Anfang letzten Jahres hab ich hier mal einen Aufruf gestartet, ob vielleicht der ein oder andere Lust hätte mit zulaufen, leider ist daraus nichts geworden.
Ich hab hier mal unseren kleinen Erlebnisbericht, falls jemand von euch mit dem Gedanken spielt nächstes Jahr mitzulaufen.
Wir werden vermutlich wieder am Start sein

Falls irgendwo im Bericht das Wort grebern/aufgrebern/irgendwas mit grebern vorkommt, so bezieht sich das auf Kneifen/Aufgeben/Feige sein etc. Abgeleitet durch ein Freund namens Greber, der über Monate tönte mit zulaufen und dann noch im September gekniffen hat mit einer Mädchenhaften Ausrede...

Abflugtag:
Wegen dem von den Medien titulieren "Wetter- und Schneechaos" oder wie wir Bayern sagen,
Winter, entschieden wir uns etwas früher zum Flughafen zu fahren. Mit Max und Beini im Auto bretterten wir Richtung Flughafen und dort sofort in den Langzeitparkplatz P41.
Vollbepackt mit unserem Gepäck sahen wir den Shuttle-Bus der uns zu T1 hätte bringen sollen schon kommen und liefen los. Kurz bevor wir am Bus waren, rief ich noch "hey, da steht T2 drauf, das is der falsche". Wir liessen den Bus dann weiterfahren, um festzustellen das er beide Terminals anfährt, egal, wir warteten 20 Minuten und fuhren dann zu T1. Noch schnell zwei Currywürstl reingezogen und ab durch den Check in.
Wir gingen davon aus das unser Flug pünktlich wie gebucht um 20:55Uhr München verlassen
und das das Boarding um 20:25Uhr beginnen würde. Also stellten wir uns schon mal an die
Schalter um einigermaßen brauchbare Plätze zu bekommen, da ja freie Sitzwahl war.
Als dann um 21 Uhr immer noch niemand da war, überlegten wir schon ob wir das Micro nehmen
und die Stümper von Easyjet ausrufen sollten, was wir dann ließen, weil niemand wusste welche
Strafe darauf stehen würde. Also haben wir einfach nur ein paar Mal auf das Micro gedrückt um das
*ding* zu hören. Lange Geschichte kurz erzählt, um 00:00 konnten wir dann doch endlich abfliegen.
Das Boarding bei Easyjet war auch ein Highlight. Für 20 Euro (oder sowas?) kann man noch das
Speedyboarding buchen, quasi eine priviligierte Behandlung, man kommt schneller in den Flieger...
... in der Theorie

Als wir alle in den Flieger wollten sprach uns der Gaylord Steward noch mit
"nein, nur die Speedyboarder, bitte, nur die Speedyboarder!" an. Als dann doch der einzelne
Speedyboarder stolz wie Oscar an uns vorbei schreitete und den Pöbel hinter sich ließ, waren wir
schon belustigt. Als das Personal feststellte das nur ein Einzelner von 300 Leuten Speedyboarding
gebucht hat und 1 Minute danach, alle andern durchgewunken hat, waren wir schon gut am Lachen.
Dann sind wir in´s Treppenhaus um zum Boardingbus zu kommen und da stand unser Speedyboarder
wieder, ganz allein, vor verschlossener Tür. Ab da platze es natürlich aus allen raus und es gab
sprücheklopfermässig kein Halten mehr. In Manchester angekommen, organisierten wir uns noch unseren Leihwagen und waren um 05:03Uhr (englischer Zeit) waren wir dann endlich in Wolverhampton im Bett.
Der Pre-Tough-Guy-Day:
Nach wenigen Stunden Schlaf, gönnten wir uns erst ein typisch britisches Frühstück, in einem
Asi-Pub wo die meisten schon um 10 Uhr voller waren als eine Pilgerreise nach Mekka. Da hatten wir dann auch den ersten Kontakt zu den hübschen Britinnen. Eine Engländerin mit unter 80KG und mehr als vier Zähnen zu finden ist scheinbar gar nicht mal so leicht, uns ist´s nicht gelungen. Auch bin ich einer Topstory auf der schliche, in dem ich Wolverhampton als Talibancamp outen werde, denn die Mehrheit der Bewohner sind entweder Afrikaner oder Pakistani. Vereinzelt sahen wir jedoch auch Europäer, oder vielleicht waren das auch einfach nur Albinos.
Von da aus war es eine kurze Fahrt von 20 Minuten zum TG-Gelände. Voller Ehrfurcht stiegen wir
aus und schauten uns um. Auf dem kurzen Marsch Richtung Killing Fields lief uns Bam Magera
von Jackass mit Ryan Dunn inkl. Kamerateam über den Weg. Wir waren beeindruckt und ehrlich
gesagt auch ein wenig eingeschüchtert, aber ein Zurück gab es nicht mehr, niemand sollte, wollte
oder konnte grebern! Ein ruhiger, erholsamer neigte sich dem Ende entgegen und so legten wir
uns zeitig schlafen um fit zu sein, für unseren großen Tag, für Ruhm und für Ehre!
D-Day, 31.01.2010:
The Start
Der Start steht unmittelbar bevor, wir stehen unserer Queen Wisitors (mit "W" nicht mit "V")
Startbox, noch 30 Minuten bis knapp über 5000 Bekloppte schreiend in´s Verderben stürzen.
Die Masse ist aufgeteilt in verschiedene Gruppen und über alle Gruppen hinweg verteilt,
gesellen sich verkleidete Läufer dazu. Wir sahen einen Rubix-Würfel mit ca. 1m Durchmesser,
einen Boratstring Läufer, mehrere Römer m. Schild, einen mit Ledertanga und Fliegerbrille bekleidet
und meine persönlichen Favoriten: DIE SPARTANER MIT IHREN SPERREN!

