Eine verdammt schrecklich lange Zeit, wenn man sieht, wie all die anderen Zyndis unterwegs sind, ordentlich am Kabel ziehen und "schwarze Streifchen" in den Asphalt brezeln. Umso größer meine Freude, nun auch wieder auf meine ¾ Gixxi aufsteigen zu können.
Wie mein Comback mit Sper Racing auf dem HH-Ring verlaufen ist, dazu ein Auszug aus meinem Bericht, der auf meiner Webside mit pics so eben online gegangen ist.
Nach 4 Stunden Autobahnfahrt treffe ich am Spätnachmittag im Fahrerlager Hockenheim ein und fühle ein stärkeres Klopfen in meiner Brust. Die Bilder meines Abflugs an diesem Ort schieben sich erneut wie ein Film vor meine Augen.
Doch dann taucht auch schon Freund Frankie#322 (im r4fun „Dinner) auf. Er wohnt am Hockenring und lässt trotz seiner vielen beruflichen Maloche nicht lange auf sich warten, um mir beim Abladen und Aufbau meiner Klamotten zu helfen.
Wir freuen uns über unsere Begegnung hier im Paddock riesig, denn die Erinnerung an meinen heftigen Crash und die nachfolgenden Tage im Krankenhaus sitzen auch meinem Freund Frankie noch frisch im Gedächtnis.
Nach dem Aufbau und meiner Anmeldung mit Gruppeneinteilung (ich buche von Schnell auf Mittelschnell um) sowie Begrüßung der Kumpels Marc, Florie, Sebastian und Julian in Box 21 lädt Frankie mich zu sich nach Hause ein.
Um 21:00 Uhr ist auf DSF die MotoGP-Übertragung aus Indianapolis, die wir uns auf gar keinen Fall entgehen lassen wollen. Doch vorher gibt `s bei Frankie und Family noch eine Führung durch das geschmackvolle Haus der Family. Mein Blick bleibt an einem Sideboard im Wohnzimmer von Laura & Frankie hängen. Dort stehen viele Pokale, die Frankie in seiner noch kurzen Rennsport-Karriere bereits gewonnen hat.
Ich bin davon sehr beeindruck und träume des nachts nun von all den vielen schönen kelchartigen Trinkgefäßen, die mir – ohne meinem Freund in den Rücken fallen zu wollen - gar nicht gerecht verteilt erscheinen – bei mir steht noch keiner!:twisted:
Am nächsten Morgen
Der Tag lässt sich gut an. Prima Wetter, strahlend blauer Himmel mit ersten Sonnenstrahlen. Der Wetterbericht im Radio kündigt die Rückkehr des Sommers mit bis zu 31 Grad an. Ich schlüpfe nach den Nachrichten schnell aus meinem Schlafsack, bringe mich mit Kaffee, Müsli und gequirlter Banane auf Betriebstemperatur.
Meine „Suzi“ scheint schon auf mich zu warten. Ich prüfe den Luftdruck, wähle das passende Setup, prüfe die Tankfüllung, ziehe die Reifenwärmer auf und lasse den Motor langsam warm laufen.
Nach der obligatorischen Fahrerbesprechung steige ich in meine „SPIDI- Rüstung“. Sie ist durch meinen letzten Crash schwer gezeichnet. Dass sie wieder tauglich ist, dankt sie der Lederwerkstatt Tanja Klemm.
Dann endlich: Reifenwärmer runter, Ständer beiseite. Ich starte den Motor und rolle mit vielen anderen Zyndis gemeinsam durch die Boxengasse in die Aufstellung. Mein Herz pocht ungewöhnlich laut und katapultiert mein Blut durch die Halsschlagadern. Ich bilde mir ein, dass das Pochen sogar so laut ist, dass es der Zyndi neben mir hören kann. Warum ansonsten blickt er ständig zu mir herüber?
Die Sonne blinzelt verschmitzt auf mein Sonnenvisier und ich fühle mich zusehends ruhiger.
Ich weiß, dass ich nach meinem heftigen Abflug vor 11 Wochen über die mich begleitenden „Ängste“, es könnte wieder passieren, schnell hinausgehen und entsprechendes Selbst-/Vertrauen in mich und mein Moped wieder finden muss.
In den beiden Trainingstagen wollte sich das super geile Gefühl von Sicherheit, wenn das Knie schon mal mit dem schroffen Element „Asphalt“ in Berührung kommt, leider noch nicht so recht wieder einstellen.
Auf der Parabolika schaffe ich mit meiner ¾-Gixxi unter „Normal“ locker 270 bis zu meinem Bremspunkt. Ich bleibe jedoch weit darunter, habe ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Ich begreife, dass es nach meinem Crash noch zu früh scheint, meiner ¾-Gixxi in` s Kreuz treten und das Gas wieder voll aufdrehen zu wollen.
