Sonntag, GP Rennen:
Nach einer etwas kürzeren Nacht wegen der Feier ließen wir am Sonntag morgen gleich wieder den ersten Turn aus. Für Turn 2 und 3 fing Hembi nach eigener Aussage gemächlich an, ließ es aber gewaltig krachen. Für das Rennen qualifizierte er sich mit einer tiefen 2:05 für Startplatz eine der Vorderen Reihen (ich glaube es war Reihe 3). Ich hatte im morgendlichen Fahren zu keinem Rhythmus gefundne und qualifizierte mich mit 2:11 für Startplatz 36.
Für das Rennen zog ich, auch aus psychologischen Gründen nach dem gestrigen Rutscher, einen neuen Hinterradslick auf. Hembi tat dergleichen und montierte sich einen leicht angerutschten Metzler-Slick. Er meinte, damit kann man im Rennen die ersten paar Runden richtig angasen, und wenn der Rest sich ausgepumpt hat, kann man mit dem Reifen noch ganz gut heimeiern. Was der Reifen und vor allem der Fahrer im Rennen wirklich ablieferte, war unter aller Kanone.
Ich nahm mir vor, im Rennen mindestens 5 Plätze wieder gut zu machen, vielleicht sogar unter die Top 30 zu kommen. Alle Fahrer um mich rum rangierten ungefähr auf dem selben Zeitlevel.
Im meiner Startposition angekommen, erspähte ich 3 Reihen vor mir das Rot-Weiße Heck der Nummer 41. Alex! Den will ich dieses mal atomisieren. Das Ziel war fokussiert.
Warup-Lap, Aufstellung, Ampel auf Rot!
Die Nadel des Drehzahlmessers springt auf 5000 Touren, der Puls bleibt bei 70. Ich war die Ruhe selbst.
Es gibt ein Ziel, die Nr. 41 in Rot-Weiß.
Die Ampel geht aus, die Motoren heulen auf.
Die Schlacht beginnt, 18 Runden gilt es zu fahren.
Entweder hatte Alex den Start mordsmäßig verkackt, oder ich war brutal gut weggekommen. 2 Motorräder hinter ihm bog ich die erste Rechts, schön innen halten…Gas! Nur noch ein Motorrad zwischen uns nach Kurve 2. Der Schwarm in Kurve 4 war ziemlich groß, auch Alex war mittlerweile der Ernst der Lage bewusst geworden.
Hatte er mich im Rückspiegel gesehen? Er versuchte sich zwischen 2 Motorrädern mittendurch zu bremsen, aber die R1 innen schicke ihn auf die Ausweichlini. Ich hatte Platz und versuchte mich gleich vorbei zu schieben, musste aber zurückstecken. Dafür schnupfte ich gleich die orangene Suzi, an der sich Alex innen vorbeigebremst hatte und die weit gehen musste. Von der R1 angekäst winkelte Alex ab, um mit viel Schwung das Mopped gleich wieder aufzurichten, riss das Gas auf und zerwheelte die R1 am Sprunghügel links vorbei. Ich richtete ich die R1 auf der Bremse und war an Alex Hinterrad.
In Kurve 6-8 wurden wir beide von einer gelben GSX ausgebremst, er machte sich ziemlich breit und wir kamen nicht vorbei. Zusammen atomisierten wir ihn kurzerhand in Kurve 9, Alex innen und ich außen. Auf Kurve 10 hin richtete Alex den nächsten auf der Bremse, ich musste wieder zurückstecken. Vom Alex ein wenig erschreckt machte der Vordermann einen dermaßen weiten Bogen, dass ich die Bremse bemühen und aufrecht außen über die Kurbs gehen musste. Da war so viel Dreck, in Schräglage am Gas wäre ich sicherlich nicht weit gekommen…nun ja, je nachdem wie viele Hindernisse ich auf dem Weg zum Zaun treffe.
Die Gelegenheit nutzten natürlich die zuletzt von mir gespaltenen und drückten sich an mir innen wieder vorbei. Als wir dann zu dritt auf die Scheißhauskurve zuflogen, und meinen Vordermannen mir nicht die äußere Linie im Rechtsknick gönnen wollten, musste ich auch in meiner geliebten Alex-Gedenk-Kurve *hehehe* zurückstecken. Ich wollte nicht schon in Runde 1 mich innen, neben 3 anderen Maschinen, auf den Kurbs vorbeimogeln. Wenn das in die Hose geht, räume ich 3 andere Fahrer ab. Das musste nicht sein.
