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Mopedstory zum Honda Event - 25000 Zeichen sind nicht genug

Infos zu und mit Veranstaltern, aber auch zu anderen Themen,
über die es sich lohnt zu sprechen!

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Beitrag von trente-deux »

Ein Aufrechter der auszog sich mit den Gebückten zu messen.

Schon am Mittwoch machte ich mir ernsthafte Sorgen wegen des bevorstehenden Wochenendes. Vor meiner Haustür wurden alle Parkplätze abgesperrt und Schilder aufgehängt: Wegen Dorffest und Festzeltaufbau bitte alle Parkplätze von 12.6-15.6 freihalten. Danke, Ihre Dorfgemeinschaft.
Eigentlich ist gegen ein nettes Dorffest nichts einzuwenden, aber als „Zugereister“ und gleichzeitig vom nächtlichen „Humtata“ bis morgens um 5 Uhr Betroffener, war es mir nach den Erfahrungen der Vorjahre ein echtes Bedürfnis eine Fluchtmöglichkeit zu finden. Also erst mal das Supermoto-Forum durchstöbert und eine Rundfrage gestartet. Ergebnis: kein Training in akzeptabler Reichweite, Supermoto in Stuttgart, 450er fahren in der Open mit, Nennschluss längst überschritten usw. –alles kein Lichtblick. Ich greife zum Telefon und frage den Grossmeister und Hoflieferant der Gummischmelzer und Verkleidungszerstörer Bernd Dietrich von Dietrich Motorsport. „Hi Bernd, ich muss am Wochenende vor dem Dorffest flüchten. Wo ist denn ein Renntraining oder ein Rennen wo ich eins meiner Liebchen ausführen kann?“ Antwort: „ Wir haben den Servicetruck geladen und fahren jetzt gleich nach Colmar Berg in Luxemburg, dort gibt’s Samstag Seriensport und Sonntags den –Preis der Stadt Radevormwald- offizielle Rennen zum Deutschen Rundstreckenpokal.“ Ich überlege nur kurz und bin gleich so wahnsinnig zuzusagen „Okay wir treffen uns um 22:00 im Fahrerlager. Ich gehe schnell einkaufen und lade den ganzen Plunder ein“.
Routine ist, wenn man etwas nicht zum ersten Mal macht und so ist alles schnell verstaut, eingekauft und schon brummt der Renault Traffic auf der Bahn. Drei Stunden später erbettle ich mir den Einlass ins Fahrerlager in Colmar Berg. Das ist der Nachteil wenn man im Vorfeld keine Nennung abgegeben hat. Also mutiere ich blitzschnell zum „Mechanicien de Motorsport Dietrich“ und die Schranke öffnet sich. Okay, ich bin drin. Der Renault findet seinen Platz direkt neben dem Truck vom Großmeister.
Schnell den Chef nebst Gemahlin begrüsst, das Moped aus dem Bus und den Kühlschrank freigelegt. Zisch, ein kühles Bier rinnt durch unsere Kehlen. Das Thermometer zeigte heute gut 30 Grad und 3 Stunden mit dem Traffic durch die Eifel schlauchen. Eine halbe Stunde später glüht der Grill uns leckere, mit Knoblauch eingelegte Steaks. Die Nacht ist lau und im Hintergrund moppelt der Vorkriegs-Stromgenerator des Veranstalters und verbreitet lieblichen Dieselduft um das gesamte Fahrerlager im Strom zu versorgen.
Zwischen zwei Buddeln Bier erfahre ich, dass Pinkeln 25 Cent kostet und dass fürs Duschen 2 Euro über den Tisch gehen. Egal, ich muss mal. Dafür, dass es Geld kostet, ist es wenigstens sauber. Auch eine Art von Luxus.
Um 01:00 Uhr krabbeln wir müde und zufrieden in unsere Kisten, aber nicht ohne dass Bernd noch Ohrenstöpsel austeilt, damit der Vorkriegs-Möppel unseren Schlaf nicht stört. Bier und Ohrenstöpsel wirken. Ich schlummer bis 8:00. Eine heiser fauchende R6 reißt mich aus meinen Träumen. Der Samstag ist der Tag der Seriensport-Klassen. 600er, 750er, 1000er. Alles nimmt im Parc-ferme Aufstellung um dann Gruppe für Gruppe in die Dauerprüfung zu gehen. Ich schaue mir bei einer leckeren Tasse Capuccino in der Hand das bunte Treiben an und erschrecke als ich die Start/Zielgrade sehe. Fast 2 Kilometer lang, leicht abfallend. Und so donnern die 2- und 4-Zylinder an mir vorüber. Alle mit locker 240 und mehr auf dem Tacho.

DIE STUNDE DER ERKENNTNIS
Mir schwant, dass es ein Nachteil sein könnte, morgen in der Open Challenge gegen 250er Zweitakt, 400er Viertakt, Zweizylinder und 800cc Einzylinder mit Rennfahrwerk, Stummel und Verkleidung anzutreten.

