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Eine kleine Erlebnis-Geschichte zum 12. Reinoldus-Sprint

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Eine kleine Erlebnis-Geschichte zum 12. Reinoldus-Sprint

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Beitrag von FrontPlayer »

Die Anfahrt zum Ring mit dem, freundlicherweise von Léons Bikeport in Wellerscheid zur Verfügung gestellten, Anhänger und sogar mit eigenem Fahrer (Danke Andre) hatte etwas von Camping-Ausflug, da wir schön an der Ahr entlang zuckelten.
Der Bezug der Boxen / des Fahrerlagers zieht sich, wie gewöhnlich, bis 21 Uhr; VLN hat halt Vorrang. Dann folgt das Ausladen, Box beziehen – das Übliche. Die Teamkollegen Dennis und Markus mit Janine begrüßen, sowie den Grill anschmeißen (es gab übelst leckere Cevapcici und Zwiebelsteaks vom Dornseifer).
Nach ein paar Bier soll dann so ab Mitternacht auch mal ins Bett gegangen werden, denn wecken ist für 6Uhr angesetzt, da der Zeitplan die Fahrerbesprechung um kurz nach 7 Uhr vorsieht. :?
Leider scheinen die luxemburgischen Nachbarn aus Box 6 ihre Ducati noch einer großen Inspektion (unter stetem Einsatz von Pressluftschraubern) zu unterziehen. :x
An Schlaf war dann ab ca. 1:30Uhr zu denken, weil es langsamer ruhiger wurde, nachdem acuh der ein oder andere Roller-Spa*!$ seine 2T-Möhre wieder abgestellt hatte. :evil:
Kurz nach 5 Uhr war es das dann auch mit Schlaf, weil in Box 8 scheinbar ein unbefugter Suffkopp unter lautstarken Unmutsbekundungen das Gelände räumen musste.
Schlaf wird eh überbewertet… :roll:
Pünktlich zum Freien Training begann der Regen. Dazu Temperaturen gefühlt gerade über 0 Grad. „…noch keinen morgendlichen Toilettengang gehabt!“, fällt mir ein, als mir im Hatzenbachbogen die Karre fast entgleitet. :shock: Egal, ein 13. Platz geht in Ordnung!
Dann kam das Zeittraining und ich fuhr wieder los und drehte meine Runden, da die anderen Bikes noch auf Trockenreifen standen. Als ich zurück kam stand ein 14. Platz auf dem Tableu! Äußerst zufrieden setzte ich mich hin, wohlwissend, dass es nicht mehr regnete und auftrocknete. Somit wurden wir noch auf P21 durchgereicht – aber auch das stimmte mich hochzufrieden.
Anschließend noch ein kurzer Schnack mit Günther Knobloch aus der IDM-Supersport am Imbiss: „…g´scheiter Druck auf die äußere Raste und mit Zug durch den Hatzenbach, dann wackelt auch nix…“ :P

Der Start:
Die Flagge senkt sich – ich stürme los; mein Helfer Andre kommentiert die Sicht durch mein klares Visier später mit „Psycho-Blick trifft´s schon ganz gut.“ :twisted:
Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass ich gute 1 ½ Schritte Vorsprung zu den Jungs neben mir habe. Ich springe auf, starte die R6 und los geht’s. Der, von P16 gestarteten, #485 Ducati weiche ich auf die weiße Fahrbahnmarkierung und die Drainagerinne aus und weiter geht’s.
Bild
Beim Anbremsen auf Turn 1 ist mir innen zuviel los; also außen rum: „Hmm, wenig los!“, denke ich mir, als ich als 8. einbiege.
Aus der ersten Runde komme ich im Kampf um Platz 12 zurück, kann jedoch auf den Geraden mit meiner 106 PS „starken“ 2004er R6 nicht mithalten und versuche verlorenes Terrain beim Anbremsen Ende S/Z gut zu machen.
Mein blockierendes Vorderrad, mit dem inzw. 5 Jahre alten Michelin Regenreifen, weist mich dezent darauf hin, dass ich das es bitte gut sein lassen möge - und gehe extrem weit.
Es regnet die ganze Zeit schon nicht mehr und die Sonne kommt raus. Inzwischen schwitze ich wie in einem orientalischen Männerpuff, weil durch das Regencape und die Überziehhose überhaupt keine Luftzirkulation stattfinden kann und der Schweiß läuft mir in die Augen. Der Motor ist auch schon bei 95 Grad, weil ich den Kühler, für den Regen vorab, abgeklebt hatte.
Die Linie wird immer trockener und ich suche mir feuchte Stellen um die Reifen zu kühlen, damit diese nicht mehr so übel schmieren am Kurvenausgang und ich möglichst lange draußen bleiben kann. Es ist zwar ein dauerhaft gutmütiges Schmieren, aber ein Geradeausfahren vor der Warsteiner und ein Slide auf die Rasengittersteine im Hatzenbachbogen sind dann doch für mich das Signal, den Turn auf, Platz 17 liegend, schon nach gut 55 Minuten zu beenden, obwohl der Tank noch nicht ganz leer ist.
Markus übernimmt mit seiner RJ11 auf Slicks und legt ordentliche Runden hin, was nach 1 Std. einen guten 22. Platz bedeutet. Als danach unser „Küken“ Dennis übernimmt und in seine erst 4. Runde auf dem NBR startet, kommt die rote Flagge raus. Immerhin wurde er von unserer hervorragenden Boxencrew (Dirk + Andre) fahrend gesichtet. Der Neustart wegen eines Motorplatzers vor der NGK-Schikane erfolgte hinter dem Safety-Car.
Zwischendurch wechselt Dirk zum wiederholten Male die Räder an einer der R6en und bekommt so langsam rechte Routine (und so mancher Schweißtropfen fließt).
Dennis bringt seine (von vorherigen Einsätzen) arg zerschrabbelte R6 heil zurück und ich freue mich auf meine ersten richtig trockenen Runden des Jahres auf dem NBR. Doch was ist das? Regentropfen in Dunlopkehre und Schumacher-S. OH NEIN! Wir haben gerade alle Bikes auf Trocken zurück gerüstet und somit keine Wechselmöglichkeit die nächsten 15 Minuten für mich! :|
Aber wie sagt James Whitam in der British SuperBike immer? „Ein paar Tropfen machen nichts – die vaporisiert der heiße Slick einfach!“

