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Bericht Sportbikepokal Oschersleben

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Bericht Sportbikepokal Oschersleben

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Beitrag von tommi »

Zwei Wochen nach dem letzten Rennen am Eurospeedway Lausitz ging es jetzt also gleich weiter: Das „Festival Italia“ in Oschersleben rief. Das Motorrad und Equipment stand noch so im Anhänger wie wir es am Lausitzring eingepackt hatten, und da der Sturm dort mein Zelt nachhaltigst zerlegt hatte mietete ich mich kurzerhand mit einigen anderen Mitstreitern in eine Box ein. So nahmen wir also am Freitagmorgen die knapp 600km in Richtung Magdeburger Börde unter die Reifen. Mit erstaunlich wenigen Staus für einen Freitag erreichten wir gegen 17:00 Uhr das Fahrerlager im Motorpark Oschersleben, wo schon reges Treiben herrschte. Schnell fanden wir unsere Box und begannen das Motorrad und unsere nötigen Siebensachen aufzubauen. Schnell noch die montierten Regenreifen gegen den Felgensatz mit den angefahrenen Slicks getauscht und dann schnellstens zur Anmeldung. Für den Abend war nämlich noch eine halbe Stunde freies Training angesetzt, und da ich das erste Mal in Oschersleben war wollte ich natürlich jede Möglichkeit zum fahren und die Strecke kennenlernen nutzen. Bei der Anmeldung musste ich dann allerdings erfahren, dass das Training bereits ausgebucht war. Schade, aber nun mal nicht zu ändern. Also hatte ich genügend Zeit, das Motorrad nochmals durchzuchecken und danach gemütlich bei der technischen Abnahme das Motorrad und den Helm abnehmen zu lassen. Danach stellte ich das Motorrad wieder in die Box, und wartete was der Abend noch bringen würde. Nach einem ausgiebigen Grillgelage fanden wir es eine gute Idee uns etwas die Beine zu vertreten und liefen gemütlich einmal um die Strecke. So wusste ich morgen beim rausfahren dann wenigstens mal, wo es denn rechts und linksrum gehen würde. Während wir so um die Strecke schlenderten, riefen bei Ines einige Leute an um ihr zu ihrem 42. Geburtstag zu Gratulieren. Das blieb natürlich nicht unbemerkt, und so machten wir uns nachdem wir wieder an der Box zurück waren über die mitgebrachte Geburtstagstorte her und teilten diese mit unseren Mitstreitern. Kurze Zeit später schlichen wir dann zum Wohnmobil, um gleich danach ins Bett zu kriechen.