In mir keimt leise die Hoffnung, dass die Herren von der technischen Abnahme heftig mit dem Kopf schütteln wenn sie meinen „Chopper“ sehen. Aber nein, alles kein Thema. In den Tank muss Tankschaum, der Motor ist laut Reglement für Open Challenge zulässig, alle Entlüftungsschläuche müssen in einen geschlossenen Behälter geführt werden und unter dem Motor muss ein geschlossene Wanne montiert sein, die das Motoröl auffängt, wenn das Gehäuse platzt.
Das ist meine Chance: Die Ölauffangwanne. So was hab ich nicht und kann mir auch nicht vorstellen wie ich so was basteln kann. Ich stiefle zurück zum Meister Dietrich und erkläre ihm meine „Not“. Falsch gedacht! Bernd hat direkt Ideen. Zuerst gehen wir nochmals zu techn. Abnahme. Bernd ändert verbal das Bauprinzip der LC4. Plötzlich hat mein Motor gar kein Öl im Gehäuse und wird Umlaufgeschmiert. Alles Öl befindet ich im Rahmen. Im Motor selbst befindet sich nur eine ganz geringe Menge, soviel wie zur Schmierung gebraucht wird. Das klingt offenbar glaubwürdig und scheint den Männern irgendwie bekannt vorzukommen aus den Zeiten wo ein gewisser Herr Tusl auf einem Weslake Einzylinder auf der Rundstrecke zwischen Square Four RG500 tobte. Sie stimmen einer Minimallösung zu, eine Abdeckschale unter den Unterzügen aus Gewebeband zu improvisieren, damit das Kunstwerk eben protestsicher und der gute Willen gezeigt wird. Zurück am Truck dauert es keine Minute bis Bernd eine Kunststoffverpackung eines Knieschleifers so umfunktioniert, dass das Plastikteil mit vier Kabelbindern unter dem Motor seinen Platz findet. Es sieht so professionell aus, dass wir gleich überlegen, es für die Duke-Battle als Sicherheitsrelevantes Teil vorzuschlagen, uns alle Rechte am Design und Bauprinzip sichern und so unsere erste Million machen.
Die KTM wird vom Strassenzulassungsgerümpel gestrippt. Statt der Lampenmaske wird die schwarze Startnummerntafel wieder montiert, die meine „Dicke Berta“ schon mal in Ledenon tragen durfte. Mit der Lampenmaske fallen Blinker, Spiegel, Nummernschild samt hinterem Kotflügel in die E-teilkiste. Hinten wird ein Racingkotflügel ohne Rücklichtausschnitt montiert. Der Seitenständer muss runter. Die Startnummernfelder werden schwarz abgeklebt und gelbe Startnummern aufgeklebt.
Bei der Nennungsabgabe werde ich nach einer Wunschnummer gefragt. Ein bisschen wie bei der KFZ-Zulassungsstelle komme ich mir da schon vor. Und obwohl ich keinen Nummernwunsch äussere werden 205,-Euro Startgebühr fällig. Dafür gibt’s ein Programmheft und leihweise den Transponder umsonst. Na ja, bei soviel Startgebühr muss ich jetzt wohl fahren, egal wie es wird.
Ich lasse den Tag gemütlich angehen, denn das erste Training für unsere Klasse ist für den späten Samstag Nachmittag angesetzt. Mir fällt ein, dass ich noch Sprit brauche und so düse ich mit dem Traffic schnell mal nach Ettelbrück wo die nächste Tankstelle ist. 20 Liter Super Plus müssten genügen für ein freies, zwei Zeittrainings und zwei Rennläufe. Der Tank von der LC4 ist auch noch randvoll.
Kaum bin ich zurück und steige aus dem Traffic, da geht eine Gewitterregen der ersten Güteklasse nieder. Na prima. Unser erstes freise Training ist in einer halben Stunde. Ich schaue missmutig auf meine Bereifung. Pirellis Supercorsas vorne SC1 hinten SC2, beide nicht ganz neu. Auf jeden Fall noch ein weiterer Nachteil gegenüber den Roadracern die schnell Ihre Regenräder ins Fahrwerk stecken. Egal und sowieso zu spät, denke ich. Ich krabbel in die Kombi. Zumindest meine Gaerne Skywalker sind jetzt bei der Witterung angesagt. Auf geht´s zum Vorstart. Ein letzter Tip von Bernd: „ fahr nur ein paar Runden, präge Dir den Kurs ein. Nix riskieren“ so mache ich es dann auch. Trotz Regenguss fahre ich 6 Runden mit den Gebückten mit und versuche eine vage Vorstellung vom Streckenverlauf abzuspeichern. Spätestens jetzt kann ich mich an den Nachteil von perforierten Rennkombis im Regen erinnern. Binnen dieser wenigen Runden bin ich nass bis auf die Haut. Wenigstens die Füsse blieben trocken. Okay, ich hab genug gesehen und fahre raus. Die LC4 wird am Bus abgestellt und irgendwie schaffe ich es aus dem nassen Ledereinteiler. Ich investiere 2 Euro für die Dusche und stelle fest, dass ich keine Zahnbürste an Bord habe. Also werde ich an diesem Wochenende kein „Boxenluder“ küssen. Siegerehrung mit Bussi kommt ja aus vorgenannten Gründen (keine Vollverkleidung, kein Stummellenker ...) auch nicht in Frage.
Frisch gemeinschaftsgeduscht sieht die Welt schon ganz anders aus und das Gewitter hat sich auch verzogen. Erste helle Stellen am Abendhimmel sind zu sehen und der Grill brutzelt schon wieder leckere Steaks. Ich bleibe bei einer Flasche Schlummertrunk und bin ganz froh dass Frau Dietrich offiziell erklärt, dass es heute Nacht nicht so spät wird wie die Nacht zuvor. Um 23:00 krabbel ich in den Bus, stelle den Wecker auf 6:30 und versenke die obligaten Ohrenstöpsel in meinen Gehörgängen.
Pünktlich um 6:29 wache ich ohne Wecker auf. Der erste Blick zum Himmel bestätigt, dass meine Trockenwetter-Gebete erhört wurden. Der Frühnebel aus den nassen Wiesen wird sich hoffentlich auch gleich verziehen.
Hunger habe ich noch keinen, nur Durst von den ordentlich gewürzten Steaks. Ich muss mich sputen, denn unsere Klasse ist direkt um 8:00 Uhr mit dem ersten Zeittraining dran. Also rein in den Unteranzug und die Kombi. Mist, die ist noch so nass wie ich sie weggehängt habe. Ein echt unangenehmes Tragegefühl.

