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Cartagena mit Art-Motor ende Februar 06

Infos zu und mit Veranstaltern, aber auch zu anderen Themen,
über die es sich lohnt zu sprechen!

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Cartagena mit Art-Motor ende Februar 06

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Beitrag von Armitage »

Nachdem mein traditionsgemässer „Season-Opener“ anfang Februar in Almeria mit Plüss aus terminlichen Gründen nicht stattfand (und ich ehrlich gesagt auch immer weniger Lust auf neuerliche almerianische Wettereskapaden hatte), buchten Uffzynd-Bruder Raffael und ich eine Woche Cartagena mit Art-Motor ende Februar. Strecke wie auch Veranstalter waren neu für uns, der Frühbucherpreis von 339 Euranten für fünf Tage aber schwer in Ordnung. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt…

Die Vorbereitungen für den Saisonstart liefen ende Januar auf Hochtouren. Meine Nicht-Angetraute und stete Begleiterin (unterstützender- wie auch selbst zyndenderweise) meinte, dass unsere Wohnsituation auf dem Rennplatz neu überdacht werden sollte – fünf Tage auf der Ladefläche eines Transporters ohne Heizung bei Temperaturen nahe des Gefrierpunkts schlummern würden nicht mehr akzeptiert. Diverse abendliche Gespräche und viel www-Gesurfe später wurde ein gebrauchter Wohni als einziger, tragbarer Kompromiss und Lösung aller Wohnprobleme lokalisiert. Der Preis war unverschämt niedrig, das Platzangebot unverschämt hoch und als ich das Ding erstmals ans zukünftige Zugfahrzeug hängte, zusammen unverschämt LANG! Egal, muss ja nur Autobahnfahren und im Paddock hat man ja immer genug Platz zum manövrieren.

Die Wohnprobleme waren gelöst, F beschäftigte sich fortan mit der wohnlichen Gestaltung des Wohnis (was sie auch bravourös machte) und ich kümmerte mich um die uffzyndtechnischen Dinge, wie z.B. ein funktionierendes Motorrad. Nachdem sich der Motor meiner grünen Wildsau per bekanntem Lichtmaschinendefekt verabschiedete, war längere Zeit Motorradpause, während Ersatzmotor und Finanzierung desselbigen organisiert wurden. Mein Kawasaki-Werxx-Schrauber zauberte dank Werxx-Kontakten einen Ersatzmotor hervor, welcher vor kurzem noch bei einem schweizerischen Endurance-WM Team Dienste geleistet hat. Na, sowas kann ja nur gut sein. Der Preis war ebenfalls ok und da die mit der Reparatur betrauten Profischrauber in den kalten Monaten nicht sonderlich ausgelastet waren, nahm man sich meiner ZättIcks etwas genauer an als sonst vielleicht üblich. Viele Kleinigkeiten wurden ausgetauscht, verbessert, weggelassen und das ganze Motorrad weiter für’s Racing verfeinert. Die Zeit eilte davon und plötzlich war es Februar. Vor einigen Wochen hatte ich bereits mit Christoph Haller, seines Zeichens Inhaber der gleichnamigen Honda-Vertretung und helvetischer Power Commander Papst, Kontakt betreffend Abstimmung des Kraftkommandeurs mit der Micron-Tüte und dem restlichen Gedöns. Eilends wurde noch ein Termin gefunden, damit die Kawa in der letzten Woche vor Abfahrt noch auf den Prüfstand kam und entsprechend eingestellt werden konnte. Alles wird gut...

Dienstag, 14.2.06 07:30, noch sieben Tage bis zur Abfahrt
Mr. Power Commander lässt über den Fernsprecher ausrichten, dass die Kawa genau eine Messung überlebt hat. Leichte Irritation gefolgt von ein klein bisschen Panik macht sich breit… „die Wasserpumpe ist kaputt“. Völlig neben den Schuhen stammle ich ins Telefon „ja, und was machen wir jetzt?“ – „neue Pumpe einbauen.“ war die lapidare Antwort. Da Honda-Händler keine Kawasaki-Teile kriegen, hängte ich mich also wieder an meinen koreanischen Sprechapparat und versuchte eine ZättIcks-Wasserpumpe aufzutreiben, was sich als relativ leichte Aufgabe herausstellte. Pumpe zu Haller gebracht, neuen Termin ausgemacht und mit der Erkenntnis, dass Frostschutz durchaus seine Berechtigung hat, glücklich ins Büro gefahren.

