Also ich finde Harry ist schon auf dem richtigen Weg.
Aber..., um auch einmal Einblick in mein Seelenleben bei einem solchen Event zu gewähren, ich denke, was meine Person angeht, kann ich die Gedankengänge von Ihm oft mit meinen vergleichen. So sitzt man Monate im finsteren Winter und hofft das es endlich losgeht, und wenn man dann kurz vorm ersten Rollout ist, zweifelt man, fragt sich sogar warum man sich das antut. Und alle um einen herum sind irgendwie stiller als sonst.
ABER, dann fährt man raus, macht das Visier runter und schon in der ersten Kurve schießt es ins Gehirn.....JA jetzt weiß ich es wieder, darum....Drehzahl, Knieschleifer und ein Motorrad das es zu bändigen gilt. Mann kämpft, macht und tut, zwingt sich zu entspannen und versucht eine Einheit mit dem Motorrad zu sein. Ich fahre dann oft früher raus, meckere über meine vespannten Unterarme und suhle mich in Selbstmitleid.... So habe ich Abends mit Jörg gesessen, und wir haben festgestellt, dass wir uns gegenseitig runterziehen, immer über Stürze und Probleme reden. Also haben wir uns bei einem redlichen Kölsch vorgenommen und auf das wesentliceh zu konzentrieren. Zünden in aller konsquenz, und wenn es uns runterhaut, dann ist das halt so.......
Ich habe mich mehr mit den Beinen als mit den Armen festgehalten, und Jörg hat sein Baby ein bißchen mehr Leine zum Spielen gegeben, und siehe da............Rock and Roll.
Was mich angeht so ist Rennstrecke ein permaneter Kampf mit mir selbst, ALLE schnelleren und gegen meinen Rennbruder Jörg, der mich immer wieder in neue Regionen treibt und ich hoffe das das auch so bleibt.
Sollte ich mit Harry unterwegs sein, so stehe ich jederzeit zur Verfügung um Ihn mit Rat und Tat zu unterstützen, und sei es nur um eine Boxentafel zu zeigen, die er nicht sieht.
Aber Harry, sei Ehlich, als Du nach dem Rennen reingekommen bist, alle abgeklatscht haben, und Du alles gut gemeisterst hast, DA warst Du Glücklich, oder. Alles davor ist der Preis den man zahlen muss.
Eine Zeit lang kannst Du die Sau einsperren, aber irgendwann will Sie doch wieder raus !!!
was mich mal interessieren würde ist ob du Sport machst? Ich habe jetzt schon des öfteren gelesen dass du ziemlich kaputt warst nach nem Turn/Tag usw. Vielleicht hättest du mehr spass wenn du fitter/noch fitter wärst?! Wenn der Körper nicht mehr mitspielt spielt der Geist auch nicht mehr mit. Ist ja generell so...
Ich beneide jeden der es sich leisten kann so oft zünden zu gehen wie du. Und höre sowas mit erschrecken dass man die Zeit nicht nutzt.
Egal woran es im endeffekt liegt weshalb du mal nen Tag oder so sausen lässt ich hoffe du bekommst es in den Griff
Bei dem Weg... wirklich gut geschrieben.
Erfahrung ist die Summe aller Fehler.
I'm #1 so why try harder?
Spessartgixxer hat geschrieben:was mich mal interessieren würde ist ob du Sport machst? Ich habe jetzt schon des öfteren gelesen dass du ziemlich kaputt warst nach nem Turn/Tag usw. Vielleicht hättest du mehr spass wenn du fitter/noch fitter wärst?!
Harry ist die Fitness in Person , du könntest ihn auch Draht nennen. Deshalb wundert mich auch das er nach wenigen Runden so aus der Puste ist.
Das ist so, weil er viel zu sehr verkrampft beim fahren... Wenn ich den Lenker behandle als wollte ich einen Pitbull erwürgen, dann geht das halt an die Substanz...
Wobei die Super Duke das am einfachsten und kraftschonendsten zu fahrende Mopped der Neuzeit ist!
Harrys sportliche Wurzeln liegen im Bodybuilding. Zumindest alle Leute, die ich aus dem Bereich so kenne und die sich später im Ausdauersport betätigt haben, haben viele Jahre gebraucht ihre Muskulatur umzustellen um dann trotzdem nur mittelmäßige Ergebnisse zu erzielen. Was dem Spaß übrigens keinen Abbruch tat!!
Ich erinnere mich an ein Renntraining vor ungefähr 4 Jahren. Mittlerweile bin ich längst nicht mehr auf gleichem Level wie damals, aber in einer Bullenhitze ist die ganze Bande um mich herum ab Mittag reihenweise aus den Latschen gekippt und lag nur noch hechelnd im Schatten. Gefahren sind nur noch ganz wenige, davon ein Langsamer . Damals und heute ödet mich ein Sack Zement zwar an und ist mir echt nicht angenehm zu tragen, aber mich stundenlang bewegen ist kein Problem.