Also halte ich weiter voll rein, während um ich herum alles in die Boxen abbiegt. Nach einem wilden Hinterrad-Rutscher bei 140 während des Umlegen im Schumacher-S, überlege ich, ob ich nicht doch besser rein fahren soll. Aber was dann? Die Strecke trocknet wieder rasch ab und ich mache ordentlich Gas in den Streckenteilen wo ich keinen Sprühregen auf dem getönten Visier sehe (feuchte Stellen optisch zu erkennen ist damit kaum möglich), damit die Reifen, die vom Wasser rasch auskühlen, wieder Temperatur bekommen. Nun regnet´s auch auf S/Z und ich zeige an, das ein Motorrad mit Regenreifen klar machen soll. In der 1. Links der Mercedes-Arena schmeißt´s mich fast weg (VERFLUCHT ist die Kurve ätzend!), beim Runterschalten für die zweite Links lasse ich die Kupplung zu rasch kommen und slide schön daher (habe ich jemals gesagt, dass es nicht schlimm ist, keine Rutschkupplung zu haben? :-P ), halte das Biest aber auf den Rädern.
Das Gefühl in der linken Hand war vor dem Verknacksen des Daumen-Gelenk beim Thai-Boxen auch mal besser. „Ob ich das nicht doch mal einrenken lassen soll?“, geht mir durch den Kopf. Es hilft alles nix. Auf die Zähne beißen heißt die Devise.
Mittlerweile werde ich von einigen Regenreifen-Fahrern hergebrannt und muß mich zwingen nicht auf Teufel-komm-raus dran zu bleiben. Der untere Streckenabschnitt ist wieder trocken und ich hole mir so manchen Platz zurück -> nur um ihn in der Mercedes-Arena wieder zu verlieren.
„Scheiß drauf! Die Geschichte sitzt du nun aus!“, denke ich mir. Schließlich geht die Tanklampe an und ich kündige mein Erscheinen nach 5 Minuten Trockenheit und 50 Minuten Nieselregen auf Slicks an. Ein letzter, prüfender Blick die Dunlop-Kehre hoch nach links und ich vermute mehr Regen aus den tiefhängenden Wolken in den Eifelbergen. Doch, oh nein, Dennis steht auf Slicks bereit. Ich brülle ihm zu, nur eine Runde zu fahren und an Markus zu übergeben. Markus fährt auf Regenreifen raus, jedoch blieb der Regen aus und die Strecke war bereits wieder vollständig trocken, sodass er erneut an Dennis übergab und danach nochmal auf Slicks angreifen sollte.

Die letzten 40 Minuten des sechsstündigen Rennens musste ich nun über die Bühne bringen. Wir sind mittlerweile nur noch um P30 herum, ich weiß allerdings den Abstand zu den Vorder- und Hinterleuten nicht. Also zügig fahren, aber nichts wegschmeißen. Für die 2008er Conti RaceAttack, die so oft gescholten wurden, und bereits ein Renntraining in Mettet und die 1000km Hockenheim auf dem Buckel haben, gehen die Rundenzeiten durchaus in Ordnung.

