Guten Morgen, ihr Nachmittagsschläfer und Aufzünder der Nacht here it comes: Part 4:
Ready 4 the 4h
Mittwoch 8.2.
An diesem Morgen wachte ich wieder relativ früh auf – hatte ich schon erwähnt, dass ich ab und an unter seniler Bettflucht leide ? – schnappte meinen Kulturbeutel, frische Wäsche und verzog mich in die neuen Duschräumlichkeiten. Der span. Architekt, der diese Räumlichkeiten konstruiert hat, gehört geteert und gefedert. Diesem Schwachkopf sollte man mit Cholera infizieren, einen Lederkombi anziehen und dann in einer der Toiletten einsperren….

Die Spanolier hatten nach der Intervention vom Klaus Maske bzgl. der urinalen Überschwemmung zich Leitungen aufgeklopft und das ganze wieder halbwegs fachmännisch zugekleistert. Die heisse Dusche war ein Gedicht, es gab auch sonst keine weiteren Problem in Form von Shampoo mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum oder so ähnlich.
Danach schnappte ich mir wie üblich mein Notebook. Nach meinen gestrigen Heldentaten musste heute Morgen etwas intensiver in die Daten geschaut werden.
Ich hatte mir beim Jürgen verständnisloses Kopfschütteln eingehandelt, als ich mal so nebenbei erwähnte, dass ich im Prinzip Anfang StartZiel zweimal rauf- und am Ende wieder zweimal runterschalte und sonst alles in einem Gang fahren würde. Die Strecke selbst hat an mehreren Punkten die Uneigenart, dass man in Schräglage runterschalten müsste, ein Umstand den ich überhaupt nicht mag (Wollte ich nicht deswegen eine Antihoppsing einbauen

da war doch irgend was …). Ich hatte am ersten Tag als Übersetzung 14/42 montiert. Zwecks besserer Beschleunigung war ich am Dienstag auf 14/43 gegangen, aber im Rennen stand die Kiste vor der Bergauflinks bis zu 1,5 s im Drehzahlbegrenzer (dafür ist er ja da, oder

und in dem Linksknick vor der Palmenkurve auch noch mal knapp eine halbe Sekunde. Wenn ich es eilig hatte schaltete ich vor der Doppelrechts vor Startziel einmal runter, dann dreimal auf Startziel hoch und Ende Startziel dreimal runter. In der langen Rechts schaltete ich dann immer einmal hoch. Beim Vergleich zeigte sich dann, dass ich beim Hochschalten in der langen Rechts bei Schräglage so richtig rumschwuchtelte und knapp eine halbe Sekunde liegen ließ. Auf der anderen Seite brauche ich aber den 2.Gang auf die vorherige Schikane zu. In der Schikane ist so eine üble Bodenwelle, genau wenn man so richtig am Hahn ziehen will. D.h. aus der Schikane heraus würde der 3.Gang reichen, beim Anbremsen auf die Schikane fasste ich somit den Plan einen Gang hochzuschalten. Die Übersetzung musste ich natürlich wieder länger auf 14/42 machen. Das hat unter anderem den Vorteil einer längeren Schwinge – ich bin nicht so professionell wie Christian Kuhl ausgerüstet, der mal eben ein Kettenglied ein oder ausbaut – und somit hat man eine bessere Bremsstabilität. Das Fahrwerk ist seit Jahren auf Michelin vorne und Pirelli hinten abgestimmt. Mehr wie einen Klick rauf oder runter ist da nicht mehr notwendig. Ansonsten gilt halt wie immer, in den kurzen Beschleunigungstücken so richtig am Hahn ziehen und nicht nach dem Motto: „Ach ja, ich muss sowieso gleich umlegen, ach ja lass es gut sein“.