BLOSS KEINE HEKTIK
1. Aufruf der Klasse 1 –Open Challenge bitte zu Vorstart.
Ja, ja, ich bin ja soweit. Die Dicke Berta springt an und hoppelt lustig auf dem Hubständer während ich noch Helm und Handschuhe aufsetzte.
2. Aufruf der Klasse 1 –Open Challenge bitte zu Vorstart.
Ja, ich komme schon, Momentchen noch. Ich fahre vor zum Vorstart und muss sehen, dass ich der Erste bin. Gutes Vorzeichen, denke ich, wenn das den ganzen Tag so bleibt.
3. und letzter Aufruf der Klasse 1 –Open Challenge bitte sofort zu Vorstart.
Pustekuchen,da kommen sie. Und sie mustern mich wie einen Ausserirdischen. Einer fragt mich, wie man mit so einen Eimer fahren kann. Ich erkläre ihm, dass man die Strickmuster-Fahrtechnik anwenden muss. Jetzt schaut er noch erstaunter und ich erkläre ihm. „ zwei links, zwei rechts, evtl. einen fallen lassen“. Er hat genug, schliesst sein Helmvisier und zieht nach ganz vorne vor. Ich schätze, ich hab mir einen neuen Freund gemacht.
Sie lassen uns raus auf die Piste. Jetzt haben wir 25 Minuten um die Ideallinie zu finden und erste schnelle Runden auf die Piste zu hämmern. Die Gebückten wärmen erst mal mit Zickzack-Fahren ihre Reifen auf. Okay, zeige ich Ihnen mal was ein kalter Pirelli Supercorsa kann. Ich hämmere in den ersten Knick, der sich markanterweise „Haken“ nennt. Er definiert das ultimative Ende der Start-Zielgraden und ist vorangekündigt von zig Notbremsspuren typischer Bremspunktoptimisten. Schnell muss ich feststellen, dass die Strecke trocken ganz anders aussieht und die Kurvenradien nicht ganz einfache Verläufe haben. Einige ziehen sich böse zu. Ein Ergebnis dessen, dass seit wenigen Jahren der Kurs entgegen der eigentlich geplanten Richtung gefahren wird. Aber nur so war es möglich den Radius nach Start/Ziel, der sich Garage nennt, zu entschärfen. Dort legten sich in den vergangen Jahren zu viele Spätbremser mit zum Teil schweren Folgen ab. Ich versuche einen halbwegs gescheiten Strich zu finden, schaue wie es die Vorderleute machen. Einige sind ebenso planlos, andere wie Reiner Düssel so schnell unterwegs, dass man die Burschen nicht lange beobachten kann. Ich kann mich noch nicht entscheiden zwischen Hangoff-Stil und Supermoto-Fuss-raus-Stil.
Ich fahre einen bunten Mix, je nach Radius und Haftfähigkeit des Strassenbelages. Besonders in der Garagenkurve. Die ist mit soviel Querfugen gespickt, dass es mir hier sinnvoll erscheint, den Fuss in der „Hans-Dampf“-Ederschen Art zu benutzen und das Vorderrad erst mal machen zu lassen was es will - rutschen!