Montag, 20.2.06 13:00, noch 16 Stunden bis zur Abfahrt
„The Moment of Truth“ – die grüne Sau stand vor mir, PC Papst Haller der Erste überreichte mir das Prüfprotokoll und meinte lapidar, er sei zufrieden. Klein und unscheinbar stand da am ende der Zeile 178.41 PS.

MY ASS! HUNDERTACHTUNDSIEBZIG f*cking PS! Glücksgefühle schwirrten um mich herum; Gedankenfetzen wie „Killermaschine“ – „Terminator“ – „Thermonuklearisierer“ und dergleichen liessen mich bereits in einem Mörderwheelie über die cartagenesische Zielgerade schiessen.

Motorrad und Zubehör wurden in den Transporter verladen, F’s KTM gesellte sich ebenfalls dazu. Tags darauf gings dann endlich auf die weite Reise in den Süden. 1'605 mehr oder weniger ereignislose Kilometer später standen wir im Paddock von Cartagena. Die Alphatechniker von der Vorwoche und ein paar andere Germanen waren noch am zünden, bzw. zusammenräumen. Zeit für einen ersten Überblick, die allgemeine Infrastruktur wurde von uns inspiziert und als "typisch spanische Rennstrecke, aber tauglich" eingestuft. Nicht mal eine halbe Stunde später rollten auch Raffael und Noch-nicht-Ehefrau M an. Wir beratschlagten kurz und bauten dann unsere Wagenburg in der Mitte des Paddocks auf. Traditionell erkunden wir eine neue Strecke, in dem wir sie am Vorabend einmal ablaufen; so auch heute. Leider bekam ich von der Strecke nicht sonderlich viel mit, da wir tief in Gespräche um allerlei Gossip versunken waren. Na, die erste Fahrt würde es schon zeigen.

Donnerstag – I herewith declare the Uffzyndsaison 2006 officially opened
Erster Pistentag, wir waren bereit. Naja, fast – ich hatte irgendwie noch eine wage Erinnerung, dass da noch etwas war. Als ich die Reifenwärmer aufzog, fiel es mir wieder ein – die vordere Heizdecke ist zusammen mit dem Motor beim letzten Zyndelanlass durchgebrannt… nun stand ich also mit einer kalten Front und einem wohlig warmen Hinterreifen da und keine Aussicht auf Ersatzwärmer. War ja nett…

Aber von solchen Heizdeckenproblemchen lass’ ich mir die Vorfreude nicht vergällen. Heute wäre Einrollen sowieso besser als gleich unüberlegt angasen. Ich eierte also ein paar Runden lang um den Kurs, fluchte und freute mich über die manchmal supergeilen oder superekligen Kurven und erfreute mich zudem an einem Motor der neuerdings in jeder Lebenslage sehr linear und kraftvoll Leistung von sich gab. Die Piste gefiel mir auf Anhieb – keine Liebeserklärung, aber besser als z.B. so eine kleine Schweinetrecke in Südfrankreich… Raffael begann seine Saison erst mal damit, seine brandneue und voll auf Racing umgerüstete Kilogixxer zum Fahren zu überreden. Man hatte bei den Umbauarbeiten an alles gedacht und alles getestet, nur der Seitenständer-Sensor wurde nicht überbrückt. Nach einigen Elektrikarbeiten konnte auch die gelbe Suzuki cartagenesischen Teer erforschen. Zusammen zogen wir unsere Kreise als irgendwann die Benzinanzeige der ZättIcks anging. Ich rollte wieder zurück in die Homebase und stellte erstaunt fest, dass ich soeben 15 Liter Bleifrei vernichtet habe, mehr als 20 Minuten um den Kurs wedelte und körperlich nach wie vor eigentlich tiptop beisammen war – darum: auftanken und weiterfahren. Am Abend war ich umso mehr ab mir selbst baff, als dass ich zwei Stunden Mopped gefahren bin und mich eigentlich immer noch sehr gut fühlte. Das Fitness-Training über den Winter zahlte sich hier sofort aus. Entgegen der bisherigen Tradition haben weder Raffael noch ich bereits am ersten Tag eine Kiesprobe genommen, was wir umgehend mit dem einen und anderen lecker’ Biersche feiern mussten.