Und ganz offensichtlich ist -wenn schon so polarisiert betrachtet- der Ausdauerteil der tauglichere fürs aufzünden.
Ob´s dem Harry nun aber wirklich Spaß macht, nur fürs Aufzünden voll auf Ausdauertraining umzustellen will ich mal bezweifeln. Umgekehrt hätte ich ja auch Probleme damit, ausschließlich Eisen zu biegen. So ein bischen zufüttern geht immer und macht auch Spaß, aber zu Hause in einer Sache fühlt sich anders an.
Ok, ich hatte mich also einer spontanen Selbsterkenntnis folgend am Mittwoch abend für das Rennen angemeldet. Und damit hatte ich wohl so einige Leute überrascht, die nun die Welt nicht mehr ganz verstanden. Erst fährt er Mittwochs gar nicht mehr, jammert rum, dass ihm die Lust fehle auf der Strecke zu fahren und dass er so schlecht sei und nun trägt er sich fürs Rennen ein??
Klar! So ist Harry!
Irgendwann am Mittwoch, nach vielen guten Gesprächen und einem besonders gutem mit Wolf Töns über Psychologie, nicht verarbeitete Erlebnisse und die Funktionsweise des menschlichen Hirns hat sich mentaler Bodennebel gelichtet und die Sonne der Erkenntnis brach durch!
Ich bin so! Ich war immer so und bin es auch in anderen Bereichen. Ich bin ein ergebnisorientierter Mensch. Und an Ergebnisse komme ich immer am besten auf dem direkten Weg. Ohne Schnörkel, ohne Tests und Vorversuche und ohne langes Vorgeplänkel!
Turns von 20 min zu fahren ohne dass es dabei um irgendwas geht öden mich an! Ist vielleicht dumm aber ich bin so. Daran reizt mich nix! Das ist Routinearbeit und ich hasse langweilige Routine. Wenn in diesen Turns dann nichtmal ein Kumpel mit mir fährt mit dem ich mich kabbeln kann dann ist das langweilig! Erinnert ihr euch an den langhaarigen Franzosen auf seiner neuen ZX-10 in Cartagena? Der hat mir Spass gemacht. Wenn ich den sah, dann ging es von alleine voran. Warum war es so schwer darauf zu kommen?
Aber was heisst das für zukünftige Trainings und wie soll es weiter gehen? Ich kann doch nicht nur Rennen fahren?
Scheissegal! Darum kümmern wir uns später! Jetzt hatte ich mich fürs Rennen eingetragen und fühlte mich erstmal angenehm gut dabei. Ich hatte eine Challenge für morgen!
Ok, ich würde von ganz hinten starten und alle die vor mir sind würden wohl Cracks sein die eh schneller sind. Die Leute, die meine Zeiten hier fahren würden sich wohl eher nicht fürs Rennen angemeldet haben. Aber egal! Alleine mich überwunden zu haben, 6 Runden Rennen mit allem drum und dran gefahren zu sein, das würde meine Laune zum Abschluss der Ledenon-Days erheblich aufheitern!
An diesem Abend war ich zufrieden mit meiner Entscheidung, hatte noch einige Male genüsslich in überraschte Gesichter geguckt als ich offenbarte morgen mitzufahren und ging irgendwann müde und zufrieden ins Bett!
Ich hatte den mentalen Notausgang gefunden und war bereit ihn zu durchschreiten!
"When the Going get´s tough, the Tough get going!" (Billy Ocean irgendwann in meiner Pubertätszeit...)
Am Tag des Rennens stand ich früh auf. Ich hatte herrlich geschlafen. Ich war nicht nervös! Warum auch? Ich würde quasi ein Rennen fahren, das wie ein 6-Runden-Turn mit zwei Warm-up-Laps sein würde. Ich würde wohl alleine fahren und wenn es gut läuft nichtmal von dem kleinen Portugiesen überrundet werden...
Bin zeitig in die Box um Luftdruck zu prüfen und die Reifenwärmer anzuschalten. So ein Tag ohne raus zu fahren hat den grossen Vorteil, dass man mit einem Satz Reifen für 3 Tage auskommt! Habe alle wichtigen Schrauben nochmal kontrolliert und muss hier mal eine Lanze für die Super Duke brechen. Bei beiden Ledenon Events war sie ein sehr zuverlässiges Bike! Sprang immer willig an, machte keine Mucken und tat wie ihr befohlen wurde! Das in Cartagena war ja, wie schon gesagt, eigenes Verschulden und menschliche Fehler in der Präparation des Moppeds!
Habe dann das Rollo zur Boxengasse hochgefahren. Es war bewölkt aber trocken. Nichts los. Die meisten noch beim Frühstück. Ein seltsamer, nachdenklicher aber sehr stimmungsvoller Augenblick. Hatte echt was von einer Götterdämmerung, von einem grossen Event dass seine ruhigen Schatten voraus wirft...
