Früh am Morgen wälzt sich Heinz schon im Transporter und bringt mit seiner Unruhe die schlafende Holde auf die Palme:
„Mach dass du raus kommst, putz das Mopped bis zur Fahrerbesprechung und geh dich anmelden. Aber lass mich doch mal ein wenig schlafen.“
Zugegeben, 6.30Uhr war nicht die normale Uhrzeit zum Aufstehen an Wochenenden. Also purzelte Heinz aus dem Bus.
Er hatte für heute große Ziele. Mit der 750er hatte er beim ersten Lauf der EEC hier eine Duftmarke von 2:28 min gesetzt. Es war nicht die tollste Zeit, aber mit der 1000er muss die auf jeden Fall geknackt werden.
Wie im Wetterbericht angekündigt war das Wetter nicht toll. Aber trocken!
Anmeldung, Fahrerbesprechung (alle gemeldeten Verstöße sollen 100€ kosten

Heinz war mal wieder er selbst in voller Perfektion.
Den Laptimer hatte er gar nicht eingeschaltet.
Nach der zweiten Runde ging die Tankleuchte an.
Natürlich hatte er mal wieder vergessen zu tanken.
Und der Bock fühlte sich einfach scheiße an.
Chattering hier, stempeln da, die Linie geht immer zu weit.
Vom ersten Turn zurück erblickt er auch den Hembi, der grad von der Anmeldung kam.
„Immerhin, ne 2:38min“ lässt er hämisch verlauten.
Heinz hat Mühe, den unteren Kiefer an Ort und Stelle zu halten.
„Wat is?“
„Ach komm, erster Turn. Des passt scho’“ lächelt Hembi.
Kopfschüttelnd, weil er die Welt nicht mehr versteht, wechselt Heinz seinen Hinterreifen.
Der Plan: Den YCY vom Rennen in Most für das Rennen hier aufheben, der hat ja noch nicht so viele Runden. Und den alten, angerutschten YCY vom Rennen am Pann und den Trainings in Most noch mal aufziehen.
Heinz ist eben auch ein Sparfuchs vor dem Herrn.
Heinz wäre nicht Heinz, wenn er sich dabei gleich wieder einen Fauxpas leistet.
Hembi kam nach der Gewichtsreduktion zurück und freute sich:
„Hast du meinen Hinterreifen auch gleich gewechselt oder bist du immer noch beim wuchten?“
„Arschen…“
„Jetzt mach halt mal nen Gewicht dran und bau dir die Scheiße ein, in 12min geht’s zum Turn raus“ – Pause – „Sag mal, ist der absichtlich falsch rum drauf?“
„Hör uff….“
„Doooch“
„Tatsache. Scheiße…ich mein Scheißegal. Mir jetzt wurschd. Stimmt eh nix…Mannmannmann“
Unter leisem Fluchen baut Heinz das Hinterrad ein, setzt den Helm auf und fährt mit Hembi zum ersten gemeinsamen Turn raus. Hembi lässt es gleich fliegen und lässt Heinz mal wieder zurück. Obwohl Heinz seinen Transponder anhat, läuft der bis 5min durch und schaltet sich selbst ab.
Hembi grinst fröhlich, als Heinz ans Lager gerollt kommt.
„Und, wie?“
„Scheiße. Karre fühlt sich komplett scheiße an. Und nen Transmitter hat noch keiner aufgestellt, kein Plan was für ne Zeit..“
„Hm? Kein Transmitter? Mein Laptimer ging. Ich hab ne 2:21min gefahren. Die Zeit vom letzten mal schon gefällt. Ich brauch nimmer raus. Lang mir eigentlich schon…“
Bei Heinz brachen alle Dämme. Er stellte sein Eisen auf den Seitenständer, feuerte seinen Helm nebst Handschuhen in den Campingstuhl und begann die Kombi auszuziehen.
„Was’n los Dicker, Hülse vergessen?“
Heinz war nicht zum Lachen zumute. Was war verdammt noch mal mit seinem Bock los?
Laut Gummiring am Gabelfuß war die Fuhre vorne komplett auf Block.
Laptimer ging ned. Die Fuhre wackelt und schafft...fährt sich einfach nicht wie sonst.
Wie sonst immer in diesen Situationen tobte Heinz auch heute erstmal ausgiebig innerlich und äußerlich, bevor er endlich anfing nachzudenken und zu handeln. So isser halt.
Hembi nahm’s gelassen. Er kannte ja die Prozedur. Nachdem Heinz dann einen Schraubenzieher und ein Blatt Papier in die Hand nahm, half er ihm beim Einstellen. Komischerweise passte der Negativfederweg überhaupt nicht. Das Teil stand 2 Wochen im Bus, keiner konnte da rumdrehen. Na ja. Sie drehten 2 Ringe Vorspannung rein.
Dann wies Hembi dann den Heinz darauf hin, dass der Infrarotempfänger auch in Richtung der Boxenmauer zeigen sollte, um ein Signal zu bekommen.

(Heinz live, großes Kino Teil XY)
Frisch ans Werk, Turn 3. Dieses mal spuckte der Laptimer sogar Zeiten aus.
Heinz freute sich bedingt über die 2:25min, was ihn eigentlich freute war das deutliche bessere Handling. So kann man wieder Motorrad fahren.
Hembi ließ sich nicht lange bitten und hämmerte mit konstanten 2:19min um den Kurs.
Dann fing auch er an, am Fahrwerk rumzuschrauben. Die Richtung sollte sich aber als falsch erweisen, da er im nächsten Turn mit hängen und würgen nicht unter 2:22min kam.
Heinz setzte seine Serie von Most fort und feile pro Turn immer ein wenig an der Bestzeit. Dieses mal war es ein etwas größerer Sprung, die Videoanalyse des letzten Turns mit Hembi zeigte Erfolg:
2:23.838min standen auf dem Zeitenzettel.
Der vorletzten Turn des Tages, letzter Turn des Tages von Hembi.
Er hatte das Fahrwerk in die Gegenrichtung verwurstelt und siehe da.
Er stanzte eine 2:18.27min in das Asphaltband. 4 Sekunden Verbesserung gegenüber dem letzten mal. Respekt!!
Heinz verbesserte sich um 7 Hundertstel und nahm sich für den letzten Turn vor, die 2:23min zu knacken. Ein kleiner Dreh an der Vorspannung hinten brachte den erhofften Erfolg.
Der Laptimer zeigte in der ersten Runde 2:24min, in der zweiten Runde 2:23min, in der dritten Runde 2:22min hoch, in der vierten Runde 2:22min tief. Yieha. Endlich konnte auch Heinz wieder lächeln und schnappte sich sein Feierabendbier.
Der Zeitenzettel offenbarte eine offizielle 2:22.769min als beste Zeit.
Hembi tauschte seine Bereifung hinten gegen einen frischen YCX um am Samstag die 2:15min in Angriff zu nehmen, Heinz trank Bier und sah dabei zu. Als die Mädels auch Hunger anmeldeten wurde der Grill entfacht und mit von Sorge gezeichneten Gesichtern der 2 Bekloppten grilliert. Die Wetterprognose für Samstag wurde immer schlechter.
Um genau zu sein: BESCHISSEN!