Über Horsts Fahrtechnikanalayse wurde hier ja schon viel Gutes geschrieben, und ich habe vor drei Jahren auch eine machen lassen. Er analysiert da anhand eines Videos (idealerweise von jemand anderem aufgenommen
), wo Schwachpunkte in der Fahrtechnik liegen und empfiehlt, wie diese zu verbessern sind. Mir hat es geholfen, mehr zu wissen - aber die Umsetzung in schnellere Runden klappte nicht wirklich. Da war eine Sperre im Kopf... und 2013 hatte ich sowieso ganz andere Sorgen, und habe das Rennstreckenfahren gelassen. Der Virus brach aber dieses Frühjahr wieder aus.Ich fahre seit 2007 Rennstrecke, bin Mitte 50 und mit 2 Metern nicht unbedingt der Racer-Idealtypus. Also Ausreden satt. Das Rennmopped (Boxer R1200S) scheint auch eine Ausrede zu sein, ist es aber nicht - ich hatte zwischendurch eine RC8R, mit der war ich je nach Strecke lediglich 2-4 sec. schneller... weil sie mehr Dampf und mehr Brembo hat. Mit dem Ding bekam ich 2012 eine 1.48 in Oschersleben zusammen, da weiß man, wo man steht: hinten. Weitere Trainings brachten mir nichts, ich hatte mich regelrecht festgefahren.
Also entschloss ich mich, als ich mich dieses Jahr wieder festgefahren hatte, eine Einzelinstruktion beim Speer mit Horst himself zu buchen. Kosten...? Teuer! Aber unser Hobby ist sowieso teuer, und mir ging es darum, das Übel meiner Langsamkeit an der Wurzel zu packen. Da ist dann das Beste gerade gut genug, dachte ich. In dem Fall kostet das Beste soviel wie sonst das ganze Wochenende. Egal! Also mit Speer gesprochen, netter Kontakt, alles klar - im September also Kuh in den Sprinter gepackt und ab, 650 km ostwärts.
Ort des Geschehens war der Lausitzring, und natürlich regnete es immer wieder... im Regen kann der Asphalt auf'm Lausi leider nach wie vor nichts. Gebucht & berechnet war ein Tag, die 5 trockenen Turns verteilten sich auf zwei - ohne Mehrpreis, was ich super anständig fand.
Interessant war, dass Horst aka "Prinzessin" gar nicht so hübsch ist, wie man sich eine Prinzessin üblicherweise vorstellt. Allerdings - so ein Getue wie eine Prinzessin macht er auch nicht. Stattdessen hat er mich regelrecht ausgequetscht, was und warum und seit wann und mit welchen Gedanken ich auf der Renne fahre. Und er hat nachgebohrt. Mir taugte das sehr, ich brauche keinen, der mir sagt wie toll ich bin - ich möchte den Dingen auf den Grund gehen.
Und das taten wir dann auch, mit Video - ja, machen andere auch. Aber es ging weit über die reine Technik ("vorher umsetzen, Body weiter raus, später bremsen, früher an's Gas, Linie") hinaus. Ich möchte jetzt nicht sagen, dass es an Tiefenpsychologie grenzte, aber dicht dran waren die Gespräche schon. Und ich hatte und habe das Gefühl, dass sich der Knoten in meiner Fahrerei endlich aufdröselt.
Umsetzen konnte ich während des dortigen Trainings aus Fahrzeitgründen nur wenig, also habe ich anschließend noch das Biketoberfest gebucht. Ich habe dort mit der Kuh die gleiche Zeit wie früher mit der RC8R gefahren - das ist natürlich immer noch langsam, aber im Eigenvergleich eine deutliche Verbesserung. Und darum geht es mir: ich muss eine Entwicklung zum Besseren erkennen, ansonsten droht Lustverlust.
Genau diese Kehrtwende gegen den Lustverlust hat die Einzelinstruktion eingeleitet, und insofern war das Geld besser angelegt als in ein weiteres Solo-Trainingswochenende. Dass Horst jemandem einen Knopf an die Backe gelabert hat, ist übrigens ein Märchen... allerdings, für völlig introvertierte Menschlinge ist er vielleicht nicht der Richtige. Aber solche habe ich auf der Renne noch nicht getroffen
Freundliche Grüße
vom langen Tom
