Bereits 2009 hatte ich das Vergnügen. Diesmal war es aber was Besonderes. Nach meinem Sturz im April, dem zerborstenen Schlüsselbein nebst Komplikationen, saß ich auf keinem Motorrad mehr. Es sollte also seit fast fünf Monaten das erste Mal sein, dass ich eine Rennstrecke befahre. Ich denke für ein Comeback gab es keine bessere Alternative. Auf der einen Seite Schleiz, nach wie vor meine Lieblingsstrecke, und auf der anderen Seite die ca. 110 PS starke Triumph Street Triple mit der deutlich komfortableren Sitzposition wie meine S1000.
Voller Vorfreude fieberte ich dem Wochenende entgegen. Glücklicherweise begleitete mich mein Bruder Georg. So zogen wir Freitag Nachmittag nach getaner Arbeit gen Norden zum Schleizer Dreieck. Vollkommen vorkommnisfrei fuhren wir gegen 21.00 Uhr in geliebte Fahrerlager und bezogen Stellung. Der Tango war schnell positioniert und auf dessen Stützen gestellt. Praktisch, wenn man sonst nichts ausladen oder aufbauen muss. So richtig Werksfahrer Feeling

Am Samstag gegen 9.00 Uhr stand das erste und einzige freie Training auf dem Programm. Leider hatte es die Nacht heftig wie aus Eimern geschüttet, weshalb ein Teil der Strecke noch recht feucht war. Trotzdem wollte ich die Chance nutzen und die ersten Meter unter die Räder nehmen. Ketchup bereitete die Streety vor und ich ging pünktlich auf die Strecke. Der erste Eindruck war natürlich vollkommen ungewohnt. Ich ertappte mich dabei, wie ich über den Sinn der Aufzünderei nachdachte. Nach aber nur einer gefahrenen Runde waren die Gedanken weg und ich konzentrierte mich auf die Strecke. Runde um Runde ging es flüssiger und besser. Ohne Laptimer drehte ich meine Runden und sortierte meine Extremitäten auf dem Bike. Nach wenigen Runden und trotz feuchter Stellen begann es schon Spaß zu machen. Da war es wieder. Das einzigartige Feeling mit gleichgesinnten ein schönes Asphaltband schnellstmöglich zu überfahren. Das Kratzen der Knieschleifer auf dem Asphalt, das blubbern des Auspuffes und und und. Die Dinge, die einem die Rennerei zur Sucht machen. Herrlich!
Mal wieder verging die Zeit zu schnell und wir wurden abgewinkt. Grinsend übergab ich die Triumph an Ketchup mit einem dicken DANKE. Dagmar brachte dann irgendwann die Zeitenliste. Überraschender Weise lag ich auf P2. Allerdings waren nicht alle draußen und logischerweise riskierte niemand was, da es sowohl in der Pro, als auch in der AM Wertung noch um die Meisterschaft ging.
Gegen 11.00 Uhr stand dann das erste Qualifying auf dem Zeitplan. Diesmal auf komplett abgetrockneter Strecke. Bereits die ersten Meter machten klar, dass es nun kein gemütliches Einrollen mehr war, sondern eben die Hatz auf die beste Startposition. Trotzdem kam ich gut zurecht und wurde Runde um Runde flotter. Rene Schmidt, der spätere Meister der Pro Wertung kam mal an mir vorbei. Versuche dran zu bleiben, scheiterten aber nach wenigen Meter. Gut, wäre ja auch mehr als ein Wunder, wenn mir das ohne Erfahrung auf Bike etc. gelungen wäre. Nichts desto trotz fühlte ich mich wohl und hatte jede Menge Spaß. Ohne besondere Vorkommnisse fuhr ich das Zeittraining zu Ende. Dann ging es los. Das warten auf die Zeitenliste. Siehe da, gar nicht so übel. Mit einer 1.38.999 stand ich auf dem provisorischem achten Startplatz. Bei über 30 Teilnehmern eine mehr als zufriedenstellende Performance. 2009, bei meinem ersten Gaststart, fuhr ich eine 37 irgendwas. Mit wesentlich mehr Übung auf der Cup R6 und deutlich besserer Gesamtkonstitution. Einzig der Rückstand auf den Polemann Heidger (1.35) von fast vier Sekunden ließ mich ein wenig zweifeln.
14.00 Uhr. Das zweite Zeittraining. Ketchup spendierte meiner VIP Triumph neue Socken. Gefahren wird auf Einheitsreifen R10 von Bridgestone. Mittlerweile hatte ich so viel Vertrauen in das Motorrad und meine Fähigkeiten, dass ich die ganze Sache ein wenig ehrgeiziger anging. So unterbot ich meine erste Qualyzeit bereits recht früh und steigerte mich stetig. Leider hatte ich diesmal echt viel Pech und lief in fast jeder Runde auf einen langsameren Mitstreiter auf. Einzig die allerletzte Runde war mit einem Überholmanöver zufriedenstellend frei. Diese beendete ich tatsächlich wie 2009 mit einer 1.37.4. Damit hatte ich nicht gerechnet. Stolz wie Oskar fuhr ich wieder zum Truck und übergab das Bike Ketchup. Gespannt auf die Zeitenliste saßen wir im Truck und tataaaaa, sechster Startplatz

Fortsetzung folgt.....