So Computer zu, Plan für heute ist gemacht

Insgeheim wollte ich es heute Vormittag ein bisschen ruhiger angehen lassen, da am Nachmittag die 4h angesagt waren *freu*
Ich stiftete zum Frühstück den letzten von drei Kuchen, den meine geliebte Frau Antizünd uns gebacken hatte. Auf die Frage, wer denn den Kuchen gebacken hätte, antwortete ich: „Meine Frau, ich hatte eigentlich vier bestellt, aber den letzten hat sie verweigert …“. Darauf antwortete Dirk „Ossi“ Ossenberg: „So eine Scheiße, die sollen doch einfach nur hören …“
Zum Zeittraining fuhr einmal der Dirk Debus raus und einmal ich, da jeder einmal gemäß Ansage vom Klaus Maske raus musste. Ansonsten ließen wir es uns gut gehen. Die Hondeinchecker waren alle wech, bis auf die Mechaniker, die die zerstörten Feuerblöds vom Montag und dem Dienstag soweit es ging wieder zusammenbastelten (aus vier mach drei oder so ähnlich

) , war von den Hondajungs niemand zu sehen. Ach ja, die Armen mussten bei den knapp 40 TöffTöffs die Felgen ausbauen, Reifen wechseln, wieder einbauen und dann die Reifen einfahren. Beim Einfahren der Reifen sollen so ganz nebenbei noch einmal 2 – 3 Feuerklingen über die Klinge gesprungen sein

.
Die IDMler und sonstigen Profis ließen es richtig krachen. In einem beiläufigen Gespräch erfuhr ich, dass man bei Pirelli respektive Metzeler inzwischen mit einem Warmluftdruck von 2,0 bar (!!!!) fährt. Wenn die Strecke zu kalt sei, sodass die Reifen draußen zu sehr abkühlen, wäre halt event. nachzuregeln. Soviel zu unserm Fred vor 3 – 4 Wochen bezüglich dem Anstieg der Luftdrucks bei Verwendung von Reifenwärmern und wie man das berechnet und überhaupt ….
Um 1200 erfuhren wir, dass das 4h-Rennen mangels Teilnehmer – es hatten sich nur 4 oder 5 Teams gemeldet nicht stattfinden würde

- ich hatte mich so auf dieses Rennen gefreut. Ich liebe es Stundenlang im Kreis zu fahren, leider haben mich meine Aufzündfreunde bei dem Plan an den 24h von Oschershausen teilzunehmen kläglich im Stich gelassen.
Stattdessen sollte ein 20-Runden-Rennen stattfinden, welches um siebzehnhundert gestartet werden soll. Als Startaufstellung sollen die Zeiten vom heutigen freien Training herangezogen werden, Transponder hatten wir inzwischen ja alle. Und nu ? Ich fasste den Plan, dann halt den Warmluftdruck von 2,0 zu testen. Ich fuhr sonst einen Kaltluftdruck von 2,1 bar. Nach elfundzwanzig aufgerissenem Pirellimüll hatte sich dieser Luftdruck hinsichtlich des Aufreißens als ganz passabel erwiesen. Dank dreier hinterer Felgen und einem bereits montierten älteren gebrauchten K2 ging es los. Ich war positiv überrascht, die Teile scheinen so wirklich etwas mehr Grip zu entwickeln.
Jürgen hatte sein Moped wieder zusammengetapt und war gegen 1400 soweit, wieder im Kreis zu fahren. Er fuhr den einen oder andern Turn, gegen 4 Uhr fabrizierte er aber in der langen Bergaufrechts einen richtigen Männerhighsider

Als ich ihn oben auf dem Hügel stehen sah, ahnte ich nichts Gutes …. Ich kann so richtig mitfühlen, ein derartiges Desaster habe ich 2001 am Pannonia-Ring erlebt, als mich meine damalige ¾ Gixxer einmal am Freitag im Training und einmal am Samstag im Rennen beim Überrunden abgeworfen hat …..
Um 1700 war es dann soweit. Wir fuhren raus, stellten uns in die Startaufstellung, eine WarmUpLap und wieder hinstellen zum Start …. und ….rote Flagge … ein etwas hektischer Bückling wird ein T-Shirt mit der Beschriftung: „I crashed in the WarmUp-Lap“ überreicht bekommen … Er hatte offensichtlich beim Anbremsen auf die Doppelrechts vor StartZiel beim Bremsen sein Moped vernichtet… hallo ???? Das ist doch der Punkt, wo das ganze Feld so langsam ist, dass man aufpassen muss, in der Kurve nicht umzufallen …..
Wir standen ewig, unsere Reifen mussten inzwischen bei einer Außentemperatur von mind. 25°C eine Temperatur von 100°K (-173°C, Anm. der Red.