Am Samstagmorgen weckte mich ein bekanntes Geräusch. Dieses sonore Trommeln der Regentropfen auf dem Dach des Wohnmobils kam mir bekannt vor. Das musste jetzt ja nun wirklich nicht sein, andererseits steigen im Regen natürlich meine Chancen zum Mithalten gewaltig, also hakte ich die Sache als Minderschlimm ab. Einige Zeit später kroch ich dann aus dem Bett und als ich aus dem Wohnmobil stieg lachte schon wieder die Sonne hinter den Wolken hervor und es begann abzutrocknen. Also doch trocken, sollte mir auch recht sein. Flux noch in die Box, die Reifenwärmer angeworfen und dann ein schnelles Frühstück. Um 9:00 Uhr war dann das erste freie Training angesetzt. Vorsichtig fuhr ich auf die Strecke, um die ersten Runden auf der für mich neuen Strecke zu absolvieren. Ich verbrachte also das erste freie Training damit, mir einigermaßen die Ideallinie bei den anderen Fahrern abzuschauen und einen gleichmäßigen Speed zu finden. So absolvierte ich das Training bis zum Abwinken und kam dann zurück in die Box. Die gefahrenen Rundenzeiten interessierten mich nicht wirklich, trotzdem kam ich nicht umhin mal einen Blick drauf zu werfen. 1:54,xxx nicht wirklich erwähnenswert. Also bestückte ich die Reifen wieder mit den Reifenwärmern und wartete auf das zweite freie Training. Der Plan war, dort etwas an Kurvenspeed, Schräglage, Brems- und Beschleunigungspunkten zu arbeiten was mir leidlich gelang und mit einer 1:51,xxx bestraft wurde. Die schnellen Jungs fuhren mir heftigst um die Ohren und irgendwie ist es immer wieder beeindruckend was da so abgeht. Nachdem ich wieder in der Box zurück war, tankte ich das Motorrad und versuchte mal mit einer kleinen Änderung am Fahrwerk das unruhige Fahrverhalten in einigen Kurven auszumerzen. Ob das wirklich was bringen oder die Sache noch schlimmer machen würde, würde mir das anstehende Qualifying zeigen. Nachdem der Streckensprecher den dritten und letzten Aufruf zum Zeittraining losgelassen hatte enterte ich also abermals die Strecke, bereit jetzt endlich zu Zeigen wo der Frosch die Locken hat. Die Jungs gingen gleich heftigst zur Sache, ich versuchte erstmal so etwas wie einen Rhythmus zu finden und fuhr dann konzentriert meine Runden. Ich kam recht gut zu Rande, bis ich kurz vor Ende des Zeittrainings auf einen langsameren Mitfahrer auflief und diesen vor der engen Rechtskurve auf Start / Ziel innen überholte. Am Ausgang der Kurve ließ ich mich dann etwas nach außen treiben um früh ans Gas zu gehen und richtig Speed mit auf die Gerade zu nehmen. Ich war gerade dabei das Gas aufzuziehen, als ich einen heftigen Schlag am Hinterrad spürte und das Motorrad anfing sich etwas zu schütteln, was ich allerdings gleich unter Kontrolle bringen konnte. Ich blickte mich kurz um, sah allerdings nichts, also Gaaaasss, schließlich blieben mir nur noch eine oder zwei gezeitete Runden. Ich glaube mal, dass der Kollege wohl einfach außen in der Kurve kontern wollte und mir dabei aufs Hinterrad gefahren ist. Haarige Sache so was, das kann übelst ausgehen. Zum Glück nix passiert, puuhhh, aber der Adrenalinspiegel war mal wieder auf Maximum. Nach dem Abwinken also wieder das gleiche Spiel wie zuvor Motorrad in die Box und dann mal sehen was rausgekommen ist. Bis zur offiziellen ausgebe der Ergebnislisten und Startaufstellung war noch etwas Zeit, und so hielt ich es für eine gute Idee, für die beiden Rennen neue Reifen aufziehen zu lassen. Also schnell die Felgen ausgebaut, bei der Gelegenheit die Bremsbeläge gecheckt und ab zum Reifendienst. Einen neuen vorderen hatte ich noch, hinten musste ich mir einen neuen kaufen. Ich entschied mich für meine Standardmischung Metzeler Racetec K1 für vorne und K2 für hinten, die funktionieren überall. Zurück vom Reifendienst die Felgen wieder eingebaut und dann ab ins Rennbüro die Ergebnislisten und Startaufstellung abholen. Ernüchterung machte sich breit, als mir das Blatt Papier eine 1:48,033 und damit den 40. von 43 Startplätzen anzeigte. OK, die Spitze fuhr 1:32,xxx da komme ich wohl im Leben nicht mehr ran, aber so weit weg???. Dann musste es eben der Start wieder richten, mal sehen was geht. So vertrieben wir uns die Zeit bis zu unserem geplanten Start zum ersten Rennen mit zusehen bei anderen Rennen, bestaunen der zahlreich angereisten Klassikmotorräder von Ducati, MV Augusta, BMW und vielen anderen. Im Rennen unmittelbar vor unserem ereignete sich dann das, auf was alle Teilnehmer solch einer Veranstaltung gut verzichten können. Beim Vorstart des Rennens ging einem Fahrer die Maschine aus und ein weiterer Fahrer aus der Startreihe dahinter bemerkte dies nicht und krachte bei seinem Startversuch ungebremst in das vor ihm stehende Motorrad. Daraus resultierte natürlich ein sofortiger Startabbruch und die Rennleitung, Streckenposten und Ärzte hatten alle Hände voll zu tun, um die beiden verletzten Fahrer zu versorgen und die Strecke wieder zu säubern. Leider dauerte die ärztliche Versorgung ziemlich lange, da einer der beiden per Helikopter ins Krankenhaus nach Magdeburg abtransportiert werden musste. Kein schöner Anblick, und in solch einem Moment fragt man sich dann, ob der Spaß das Risiko eigentlich wert ist. Jedes mal kommen wir dann zu der Erkenntnis, dass es halt überall passieren kann. Später wurde uns dann mitgeteilt, dass die beiden wohl außer Lebensgefahr seien aber sich doch ernsthaft verletzt haben und ihnen wohl eine längere Genesungszeit bevorsteht. Hier auch noch mal alles erdenklich Gute den beiden, hoffentlich sind sie bald wieder dabei. Durch diesen Vorfall war der Zeitplan natürlich total durcheinander und so entschied sich der Veranstalter unsere beiden Superbikerennen aus Sonntag zu verschieben. So richtig unrecht war mir das ehrlich gesagt nicht, ich war doch schon ziemlich platt vom fahren. Also Feierabend für heute gemacht und zum gemütlichen Teil des Abends übergegangen. Nach einem gemeinsamen Essen in der Box vertraten wir uns im Fahrerlager etwas die Beine um anschließend im Festzelt im Fahrerlager der Live-Band Elena Ley zuzuhören. Die Dame rockte richtig gut, und so verging die Zeit im Nu. Noch eine Abschlussrunde durch das abendliche Fahrerlager und dann ab in die Heia. Schließlich warteten am nächsten Morgen große Taten auf mich.