Im Anschluss an die „Garage“ folgen nun fast 2 Kilometer leicht abschüssige Gerade. Ich behalte den Drehzahlmesser im Auge und schalte bei etwa 8500 bis 9000 Upm. Bereits nach weniger als der Hälfte der Geraden bin ich im 5. Gang und es kostet mich viel Überwindung den Rest der Start/Zielgeraden am Gas zu bleiben. Ich habe Angst, dass sich der Motor selbst zentrifugiert. Die Zweitakter und Vierzylinder krachen auf der Geraden an mir vorbei, als gäbe es kein Morgen. Bis zum Haken holen sie sich locker 200, 300 und mehr Meter. Dann richten sich die Gebückten auf.
Aber warum tun die das so unglaublich früh? Klaro, die hängen hinter ihrer Vollverkleidung zusammengefaltet und haben nicht die Perspektive in den Haken, so wie ich. Ich probiere wie spät man wirklich bremsen kann und siehe da, verdammt spät! Ich lerne langsam den Kurvenverlauf, fahre weniger mit „Fuss raus“ und stelle fest, dass wenn die Gebückten den Haken anbremsen, ich noch bis 4 zählen kann, bis ich den Anker werfen muss. Die Gebückten reissen erschreckt die Augen weit auf, als ich im Haken wieder innen neben ihnen bin. Aber sie lernen schnell. Jetzt bremsen sie den Haken innen an um knackiger nach links umzulegen. Ist mir egal. Bremse ich mich aussen herum vorbei. Ich hätte auch noch die Möglichkeit ein Stück Wiese mit einzubeziehen. Aber ich weiss nicht wie die Sporttkommisare das auffassen und lasse die Möglichkeit vorsichtshalber aus. 25 Minuten auf der Rennstrecke sind schnell vorbei. Ich habe es im Eifer des Gefechtes total verpasst auf die Zeitanzeige bei Start Ziel zu sehen. Beim Supermoto hätte ich jetzt geschwitzt wie ein alter Gaul aber ich fühle mich total relaxt und wäre gerne noch ein paar Runden gefahren. Wir werden abgewunken und fahren unsere Auslaufrunde zu Ende. Erst jetzt sehe ich, dass sich die ersten Zuschauer bereits an der Strecke sind um unser Treiben zu beobachten. Einige applaudieren als ich vorbeikomme. Erst schaue ich erstaunt nach hinten, weil ich glaube, dass da einer Spässe treibt. Dem ist aber nicht so und mir wird klar, dass es den Leuten gefällt, dass und wie ich die „Supermotard“ gegen die Gebückten fahre.
Im Fahrerlager angekommen pelle ich mich aus der noch immer feuchten Kombi und ziehe mir den leichten „Bieranzug“ an. Dann hole ich mir bei Berd Dietrich erste Manöverkritik ab und höre aufmerksam seinen Ratschlägen zu. Immerhin ist er vor einigen Jahren noch in der 600er und 400er ganz vorne mitgefahren. Okay, ich werde das mit dem Fuss raus sein lassen, ist die Erkenntnis.
Nach einer halben Stunde schleiche ich mich mal verlegen zum Zielhaus um den Zeitenaushang zu sehen. Ich schaue ganz unten, wo ich mich realistisch Einschätzung wiederfinden müsste und kann mich doch nicht finden. Was ist los? Hat mein Transponder nicht funktioniert? Haben die mich als Nachnennung nicht in der Zeitnahme registriert. Schaue ich auch bei der richtigen Klasse? Ich schaue noch mal. Nix! Nochmals etwas höher, höher, und höher. Ja, da bin ich, 13. Geil, 13. Ich kann es nicht fassen. Ich kenne den Kurs kaum, bin auf der Geraden zwischen 20 und 40 Klamotten langsamer und trotzdem 13. In mir keimt Hoffnung, dass noch mehr geht. Entspannt sehe ich dem 2. Zeittraining entgegen. Die Sonne steht inzwischen hoch und brennt ordentlich auf Pelz und Asphalt. Gut, so mag ich es. Einige kommen jetzt schnell zum Renndienst von Bernd Dietrich und holen sich neue Reifen :“Die sind fertig, haben schon nach drei Runden geschmiert“ heisst es. Also ich hab nix gemerkt. Dabei sind meine Supercoras auch noch umgekehrt montiert, weil die eine Seite schon abgeschubbert war. Hier in Colmar Berg geht es ja gegen den Uhrzeigersinn, was der Montageweise entgegen kommt. Ich kann mir denken, dass die Gebückten im 2 Zeittraining bestimmt ein paar Briketts nachlegen werden. Egal, ich lerne auch dazu und werde auch schneller, denke ich mir. Ich tanke und präpariere meine KTM, versorge mich mit Flüssigkeit und Zuckerhaltigem

SCHON WIEDER HEKTIK!
10:45 1. Aufruf der Klasse 1 –Open Challenge bitte zu Vorstart.
2. Aufruf der Klasse 1 –Open Challenge bitte zu Vorstart.
3. und letzter Aufruf der Klasse 1 –Open Challenge.
Ich bin zwar nicht mehr erster Mann am Vorstart aber auch nicht letzter. Sie lassen uns warten, und warten und warten. Ich mache den Motor noch mal aus, hab ja einen Kickstarter. Kaum steht der Motor lassen sie die Horde auf die Piste. So, und jetzt der Salat. Ich kicke und kicke, nix! Dann endlich als alle schon draussen sind kommt die „Dicke Berta“ und ich schiesse hinterher, muss durch die Boxengasse. Bloss nicht nervös werden, die Gebückten machen ja erst ihre Reifen warm. Ich hänge am letzten Mann. So kann ich probieren wo man überholen kann und ich probiere alternative Linien. Es ist mir im Prinzip egal wo ich in der Startaufstellung lande, weil ich mir ausgerechnet habe, dass ich das halbe Feld ohnehin beim Start hinunter zu Haken vernaschen werde. Ich überhole innen und aussen. Mir erschliessen sich neue Linien und ich werde sparsamer mit meinen Stiefelsohlen, weil der Fuss nun immer öfter auf der Raste bleibt. Dafür schleifen jetzt die Knieschleifer und die Rasten. In der Garagenkurve habe ich einen dicken Vorderradrutscher und ich fahre die nächsten zwei Runden wieder mit Fuss heraus im Supermoto-Manier. Mit Hangoff bin ich schneller, selbst wenn’s den Leuten gefällt, wenn ich die KTM in die Garagenkurve drücke und die Rasten klimpern lasse. Vor allem kann ich im Hangoff früher deftig ans Gas gehen. Das hat aber zur Folge, dass ich den 5.Gang nun noch viel früher einlegen muss und der Motor viel weiter unter Volllast geschunden wird. Trotzdem oder gerade deshalb schiessen die Gebückten auf der Geraden mit locker über 20 Km/h Überschuss an mir vorbei. Sie bremsen nun auch später – aber nicht spät genug. Nur wenige kann ich am Haken nicht mehr einfangen oder zumindest soweit aufschliessen, dass ich im gesamten Kurvengeschlängel dranbleiben kann – bis diese elend lange Gerade wieder kommt und das Spielchen wieder von vorne beginnt. Auch dieses Mal sind die 25 Minuten viel zu schnell vorbei. Diesmal schwitze ich aber mehr. Es ist richtig sommerlich heiss geworden und ein Blick auf meinen Hinterreifen lässt die Befürchtung zu, dass der seinen letzten Tag erlebt. Die KTM nimmt sich ordentlich Sprit auf der Vollgasjagd und beim Kühlwasser muss ich auch nachfüllen. Es ist entweder verkocht oder wurde heraus gedrückt als wir am Vorstart standen und warten mussten. Die Öltemperatur blieb immer auf gleichem Niveau von 110 Grad im Motorgehäuse. Alles sozusagen im Grünen Bereich.