Freitag – and around we go again…
Ein neuer Tag auf einer noch reichlich unbekannten Piste, das Wetter spielte einigermassen mit – immer wieder dunkle Wolken am Himmel, aber kein Regen, dazwischen viel Sonne. Der Veranstalter erläuterte nochmals, warum es besser ist, nach einem Kiesbettausflug nicht weiter auf der Ideallinie zu fahren, besonders dann nicht, wenn das eigene Moped massiv Öl verliert. Genau das hat ein Herr Tags zuvor vorexerziert und bei der Pistencrew wie auch allen Uffzyndern für eitel Freude gesorgt…

Donnerstag war ein Probetag, heute sollten erste Zeiten gemessen werden. Der Überzeugung waren auch andere, so dass immer ein Lappenzeitertransmitter an der Boxenmauer hing. Sehr schön, ich drehte also immer flotter meine Kurven, liess die ZättIcks über Start/Ziel kreischen, wedelte um die Ducatis und BMWs (!) um schliesslich eine 1.57 als Tagesbestzeit zu kassieren. Naja, nicht gerade der Brüller; ein gleichentags trainierender spanischer SSP-EM Fahrer legte eine 1.42 mit seiner 600er vor. Raffael, von Haus aus eine ganze Ecke schneller als ich, brannte eine Zeit bei 1.50 in den Asphalt. Beide Mopeds waren immer noch heil, beide Fahrer guter Dinge. Wir mussten diesen Umstand darum sofort durch Konsumation diverser alkoholischer Getränke gebührend feierten. Da morgen Bestzeiten fällig waren, bezog ich das Hinterrad der grünen Sau mit einem frischen Stahl/Silica-Erzeugnis aus dem Hause Metzeler.

Im Laufe des Nachmittags füllte sich das Fahrerlager zudem mehr und mehr mit Hänger ziehenden Autos – urplötzlich war auch klar, was „Deccla Copa RD“ auf dem Zeitplan zu bedeuten hatte. Eine Horde durchgeknallte Spanier, die auf steinalten Yamaha RD 350 ein Dreistunden-Rennen durchzuführen gedenkten. Einige Uffzynder mit „richtigen“ Motorrädern waren vom Gedanken, für Stunden mit blauem Zweitakt-Dunst eingenebelt zu werden, wenig begeistert. Die Helvetenfraktion dachte sich aber unisono, dass das Rennen vom Samstag durchaus spassig werden könnte. Die letzte Stunden freies Training bestritten wir bei angenehmem Sonnenschein zusammen mit den RD’lern was bei manchen 4-Taktern wiederum zu Frust aber auch heiterer Belustigung führte. Ich gestaltete die letzte Stunde als Pylonenfahren, einmal links rum, einmal rechts rum, einmal mittig durch, dumdidaaah… und immer wieder standen da ein paar RDs, die sich als fahrendes Hindernis darboten. Der Geruch von verbranntem Zweitaktöl liess zudem Erinnerungen an die eigene Zeit mit zweitaktenden 125er wach werden – waren halt schon irgendwie geil, die Dinger…

to be continued
Zuletzt geändert von Armitage am Mittwoch 1. März 2006, 20:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Armitage »