Es waren nur noch wenige Minuten bis zum Start, die Anspannung, Nervosität und das Adrenalin
pumpte im Körper und in Gesängen und Schlachtrufen fieberten alle dem Moment des großen
Startknalls entgegen. Als ich 15Meter weiter die Spartaner entdeckte brüllte ich aus Jux und Dollerei
einfach mal "Spartans! What is your profession?" Die Zwei grinsten mich an und zwei Sekunden
danach brüllen fast 500 Leute "A-Hu - A-Hu - A-Hu" und lachten...
Hier standen wir also, auf unserem Startberg, vor uns ein Absperrband das die Masse in Schach hielt.
Der Knall aus der historischen Kanone erfolgte, gelbe Rauchbomben gingen 200 Meter vor uns hoch
und vernebelten uns leicht die Sicht und damit waren wieder 1000 Läufer unterwegs. Weitere vier
Schüsse a 2 Minuten später, war das ganze Feld unterwegs
The Country Miles
Vor diesen 5 Milen hatte ich ehrlich gestanden die meiste Angst. Was die Tough Guy veranstalter als
"Aufwärmen für die Killing Fields" ansehen bedeutete für mich den Tot. Ohnehin schon von Gott nicht gerade mit viel läuferischer Ausdauer gesegnet, musste ich die letzten zwei Monate vor dem TG mit dem Trainieren aufhören auf Grund einer lästigen, schmerzhaften Knochenhautentzündung im Schienbein. Die kleineren Hindernisse wie z. B. dem Rabbit Hill (zwei kleinere Steigungen) oder den
einzelnen Baumstämmen brauch ich nichts schreiben, da sie wenig Reiz hatten.
Die Country Miles selbst, gliederten sich wie folgt in einzelne Abschnitte:
Chataway Chase
Über 400 Yards erstrecken sich die 10 ca. 1,5 Meter Gräben, mit hüfthohem, eiskaltem Wasser und
geborstenem Eis. In jedem der Gräben sind drei oder vier Seile an denen man sich rausziehen soll.
An sich vermutlich so schwer, mal davon abgesehen das der gesamte Ausstieg von den Vorläufern
zusätzlich komplett verschlammt und rutschig ist