Ich pelle mich aus der Kombi, die ich jetzt in die Sonne hänge und reinige das Helmvisier auf dem sich ein kleiner Ehrenfriedhof für Fliegen, die bei Motorradrennen starben, gebildet hat.
Ich gehe, nachdem alles soweit erledigt ist, zum Zielhaus um die Zeiten zu checken. Diesmal suche ich fast in der richtigen Höhe, muss aber feststellen, dass einige meiner Mitbewerber sich doch mehr verbessert haben. Ich bin zwar auch schon fast 3 Sekunden schneller gefahren, aber es hat den Anschein, dass die Gebückten mehr Reserven hatten. Ich versuche meine Schwachstellen zu analysieren und komme zu dem Schluss, dass das Omega mir die meisten Rätzel aufgibt. Ein Dreifachlinksbogen der sich zu zieht um dann in einem über 90 Grad Rechtsknick zu münden. Ich hoffe, dass es hilft im Omega erst nach innen, dann weit heraus und dann wieder nach innen und fast gerade auf den folgenden Rechtsknick mit flacherem Winkel einzubiegen. Dann wäre es möglich das Omega schneller zu durchfahren und anschliessend früher ans Gas gehen zu können. Ich nahm mir vor, genau das im Rennen zu probieren. Die Technik war versorgt und ich legte mich ein Stündchen in den Bus zum Dösen während draussen gerade der Laverda-Cup sein 30-Minuten-Rennen austrug. Danach sollte noch einen Pause von 20 Minuten sein bevor wir mit dem 1. Rennen dran sind. Ich muss verschlafen ausgesehen haben, als ich nach einer dreiviertel Stunde aus dem Bus kam, weil Bernd mich gleich darauf anspach, ob ich ein Nickerchen gemacht hätte. Leugnen konnte ich es nicht also schwang ich mich wieder in die Kombi und tankte einen halben Liter Flüssigkeit um während des Rennens nicht zu verdursten. Die Sonne stand hoch am Himmel und brannte was das Zeug hielt.






NOCH MEHR HEKTIK
1. Aufruf der Klasse 1 –Open Challenge bitte zu Vorstart zum ersten Rennen.
Okay, hier bin ich, bereit um die Gebückten zu erschrecken.
2. Aufruf der Klasse 1 –Open Challenge bitte zu Vorstart.
Komisch, jetzt bin ich wieder alleine am Vorstart. Lediglich eine weiterer Rundstreckennovize findet sich ein.
3. und letzter Aufruf der Klasse 1 –Open Challenge bitte zu Vorstart für Rennen eins.
Jetzt kommen sie aus Ihren Vorzelten. Sie schauen grimmig. Was die wohl in der Mittagpause gemacht haben? Verschlafen sehen sie nicht aus. Ich hoffentlich auch nicht mehr, es wäre mir peinlich.