Nachdem ich mich dann selbst gestärkt hatte ging ich rüber zur Veranstalterbox um zu schauen ob sie die Startaufstellung rausgehängt hatten. Hatten sie und ich blickte fasziniert auf das was da zu lesen war!
Me, myself and I wie gewünscht auf dem letzten Startplatz. Der 26ste! Exakt der selbe Startplatz den ich vor genau einem Jahr an selbiger Stelle hatte als ich mir in der letzten Kurve terminatormässig den vorletzten Platz beim Fight neben der Boxenmauer erkämpft hatte. Zufall? Nee, sowas gibbet nich...
Dann wurde mein Erstaunen noch grösser! Die zwei Mann, die vor mir standen waren auch nur ne 1:53 gefahren wie ich! Der nächste davor war eine gute Sekunde schneller und dann war der Abstand schon 3 oder mehr Sekunden. Würde aber bedeuten, dass ich nicht unbedingt allein fahren müsste und durchaus zwei oder drei Piloten in Sichtweite sein müssten.
Hab dann erstmal ob der neuen Situation tief durchgeschnauft, den Kopf einmal von der linken Schulter rüber zur rechten gekippt, das Genick dabei hörbar knacken lassen und beschlossen diese Situation noch viel reizvoller zu finden. Die Geschichte gewann mehr und mehr an Reiz!
Die anderen Jungs lachten schon als ich den Spruch vom letzten Jahr wiederholte: "Ich hab kein Problem damit Letzter zu werden...aber wenn es nicht unbedingt sein muss und machbar ist fahrerisch auch nur einen Platz gut zu machen dann werde ich das tun!"
Keine Nervosität aber so etwas wie Wettkampflust kam in mir auf. Dachte an die Jungs die trotz vorheriger Ankündigung doch ihren Start im Rennen zurück gezogen hatten. Genau wie letztes Jahr.
Ich musste grinsen und mir fiel der Spruch ein "Racing seperates the Men from the Boys!"
Der erste Turn rückte näher. Zwei sollten es an diesem Vormittag sein bis die Rennen anstanden. Das Superbike und das Supersport Rennen noch vor der Mittagspause und das Thundersport Rennen dann um 14 Uhr.
Mein Kollege Pascal war ein bisschen angepisst weil er nach zwei Tagen in Gruppe 2 nun zu mir in Gruppe 3 gestzt wurde. An jedem Morgen gab es nach der Umgruppierung aufgrund der Transponderzeiten glückliche und weniger glückliche Gesichter. Aber ich finde diese Art der Gruppeneinteilung die fairste und korrekteste. Es kann nunmal, bis auf Härtefälle, nur einen Indikator für die Leistungseinteilung in Gruppen geben - die Zeit! Pascal fühlte sich unrecht behandelt da er ja nicht langsamer geworden sei. "Naja," sagt ich ihm, "aber die anderen haben eben proportional noch mehr zugelegt!" Ich zeigte ihm die Gesamtliste mit jetzt allen 4 Gruppen und total 184 Fahrern! Dort war er 112ter. Also logischerweise in der 3 Gruppe zwar im oberen Teil aber goldrichtig. Das liess ihn einsichtiger werden und verstummen. Zeigt aber auch wie oft wir selbst uns falsch einschätzen und eingruppieren weil wir wohl die anderen unterschätzen!
Wie auch immer. Wir zwei fuhren raus. Pascal hinter mir her. Hab ja schon ewig nicht mehr auf der Duke gesessen. Vorgestern müsste das gewesen sein...
Funktionstest. Fahrwerk, Reifen, Motor...alles easy! 3 flotte Runden und wieder raus! Mopped aufgebockt, Heizdecken drauf, Kombi aus, Stuhl vor der Box in die Sonne gestellt, Sonnenbrille auf und Flasche in die Hand. Relax! Urlaub! Mir geht´s gut...
Pascal beendet seinen Turn mit der Flagge und kommt erstaunt auf mich zu. "Was´n los? Fährst nicht mehr?"
"Nö! Schonmal Warm Up in der Moto GP gesehen? Dreht der Rossi da noch 1000 Runden? Entspann dich, Harry hat nen Masterplan!"
So war das. Ich wusste ja nun,dass mir stupide Rundendreherei nix bringt! Ich hatte um 14 Hundert einen wichtigen Termin...
SP-12 Harry hat geschrieben:Irgendwann am Mittwoch, nach vielen guten Gesprächen und einem besonders gutem mit Wolf Töns über Psychologie, nicht verarbeitete Erlebnisse und die Funktionsweise des menschlichen Hirns hat sich mentaler Bodennebel gelichtet und die Sonne der Erkenntnis brach durch!
@Harry
Da machst du mich neugierig, was wurde dir dazu vermittelt?
