile mit den fingern vorsichtig an die dafür vorgesehenen stellen wieder einbauen. Achtung oft sie die bremskolben unterschiedlich groß, daher natürlich auch die teile dafür.
Die leicht eingeschmierten bremskolben kann man nun vorsichtig wieder in die bremszangen drücken. Aufpassen das die kolben nicht verkanten und auch die dichtungen und staubschutzkappen an ihrem platz bleiben. Auch hier kann es helfen die kolben in einer leichten drehbewegung einzubauen.Sollte eigentlich alles gut fluppen, da ja die bremspaste alles ein wenig schmieren tutet.

10.
Zusammensetzen der Bremszangenhälften. Nun die Bremszangenhälften wieder aufeinander legen (nicht die kleine dichtung vergessen die zwischen die zangen kommt!), die schrauben einsetzen und leicht anziehen. Zum richtigen anziehen die bremszange wieder in den schraubstock und dann richtig anknallen (bitte im Werkstatthandbuch oder Internet gucken wieviel NM eure zangen kriegen).

11.
Bremsbeläge und Bremsbelagstifte einbauen.
Die Bremsbeläge von hinten (und NUR da) mit dünn mit Kupferpaste bestreichen, genauso die gewinde der bremsbelagstifte (so kriegen wir diese immer wieder gut raus).Manche stehen drauf das ohne zu machen, ich nutze kupferpaste wie beschrieben und bin damit immer bestens klargekommen.

Bild

12.
Bremsbeläge einbauen und mit Bremsbelagstiften fixieren wie gehabt (auch wieder bei einigen modellen unterschiedlich wie die bremsbeläge eingebaut werden, daher beim auseinander nehmen drauf achten wie das alles aussieht und verbaut wird).
(Großes Bild-bitte klicken)
http://img534.imageshack.us/img534/4306/dsc02111w.jpg

13.
Bremszangen wieder an die richtige seite des motorrades an ihrem platz befestigen.

14.
Bremsleitungen wieder an Bremszangen und Bremspumpe befestigen, am besten mit neuen dichtringen versehen (zwischen schraube-fitting-bremszange/pumpe). Unbedingt darauf achten das die Leitungen so fixiert sind das sie NICHT an den Reifen kommen und auch nicht unter den kotflügel geraten können, das könnte die leitungen durchscheuern oder abreissen lassen, beides ist nix gut.Meistens ist serienmäßig am kotflügel schon ein halter für die bremsleitung.

Bild

15.
Bremse entlüften
Entlüfterschrauben an den bremszangen und der pumpe schließen (nur radialpumpen haben auch oben nochmal ein ventil zum entlüften).
EINE entlüfterschrauibe nun öffnen, einen durchsichtigen schlauch aufstecken der wieder in einem behälter endet (siehe bild zb eine Bierflasche- am besten nur keine Kölsch flasche, hier besteht verwechslungsgefahr welche auch nach dem ersten schluck nicht einwandfrei zu erkennen ist). Am besten Alt, hier ist auch die Farbe deutlich anders.
Nun NEUE Bremsflüssigkeit in den Ausgleichsbehälter einfüllen. Um die Flüssigkeit ins system zu pumpen muss man die entlüfter schraube öffnen, den bremshebel ziehen und FESTHALTEN, jetzt die entlüfterschraube schließen, dann Bremshebel loslassen - Schraube öffnen, Bremshebel ziehen, Schraube schließen, Bremshebel loslassen usw usw usw usw, das machen wir solange bis aus dem schlauch der auf der entflüfterschraube sitzt NURNOCH KLARE Bremsflüssigkeit OHNE Luftbläßchen rauskommt.
Ich nehme immer einen Ringschlüssel, setze diesen auf die entlüfterschraube und darauf dann den schlauch, so kann man einfach den schlüssel an der schraube lassen und braucht nur auf und zu machen während der schlauch obendrauf sitzt.
GANZ WICHTIG : Dabei Niemals den Ausgleichsbehälter leer werden lassen, sonst würden wir wieder neue luft ins system ziehen.
Bremsflüssigkeit DOT4 ist sowohl für Straßenmotorräder als auch Rennmotorräder absolut ausreichend.
Das ganze spielchen macht ihr dann an beiden bremszangen und wenn radialpumpe auch nochmal oben an der pumpe. Lässt man nun alle entlüfterschrauben geschlossen, sollte wieder ein druckpunkt vorhanden sein.
Info am rande: bei so einem kompletten zerlegen des bremssystems kann es schonmal etwas dauern bis die flüssigkeit anfängt sich in das system pumpt, da anfangs natürlich nur luft im system ist. Nach und nach sollte aber die flüssigkeit dann in bewegung kommen und sich was tun.
Natürlich gibts auch diverse systeme zum Bremse entlüften, ich vertraue aber am liebsten auf die beschriebene methode (auch wenns nicht unbedingt die schnellste ist)

Bild

Bild

16. Ausgleichsbehälter schließen, alle gummikappen auf die entlüfterschrauben, alles nochmal ordentlich abwischen (Bremsflüssigkeit greift lack an, unbedingt alles sauber halten !), und sich freuen das die bremsanlage wieder tiptop in schuss ist.