Auch in den anderen Abschnitten gehe ich nicht wirklich voll an `s Gas, verhalte mich eher „eingeschüchtert“. Ich will keinen unfreiwilligen Bodenkontakt und schon gar keinen erneuten Überschlag riskieren. Also lasse ich es locker angehen und konzentriere mich –mit Rossi-Fan Florian „Specerlie“ am Hinterrad- in erster Linie darauf, bei eher mäßigem Speed eine saubere Ideallinie zu fahren und verlorengegangenes Vertrauen wieder zurückzugewinnen.
Vorzeitiges Aus für Marc (im r4fun „Yammsen“-)
Marc steigt durch Animation des Veranstalters noch am Vormittag des ersten Trainingstages in die Gruppe 2a – schnell – um. In der Sachskurve rutscht Marc der Hinterreifen über die kalte Linksflanke „aus dem Ruder“. Schnell baut ein Highsider sich auf und katapultiert Marc über den Lenker. Glücklicherweise wird Marc nicht ernsthaft verletzt. Seine noch neue r6 aber ist so heftig gecrasht, dass an eine Fortsetzung des Trainings nicht mehr zu denken ist. Marc verlässt uns mit seinen Eltern vorzeitig. Dir, Marc, gute Besserung. Beiß auf die Zähne. Das gemeinsame Aufzynden holen wir in der nächsten Saison nach.
An Tag 2
dominieren bereits in den ersten 3 Turns die Verletzungen insbesondere der rechten Hand.
Die implantierte Titan-Platte unter der Strecksehne des rechten Mittelhandknochens scheuert zunehmend über die Knochenhaut und bereitet Druck- und Belastungsschmerzen.
Ich fühle, wie dies zu Lasten meiner Hand-Geschicklichkeit, der Schnelligkeit beim Umgreifen und einer gefühlvollen runden Gasannahme geht. So verzichte ich aus Gründen der Sicherheit und Vermeidung einer Verschlechterung der schon erreichten Heilung auf die restlichen drei Turns.
Mein Arzt an den Uni-Kliniken in Münster ist optimistisch und gibt mir mit Überzeugung auf den Weg, dass ich, wenn ich weiter so arbeite, eines Tages wieder normal Sporttreiben kann – „leider auch wieder Motorradfahren“, so der Doktor.
Diese Einschätzung stimmt mich zuversichtlich, so dass ich über das vorzeitige Trainingsende nicht wirklich frustriert bin.
Im Gegenteil: Ich habe durch die Verletzungen eine harte Schule besucht und gelernt, was mit einem starken Willen alles zu erreichen ist. Nicht einen Augenblick habe ich daran gezweifelt, dass ich meine Verletzungen nicht in den „Griff“ kriegen würde, um in dieser Saison zumindest noch einige Renntrainings aufnehmen zu können. Dieses Ziel habe ich Dank der Medizin, der Physiotherapie und der moralischen Unterstützung vieler meiner Freunde erreicht!
A u s k l a n g - mit - A u s b l i c k
Am Nachmittag habe ich alle Zeit der Welt. Ich mache es mir gemütlich. Esse zu Mittag, trinke in Ruhe ein Käffchen, ziehe durch einige Boxen und halte da und dort einen lockeren Plausch. Besonders freue ich mich über ein Wiedersehen mit Kumpel Guzzi & Andreas, vor allem aber auch mit Steffan und Nachwuchs – Racer Tobi, seinem Vater Mark und Deni & Co. Sie fahren seit Februar im Junior-Cup des ADAC – Racing Team Germany. Dieser Junior-Cup gilt als optimales Sprungbrett für eine internationale Karriere.
Das war ` s, Freunde von der Ideallinie und meinem Comeback. Ihr seht, ich mache munter weiter, weil es eben Spaß macht – das Zweiraderlebnis auf der Rennstrecke. So werde ich weiter fleißig auf Rennstrecken trainieren und Rennen nicht ausschließen. Manche meine Freunde außerhalb des Rennsports sprechen mir den Verstand ab. Doch für mich und meine meisten Freunde (und erst recht hier im Forum) ist Motorradrennsport eben Hobby/Leidenschaft.
Natürlich, es ist nicht ungefährlich, aber das gehört eben zum Rennstreckensport dazu.
Und wenn man nicht auch mal Risiken eingeht, das Leben wird deshalb nicht unbedingt lebenswerter sein!

Mit sportlichen Cupa-Chups-Grüßen
Sharon#344