)haben. Klaus erkannte unser Dilemma und schickte uns in zwei weitere WarmUp-Laps.
Wir stellen uns hin, Startdrehzahl 6000 U/min, Ampel schaltet auf rot, Ampel geht demnächst aus und …. der Junior ist auf einmal schon rechts neben mir

oops. Dank meinem Männermotor habe ich diese Geschichte bis zum Anbremsen soweit geregelt gehabt, so ein Schlawiner. Dieser Frühstart müsste mit dem Frühstart bei der Hackfressen-WM vergleichbar gewesen sein, he he.
Stefan hat einen super Start gehabt und bog vor mir in die erste Rechts ein. Scheiße. Auf der anderen Seite war Dirk nur eine Position vor ihm, sodass ich die Hoffnung hatte Dirk würde uns so richtig vorwärtsziehen. Stefan ließ allerdings ganz allmählich abreißen, das hieß für mich ich muss da vorbei. Ich muss aber ehrlich gestehen, im Gegensatz zum ersten Rennen war da no chance. Innerlich jubelierte ich, seit 18 Jahren (:!:

) und geschätzten 100.000 km versuche ich so schnell wie diese beiden Aufzünder zu fahren, heute bin ich dabei. …. Dirk entschwand so langsam und ich wurde unruhiger. Beim Anbremsen auf die Bergauflinks passierte mir dann der Fehler. Wir kamen so richtig angeflogen, im Gegensatz zu gestern stand aufgrund der längeren Übersetzung mein Motor nur 1,3476143 sec im Drehzahlbegrenzer

, Stefan bremste anscheinend noch einmal ein bisschen stärker - keine Ahnung warum, vielleicht weil er durch die extrem tiefstehende Sonne geblendet war – laut Daten hatte ich die Bremse aber schon wieder leicht zum Umlegen geöffnet . Ooops. Scheiße, wo soll ich hin ….. Ich zog nach links, sonst wäre ich ihm hinten rein gefahren, bremste wie ein Gestörter, das Vorderrad stempelt – Scheiße nicht wie am Pannoniaring, als ich überrunden wollte – im letzten Augenblick muss er mich bemerkt haben und macht auf, uff. Ich war in einem Winkel hinter ihm, wo er mich wahrscheinlich noch nicht sehen konnte, er muss es aber geahnt haben. In der übernächsten Kurve hat er mich dann vorbeigewunken. Scheiße Papa, das war keine Heldentat, ich hoffe inbrünstig so eine Nachlässigkeit passiert mir nie wieder. Im Gegensatz zu Profis könnte ich so einen Crash nicht als Rennunfall abhaken und das hat nichts damit zu tun, dass der Stefan einer meiner besten Freunde ist.
Nach etwa einer halben Runde hatte sich mein Puls soweit beruhigt, dass ich mich auf die Verfolgung vom Dirk machen …. wollte. Der Sack zog so am Kabel, dass meine konstant tiefen 46er mit einem vom Vortag ausgelutschten K2 keine Verringerung des Abstandes mit sich brachten. Ich hatte mal wieder gespart und keinen neuen Reifen zum Rennen aufgezogen. Papa, du Pillemansausack, jetzt musst du wie ein waidwundes Reh mit diesem Reifen rumschwuchteln, Papa, du …. Schlumpf …. Nach 4 Runden war es soweit: In der Bergauflinks über die Kuppe zog ich so am Kabel, dass der hintere K2 die weiße Flagge schwenkte und ich einen Highsider wie schon seit 1999 in der Highsiderkurve von Brünn nicht mehr vollführte. Ich schlug mir die Eier am Tank auf, die Füße waren von der Raste und die Straße ging mir auf die nächste schnelle Rechts allmählich aus, oops. Nach amtlich gemessenen 1,7 sec und gefühlten 3700 sec hatte ich die Kiste wieder unter Kontrolle. Das ganze bei GPS-vermessenen 150 km/h. In Mugello bin ich bei einer amtlich bestätigten Geschwindigkeit von 140 km/h nach 65 m wieder aufgestanden, und das war kein Highsider, oops. Die Aufholjagd auf den Dirk gab ich in diesem Augenblick auf ….
Ich fuhr so vor mich hin – ich muss dazusagen, dass ich mich niemals nicht umdrehe – und auf einmal sehe ich aufgrund der tiefstehenden Sonne einen Schatten neben mir. 2 Runden später bremst sich auf einmal der Webschlumpf vor der langen Bergaufrechts rechts an mir vorbei. Er muss sich wie meiner einer gestern gefühlt haben – er hat sich hinterher mindestens dreimal erkundigt, ob das nicht knapp war – ich hab bei der Aktion auf der Bremse vorher so geschwuchtelt, dass da mindestens 3 Mopeds durchgepasst hätten. Also gut, Web-Schlumpf du willst es so haben, ready tu rumble