Samstag – wrääääääääääääääm, wräääääääääääm, wräääääääääääääm
Der Morgen gehörte bis auf eine halbe Stunde Zeittraining für die RD’ler noch uns. Fairerweise wurde zudem auf eine Mittagspause verzichtet, so dass wir von 10 bis 15 Uhr durchbrennen konnten. Da fabulöses Wetter herrschte – hinter vorgehaltener Hand wurden geradezu astronomische Zahlen von bis zu 18°C genannt – war die Piste auch immer gut besucht. Raffael und ich machten uns erneut auf Sekundenjagd. Erfreulicherweise waren insgesamt wenig Leute (wir schätzten gegen 60 Piloten) an der ganzen Veranstaltung und dazu viele, die nicht ständig mit dem Messer zwischen den Zähnen fahren mussten. Die wenigen, die Zeiten unter 1.50 fabrizierten, konnte man an zwei Händen abzählen, diese fuhren auch zu jedem Zeitpunkt schnell aber für die um-„stehenden“ langsameren Fahrer/innen sicher.
Zum Ende unseres Trainings konnte ich eine 1.54 vorweisen, Raffael schlug sich bereits mit 1.47 herum – eine Marke die ich wohl nie erreichen würde, zumal ich immer wieder auf etwas langsamere Grüppchen auflief und immer noch nicht so gnadenlos überholte. Am ende jeder Stunde wurde die Strecke für 10 Minuten exklusiv den schnellen Jungs und Mädels überlassen – das nannte sich dann „Attack Time“. Ich pirschte mich an Wolf, den Veranstalter, heran und fragte mal ganz unscheinbar und völlig unschuldig, wie schnell den die Jungs da draussen fahren. „Keine Ahnung – was fährst Du denn so?“. Mist, ertappt.. „Umm, nichts besonderes, 1.54 bisher“ -. „Viel zu langsam.“ sprach der Lord of the freie Piste. Ohne Erlaubnis auf freies Pistenfliegen trottete ich von dannen und wartete auf die 50 Minuten für uns Normalos. Da der bereits als unsterblich geglaubte Metzeler RS1 Vorderreifen heute erstmals per wüstem Vorderradrutscher die Haftung verlor, gönnte ich uns eine neue und wie mir alle sagten, für Stoppuhren brandgefährliche Gummierung „Racetec Slick K2“. Eamonn, der Fahrwerksspezialist bei den spanischen Meisterschaftsfahrern, empfahl zudem, noch etwas Gabelöl in die Holmen zu kippen. Raffaels wie auch meine Gabel stänkern beim harten Ankern jeweils herum und gehen auf Block. Ein Rat den wir befolgten, zumal wir am Nachmittag reichlich Zeit für den allgemeinen Fahrzeugunterhalt hatten.
Wir kamen aus dem Staunen kaum mehr heraus, aber die Mopeds waren auch heute immer noch absolut intakt und freuten sich auf den nächsten Tag. Feierlich wurden die ersten San Miguels entkorkt…

Pünktlich um drei Uhr Nachmittags wurde das Dreistunden-Rennen im Le Mans-Stil gestartet. Ich verlor die insgeheim abgeschlossene Wette, auch nach der zweiten Kehre lag keine RD im Kies, alle und alles blieb vorderhand heil. Wider erwarten war das Rennen eine Mordsgaudi und wir hatten bald unseren namenlosen Favoriten (gelbe RD, blaues Kombi) aus der wrrääääääääääääääääääääämmmenden Masse gepickt.. Die Leistungsspanne der Töffs war sehr unterschiedlich; vom ehemaligen Factory-Racer bis zum „Brötchen holen“-Bike war wohl alles dabei, was irgendwann mal den Namen RD 350 tragen durfte. Die Führungsgruppe setzte sich schnell vom restlichen Feld (insgesamt gut 40 Bikes) ab und lieferten sich einen höchst spektakulären Kampf um jede Position und jeden Meter Boden – es herrschte wahrlich KRIEG! ;)
Beim Anblick der Herren RD-Piloten würde man unweigerlich ein Rennen im „Last Man Standing“-Modus erwarten; nach drei Stunden waren jedoch noch erstaunlich viele RDs unterwegs, obwohl auch viele eine redliche Bodenprobe genommen hatten. Leicht deprimierend waren die Zeiten – der schnellste RD-Treiber brachte es mit seiner Säge auf brachiale 1.54 – andere fahren so was mit 178.41 PS...

tbc
Zuletzt geändert von Armitage am Mittwoch 1. März 2006, 20:41, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitrag von tomlang »

Ja, die waren klasse, die Low-Budget-Racer mit den RD's! Ich war in der Kuh-Klink und nur zwischendurch mal für eine Viertelstunde oben auf der Tribüne. In diesen 15 Minuten haben sich drei abgelegt, einer sogar eingangs der Startziel mitten auf den Asphalt - können RD's Highsider haben?