Wir dürfen nun auf die Strecke, die Runde führt uns in die Startaufstellung. Schön merken wo man steht. Ich peile nach rechts. Mein Platz ist ganz links in der Startaufstellung. Gut merken kann ich mir, dass auf der Höhe das Sanitätszelt steht. Okay, kann losgehen mit der Aufwärmrunde und der Bursche mit den roten Flaggen läuft Reihe für Reihe durch um die Horde loszulassen.
Es ist die erste Gelegenheit einen Start zu üben und ich rechne mir aus, dass der zweite Gang wohl die beste Wahl ist. Es stimmt und ich werde wie am Gummiband Richtigung Haken katapultiert.
Ich habe neue Hoffnung mich gleich beim Start links innen an einigen der Gebückten vorbeizupressen und fahre mit dem Entschluss die Warmup-Runde zu Ende um dann wieder meine Linksaussen-Position einzunehmen. Ein Schild mit der Aufschrift 1Min. wird hochgehalten und der Motorenlärm schwillt an. Noch 30 Sec. steht jetzt auf dem Schild. Ist auch wirklich der 2 Gang drin? Schnell noch mal probiert –passt. Die Ampel geht auf Rot, dann Grün und das Feld donnert los. Meine Kupplung rupft ein bisschen und ich ballere die ersten 20Meter mit leicht abgehobenem Vorderrad über dem flimmernden Asphalt in Richtung Haken. Erst jetzt merke ich wie gut das Getriebe mit der langen Übersetzung bei Start passt. Kombiniert mit dem Bremsen schieße ich mich bis unter die ersten 10 Fahrer, die in den Linkshaken einbiegen. Ätsch, da bin ich schon. Ich muss zwar mit einem extrem engen Winkel links umlegen und werde ein wenig weit nach aussen gedrückt. Aber ich bin vorläufig mit dem Ergebnis zufrieden. Offenbar haben die Burschen entweder alle Bedenken bezüglich nicht optimaler Reifentemperatur beiseite gelegt oder die ganze Zeit nur geblufft. Auf jeden Fall fährt da plötzlich im folgenden Linksbogen einer aussen an mir vorbei um mir in der folgenden Rechts die Linie vollends zu versauen. Okay, Leute, ich beuge mich. Ich habe eben ein paar Leute bei Start abgehängt, die ohnehin auf dem Kurs schneller sind als ich. Das muss ich einsehen. Bis zur Garage schaffe ich es etwa den 10 Platz zu halten und das zuschauende Volk reckt als Ermunterung die Fäuste in den Himmel als wollten sie sagen „Lass dich nicht unterkriegen!“ Aber jetzt kam erst mal diese elend lange Gerade auf der man getrost eine Bildzeitung lesen könnte, wenn der Fahrwind nicht so stark wäre. Vrommm, Iiiiieee, zischten zwei Kameraden wieder an mir vorbei. Ich machte mich so klein wie es nur ging und linste zur Boxengasse herüber um mir die Position der Anzeigetafel zu merken. Nochmal wollte ich den Schluss nicht verpassen. In den 2 letzten Runden wollte ich vielleicht noch einen Angriff starten wenn jemand direkt vor mir wäre. Fast hätte ich zulange zu Boxengasse geschielt und am Gas geblieben. Jetzt musste ich auch den grossen Notanker werfen und querstehend in allerbester Supermoto-Manier im Haken einbiegen. Das kostet eine Menge Schwung und schon war der Nächste neben mir und presste sich von aussen auf dem geraden Folgestück mit einer Radlänge Vorsprung in den Linksbogen. Shit, dranbleiben! Ich versuchte mein Bestes und konnte bis zur Garagenkurve dranbleiben, sogar noch mal aufschliessen. Mit mächtig Motivation nahm ich die Garage im Hangoff und durfte erleben die „Dicke Berta“ alle Haftung kurzfristig aufgab um mich dem Publikum etwas näher zu bringen. Ich musste lernen, dass zuviel in dem Fall weniger war und kam mit weniger Schwung auf die Gerade, wo mich der Nächste aufschnupfte. Das Spielchen konnte also weiter gehen. Wieder extrem spät auf der Bremse und neben den Vordermann, aber es reichte nicht ganz. Inzwischen verabschiedete sich ein Fahrer in die Wiese, worauf dann in Kurve 4 schon die gelben Flaggen geschwenkt wurden. Entgegen der Gepflogenheiten unter Racern ging ich kurz vom Gas um zu checken ob die Piste evtl. blockiert wäre. Das bisschen vom Gas gehen war schon zuviel und direkt war der Nächste an mir dran. Jetzt sah ich auch noch eine blaue Flagge, die herausgehalten wurde und gab eine Sekunde nach, um den schnelleren Fahrer passieren zu lassen. Fehler! Statt dessen schoss eine Aprilia-Quietschdose an mir vorbei ins Omega und gab die Position auch nicht mehr bis zur Garage auf. Die Gerade war sowieso Beute für die Gebückten. Ich konnte mich nur in Schadensbegrenzung üben und den Anker spät werfen. Die 20 Minunten gingen viel zu schnell vorüber und ich versuchte mir den Rücken soweit wie möglich für die letzten 2 Runden freizuhalten. In der letzten Runde kam noch mal der Führungs-D-Zug auf der Geraden an mir vorbeigeflogen, dass es eine wahre Pracht war. Kurzzeitig hatte ich den Genuss des Windschattens der meine Drehzahl nochmals 300Upm anschwellen liess. Dann wurde abgewunken. Ich öffnete mein Visier und rollte mit kleiner Drehzahl durch den Haken. Die Streckenposten hatten offensichtlich ihren Spass mit meiner Fahrweise und dem Einzylindergeballer. Fast hatte ich den Eindruck sie jubelten mir mehr zu als dem Sieger. So war es das ganze Kurvengeschlängel über. Die Streckenposten kamen ganz nah an die Piste und klatschten, so als GP-Gott Rossi mal wieder ein Glanzstück vor der Tiffosi abgeliefert hätte. Ich grüsste artig zurück und freute mich schon auf die Garagenkurve und die begeisterten Zuschauer. Auch wenn ich kein Topresultat herausgefahren hatte wollte ich ein wenig mit dem Volk feiern und liess den Single noch mal ordentlich auf die Garagenkurve zu drehen um dann deftig abzuwinkeln und mit links zurückzuwinken. Das Undankbare Volk wollte noch mehr sehen und signalisierte ein Wheelie sehen zu wollen. Zu meiner Schande muss ich aber gestehen, darauf gar nicht vorbereitet gewesen zu sein und bekam mit falschen Gang nur einen kleinen Lupfer hin. Trotzdem bedankten sich die Streckenposten auf der Geraden für den guten Fight und bei der Ausfahrt von der Strecke ins Fahrerlager wurde für alle heftig applaudiert. Die Rennleitung nicht ausgenommen. Trotzdem, ich schämte mich ein bisschen, dass ich mich so ziemlich am Ende des Feldes wieder gefunden zu haben und schlich mich kleinlaut zu meine Platz im Fahrerlager. Bernd nahm mich gleich mit Schimpfe in Empfang, wieso ich in dem einen Teilstück einmal so gekrochen wäre und wieso ich auch noch das Mädel auf der Aprilia vorbei gelassen hätte. Ich erklärte das Malheur mit der gelben und blauen Flagge und dann war wieder alles gut. Nach ein paar Ermahnungen mehr Hangoff zu fahren und dann war wieder ein Grinsen auf Bernd´s Gesicht. Irgendwie hat er sich gefreut, dass ich trotz allem einige Dauerstarter in der Open Challenge aufgemischt hatte und das mit so einem „Chopper“. Mir rann der Schweiss aus allen Poren und ich hatte Probleme aus der Kombi zu kommen. Jetzt musste das Motorrad versorgt werden und ich brauchte Flüssigkeit und eine Happen zu essen. Bis zum zweiten Lauf waren es über zwei Stunden, also konnte ich mir ruhig eine Banane und ein Brot einverleiben. Die Neugier war gross und so zog es mich nach meinem Imbiss wieder zum Zielhaus um nach den Ergebnissen zu schauen. Erst hatte ich einige Mühe unsere Auswertung zu finden wie lsie plötzlich anders beschriftet war, aber dann hatte ich sie. Ich ging von oben die Liste durch: Düssel, Vogl, Scholz .... das Mädel dreizehnte, noch einer und ... da bin ich also doch noch 15. Eigentlich hätte ich zufrieden sein können aber die zwei unnötigen Platzverluste ärgerten mich. Ich schwor bittere Rache für den nächsten Lauf. Die Mittagspause war schneller vorbei, als mir lieb war. Erst kam Kollege Kaufmann den ich vom Supermoto und der Yeti-Challenge in Bitburg kenne und der sich gut auf Einzylinder versteht weil auch mal die Sound of Single-Klasse gefahren ist. Ich äusserte meine Bedenken zur Vollgasfestigkeit meines Motors und er beruhigte mich nachdem ich ihm Bohrung und Hub sowie maximale Drehzahl nannte. Gut so, dann wollte ich im nächsten Lauf halt die Gerade herunter voll reinhalten bis zum Linkshaken.