The Slalom
Lasst es mich so sagen:
Wenn ich die Wahl hätte, in den nächsten Monaten nochmal den Slalom laufen müsste ODER mir eine rektale Endoskopie mit dem Teleskop "Hubble" antun müsste würde ich mit einem Lächeln nach der Endoskopie fragen. In meinem gesamten Leben habe ich noch nie so etwas schmerzhaftes, anstrengendes und gleichermaßen psychisch belastendes erlebt. Der Slalom besteht aus zehn steilen Bergauf-Passagen, a ca. 70 Meter. Die ersten 40 Meter haben einen Winkel von ca. 45°, die restlichen 30° haben einen Winkel von nahezu 70°. Dieses Hindernis haben sie heuer drastisch verschärft. Es ist länger und höher geworden. Zum ersten Mal seit Einführung der Underwater-Tunnel ist dieses Hindernis mal wieder als "Worst of all" gewählt worden, das dank der Verschärfung. Ich glaube allein hierfür haben Mario und ich 30 Minuten gebraucht. Von den durchschnittlich 6 Litern Blut die man im Körper hat, waren bei mir nach den ersten fünf Steigungen nur noch 3 Liter übrig, die andern 3 hatten sich einfach in Milchsäure verwandelt und lähmten nahezu meinen gesamten Bewegungss-apparat. Appetit und Durst machten sich breit und ich hatte 0 Kraft mehr. Gott sei
dank gab es zahlreiche Marshalls die einem gerne was zu Trinken gaben oder ein paar Jelly Babies um
wieder ein paar Kräfte zu mobilisieren
Big Bear Wood:
Endlich kamen wir aus dem Slalom raus in den Big Bear Wood, wir wussten das wir das schwerste hinter uns hatten und was kaltes Wasser an ging hatten wir nichts zu befürchten, das hatten wir ausreichen am zugefrorenen See trainiert. Big Bear Wood sind ca. 500 Yards lang und nichts anders als eine dauernde Abwechslung von auf dem Boden liegenden netzen die ungefähr 50 Yards lang sind. Wenn man sich rückwärts durchkämpft ist´s leichter, da man sich nicht dauernd verheddert. Einzig der Schlamm erschwert einem hier noch ein wenig das Laufen/Gehen.
The Ghurkha Grand National
Nach einer kurzen Laufstrecke kommt man zu diesem kräftezerrenden Hindernis.
Eine ca. 300 Yard lange Grube, 1.5 Meter tief, gefüllt mit hüfthohem, eisscherben gefülltem Wasser das man im ZickZack durchqueren muss. Zehn bis Zwölf mal, dann hat man auch dieses Hindernis hinter sich, und kommt dann bei den
New Jungle Obstacles & Water Slalom
an. Im Prinzip genau das gleiche wie der Ghurka Grand National, nur das man fünf Mal rein und
beim rausklettern unter Netzen durchrobben muss. Endlich, ein Ende der Country Miles ist in Sicht,
nur noch über den Tiger, dann wird es nochmal richtig kalt und richtig schlammig.
The Tiger
Zwei Hindernisse aus Baumstämmen und Netzen, a 40 Fuß hoch (ca. 11 Meter) und in der Mitte
zwischen den Beiden Hindernissen sind mehrere von oben hängende, elektrisch geladene Kuhzäune,
die dem ganzen noch einen Gewissen "kick" geben.

Endlich vorbei... jetzt "nur" noch rein in die Killing Fields.
Die Killing Fields werden eigentlich von allen am meisten gefürchtet. Wir hatten davor relativ wenig
Respekt da wir schon seit Oktober mit dem Kaltwasser Training angefangen und bis zwei Wochen
vor dem Start durchgezogen hatten.
Killing Fields:
Hier sahen wir dann auch schon, wie jemand im Schlamm auf einer Rettungsdecke lag, drei Sanitäter um ihn herum, ein Beatmungsgerät und eine Infusion im Arm... Da frägt man sich dann wieso man das eigentlich macht, aber nach spätestens 3 Sekunden war das schon wieder ausgeblendet und wir haben weiter Schub gegeben.
Colditz
Das Colditz ist eins der angenehmsten Hindernisse in den Killing Fields. Es besteht nur aus drei Mauern, aufgetürmt aus dünnen Baumstämmen. Sie sind 2m, 3m, und 4m hoch und relativ schnell und leicht zu überqueren.
The Behemoth
Der Behemoth besteht aus vier Türmen die miteinander verbunden und alle ca. 6-7 Meter hoch sind.
Zwischen den einzelnen Türmen sind mehrere Seile gespannt, an denen man von Turm zu Turm
balancieren muss um rüber zu kommen. Wenigstens gibt´s auch Seile an denen man sich über kopf
festhalten kann...
The Firey Holes
Die Firey Holes werden unterschätzt können aber denk ich relativ gefährlich werden.
Es sind vier Gräben die relativ breit sind, in der Mitte treiben größere Heuballen und gaukeln dir vor
du schaffst es mit einem gezielten Sprung nicht naß zu werden. Zwischen den einzelnen Gräben
zünden sie Heu an, so dass a) die Sicht eingeschränkt ist und b) das wärmende Feuer zum stehenbleiben und aufwärmen einlädt. Uns war der Sprung auf den Heuballen zu gefährlich, die Beine waren eh taub, da wär ein Bänderriss/anriss vorprogrammiert, also sind wir einfach in´s Wasser gehüpft und auf Nummer sicher gegangen.
Tyre Crawl
Hier wurden einfach Autoreifen zusammen gebunden um daraus einen Tunnel mit ca. 8 Meter Länge zu machen, die Hälfte davon allerdings schon schön im kalten Wasser.
The Dead Leg Swamp
Schon kamen wir in den Dead Leg Swamp. Einen wunderschönen 50cm tiefen Schlammsumpf der mit
Wasser geflutet wurde. Die Schuhe bleiben schön stecken und man fällt in dem unwegsamen Gelände unweigerlich zahlreiche Male auf die Fresse.
The Vietcongtunnel
Nach dem man sich vor Schlamm, der die Temperatur der Rückseite des Mondes hat, kaum rühren kann, kommt man zu den Vietcongtunnels. Mehrer Betonröhren neben einandern, keins breiter als 70cm. Das Ende ist nicht in sicht, man sieht nur schwarz. Nach dem man allerdings die ersten 6 Meter
gekrabbelt ist, sieht man einen Schimmer von Helligkeit. Nach der Hälfte der Strecke macht der Tunnel einen Knick und man sieht das Ende sofort.
The Paradise Climb
Ein Hindernis ca. 10 Meter hoch mit zwei Routen. Route eins führt einen wie beim Behemoth über zwei Seile über den See. Route zwei führt dich am Gerüst über ein Netz runter wobei man da den See
durchschwimmen muss. Wir entschieden uns für´s Schwimmen, da bei denen Seilen so viele Leute standen.
The Underwater Tunnel
Hahaha, ein geiles Hindernis. 30 Meter durch saukaltes Wasser waten, Eisreste überall und du
musst noch fünf Mal unter den Holzstempen durchtauchen. Danach kannst nach 15Meter das Wasser verlassen.
The Berlin Wall
Simples Kletterhindernis. 30Fuss hoch (10Meter). Einfach rauf und auf der anderen Seite runterklettern.
The Lake/ Death Plunge
Das Gerüst ist vielleicht vier oder fünf Meter hoch, je weiter du springst, desto weniger muss geschwommen werden. Die Leute stehen nur ewig rum, weil sie nicht in´s Wasser wollen