Freundliche Grüße Thomas
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Re: Cartagena mit Art-Motor ende Februar 06

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Beitrag von Mäddie »

Armitage hat geschrieben:Traditionell erkunden wir eine neue Strecke, in dem wir sie am Vorabend einmal ablaufen; so auch heute. Leider bekam ich von der Strecke nicht sonderlich viel mit, da wir tief in Gespräche um allerlei Gossip versunken waren.
Meine Studi-Boxershorts hat sich soeben verabschiedet... :D :D

Von wegen Gossip und Gespräche, pfffff...... Nice try, boy!
"Wir wissen zwar nicht, wo es langgeht, aber dafür bewegen wir uns mit Höchstgeschwindigkeit." Dussel Duck, Entenhausen 1983
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Beitrag von AlexR6 »

he he he klasse bericht.. :)

und schön zu hören das alles heil geblieben ist. :)

ich hoffe wir sehen uns dieses jahr nochmal und fahren dann mal ne runde zusammen.

vor allem muß noch mein gabel bei deinem kollegen drann glauben. ;)

greets

Alex
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Beitrag von Johnny »

weiter, weiter, weiter !
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Beitrag von Armitage »

Sonntag - mit Musik geht alles etwas leichter...
In der Nacht hat es geregnet, die Temperaturen waren bescheiden und alles feucht. Der aufkommende Wind erhellte die Mienen auch nicht, so dass wir erst mal sitzen blieben und unseren Morgendepressionen freien Lauf liessen. Nachdem Raffael dann doch raus ging und die Strecke als fahrbar aber wenig erheiternd bezeichnete, entschied ich mich ohne sonderlich motiviert zu sein, ins Leder zu schlüpfen und die diversen Umbaumassnahmen von gestern zu testen.

Wie ich meine zwei Pellen-Warmfahr-Runden drehte, beschloss ich, dass die neuen Reifen scheisse waren – nur Geholpere und kippelig. Oder wars jetzt die Gabel, welche steifer war? Oder die tieferen Temperaturen? Super Armi, Glanzleistung – drei Parameter auf einmal verändert und keine Chance das Resultat halbwegs gescheitt zu deuten.

Ich drehte noch einige Runden zum vergessen, ohne Vertrauen in den Vorderreifen und die entsprechende Dosis Pfeffer im Hintern würde das nichts. Lächerliche 2:00-Zeiten waren denn auch das Resultat. Frustriert kam ich wieder in unsere Helvetenburg, tat meinen Unmut über deutsche Gummibäcker kund und sehnte einen alten Rennsport RS1 herbei.

Das Wetter wurde nicht besser; in der allgemeinen Lethargie kam irgendjemand auf die lustige Idee, mit Kleingeld ein paar Runden Poker zu spielen (ein böses Kartenspiel, welches wir am Abend zuvor den Damen beibrachten). Alle kramten ihre Zähni und Zwänzgi hervor, und die heiter frustrierende Kartenrunde begann. Der Himmel klarte am frühen Nachmittag etwas auf, so dass wir uns aufrafften um erneut japanische Hartwaren um den Kurs zu scheuchen. Zum Glück, sonst hätte ich noch mehr verlangsamendes Kleingeld in der Geldbörse gehabt. :D

Ich gab der neuen Reifenkombo eine zweite Chance, fuhr sie drei Runden brav ein, knipste auf der kurzen Geraden vor der 180° Kurve auf Start/Ziel den Laptimer an und lud die ZättIcks mal so richtig durch. Ein V2 Treiber fuhr vor Schreck schier in die Boxenmauer; keine Zeit für Mitleid – in meinem Hinterkopf spielte Ministry auf - fürwahr es war definitiv so: JESUS BUILT MY HOT ROD! Mit den paar Grad mehr Asphalttemperatur kam auch der Grip, vielleicht war es auch nur die locker-aggressive Grundstimmung, aber was in den weiteren Tarmac-Umgängen folgte war schlicht und ergreifend PERVERS! Ich hatte zeitweise das Gefühl, gleich die Ohrläppchen auf dem Asphalt schraddeln zu lassen. Die ZättIcks legte sich schnell und zielsicher in jede Ecke rein, blieb da und liess ihr unverkennbares, mürrische Knurren hören, sobald ich wieder ans Gas ging. Mit traumwandlerischer Sicherheit bremste ich immer weiter in Kurven rein und an so manchem anderen Pisteninhabitanten vorbei. Aus dem Augenwinkel sah ich mal eine 1.52,8 auf dem kleinen gelben Kästchen stehen. In der locker gefahrenen, letzten Runde für den Tag erfreute mich das Kästchen mit einer 1:50,95. Unterm Helm gröhlte ich die alles sagenden Textzeilen aus dem alten Beatles-Hit, der Jimmy begleitete auf der Stromgitarre:

Got a good reason for taking the easy way out
Got a good reason for taking the easy way out now

She was a day tripper, a one way ticket yea
It took me so long to find out, and I found out

She’s a big teaser, she took me half the way there
She’s a big teaser, she took me half the way there now…

Zufrieden rollte ich in in unsere Spielhöhle; noch zufriedener stellten wir fest das auch an Tag Nr. 4 beide Mopeds heil blieben – ein Umstand der zu sofortigem Alkoholkonsum aufforderte. Eine Forderung der wir nicht zu widersprechen wagten.

tbc
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Beitrag von chef »

Sehr schön geschrieben - ich verspüre ein wenig Neid :roll: :wink:
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Beitrag von Nofearchris »

Auch super schön geschrieben :D
Bis auf die Bemerkung mit der schönsten Rennstrecke auf Erden :dancing: die sich in Südfrankreich befinden (Ledenon)
Ich finde diese Strecke von Gott erschaffen \:D/
Gruß Chris "Der Kinderwagenracer"

"Ich rate, lieber mehr zu könne als man macht, als mehr zu machen als man kann."

Bertold Brecht
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Beitrag von Armitage »

Fünf nach zwölf in Deutschland, Zeit für ein Nickerchen, gute Nacht...

Montag – Judgement Day
In der Nacht zuvor wurde unsere Helventenbasis von den spanischen Winden wieder anständig durchgeschüttelt, das polnische Uffzyndzelt zeigte sich aber einmal mehr nicht beeindruckt. Ich dankte John’Ek einmal mehr im Geiste für die Organisation dieser Wunderkiste und machte mich auf Richtung Pissoir.

Beim morgendlichen Gang zu den sanitären Anlagen begegnete ich einem in dicke Wintersachen eingepackten, spanischen Streckenposten. Er war mit seinem Piaggio-Moped angerauscht wie seinerzeit Sancho Pansa auf dem Esel. Geduldig wartete er auf seinen Don Quichotte welcher im lottrigen Mercedes anrochelte. Vor dem Eingang zum Lokus drehte ich mich zum lässig an der Wand lehnenden Sancho um und sprach zu ihm: „Riechst Du das, Sancho? Dieser Geruch (bedeutungsschwangere Pause) – Sieg – ich liebe den Geruch eines bevorstehenden Sieges am Morgen!“. Er blickte mich mit seinen dunklen Augen an, nahm einen letzten Zug an seiner Zigarette, bevor er selbige in die Ecke schnippte und ohne Worte in den Bänz stieg. Vier Tage konnten wir die Strecke erkunden, Brems- und Einlenkpunkte suchen und mit unseren Zeitenlügen prahlen, aber heute wäre der Tag der Entscheidung – das Abschlussrennen.

Raffael und ich beschlossen einmal mehr F’s köstliches Rührei zu frühstücken, denn stirred eggs sind cool und machen schnell – so beschlossen wir das zumindest. Die Rennstrategie wurde besprochen („Du fährst vor, kloppst die ersten neun vom Töff und wartest dann auf mich, ok?“) und die Mopetten bereit gemacht. Das Wetter war uns heute im wahrsten Sinne wohl gesonnen. Sonnenschein, hohe Temperaturen und eine angenehme Brise machten diesen Tag perfekt. Ein letztes Mal scheuchten wir unsere Böcke im freien Fahren um den Kurs; meine Reifen grippten wieder göttlich – die Zeiten waren ebenfalls angenehm, wiederholt 1.50er tief. Moment; für die letzte Runde, die so locker flockig aus der Hüfte ging, zeigte mein kleiner gelber Kasten geradezu albern wirkende 1:47.83; STRIKE! Mit mir und der Welt zufrieden rollte ich zurück in die Zentrale, kriegte das Grinsen kaum mehr aus dem Gesicht, tankte die ZättIcks voll (seit Dijon bin ich betreffend Tankfüllstand bei Rennen traumatisiert) und machte mich auf die Suche nach Reifenwärmern, zumindest zum Endkampf wollte ich mit warmen Finken antreten.