WISSEN IST MACHT!
Kurz darauf machte ich im Fahrerlager mit Bernds Hilfe noch Bekanntschaft mit einem Mechaniker vom Team Pami, der die unseelige Vorgeschichte meines Motortunings an der „Dicken Berta“ kannte. Er bescheinigte mir, dass da niemals 70PS im Gehäuse versammelt sind, wenn eine 250er auf der Geraden so an mir vorbeidonnern kann. Für mich war es auch mal eine willkommene Gelegenheit mehr über die Komponenten von Team Pami zu erfahren, die u.a in meinem Motor verbaut wurden. So kam immer mehr Licht ins Dunkel meines Motorgehäuses und wir verabschiedeten uns mit der Zusage, dass ich zu Team Pami komme wenn eine Revision oder Hubraumerweiterung des Motor anstünde. Zunächst stand aber erst mal der zweite Lauf an. Ich fühlte mich gut und relaxt. Ich war motiviert, diesmal alle Ratschläge von Bernd zu beachten. Eine Inspektion meiner Stiefelsohle gab ihm recht. Knieschleifer sind billiger als Stiefelsohlen für den Gaerne Skywalker.
Der Wind hatte ein paar Wolken über die Piste gepustet und es war längst nicht mehr so heiss wie beim ersten Lauf als der Lautsprecher wieder losschnarrte:

HEKTIK? HEKTIK!
1. Aufruf der Klasse 1 –Open Challenge bitte zu Vorstart zum zweiten Rennen.
Ich war bereit, musste mich aber zwingen nicht gleich wie einübereifriger Sextaner loszusprinten.
2. Aufruf der Klasse 1 –Open Challenge zum zweiten Rennen zum Vorstart.
Na gut, fahren wir mal rüber.
3. und letzter Aufruf der Klasse 1 –Open Challenge zum 2 Rennen.
Ich bin da, der Rennstreckennovize ist da und sonst keiner. Okay fahren wir beide. Ich werde Erste und er Zweiter oder umgekehrt. Von wegen, da kommen die anderen Gebückten. Konnten sich wohl nicht von Ihren Helferinnen losreissen. Zu allem Übel laufen auch noch zwei dunkelhaarige, lockige Wesen mit ganz wenig Textil am Körper an uns vorbei und bringen die Visiere zum Beschlagen. Alle Köpfe nach Links bitte ....., gaffen!
Es geht los, Augen gerade aus!

Das selbe Procedere wie im ersten Lauf. In die die Startaufstellung, Warmup-Runde und wieder in die Startposition. Noch eine Minute, wird angezeigt. Noch dreizig Sekunden. Die Motoren drehen hoch, die Ampel zeigt Rotlicht, dann Grün und wir schiessen los. Diesmal komme ich noch besser weg und habe Mühe den Frühbremsern nicht ins Heck zu donnern. Ich lasse lange stehen und hämmere als 8. in den Haken. Diesmal nicht denke ich mir und bleibe voll auf Gaskabelzug, und kann mich gut behaupten bis zum Kurvengeschlägel wo keine an mir vorbeikommt. In der Garagenkurve ist richtg Stimmung als ich komme und ich bin selbst von der Stimmung so mitgerissen dass ich mit einem Slide auf die lange Gerade einbiege. An dem frühen Punkt , an dem ich den 5. Gang einlege, erkenne ich, dass das die richtige Technik ist und beschliesse die Ecke nun immer so zu nehmen wenn möglich. Und tatsächlich, ich werde erst viel später auf der Geraden überholt und kann mich auch beim Anbremsen des Hakens behaupten. Die Hangoff Methode schmeckt mir nun richtig gut, zumal ich merke dass ich teilweise schnelle in den Radien bin. Jetzt will ich meinen Plan fürs Omega zur Ausführung bringen, eng rein, weit raus, ganz nach innen gerade aufs Gegeneck und früh an Gas. Es klappt, ich hänge meinem Vordermann, der eben noch 20 Meter Vorsprung hatte, fast im Heck. Wir peilen die zwei Kurven hoch zur Garage an. Die Radien lassen ein sehr zügiges Durchfahren zu und ich habe keine Chance ihn zu schnappen. Garagenkurve. Gleiche Technik wie eben und siehe da, ich kann bis zum Ende der Geraden an meinem Vordermann dran bleiben. Leider zu lange, denn ich schere nicht aus, um den Bremsanker zu werfen, sondern reihe mich dummerweise hinter ihm ein. Bin ich jetzt bekloppt geworden? In der nächsten Kurve muss es sein! Mist, der fährt Kampflinie und macht sich breit. Egal dann probiere ich es in der nächsten Ecke aussen. Es klappt nicht aber dafür bin ich in der folgenden Links wieder innen und hab ihn. So, jetzt nichts wie weg. Das Omega und wieder die neue Kurventechnick und bin schon fast dran am Vordermann. Bis zur Garage bin ich ganz nah aber mit viel Überschuss. Ich muss mehr zumachen als mir lieb ist und verliere den Mann auf der Honda ein wenig. Ich beschliesse im Haken den doppelten Notanker zu werfen und es gelingt. Ich bin dran. Selber Plan wie mit seinem Vorgänger, der immer weiter zurück fällt, offenbar sein Pulver verschossen hat. Es gelingt auch diesmal. Der Kamerad ist aber sehr zorniger Natur und gibt nicht so leicht auf. Ich kann mich nicht lösen. Hoch zur Garage hat er mich wieder und kann sich in den letzten beiden Runde standhaft wehren. Nichts mehr zu machen. Von hinten ist nichts mehr zu erwarten. Offenbar ist die Kondition der Herrschaften am Ende. Ich könnte noch 10 Runden mitspielen doch die kartierte Flagge wird geschwenkt und das Rennen ist schneller vorbei als mir lieb ist. Ich nehme mir vor mich bei den Streckenposten in der Auslaufrunde ganz artig zu bedanken. Schliesslich haben sie mich während des Rennens sogar angefeuert. Sie schwenken wieder die Flaggen und applaudieren, kommen bis zum Streckenrand und zeigen mit den Daumen in die Höhe. Ich freue mich auf die Garagenkurve und das zahlende Volk. Noch nie habe ich so was erlebt wie diese Luxemburger. Sie stehen am Zaun und winken sich den Arm vom Leib, applaudieren dass man den eigenen Auspuff fast nicht hört. Das fühlt man sich selbst im Mittelfeld wie ein Sieger. Gemütlich lege ich die Beine auf die Kühlerhutzen und cruise in Richtung Start/Ziel, grüsse die Streckenposten auf dem Weg dorthin, die ein breites Grinsen im Gesicht haben. Es hat ihnen offenbar gefallen. Dem Mann auf dem Türmchen zur Boxeneinfahrt gefällt gar nicht was er sieht. Da kommt einer ohne Verkleidung, ohne Stummel und ohne zurückverlegte Rasten. Hat die Beine relaxt auf den Kühlerhutzen. Der wird doch nicht etwa ein Wheelie machen oder gar ein Stoppie? Er zeigt mir den Zeigefinger ganz vehement und weil auch der Burn out per Ausschreibungsunterlagen verboten, womöglich mit Bussgeld belegt ist, verkneife ich mir alles davon und kneife dafür der süssen Blonden, die an der Streckenausfahrt steht, ein Auge. Sorry, muss reichen für diesmal.