Um 9:00 am Sonntagmorgen stand das Warm-up an. Also rein in die Lederkombi und raus auf die Strecke. Locker drehte ich meine Runden um mir den Schlaf aus den Knochen zu fahren und hatte richtig Spaß dabei. Die am Vorabend nochmals geänderte Fahrwerkseinstellung der Gabel funktionierte auch und so war ich guten Mutes, heute zwei halbwegs anständige Rennen zu absolvieren. Nachdem das Warm-Up abgewunken wurde tankte ich das Motorrad in der Box auf und zog die Reifenwärmer auf. Die neuen Slicks zeigten ein kinderpopoglattes Abriebbild, da konnte nichts mehr schiefgehen. Also wartete ich bis zum Aufruf unseres ersten Rennens, fuhr in die Startaufstellung und erblickte rechts neben mir meinen altbekannten Mitstreiter Sven Aßmus von Dachland Racing Berlin. Mit ihm hatte ich am Lausitzring rundenlang einen richtig schönen Zweikampf, das versprach hier richtig spaßig zu werden. Die Aufwärmrunde brachten alle ziemlich zügig hinter sich und als die Startampel ausging erwischte ich einen richtig guten Start und schoss
durch die Startreihe vor uns einfach durch und auf die erste Kurve zu. Tja, 43 Piloten fast zeitgleich in eine Kurve, das kann ja heiter werden. Also steckte ich lieber etwas zurück, fuhr einen etwas weiteren Bogen und dabei schlüpften wieder einige durch. Ich versuchte konzentriert und schnell meine Runden zu drehen, was mir auch relativ gut gelang. Kurz vor Ende des Rennens kam dann die Spitze von hinten aufgelaufen, was mir durch blaue Flaggen der Streckenposten signalisiert wurde. Just in diesem Moment nutzte Sven die Gunst des Augenblicks und quetschte sich vor der Mc Donald´s Schikane an mir vorbei, gleich darauf kam das Führungstrio ICE-mäßig an mir vorbeigeflogen. Dass kann ja wohl nicht sein, ich nahm das Messer quer zwischen die Zähne und wollte Sven hinterher. Leider habe ich mich dann in der Schikane etwas bei der Linienwahl vertan und kam beim Raus beschleunigen auf die Gegengerade ziemlich weit raus. Genau in diesem Augenblick flog die nächste Gruppe von hinten an mir vorbei, was dazu führte, dass ich denen leider etwas im Weg rum stand. Einer der Piloten zeigte mir seinen Unmut über diese Aktion durch einen symbolisierten Tritt in Richtung meines Motorrads an, was ich ja verstehen kann. Aber ich kann mich halt auch nicht in Luft auflösen, war eine blöde Situation. Sven war mittlerweile auch einige Meter weg von mir, da würde ich nicht mehr rankommen zumal da nur noch zwei Runden übrig waren. Ich blickte mich auf der Gegengeraden kurz um und sah niemanden mehr direkt hinter mir. Also fuhr ich die letzten Runden zügig zu Ende und wurde als 17. abgewunken.


