boaaah, ist das förmlich; nee, das geht auch anders

Ein fettes Dankeschön an das ganze Team und ganz, ganz besonders den Don Alfonso (der es doch immer wieder versteht, genau das richtige Maß zwischen zuwenig und zuviel fordern zu finden) von mir und Fette Suzinette. Mein PiPo ist jetzt wieder schön rund und den neuen Reifen hab ich nicht gebraucht. Genau wie den neuen Limadeckel, den Kupplungshebel, den Bremshebel...und jetzt bin ich ganz sicher, dass ich damit weitermache. Es lief alles schön rund in der "Reha-Gruppe".
Dazu später mehr. Jetzt erst einmal das Vorgeplänkel:
Los ging alles mit einer anspruchsvollen Logistik. Ein Rennstreckenmopped in der Garage, ergo ein Anhänger für nur ein Mopped im Haushalt. Und nu? Fette Suzinette hinfahren? Nein, in letzter Minute fand sich eine Lösung. Der Anhänger mit zwei Stellplätzen wurde gesponsort von O wie M Motorräder in Lübeck (danke). Ebenso wie die Sitzgelegenheit von Triumph (nein, das ist keine Unterwäsche), ohne die ich vermutlich zwischendurch gestorben wäre. Auch quasi in letzter Minute habe ich mir meinen Tachohalter zurechtgebogen. Kurz nachdem mir aufgefallen war, dass der Tacho ja leider am Scheinwerfer festgemacht war. Also die Rennverkleidung endlich drangebaut, und fertig war die Rennsuzinette.
Auto vollgestopft, Moppeds aufgeladen und ab nach Lausenhausen. Das liebliche "nick, nieeeeek, nieeek" vom nicht gefetten Kugelkopf hat uns gut davon abgelenkt, dass man bei jeder Bodenwelle zwei schwankende Zweiräder im Rückspiegel betrachten konnte. Geschlossene Anhänger sind viel nervenschonender...
Und nervös war ich sowieso. Mächtig nervös. Immer noch hatte ich den Abflug mit Krankenhaus im Kopf. Die Runden auf der Nordschleife im Juni, als ich wieder fahren durfte, hatten zwar schon geholfen, aber die Unruhe war immer noch da. Die ging auch bis zum Ende des ersten Tages nicht weg.
Endlich da, hatten wir eine flotte Anmeldung mit superfixer technischer Abnahme. Und dann das - Rampe an den Anhänger, Gurte los, und rückwärts und krrrraaaaaack. Tiefergelegte Fette Suzinette blieb mit der schönen neuen gebrauchten Rennverkleidung auf der Schiene hängen.


Nebenan einen Grillplatz abbekommen, Bierchen genippt, festgestellt, dass es nach Mitternacht schweinekalt wurde und dann in den Knacksack gekrabbelt. Ich war immer noch nervös. Und hatte ehrlich Angst, dass nochmal irgendwas aus heiterem Himmel schiefgeht. Und dass ich dabei vielleicht nicht nochmal soviel Glück haben würde. Der Alfons wirds schon richten, hab ich mir gedacht, und bin dann endlich eingeschlafen. Aber nicht besonders erholsam war der Schlaf.
Nächster Morgen, alles dunkel und immer noch schweinekalt und merkwürdig leise; also ab in die Dusche. Von der Nachbarschaft entsetzt kommentierte Flipflops mit nassen Füßen drin trocknen lassen und dann die Socken angeplünnt. Nervös. Kribbeln. Herzklopfen. Kaffee. Fahrerbesprechung. Und endlich. Der Don. Guten Morgen, ja, will fahren. Freu mich. Und schön, die kleine Lydia von nebenan kommt auch in meine Gruppe. Zwei Blondchen, das passte prima. Nen bißchen Sorgen haben mir die Jungs in der Gruppe gemacht, die sahen alle nach mehr Motorraderfahrung aus, und Leistungsdruck konnte ich nun noch nicht wirklich gebrauchen.
Herzklopfen wurde mehr. Egal. Das wird schon weggehen. Also tief druchatmen und anziehen. Auf die Fette Suzinette gesetzt und festgestellt, dass Tieferlegen bitter nötig war, wegen Füßchen an der Erde. Und los. Erste Runde, alles noch kalt und bewölkt. Und es ging. Erste Kurve, zweite Kurve, Gerade, Kurve, Gerade,...Ich schwitze. Nach 25 Minuten bin ich froh, dass es einigermaßen läuft. Die Knie zittern, aber es läuft. Nur ist alles noch sehr anstrengend. Pause.
Nächste Runde - es läuft, die Kurven kommen, und ich freue mich, dass wir die Gabel doch noch durchgesteckt haben, so dass Fette Suzinette sich fröhlich nach rechts und links legt. Ich merke, dass meine Reaktionen angemessen sind. Ich kann mich wieder auf mich verlassen. Und die Bilder von buntem, splitternden Plastik und näherkommendem Asphalt kommen langsam weniger oft. Pause.
Nächste Runde. Ich bin zu langsam. Direkt hinter Alfons kein Problem, aber wenn ich weiter hinten fahre, ist alles anders. Die Jungs ziehen mir auf der Geraden davon. Also hinterher. Bremsen, abwinkeln, geile Kurve

Bald ist die 400er aus der Gruppe verschwunden, hat sich als "zu langsam" lieber in eine weniger flotte Gruppe eingeordnet. Und ich denke mir "naja, so langsam war die doch gar nicht". Ich wage einen neuen Versuch.

