Das Freitagstraining stand bei mir unter dem Motto "Einfach mal fahren, alles andere kommt mit der Zeit". So ging ich die Kurvenhatz auch reichlich gemächlich an. Zu oft hätte das Mopped zwar schneller um die Ecke rauschen können, aber der Kopf wollte die richtigen Kommandos nicht weitergeben.
Da bei Plüss die beste Rundenzeit des Freitagstrainings automatisch als Qualizeit für die Fun-Rennen gilt, stand ich mit einer unwürdigen 1:45 zuhinterst an 37. Stelle in der Startaufstellung - die schnelle Truppe fährt meist 1:28 oder tiefer. Nicht lachen, ich hatte grade nen Crash mit Brüchen hinter mir und letztes Jahr hab ich mich hier schon einmal lang gemacht, die mentale Blockade war also reichlich gross (und meine bisherhige Bestzeit von 1:34 auch nicht sonderlich berauschend). Irgend jemand muss ja auch die hinteren Ränge füllen

Nach viel Fahren (und entsprechendem Kaputtsein am Abend) am Freitag war der Samstag eher frustrierend. Nach Terminkollisionen beim Veranstalter musste Plüss dem Französischen Roadster-Cup ebenfalls Fahrzeit einräumen. Diese nahmen mit Zeitraining, Warmup, und Rennen in drei Klassen zusammengenommen dem Rest rund 3h Fahrzeit weg. Natürlich wollten die Teilnehmer der regulären Schweizermeisterschaft ebenfalls noch ihre Zeittrainings sowie die ersten beiden Rennläufe fahren, so dass die FUN-Fahrer schliesslich gerademal 2x10 Minuten auf die Piste konnten. Eher frustrierend....
Aber ich hatte ja noch mein Rennen, welches um 11 Uhr anstand. Also raus ins Warmup, noch ein paar Kurven geübt und etwas später zum Vorstart gerollt. Langsam kam Nervosität in mir hoch. Mittlerweile hatten sich noch zwei Ducatis hinter mir eingereiht - juhui, nicht mehr Schlusslicht... Der Vorstart ging reibungslos, hab auch ein währschaftes (aber ungewolltes) Wheelie hingelegt. Nochmals einreihen, diesmal solls ernst gelten. Das Wheelie sollte ich lassen, da ich gleich die RSV vor mir links packen wollte. Also abwarten, rotes Licht, Gas auf, Licht aus, Kupplung kommen lassen und weg... Start total versaut. Ich kam zwar an der RSV vorbei, aber die beiden Ducs innen an mir. Bah...
Also ab, nicht noch mehr Platz verlieren. Nach drei Runden kamen bereits die ganz schnellen zur Ueberrundung angeschossen. Mir egal, ich zog meine Kurven, einfach sitzen bleiben und wenn möglich keine Plätze verlieren. Einmal hart verbremst und schon rauschte die RSV vorbei. Tja, Pech wars... Ich zog weiter am Kabel, plötzlich touchierten die Knieschleifer in Ecken den Asphalt, wo sie vorher noch nie runter kamen... die Mentale Blockade löste sich allmählich. Nach 12 Runden rollte ich kaputt, glücklich und vom Publikum gefeiert (!!!) zurück in die Boxengasse. Ich war zwar Letzter, aber Letzter deren die sitzen blieben. Während des Rennens haben immerhin fünf ihre Böcke in die Ecke geschmissen. Interessant: Trainingszeit 1:45, best laptime in race: 1:40.
Der Abend wurde zwar ohne Korea dafür mit genügend anderen Alkoholika, feinem Essen und viiiiel Gerede über die Rennen abgeschlossen.
Am Sonntag standen die jeweils zweiten Läufe je Rennklasse an. Die Roadster-Cup Fahrer bestritten um acht Uhr früh ihr Warmup (obwohl sie die Rennen erst am späteren Nachmittag hatten), danach ging es im 10 Minuten Takt weiter, Warmup für SM-Fahrer, und gegen zehn hatte ich nochmals meinen grossen Auftritt in Startreihe 10. Diesmal sollte alles etwas besser gehen. Das Prozedere ist bekannt, ich wiederhole es darum nicht. Am Start wollte ich es diesmal richtig krachen lassen und wie das abging! Mit einem Kribbeln im Magen liess ich die Kawa heulen, rotes Licht, Licht aus, Kupplung schnell kommen lassen und ABFLUG! Diesmal pflügte ich mich blitzartig durch die beiden nächsten Startreihen, packte mir ne R1 aussenrum in der ersten Kurve, noch eine im Flic-Flac und versuchte einfach möglichst schnell wieder auf die Gerade zu kommen, wo ich armseliger Kurvenwicht meinen kleinen PS Vorteil ausspielen konnte.
Lange dauerte es denn, bis die schnellen Herren wieder zur Ueberrundung ansetzten, man erinnere sich - im ersten Rennen nach drei Runden - kamen sie diesmal doch erst nach sieben Runden links und rechts an mir vorbeigeflogen. Schon das allein, die Meute so lange auf Distanz gehalten zu haben, kam mir wie ein Sieg vor. Im Trubel der schnellen Fahrer sind dummerweise auch wieder einige meiner richtigen Verfolger durchgeschlüpft und abgehauen, so dass ich schliesslich nur noch einen Zweikampf mit der orangen RSV von Rennen 1. führte. Den aber umso heftiger. Mein Kurvenspeed war eher gemächlich, so dass der Herr in den Ecken immer aufschliessen konnte, auf der 900m Geraden liess ich ihn und seinen Zweitopf-Zerknalltreibling aber gnadenlos stehen, bis ich ein paar Kurven später wieder ein Bollern im Hintergrund hörte. Da plötzlich pfeilte er an mir vorbei, ging vor Start-Ziel etwas früher ans Gas so dass er auf dem Plateau gute 50m vor mir war. Ich wrang die Kawa voll aus, liess das Gas weiter als üblich stehen und stach den Aprilianer auf der Bremse aus. Mein Kleinhirn aktivierte zwar schon längst Alarmstufe Rot, das realisierte ich aber erst, als es galt ums Eck herum zu kommen

Ich habe nicht gewonnen, bin weit entfernt vom Podest, geschweige denn meisterschaftlichen Punkten und trotzdem zufrieden und glücklich. Zwei Rennen gefahren, immer schneller geworden (best laptime 1:39), die Hirnwindungen arbeiten langsam wieder so, wie sie sollten; das macht Lust auf mehr - vielleicht kann ich mich nächstes Jahr schon im Mittelfeld positionieren.

Plüss hat seine Sache an und für sich auch gut gemacht, wenn da nicht die Sache mit dem Roadster Cup und fünf (5!!!!) neuen Zeitplänen in drei Tagen gewesen wäre. So kam es denn auch ständig zu Missverständnissen und Verschiebungen. Die Leidtragenden waren alle Funfahrer, die weder an Schweizermeisterschaft noch irgendwelchen Cups teilnahmen. Nachgeholte/verschobene Rennen wurden gnadenlos in die Fahrzeit der Spassfahrer gesetzt, die konnten ihre Zeit natürlich nirgends mehr kompensieren. Mein Kollege konnte in zwei Tagen zwei knappe Stunden fahren, er erhielt zwar etwas Nenngeld zurück, aber es bleibt doch ein flaues Gefühl im Magen...