Zurück in der Box schälte ich mich erstmal aus der verschwitzten Kombi und machte mich dann daran, das Motorrad für das zweite Rennen an diesem Tag vorzubereiten. Also schnell durchgecheckt wie viel Sprit die Gixxe wohl so durch den Auspuff jagen würde und entsprechend nachgetankt. Dann die Reifenwärmer drauf und dann ging die lange Warterei auf das zweite Rennen los. Kurz vor 16:00 Uhr zwängte ich mich dann wieder in die Kombi, um zum Vorstart zu rollen. Kurz in die Startaufstellung gerollt, die Einführungsrunde hinter mich gebracht und mit voller Konzentration auf meinem Startplatz auf das erlöschen der roten Ampel gewartet. Auch diesen Start bekam ich richtig gut hin und schoss zügig und bestimmt durch die Startreihe vor mir durch. Im Augenwinkel sah ich einen um den anderen Fahrer hinter mir verschwinden und dachte an die Worte, die Peter Ackermann mir nach dem ersten Lauf auf meine Frage nach dem Einlenken in die erste Kurve entgegnet hatte: „Solange die sich da alle anstellen wie bei Aldi an der Kasse fahr ich eben da durch wo Platz ist“. Guter Plan, und so hielt ich für meine Verhältnisse eisern rein und es gelang mir tatsächlich, keinen Platz abzugeben. Auch auf dem Rest der Runde konnte ich noch einigermaßen meinen Platz verteidigen, bis irgendwann ein paar wesentlich schnellere vorbeigeflogen kamen. Nun gut, soll halt so sein. Sven der sich auch hinter mir festgebissen hatte, versuchte auch vorbeizukommen, allerdings wehrte ich mich da heftig und erfolgreich. Beim Anbremsen auf die Hasseröder-Kurve setzte er sich sogar mal neben mich, wobei wir beide schnell merkten dass er wohl etwas optimistisch spät gebremst hatte und ich einen weiten Bogen durch die Kurve fuhr, um ihm genug Platz für das Einfangen seines Mopeds zu lassen. Meinen Nachteil des weiteren Bogens konnte er trotzdem nicht nutzen, und so blieb er wieder hinter mir. Ich konnte ihn jedoch permanent hinter mir drücken hören, und wusste, dass er beim kleinsten Fehler vorbei wäre. In der drittletzten Runde war es dann soweit, wieder mal hatte ich mich vor der Schikane etwas vertan und schwupps war Sven vorbei. Ich ärgerte mich tierisch und legte mir den Plan zurecht, an ihm wie die Fliege am Mist zu kleben- um unbarmherzig zurückzuschlagen. Allerdings gelang mir das mit dem zurückschlagen nicht mehr so recht, und so blieb er bis ins Ziel vor mir wobei ich als 14. abgewunken wurde. Das war wohl die Revanche für das Rennen am Lausitzring, wo es umgekehrt ausging.

Nach einer kurzen Erholungspause begannen wir, unsere Siebensachen einzuladen und das Wohnmobil reisefertig zu bekommen. Gegen 18:00 starteten wir dann den Heimweg, welcher sich dank des EM-Endspiels im Fernsehen sehr entspannt anließ. Die meisten Leute klebten zu dieser Zeit wohl vor den Fernsehern, was das Fahren sehr angenehm gestaltete. Gegen 1:30 Uhr morgens kamen wir dann müde aber glücklich wieder zu Hause an.

Jetzt sind knapp acht Wochen Pause, bis es am dritten Augustwochenende zu meinem „Heimspiel“ in Hockenheim geht. Nach den bisherigen Läufen liege ich in der Meisterschaft auf dem 12. Platz, was mich natürlich entsprechend freut. Falls alles so läuft wie ich mir das vorstelle, werde ich vor dem Renntermin noch mal ein Training in Hockenheim fahren, denn beim „Heimrennen“ muss was gehen. Auf jeden Fall freu ich mich jetzt schon tierisch drauf, also Gaaaaassssss……….

Thomas