Pause. Alles ist noch sehr anstrengend. Lieber Pause als Krankenhaus, denke ich mir und setze aus. Bloß keinen Fahrfehler machen...
Nächste Runde, neuer Versuch. Es läuft super. Beschleunigen, Bremsen, Kurve. Immer wieder. Nur läuft es immer nur super, wenn ich direkt hinter dem Instruktor bin. Ich hake die Sache als Kopfproblem ab und fahre den anderen immer weit hinterher.
Bei der nächsten Runde ist alles klar. Die Luft ist raus. Ich fahre raus und werde duschen gehen. Mir ist zu warm, ich hab Kopfweh und alles ist irgendwie schlapp. Geiles Wetter, das stimmt. Nur für mich leider etwas zu heiß in der schwarzen Klamotte mit immer noch so viel Angstschweiß darunter.
Mein GöGa ist auch gefrustet. Nach einem freundlich neckenden "du bist aber Scheiße auf der Bremse" vom benachbarten 400er Fahrer ist sein Selbstbewusstsein nachhaltig getrübt, und ich überlege mir, ob ich den kleinen frechen verprügeln soll. Nein, ich hab Angst vor Lydia. Also bitte ich ihn nur darum, mal nicht in jeder Kurve an ihm vorbeizuzischen, damit ich mir nicht den ganzen Abend die miese Laune antun muss.

Abendessen. Ich nehme mir vor, gut zu schlafen. Nach einer gemütlichen Runde am Esstisch nebenan und der Feststellung, dass es ja noch schweinekalter ist als gestern Abend gehen wir ins Zelt.
Nächster Morgen. Die Sonne scheint. Auf Fette Suzinette glitzern die Tautropfen im Sonnenlicht. Die Zweitakter erwachen. Dusche, nackte Füße in Flip-Flops, Scheibe Brot schnorren. Heute wird ein guter Tag.
Die Jungs aus meiner Gruppe haben sich woanders hinsortiert, so dass wir nur noch zu dritt sind. Alfons, die (1098?!?) Ducati und ich. Die Ducati muss angeschoben werden, die will nicht mehr, läuft dann aber doch. Nach dem ersten Turn ziert mein Gesicht ein breites Grinsen. Es ist nicht mehr so anstrengend wie am Vortag, es läuft einfach. Ich komme sogar aus dem Quark nach den Kurven.
Der Ducati-Fahrer hat seinen Oldtimer-Flitzer ausgemottet und fährt einen heißen Reifen damit, dass es eine Freude ist, hinterherzufahren. Endlich hängt er mich am Kurvenausgang nicht mehr ab

Zweiter Turn. Ich darf vorfahren. Meine Linie passt tiptop. Keine bösen Überraschungen. Das Überholen macht heute noch mehr Spaß als gestern

Das wars dann. Ich bin fertig. Nach 6 Turns ist die Luft erneut raus, und ich muss langsam machen. Ich fahre nochmal raus. Alfons fährt schon "Schonrunden", so dass jetzt auch endlich mal alle anderen an uns vorbeifahren dürfen. Am Ende der Start-Ziel-Linie sehe ich nicht recht, die ersatzweise geliehene gelbe Suzuki geht dem bisher eher langsam unterwegs gewesenen Reiter durch und geradeaus ins Oval. Nee, da will ich nicht hinterher. Also abwinkeln und Kurve. Nächste Runde, selbe Stelle, selber Reiter - diesmal nicht ins Oval, sondern auf die Strecke links daneben. Ich denke mir, da fahre ich mal lieber nach Hause. Bei soviel schlechtem Beispiel.
Der Tag ist zuende. Und die Angst ist weg. Die Selbsteinschätzung funktioniert tadellos. Alles in allem gab es kaum Ausfälle in den zwei Tagen. Nur Herrn Smirnoff, den hat es im Training für die folgenden Rennen am WE gelegt. Aber wenn der in der Anfängergruppe wilde Sau spielen muss, dann finde ich das gar nicht so schlimm.
Jetzt muss ich nur noch - wie immer - den Anhänger mitten in der Nacht nach Hause schaukeln, während GöGa auf dem Beifahrersitz zufrieden schnarcht.
Im nächsten Jahr bin ich natürlich wieder dabei. Und ich hoffe, dass auch einige andere dazukommen, damit die münsteraner Veranstaltungen auch den Publikumszulauf bekommen, den sie verdienen.
Gruß
Schnaps

PS: natürlich möchte ich auch gern noch das eine oder andere weitere Bild präsentieren, aber da müsst ihr noch etwas warten