Die letzten Runden komme ich immer näher an eine 1000er Gixxer heran und gehe in der Mercedes-Arena vorbei. Auf S/Z hämmert die Gixxe wieder an mir vorbei. Beim Anbremsen der Dunlop-Kehre bremse ich tief rein und bin wieder vorne. Ende S/Z –> richtig! Kommt er wieder.
Ich kontere sofort in den Haug-Haken hinein und mache die Linie dicht, weil ich gesehen habe, dass nur noch 1:40 Min. Restzeit ist und somit meine letzte Runde begonnen hat. Aus dem Hatzenbachbogen heraus halte ich mich schön mittig, aber dennoch werde ich auf der Geraden wieder ausbeschleunigt (was 60 PS doch so ausmachen).
Es bleibt also nur noch diese eine Kurve, die Coca-Cola. Er macht innen die Linie dicht und ich nehme den ganzen Schwung mit um ihn außen herum frisch zu machen, was auch super klappt, und jage bis auf die Curbs heraus auf S/Z.
Da steht auch schon die langersehnte Dame mit der schwarz-weiß-karierten Flagge um uns zu erlösen. Ich bin schon fast angekommen, da – fliegt die Gixxer noch an mir vorbei und kommt 96/1000 Sek (-> 0,096) vor mir über die Linie… (Nebenbei war dies die schnellste Runde für unser Team in der letzten Runde eines 6h Rennen 8) )
Egal! Wir feiern uns gegenseitig die Gerade herunter und dann nutze ich den Rest der Auslaufrunde zum Bedanken bei den Streckenposten, die dem Oberberg Racing Team, glücklicherweise, nur ein paar blaue Flaggen zeigen mussten.
Nach einem erfrischenden Paderborner Pilsener, das jeder Fahrer bei der Rückkehr in die Boxenstraße bekommen hat, wurde dann auch bald zusammen gepackt (auch die alten Reifen!) und Andre fuhr mich hundemüde, aber zufrieden zurück.
Noch einmal ganz herzlichen Dank an die anderen Fahrer für einige herzerfrischende Zweikämpfe (ich habe wenig geflucht), an meine Teamkollegen Dennis und Markus und natürlich an die Helfer Janine, Dirk und Andre, ohne die wir die gefühlten 20 Reifenwechsel mit umziehen etc nie geschafft hätten – geschweige denn das Beine in den Bauch stehen an der Boxenmauer!

@Slalomking: sieh zu, dass dein Bein verheilt, dann greifen wir ab August wieder an!
Zuletzt geändert von FrontPlayer am Freitag 20. Mai 2011, 11:24, insgesamt 2-mal geändert.
Suzuki GSX-R 750 Cup 2013 (1 Sieg)
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German Twin Trophy Stock 2019 (Vize)
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Beitrag von AndiWe »

Sehr geil geschrieben!
Gruß
Andi

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Continental SuperDuke Battle 2012 #79
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Beitrag von moik »

Es braucht mehr solche Berichte :D.
Schön geschrieben :)
Lieber stehend sterben, als kniend leben

#6 - Bäng Bäng Racing Team - Deutscher Langstrecken Cup
http://www.dlc-endurance.de/

#44 - Super Duke Battle
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Beitrag von ANGUS1 »

Schön gekämpft und interessant geschrieben :wink:
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Beitrag von slalomking »

@ Frontplayer


Bein heilt mein Chef will das ich am 26.06 mit auf Messe Komm,das heist und ich muß mich bis dahin gesundschreiben lassen.
Und wenn ich gesund bin kann ich ja auch wieder fahren Oder? 8)

ich freu mich schon wenn ich auch wieder in deinen Berichten erwähnt werde :)
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Beitrag von Ecotec »

Bei deiner letzten Runde war ich "geistig" voll dabei... :)

Hatte so ein Erlebnis auch mal am Ring, als ich mit 750ccm gegen eine 1000er bestehen musste, immer wieder das gleiche Spiel wie bei dir ;)

Toll geschrieben.

MFG

Ecotec
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Re: Eine kleine Erlebnis-Geschichte zum 12. Reinoldus-Sprint

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Beitrag von boecki »

FrontPlayer hat geschrieben:Da steht auch schon die langersehnte Dame mit der schwarz-weiß-karierten Flagge um uns zu erlösen.
:shock: :shock: :shock: :shock: :shock: :shock:

heilige Shice, sah ich wirklich so feminin aus? Hatte mein Röckchen doch garnicht an... :P

Ich gehe einfach mal davon aus, daß dein Visier vom Regen noch beschlagen war, sonst müssen wir uns beim nächsten Rennen mal ersthaft unterhalten :wink:

BTW, klasse geschrieben!!

Gruß, der abwinkende Rennleiter :P
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Beitrag von GagameHl »

Nachdem ich das gelesen habe, bin ich zu 50% froh und zu 50% nicht froh, dass ich bei euch leider nicht mitfahren konnte! 8)
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Beitrag von Henny »

Ach du warst das! :wink:
Sorry :oops:

Schön geschrieben!

Gruß Henny - Startfahrer der #485
Henny
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Beitrag von #14 »

Hallo Mitbewohner, schön geschrieben! :D
@boecki: :lol:
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