Okay, Black, weil Du so eine schöne Strohmann-Argumentation aufbaust kann ich nicht umhin Dir zuzustimmen:
Bei einer 600er lese ich natürlich noch Lucky Luke Comics während der Fahrt; fahre ich eine 750er löse ich noch nebenbei Kreuzworträtsel, erst bei 1000ern wird meine volle Konzentration benötigt; tja, und 'ne SV 650 würde ich nicht fahren wollen, weil es ja im Prinzip rückwärts gerichtetes Fahren ist, was unter Umständen einer Zeitmaschine gleichkommt, und es somit theoretisch möglich wäre, dass ich pro Runde immer jünger werden würde und ich am Abend die Rennstrecke um 10 Jahre verjüngt verlasse.
Black, kg * m / s² ist Dir ein Begriff, oder? Wo taucht denn in dieser Gleichung das Motorrad auf? Ach, gar nicht?!

Also spielt beim Bremsen weder die Masse des Motorrads noch die gerade gefahrende Geschwindigkeit eine Rolle sondern nur die Masse des Fahrers und seine Lust zu ankern. Ja, Du hast natürlich Recht, wenn Du einwirfst, dass der Bremsvorgang umso länger dauert, je höher die erreichte Geschwindigkeit vor dem Bremspunkt ist um mit einer bestimmten Geschwindigkeit die Kurve zu durcheilen; aber ehrlich, bringen Dich geschätzte 5 Sekunden mehr Kraftaufwand (SV 650 zu ZX-10-R) pro Umlauf schon an den Rand Deines Leistungsvermögens?
Wenn Du Probleme hast bei höheren Geschwindigkeiten Deinen Bremspunkt annähernd zu treffen, empfehle ich Dir einen Augenarzt aufzusuchen - und das ist mein voller Ernst! Ich treffe meine Bremspunkte mit +/- 25 m, also im Bereich von 50 m - und mir reicht das vollkommen aus! Ich bin nicht in der Moto-GP tätig, wo ich Bremspunkte auf 2m genau treffen muss.
Wenn Dein Arzt Dir bestätigt, dass Deine Augen in Ordnung sind, Du aber trotzdem Probleme hast, Deine Bremspunkte zu treffen, dann wende einen Trick an: Suche einen Bezugspunkt weiter vor dem eigentlichen Bremspunkte und zähle runter, z.B.: eins, zwei, drei, bremsen, oder stimme ein Lied an und beim Erreichen eines bestimmten Wortes leitest Du den Bremsvorgang ein. Das hilft!
Mir ist es persönlich egal, ob ich nun mit 244 km/h (600er Suzi) oder 272 km/h (1000er Kawa) ankern muss, es strengt mich nicht großartig mehr an. Was für mich anstrengend ist, ist die Konzentration über den gesamten Verlauf aufrecht zu erhalten, also nicht das physische sondern das psychische! Ich erwische mich oft dabei, dass meine Gedanken während der Fahrt abschweifen und ich mich gar nicht mehr richtig aufs Fahren konzentriere, sondern an irgendwelche Sachen denke, die rein gar nichts mit dem Motorradfahren zu tun haben, sei es weil der Streckenposten sich gerade etwas kühles durch den Hals laufen lässt, oder weil eine Strebe schräg am Befestigungsgerüst für Schildertafeln angebracht ist...
Ich hatte letzten Jahres auf den Hockenheimring einen jungen 600er IDM-Piloten als Nachbarn, welcher noch am Vortag die IDM-Variante mit seiner 600er Stock-Sport befuhr, aber im Zuge des Hobby-Trainings eine 1000er IDM-Maschine für einen Turn um den GP-Kurs inklusive Hochgeschwindigkeitskurve scheuchte. Sein Grinsen nach dem Turn hättest Du mal sehen müssen - und ich hätte mir auch verkneifen können nach seinen Eindrücken zu fragen; sein Grinsen sprach ja Bände...
Motorradfahren ist Kopfsache - stimme ich mich mental darauf ein, macht es Spaß, verkrampfe ich mich (oh je, das ist eine 1000er mit 200 PS), kann es nicht gelingen!
Soviel zu weismachen und Illusionen.
Und noch etwas: Ich bin nicht hier um irgendjemanden von irgendetwas zu überzeugen - ich bin kein Missionar. Also lass die Unterstellungen. Meine Aussage war schlicht und einfach, dass man andere mit seinen eigenen subjektiven Eindrücken nicht bange machen soll, sondern ein jeder seine eigenen Erfahrungen und Vorlieben herausfinden muss, um zu entscheiden, welches Fahrzeug am besten zum eigenen Fahrstil und Können passt.