Natürlich ist diese Anleitung kein freifahrtschein für anfänger an ihre bremse zu gehen, aber zunmindest kann es helfen wenn man sowieso was dran machen möchte. Wenn man sich das nicht zutraut lieber lassen, die bremse ist eure lebensversicherung.
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Beitrag von gregor1 »

toller bericht!

die alte bremsflüssigkeit lässt sich aus dem bremsflüssigkeitsbehälter gut mit einer spritze herausziehen. ist besonders praktisch, wenn nur bremsflüssigkeit gewechselt werden soll.
grüße
gregor
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Beitrag von Roland »

Vorsicht:

für Brembodichtsätze gibts eine spezielle Flüssigkeit in die die Dichtringe eingelegt werden müssen bevor die Kolben reinkommen. Sonst drohen beschädigungen der Dichtlippen bei der Montage.
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Beitrag von PSW »

Roland hat geschrieben:Vorsicht:

für Brembodichtsätze gibts eine spezielle Flüssigkeit in die die Dichtringe eingelegt werden müssen bevor die Kolben reinkommen. Sonst drohen beschädigungen der Dichtlippen bei der Montage.
Ist wohl nicht bei allen Brembo Zangen so.

Ich habe gerade 2 Satz Brembo P4 überholt, da stand in der (Brembo) Anleitung nichts davon. Werden aber mit spezieller Paste geliefert, in der Beschreibung steht aber entweder mit der Paste oder die Dichtringe mit der Bremsflüssigkeit einsetzen.

Das lösen und anziehen der Bremssattelverbindungsschrauben kann man am saubersten direkt am Motorrad machen.

Das mit der Kupferpaste auf der Belagrückseite kenne ich nur vom PKW bzw. früher vom Straßenmotorrad.

Heute gibt es spezielles Spray, ich nehme aber beim Rennmotorrad einfach gar nichts.
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Beitrag von mb-race »

Ich nehme am Anfang immer die Bremsbeläge raus, stecke die Zangen wieder ran und lass die Kolben bis zur Scheibe drücken.....dann brauch man dann keine Zange, um die Kolben raus zu holen! Ich lege dann auch immer noch was kleines zwischen, um die Scheiben oder Kolben nicht zu beschädigen!
Darf ich auch mal....gib mal her....los gib her....oh....sorry....kaputt

nicht mb-race....sondern mb-spiele
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Beitrag von Joni »

mb-race hat geschrieben:Ich nehme am Anfang immer die Bremsbeläge raus, stecke die Zangen wieder ran und lass die Kolben bis zur Scheibe drücken.....dann brauch man dann keine Zange, um die Kolben raus zu holen! Ich lege dann auch immer noch was kleines zwischen, um die Scheiben oder Kolben nicht zu beschädigen!
Viele Wege führen nach Rom. Ich mache die mit Pressluft raus :wink:
Aber toller Bericht, danke Chris! Vielleicht könnte man noch den Trick mit dem Kabelbinder einbinden?!?
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Beitrag von mb-race »

Jep.....der Bericht ist Oberklasse! Riesen dank für die Arbeit!
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Beitrag von mr_spinalzo »

was soll die kupferpaste da hinten bringen ?

wenn dann würde seitlich auf der trägerplatte ( und auf den Bremsbelagstiften ) sinn machen ( wg. beweglichkeit im sattel )

in eine hochleistungsbremse gehört aber meiner meinung nach aber gar keine kupferpaste :!:
und auch nicht auf das gewinde einer schraube
schmerz ist wenn schwäche den körper verlässt
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Beitrag von Pt-Race »

stahl und alu- in zwischen kupferpaste :twisted: na ja denkt mal nach was passiert :!: :!: :!: :!: :!: :!:
http://www.pt-race.de bin kein Mann der Worte , sondern der taten..
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Beitrag von Hondianer »

mr_spinalzo hat geschrieben:was soll die kupferpaste da hinten bringen ?

wenn dann würde seitlich auf der trägerplatte ( und auf den Bremsbelagstiften ) sinn machen ( wg. beweglichkeit im sattel )

in eine hochleistungsbremse gehört aber meiner meinung nach aber gar keine kupferpaste :!:
und auch nicht auf das gewinde einer schraube
wie schon oben steht, manche machens auch ganz ohne, jeder hat da so seine ansicht. Ich machs mit, hatte schon einige male das quitschen mit kupferpaste auf der rückseite der beläge verschwunden war, daher kann das so falsch nicht sein, daher mache ich immer eine dünne schicht kupferpaste drauf. Ist lediglich der anleitung so wie ich das mache und wie es seit jahren funktioniert, dass es da div. weitere meinungen zu gibt war mir schon klar.

@PT: seit jahren genau garnix (und ich habs damals von nem schrauber guru hier aus der ecke, der das ebenfalls schon set jahren so gemacht hat).
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