Leider verlor ich dadurch wichtige Meter auf Alex. Als ich auf Startziel einbog und endlich wieder meinen vorher erkämpften Platz zurückerobert hatte, war Alex schon ziemlich weit weg. Die folgenden Runden verliefen ziemlich unspektakulär. Ich versuchte zu krampfhaft, wieder an Alex heranzukommen und verbremste mich fast jede Runde in mind. einer Kurve. Ab Runde 4 konnte ich ihn nicht mehr sehen und hatte 2 Plätze eingebüßt. Ab Runde 11 begriff ich dann endlich, dass ich einfach wieder entspannt das Rennen fahren muss um überhaupt ins Ziel zu kommen, meine Kräfte schwanden. War wohl auch ein wenig auf die kurze Nacht zurückzuführen. Zwischendurch wurde ich auch schon mal vom ersten Überrundet, dann vom zweiten…usw. Dann packte mich noch mal der Ehrgeiz. Vor mir taten sich 3 Motorräder auf, die weder von mir überrundet werden konnten, noch die Gewinner in der Auslaufrunde sein konnten. Ich hängte mich dran und beobachtete eine Runde halbe Runde lang das Treiben, dann vollstreckte ich den ersten in meiner Lieblingskurve. Irgendwie kam mir das Motorrad, das jetzt vor mir war, bekannt vor. Es war Hans, ein bekannter aus Ledenon und Val-de-Vienne. Ihn musste ich würdig spalten, biss mir aber eine Runde lang die Zähne aus. Er ließ mich einfach nicht vorbei. Dank meiner Mehr-PS konnte ich ihn dann auf Start-Ziel niederringen, aber an jeder anderen Stelle auf dem Kurs hatte ich keine Möglichkeit ihn zu spalten. In den Kurven war er unglaublich schnell.
Seinen Vordermann vollstreckte ich auf der Bremse, und als ich über Start-Ziel preschte, erlaubte ich mir einen Blick auf den Rundenzähler. Es war noch eine Runde zu fahren, also nur noch den Platz nach Hause bringen war angesagt. Ende Start-Ziel vernahm ich ein Röhren zu meiner Linken. In Erwartung einer Attacke eines gerade überholten bremste ich extra-spät, zwirbelte mit Volldampf und vollen Hosen durch meine Highsiderkurve (Kurve 2) und blickte kurz nach hinten, um zu sehen wer da anklopfte.
Mir fielen buchstäblich die Augen raus. Das konnte echt nicht wahr sein. Entweder er fuhr das Rennen seines Lebens oder ich war so dermaßen langsam unterwegs, dass ich unterwegs die Kette nachspannen könnte.
Hinter der Verkleidung der weißen Kawa blickte ich durch sein klares Visier in die Grimasse von Hembi. Er schien sichlich überrascht, aber höchst erfreut darüber zu sein, mich in der letzten Runde noch zu demütigen, also zu überrunden. Ich winkte ihn resignierend vorbei und heftete mich an sein Hinterrad. Na ja, so gut es eben ging. In Kurve 6 war er schon enteilt. Heiliger Zündbruder zog der am Gas, der hatte heute morgen heimlich irgendwas geraucht.
Ich rettete meinen Platz bis zur karierten Flagge und fuhr zu Hembi, der kichernd auf mich wartete. So ein zufriedenes Gesicht hatte ich bei ihm noch nicht gesehen, und er ist schon ein Gute-Laune-Kerl. Zusammen umrundeten wir den Kurs das allerletzte mal für dieses Jahr, wheelten synchron für unsere Fotografin, meine Sandra, und fuhren zu unserem Lager.
Hembi war außer sich. Er behauptete, bei der ersten 2:03 auf dem Laptimer dachte er an einen neuen Transponder auf der Boxenmauer, nach der dritten 2:03 glaube er es dann. Der Zeitenausdruck brachte zu Tage, dass er das gesamte Rennen, also 18 Runden lang, unter seiner Bestzeit vom Vorjahr geblieben war. Konstante 2:04, wenige 2:05er, drei 2:03er Runden. Unglaublich!! Er hatte sich durch diese Leistung den 8ten Platz im GP Rennen redlich verdient!
Ich hatte immerhin 4 Plätze gutgemacht, das Rennen auf 32 beendet und war nicht runtergefallen. Meine verkrampften Versuche schnell zu sein und die vielen Verbremser hatte sich deutlich in den Zeiten niedergeschlagen, im Rennen war ich konstant zwischen 2:11 -2:12min gefahren.
Glücklich und zufrieden, mit 2 Pokalen gesegnet und mit deutlichen Zeitverbesserungen knackten wir das Feierabendbier, packten unseren Bus, bestellten beim Marion zwei Pizzen 2 Go und ließen uns von meiner Süßen nach Hause chauffieren. Ja, wir sind Machos. Ja, ich habe für die Nummer gebüsst

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Wir 2 Riesenbabys kuschelten auf der 2er Bank vorne (mit unseren Pokalen

) und fütterten unsere Bomberpilotin während der Fahrt mit Pizzastückchen.
Alles in Allem ein genitales Wochenende, der beste Saisonabschluss den ich bisher hatte. Vielen Dank an den geilen Fight Alex, vielen Dank für die Bremsflüssigkeit an Rufer, Tausend Dank an meine Kleine für das ertragen unsereins und die Pilotierung des gelben Bombers. Und vielen Dank an Hembi! Für was? Für alles, das geile WE und das drumherum!
See you on track guys….next year !!