Dans Deceiver
Ein höheres Hindernis bestehend aus senkrechten Netzen, ein geborener Krampfverschaffer nach all der Kälte.
Dragon Pools
Ein 3 Meter hohes Hinderniss, das über Seilen über den kleinen See geht. Auch hier entschieden wir uns wieder direkt auf Grund der Warte Zeit durchs Wasser zu schwimmen.
Stalag Escape
Ein anstrengendes Hindernis, bei dem das Gesicht definitiv mehr schlamm abbekommt als während
einer Wellness Behandlung bei einer grobmotorischen Kosmetikerin mit Parkinson. Es geht darum eine Strecke von 20m unter Stacheldraht zu robben. Der Draht ist in knapp 30cm Höhe gespannt
und du liegst nur noch auf Schlamm und Wasser, unmöglich den Kopf nach oben zu heben, mehrfach
hatte es mir bei dem Versuch die Mütze von der Birne gezogen.
Tyre Torture
Hier wurden einfach auf 300m alle Autoreifen abgeworfen und verteilt die sie finden konnten.
Anaconda
Das Ende ist schon so nah, nur noch über die fünf großen Betonröhren klettern.
The Hill
Den Berg hinauf, an den Seilen hochziehen und die letzten paar Meter ins Ziel genießen.
Jetzt bekommt jeder erst mal eine Rettungsdecke, eine Medaille und wird sofort Richtung heißen Kakao geschickt. Den heißen Kaba kannst kaum trinken da du dabei aussiehst wie Muhammed Ali wenn er versucht eine Coladose aufzumachen, braun und klebrig eben...

Den TG haben wir alle überstanden. Alle die Teilgenommen hatten aus unserer Gruppe haben sich
ihre Medaille verdient! Und alle konnten wir am nächsten Tag kaum gehen. Maxl zerlegt kurzer Hand
20KM vorm Flughafen noch unseren Leihwagen, aber Gott sei Dank haben wir da die Vollkasko-versicherung gebucht gehabt.
Fazit:
Es war ein unglaubliches Erlebnis. Jeder ist bis an seine Grenzen gegangen, im Training und erst recht während dem Tough Guy. Mit Willenskraft haben wir die hohe Messlatte die wir uns selbst auferlegt haben übertroffen. Der Preis den wir dafür bezahlt haben? Viele unangenehme Stunden Training in sau kaltem Wasser, einige Stunden die Woche im Fitness und die Tatsache das unsere Kniescheiben jetzt ausschauen wie sandgestrahlte Tomaten.
Würden/werden wir es wieder tun?
Hell Yeah….
Yohimbé!
[url]http://img717.imageshack.us/i/marioundich.jpg/