Gedankenverloren irrte ich durch die Boxengasse, als von hinten die in den letzten Tagen viel gehörten Worte „Tag der Herr!“ erklangen. Die Stimme gehörte Tobi, redlicher Uffzynder und fix unterwegs, aber für ein Rennen nach eigenem bekunden viel zu langsam. Da er zusammen mit einer ganzen Clique von redlichen Biertrinkern angereist war, hielt ich es für angebracht, nach evt. nicht benötigten Reifenwärmern bei seiner Meute zu fragen. „Och, nimmst meine…“ war Tobis Antwort. Manchmal ist das Leben so schön!

11.00 Uhr, Reifen werden gewärmt, allerlei alberne Ansagen gemacht, die Zeit läuft. Um 12.00 Uhr geht’s los – high noon. 11.58 Uhr, die letzten nicht-Rennteilnehmer haben scheinst die Strecke verlassen; ich beschloss die Wärmer abzuziehen und an den Vorstart zu rollen. Zusammen mit fünf anderen Mopeds und rund 20 Nasen per pedes stand ich wie’n Depp da. Hätte ich gewusst, dass Vorstart = allgemeines Rennbriefing heisst, wär Il Bestia besockt in der Basis geblieben. So blieb mir halt nichts anderes übrig, als dem Herrn Thöns seine Ausführungen anzuhören, dazu noch einige Einfwürfe eines Kuh-Treibers sowie thth’s energisches Kopfschütteln zu betrachten und die Reifen erkalten zu lassen. Ja watt nu? Irgendwann war dann mal fertig lamentiert und nun wollte Wolf tatsächlich die Startaufstellung in der BOXENGASSE nachstellen, damit denn auch alle richtig stehen. Ein heilloses Chaos brach aus, da ja nur wir fünf plus einige zugerollte mit ihren Mopetten bereitstanden. Einige Sekunden später erkannte auch die Organisation, dass ihr vorhaben sinnlos ist, und liess uns alle auf die Piste. Wenige Minuten später standen alle brav in Position . geht doch. Meiner einer bezog irgendwo in der fünften Reihe Stellung. Erst die Konkurrenz checken: die fix fahrende BMW (Jochen somebody?) gleich nebenan, eine Gixxe und ne Ducati vorne. Irgendwo da ganz weit vorne in der ersten Reihe stand nebst Raffael auch ein Herr auf einer alten R6 und wollte uns alle in seiner speckigen Kuhhaut mächtig abledern – Wolle, fast hat es geklappt…

Der Vorstart klappte reibungslos; ich legte zwar einen astreinen Frühstart hin, aber noch gilts ja nicht. Manchem waren trotz vorangehender Erklärung die Startsignale nicht klar und so wurde schon nervös gezuckelt, als vorne noch Fahnen sortiert wurden. Sekunden später gings dann aber zur Sache. Ich blickte nochmals zum Rennkuh-Fahrer, liess die ZättIcks einige Male markig bellen, hielt das Gas bei gefühlten 8'000 Kurbelwellenrotationen, lag mit dem Oberkörper weit nach vorne - wo bleibt die Startflagge? Just in dem Moment schwenkt Wolf das Textil energisch nach oben. Wie in Zeitlupe fühlte es sich an, als die Kupplung ihre trennende Wirkung aufgab und die vielen PS in Vortrieb umgewandelt wurden.