Ne Schmarren, ich hatte die Hoffnung, er würde vielleicht ein bisschen schneller als meiner einer fahren und mich zum Dirk hinziehen. Da er mit so einem lächerlichen Mädelsmotorrad unterwegs war, wusste ich, dass er beim rausbeschleunigen aus der Palmenkurve mir gehören würde bzw. dank meinem Männermotorrad spätestens auf der Start/Ziel. Bis zur Ziellinie würde es immer reichen

. In der nächsten Runde hatte ich in dem Kurvenbereich der Bergaufrechts aus irgendwelchen Gründen ca. 30 m auf ihn verloren (30 m heiß pi mal Daumen etwa eine Sekunde

) d.h. in der nächsten Runde hatte ich eine Aufgabe … Der Burschi hat mich zu einer 45,6 gezogen und das obwohl ich ab dem 3.Gang auf Start/Ziel nur noch halbgas hinter ihm hergefahren bin. Der Abstand zum Dirk wurde leider nicht mehr kleiner, die Reifen vom Web-Schlumpf hatten ihre beste Zeit auch hinter sich, sodass ich ihn dann 3 Runden vor Schluss lässig, gelangweilt überholte.
In der Boxengasse bin ich gleich zum Stefan und hab mich elfundzwanzig mal entschuldigt. Er hatte offensichtlich gar nicht richtig mitbekommen, was für ein Scheiß ich gebaut hatte. Glück gehabt, Papa. Ein Fastcrash, ein Mädelhighsider – um die Worte vom Jürgen zu gebrauchen, der inzwischen leicht fußkrank, etwas geknickt schon wieder ein wenig lächeln konnte und sich mit uns ehrlich freute (ein richtiger Freund eben) – 7300 Rutscher, eine 45,6, Papa-Schlumpf, du solltest vielleicht mal ein bisschen in dich gehen …
Bei der Siegerehrung stand diesmal der Martin Rieder in der Mitte auf dem Stockerl, Dirk war Zweiter und ich diesmal wirklich Dritter, Stefan Vierter. Bei den 600ern nichts Neues, das Grinsen der Schlümpfe war noch einmal breiter, obwohl ich der Meinung war, das geht nicht mehr

. Nach der Siegerehrung zogen wir uns den brusthohen Tisch, wo vorher die Pokale draufstanden, in die Mitte und vernichteten den Sekt aus unseren Pokalen. Die Jungens von Alpha-Technik, allen voran Waldi und Klaus Maske fühlten sich in unserm Kreis offensichtlich auch sehr wohl, was haben wir für ein dummes Zeuch gelabert und Spaß gehabt

Inzwischen war es fast stockdunkel und wir gingen in unsere Box um noch ein bisschen aufzuräumen. Gegen 2030 verließen wir die Örtlichkeit – unser Argentinier hatte ja schließlich eine Paella für uns vorbereitet. War das wieder ein goiles Mahl. Der Hopfentee floss in Strömen, etwa in der Mitte habe ich dann zu einem vorzüglichen Rotwein gewechselt und zum Schluss noch den einen oder anderen Carachillo, wow, das Leben kann so schön sein. Selbst unser leicht frustrierter Jürgen hatte seien Spaß, obwohl ich eine ziemlich genaue Ahnung hatte, wie es in ihm zugegangen sein dürfte.
Nach dem einen oder andern Abschlußhopfentee in unserer Box legte ich mich hin und fasste den Plan morgen die 45er zu bestätigen und begann mich innerlich auf die 44 (nein, nein nicht mein fortgeschrittenes Alter, also spart euch eure Kommentare

) vorzubereiten ….