DER VERLAUSTE SOHN KEHRT ZURÜCK
Im Fahrerlager empfängt mich Bernd Dietrich mit einem superbreiten Grinsen und „ Schade, dass Du den einen nicht mehr erwischt hat, aber trotzdem klasse gefahren“. Na das baut doch auf. Insbesondere die Nachricht, dass ich es diesmal auf den 11. Platz geschafft habe. Leider verdanke ich das auch einem von den ganz schnellen Leute, der unglücklicherweise beim Überrunden einen Nachzügler ab und sich damit ins Aus geschossen hat. Aber das gehört auch dazu, that´s racing!
Jetzt aber super happy raus aus der Kombi, einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf, abgetrocknet und eine von den lecker luxemburger Bratwürsten, deren Duft mir schon seit zwei Tagen in der Nase kribbelt und ein eiskaltes Bier vom Fass. Was ist schon der Schaumwein auf dem Treppchen in einer viertel Stunde? So muss sich ein Sieger fühlen. Ich treffe den Mechaniker vom Team Pami wieder. Die Sonne hat ihm ein nettes rotes Outfit verpasst. Er erkundigt sich nach dem Wohlergehen meines Motors und beäugt ihn kritisch ob er noch alle Flüssigkeiten bei sich behält. Macht er, Ehrensache für die „Dicke Berta“.
Bernd beäugt meinen Hinterreifen und meint nur: „ Der ist mehr als fertig“. Jo, klar sieht man aber hat noch prima funktioniert. Während wir parlieren donnern die nächsten Klassen und Mister Hajabusa über die Gerade - es interessiert uns nicht.
Einige Luxemburger haben sich auf den Weg von der Garage in Fahrerlager gemacht. Wie schon gesagt zwei Kilometer. Sie kommen zu mir, beäugen das Motorrad, wollen wissen was alles dran gemacht ist und gratulieren mir als hätte ich gewonnen. Ich bin wirklich gerührt. Dabei war es doch nur ein spassiges Wochenende für mich. Für sie wohl auch.
Schräg lass nach ...
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Beitrag von SP-12 Harry »

Tja, 2.500 Zeichen war die Vorgabe. Du bist raus!!! :lol: :wink:
Gruss Harry , die Comeback-Schlampe
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Beitrag von -Meyer Kurt- »

=D> =D> =D> =D>

Genau so muß das sein.Geil geschrieben.
Grüße Peter
Ich weiß zwar nicht was ich tue, aber das zu 100%

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Beitrag von dave »

ein schööner bericht....!

gruss dave
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Beitrag von 3._#34 »

Sehr schön!!! :wink: :wink:
Ganz schön wird's zum Glück nie.
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Beitrag von Chris »

Versuch es doch mit 2500 Zeichen. Wird Dir sicher gelingen!
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Beitrag von Skihase »

Genial! Sowas lässt einen nich mehr los man muss immer weiter lesen.

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Gruß vom Skihasen

Realität ist nur eine Illusion, die sich durch Mangel an Alkohol einstellt
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Beitrag von Flisi »

:D :D 8) =D> =D>
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  • Ketchup#13 Offline
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Beitrag von Ketchup#13 »

Ein wahrlich schöner Päricht =D> =D> =D>
Heule nicht, kämpfe!!!!!!
Ich höre Rammstein!!
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Beitrag von UXO »

schön schön... !!!
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