Mit sanft erhobenem Vorderrad galoppierten Kawa und Reiter los, nur um wenige Meter später in die tiefen Schlünde einer Zweizylinder-Auspuffanlage zu blicken – alle scherten nach links, ich ebenfalls, wollte links aussen vorbei, der Asphalt war aber schon zu ende. Ich sah mich schon über den staubigen Erdboden am Vordermann vorbeifliegen, liess dann aber noch Vernunft walten und zog langsam nach rechts. Ein alberner Anblick, wie ich mich in die Kurve legte – da stand doch tatsächlich Wolle vor mir; war der nicht in Reihe 1? Egal, es galt nun noch so viele wie möglich stehen zu lassen. Wolle tat genau das mit mir, als auch gleich DIE RENNKUH an mir vorbeibretterte! So haben wir aber nicht gewettet, Freundchen – überholen, und dann noch in der Schikane??? Dich brenn ich her! Ich versuchte an ihm dran zu bleiben, was plötzlich aber gar nicht mehr so einfach war – meine Fresse windet der Herr seinen bajuwarischen Untersatz plötzlich aus! Vier Tage lang bin ich immer gut an ihm vorbeigekommen, aber jetzt war richtig Arbeit angesagt! Eine gefühlte Ewigkeit fuhr ich dem blauweissen Ungetüm hinterher, bis ich ende der Start-Ziel Gerade erst bei 100m beherzt in die Bremse griff und innen vorbeisegeln konnte. Ab dem geglückten Manöver freudig erregt, lenkte ich etwas salopp ein, was umgehend in einem gar weiten Radius resultierte. Die Abkürzung durch den Staub wäre um Haaresbreite Realität geworden, aber die Kawa legte sich noch heftiger in Schräglage – einen herzlichen Dank an dieser Stelle an die Pellenbäcker bei Metzeler. Die Hatz ging weiter, einige Meter vor mir wurde eine R6 über den Kurs geprügelt, dass es eine wahre Freude war. Nicht so für mich; ich bremste mich jeweils nah an ihn ran, er beschleunigte jedoch schneller aus den Kurven raus, so dass ich endlose Runden hinter der 600er herjagte, bis auch sie dem Armitage’schen-100m-Innendurch-Bremser erlag. Das Rennen dauerte nur 10 Runden, ich hatte zwar überhaupt keine Ahnung, wie viele schon durch waren, aber allzu viele dürften es nicht mehr sein. Vor mir war niemand mehr in einholbarer Nähe, also war Position halten bzw. Abstand nach hinten machen angesagt. Klingt schaurig wichtig, hiess für mich aber einfach so heftig wie nur irgend möglich am Kabel zu ziehen und gegen hinten allen im Weg stehen. Klappte auch ganz gut; eine Kollegiale ZättIcks wurde noch aufgeschnupft und das Rennen beendet ohne von anderen überholt zu werden. In der Links nach Start-Ziel stieg eine grosse Staubwolke auf – ich bedauerte den armen Zünder, welcher seine Kiste in der letzten Runde weggeworfen hat. Später stellte sich heraus, dass es „nur“ Raffael war, welcher ein redliches Burnout hinlegte um seinen ersten Rennsieg zu feiern, gratuliere!

Als ich in die Boxengasse einbog, rollte der BMW-Fahrer an mir vorbei, ich zeigte ihm ein Thumbs-Up und dankte für das geile Rennen. Er verstand meine Geste wohl nicht und bedachte mich nur mit einem äusserst mürrischen Blick. Zurück in der Basis und nach den ersten Freudentänzen ab Raffaels Sieg, liefen wir denn auch gleich zu thth um die Zeitenliste zu holen. Es stellte sich heraus, dass die helvetische Gixxer die schnellste Rennrunde hingelegt hat und meiner einer Platz 5. in Superstock Klasse belegte. Ich dürfte mir also auch einen Pokal abholen gehen – meinen Ersten. GEILES DING! :D Auch wenns „nur“ ein 5. Platz war, es war wesentlich besser als die Platzierungen, welche ich bis anhin (30-45) eingefahren bin… Freude all überall.

Zufrieden spazierten wir wieder zurück ins Helvetia-Lager; die Kisten waren immer noch heil, so dass umgehend ein Siegerbier getrunken wurde. Das Rennen hat uns jedoch dermassen geschlaucht, dass wir auf weitere Benzinvernichtungen verzichteten und langsam anfingen zusammen zu packen. F nutzte die Gunst der Stunde und jagte die ZättIcks während einiger abschliessenden Runden um die Piste, bis wir am späten Nachmittag wieder 1'605 glücklicherweise mehr oder weniger ereignislose Kilometer gen Heimat unter die Räder nahmen.

Cartagena – ich komme wieder…
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