Allgemein wird die Übersetzung von vielen Fahrern des 4Fun-Niveaus überbewertet.
Was erreicht man denn mit einer passenden Übersetzung?
1.) Man reizt die Leistung eines Motorrades (auf der Rennstrecke) zum Ende der Geraden besser aus
2.) Man durchfährt Kurven besser, da man in der richtigen Drehzahl ist
3.) Man beschleunigt besser
Trotzdem ist der "Normalo" damit nicht Sekunden besser unterwegs, wenn überhaupt.
Die Serienübersetzung der meisten Motorräder ist aus verschiedenen Gründen (fast immer) für die Rennstrecke zu lang. Mit ihr wird im Regelfalle die absolute VMax des bikes erreicht, was auf der RS fast immer unnötig ist.
Trotzdem kann sie sehr gut funktionieren. Beispiel: Eric Willemsen 2004. Er hatte die nagelneue Cup-GSXR 750 mit in Ledenon. Mangels aller Cup-Teile (es war noch nichts ausgeliefert) war die GSXR ausschließlich auf Rennreifen umgerüstet. Restlos alles andere war serienmäßig. Trotzdem erreichte Eric, der zum ersten Mal auf der Kiste saß 1.31er oder 1.32er Zeiten.

Er befuhr die Strecke nur mit 4 Gängen und die nutzbaren drei (2., 3., 4. Gang) reichten nicht nur aus, sondern es paßte auch zwischen den Ecken.
Dies ist nicht immer der Fall und es macht auch durchaus Sinn sich ab einem gewissen Niveau Gedanken um die Übersetzung zu machen.
Wie also sollte man vorgehen um die richtige Übersetzung zu finden?
Vor allem braucht man eine vernünftige Auswahl an Ritzeln und Kettenrädern (am besten 520er Teilung, da geläufig für die RS, Auswahl und Preis entsprechend günstiger als Serie).
Bei der Vergaser-R6 war seinerzeit serienmäßig 16/48 verbaut. (oder war es 46?)
Als Auswahl macht dabei folgendes Sinn: Ritzel: 16/15/14
Kettenrad: 48/50/52
Daraus bekommt man schon eine ansehnliche Anzahl verschiedener Übersetzungen zustande:
Von lang nach kurz:
16/48
16/50
15/48
16/52
15/50
14/48
15/52
14/50
14/52
Grobe Richtlinie: 1 Zahn vorn entspricht 3 Zähnen hinten.
Man kann das aber auch exakt ausrechnen. Liste anfertigen und an die Werkzeugkiste pinnen!
Dann muss die entsprechende 520er Kette in der passenden Länge auf dem Motorrad montiert werden.
Dazu muss man die Übersetzung mit dem kleinsten Ritzel und dem kleinsten Kettenrad wählen, denn dann ist das Hinterrad ganz hinten in der Aufnahme.
ACHTUNG! Jetzt kann es natürlich auch sein, dass das Gegenteil nicht passt, also das größte Ritzel und das größte Kettenrad. Dafür braucht man dann entweder eine 2. Kette oder man muss die jeweiligen Extreme der Übersetzungen schlicht ausklammern --> Ergo dann nicht möglich!
Wenn man dann nun so weit ist, schaut man sich den Charakter der Strecke an und die Länge der Geraden.
Die Gerade ist nämlich das erste und bis dahin das wichtigste Argument für oder gegen eine Übersetzung.
Also: Lange Gerade: Lange Übersetzung
Kurze Gerade: Kurze Übersetzung
Dann heißt es ausprobieren: Rausfahren, Tempo steigern und schauen wie es am Ende der letzten Geraden im letzten Gang aussieht. Die Maschine sollte dann nur noch 500-1000 Umdrehungen vor dem Begrenzer stehen (Reserve für andere Windverhältnisse, Überholmanöver/Windschatten und gesteigerte Fahrerperformance)
Wenn das nicht der Fall ist: Entsprechend kürzer oder länger übersetzen.
Wenn die Übersetzung nun auf der längsten Geraden passt, wird fahrerspezifisch ergründet ob es auch beim Rausbeschleunigen passt, bzw. ob die Drehzahl in der/den Kurve/n passt. Im Regelfalle kommt dann immer ein Kompromiss raus. In einzelnen Ecken wird es nicht passen, dafür in anderen perfekt.
Damit sollte dann der gemeine Zünder bereits absolut ausreichend beschäftigt sein und für sich genug rausziehen können.
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Fortgeschrittenere können sich dann noch weitere Gedanken machen, wie z.B. zu welcher Kurve die Übersetzung eher passen muss, ob die Geraden auf bestimmten RS wichtiger sind oder doch eher die Kurven, ob man besser nur auf 5 Gänge übersetzt u.v.m.
Es gibt sehr viele Gründe für eine enstsprechende Umübersetzung.
Das lernt man dann im Laufe der Jahre durch Erfahrung und probieren.
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Aufgrund so vieler verschiedener Faktoren ist es Blödsinn eine Übersetzung eines anderen Fahrers einfach zu übernehmen. Nur in den seltensten Fällen passt diese wirklich.
Ganz grob würde ich auch raten: Wenn es nicht völlig daneben ist, eher mal die Finger von der Übersetzuing lassen und weiterfahren, denn an die geänderte Übersetzung muss man sich beim Fahren auch erst mal gewöhnen.
Ich hoffe es ist verständlich und hilft ein paar Unsicheren etwas weiter.
Ich wünsche viel Spaß beim Probieren.
Gruß, Martin